[14.9.2022] Beim Fraunhofer-Institut FOKUS in Berlin fand die Konferenz Low Code Live statt. Der Low-Code-Ansatz zur Software-Erstellung kann zur Verwaltungsdigitalisierung beitragen. Dennoch hat das Prinzip auch Grenzen – gänzlich ohne IT-Fachwissen geht es nicht.
Low-Code-Plattformen erlauben es, mithilfe einer grafischer Oberfläche vorgefertigte Software-Bausteine so zusammenzufügen, dass ohne oder mit nur geringen Programmierkenntnissen eigene Software-Lösungen entstehen können. Low Code ist keine neue Erfindung – das Prinzip ist aber derzeit stark in den Fokus der öffentlichen Verwaltung gerückt, da es die Verwaltungsdigitalisierung effizient unterstützen kann. Im Berliner Fraunhofer-Institut FOKUS trafen am 7. September 2022 Experten zu einer Konferenz zusammen, um über die Anwendung von Low Code im Public Sector zu sprechen und Praxisbeispiele zu präsentieren. Nun berichtet Fraunhofer FOKUS von den Ergebnissen.
Der Faktor Schnelligkeit
Nebojsa Djordjevic von der IT- und Management-Beratung moysies & partners zeigte zusammen mit Ralf Meyer vom Berliner Finanzsenat, wie dank Low Code in sechs Wochen die Anträge für Verdienstausfälle im Rahmen der Corona-Pandemie online gestellt werden konnten.
Wie schnell mit Low Code zu einer Lösung gefunden werden kann, demonstrierte auch Markus Naaf von T-Systems. Für die Beantragung von Corona-Soforthilfen in Bayern hatte das Unternehmen mittels Low Code innerhalb von fünf Tagen ein Online-Portal entwickelt. Dank einer echten Ende-zu-Ende-Digitalisierung hatten die Sachbearbeiter entlastet werden können. Insgesamt seien später 26 Förderprogramme auf Basis von Low Code aufgebaut worden. Die Nachnutzung sei ein wichtiges Argument für den Einsatz von Low Code, so Naaf.
Auch Stig Martinsson von der schwedischen Arbeitsagentur verwies auf den Faktor Schnelligkeit. Der Low-Code-Ansatz erlaube es aufgrund des möglichen Tempos, das Tagesgeschäft innerhalb der Verwaltungen frühzeitig in die Erstellung von Software-Lösungen einzubinden.
Low Code ist einfach – dennoch nicht für jeden
Zehra Öztürk von der Senatskanzlei Hamburg – befasst mit dem jüngst ausgezeichneten Projekt MODUL-F (
wir berichteten) – verwies auf die Grenzen von Low Code. In 80 Prozent der Fälle sei das Zusammensetzen der Module sehr einfach, die Schwierigkeit liege bei den restlichen 20 Prozent, so Öztürk. So reiche für die erfolgreiche Anwendung des Prinzips nicht nur eine Schulung, auch Erfahrung sei erforderlich. Jens Tiemann vom Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) betonte ebenfalls, dass systematisches Testen neu erstellter Software weiterhin wichtig sei, auch wenn diese per Low-Code-Plattform entstehe.
Anna Opaska und Susanna Kuper von Fraunhofer FOKUS sprachen in einem Kurzvortrag über Nutzerzentrierung und verwiesen ebenfalls auf erforderliches Wissen beim Einsatz. Nicht jede Person könne per Low Code Anwendungen für Bürger entwickeln. Zudem seien vorhandene Low-Code-Plattformen bisher auch nur eingeschränkt nutzbar, weil vieles vorgegeben sei. Die beiden Expertinnen zeigten, welche möglichen Szenarien für Fachleute denkbar seien, damit diese ihr Wissen niederschwellig in die Anwendungsentwicklung einbringen können.
(sib)
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