Samstag, 23. November 2024

Ostalbkreis / WormsAbläufe vereinfacht

[24.07.2018] Das Landratsamt Ostalbkreis in Baden-Württemberg und die rheinland-pfälzische Stadt Worms haben ihren Einkauf digitalisiert. Der Koordinationsaufwand zwischen Bestellern und Lieferanten beschränkt sich seither auf wenige Minuten täglich.
Der Ostalbkreis hat die Vorratshaltung abgeschafft.

Der Ostalbkreis hat die Vorratshaltung abgeschafft.

(Bildquelle: Landratsamt Ostalbkreis)

Die Digitalisierung des kommunalen Einkaufs sorgt für Transparenz und vereinfacht Abläufe. Sie eröffnet weitreichende Steuerungsmöglichkeiten, führt zu höherer Wirtschaftlichkeit und erheblicher Entlastung am Arbeitsplatz. Das Landratsamt Ostalbkreis in Baden-Württemberg sowie die rheinland-pfälzische Stadt Worms entschieden sich aus ebendiesen Gründen für den elektronischen Einkauf. Seither beschränkt sich der Abstimmungs- und Koordinationsaufwand zwischen Bestellern und Lieferanten auf wenige Minuten pro Tag. Arbeitsentlastung, höhere Wirtschaftlichkeit, Preisvorteile und strategische Mehrwerte sind nachhaltig zu verbuchen.

Beschaffungsvorgänge im Ostalbkreis waren kaum steuerbar

Das Landratsamt Ostalbkreis hatte im Jahr 2006 die Digitalisierung des Einkaufs beschlossen. Mit einer Fläche von rund 1.500 Quadratkilometern ist der Ostalbkreis der drittgrößte der 35 Landkreise in Baden-Württemberg. Aus organisatorischer Sicht waren die bislang papiergestützten Beschaffungsvorgänge für rund 1.900 Bedienstete in 20 Verwaltungsdienststellen sowie sieben landkreiseigenen Schulen kaum steuerbar. Es wurde zwar ein gemeinsames Lager bewirtschaftet, doch eine umfassende Transparenz bezüglich der benötigten Verbrauchsartikel (C-Artikel) war nicht gegeben. Ursache hierfür waren vor allem die dezentrale Ressourcenverwaltung und die damit verbundenen papiergestützten Abläufe. Die tatsächlichen Kosten der Beschaffung, einschließlich Lagerhaltung und Abwicklung, waren nicht bekannt. Zudem entschieden die einzelnen Bedarfsträger über die Wahl der Produkte, deren Qualität und die verschiedenen Lieferanten. „Die Beschaffungsvorgänge wurden dabei unabhängig voneinander und parallel zum Angebot des internen Lagers abgewickelt“, berichtet Martin Brandt, Fachbereichsleiter Organisation beim Landratsamt Ostalbkreis.

Bevorratung in Wormser Schulen nicht mehr nötig

Die gut 85.000 Einwohner zählende Stadt Worms entschied sich aus fast den gleichen Gründen für eine Digitalisierung des Einkaufs. Auf Grundlage der Web-Services des Unternehmens TEK Service sind sowohl im Ostalbkreis als auch bei der Stadt Worms nach einer Projektzeit von sechs bis acht Wochen die ersten zeitlich befristeten Rahmenverträge geschlossen und die einzelnen Kostenstellen mit Papier, Toner- und Tintenpatronen beliefert worden. „Binnen kürzester Zeit wurde die elektronische Einkaufslösung maßgeschneidert für unsere Bedürfnisse und Anforderungen umgesetzt“, bestätigt Monika Winkler, stellvertretende Abteilungsleiterin Interner Service bei der Stadt Worms.
Bis dahin hatten die häufigen Bestellungen im Bereich der C-Artikel die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter stark gebunden. Wöchentlich kümmerten sich 18 Mitarbeiter mehrere Stunden um das Einkaufen im örtlichen Handel. Dies kann nun in wenigen Minuten am Rechner erledigt werden. Auch die Bedarfserfassung für die Schulen in Worms stellte einen erheblichen zeitlichen Aufwand dar. Waren die Sammelbestellungen für Kreide, Schulformulare oder Klassenbücher abgeschlossen, zeigte sich der Nachteil der damit verbundenen Bevorratung: Es wurde zu wenig oder notgedrungen zu viel bestellt, was im schlimmsten Fall im kommenden Schuljahr nicht mehr aktuell war und vernichtet werden musste. Nun erfolgt die Lieferung just in time, direkt an den Arbeitsplatz. Eine Bevorratung ist nicht mehr notwendig.

Lückenlose Dokumentation und schlanke Prozesse

Die Einführung des elektronischen Einkaufs führte sowohl in Worms als auch im Ostalbkreis rasch zu spürbaren Entlastungen. „Bereits von Anfang an war die neue Lösung voll einsetzbar und schon nach kurzer Zeit zeigten sich die ersten Erfolge“, berichtet Fachbereichsleiter Martin Brandt. Das veränderte Bestellverhalten führte im Ostalbkreis schon im ersten Jahr zu Einsparungen von 70.000 Euro. In der Folge konnten die Lagerkapazitäten zunächst reduziert und schließlich die gesamte Vorratshaltung abgeschafft werden. Seit dem Jahr 2016 kauft das Landratsamt auch den Hygienebedarf für die Verwaltungsgebäude sowie die kreiseigenen Schulen elektronisch ein. Durch die lückenlose Dokumentation und die schlanken Prozesse ist das Landratsamt Ostalbkreis heute in der Lage, 226 Kostenstellen mit einem Jahresumsatz von 355.000 Euro über die E-Einkaufsplattform zu steuern. Im Rahmen einer betriebswirtschaftlichen Betrachtung und unter Berücksichtigung aller Kosten, wie Personal, Lagerhaltung und Logistik, konnte eine jährliche Kostensenkung in Höhe von knapp 230.000 Euro errechnet werden.
In Worms werden mittlerweile 184 Kostenstellen mit einem Jahresbedarf im Wert von 150.000 Euro beliefert. Tendenz steigend. „Der Einstieg in den Ausbau der Sortimente wurde durch den verwaltungsübergreifenden Dialog mit anderen TEK-Kunden erheblich vereinfacht“, berichtet Monika Winkler.

Ausschreibungsvorbereitungen verkürzt

Ganz ähnlich bewertet dies das Landratsamt Ostalbkreis. Auf Grundlage der durch TEK erstellten elektronischen Leistungsverzeichnisse verkürzte sich die erforderliche Zeit für die Ausschreibungsvorbereitung drastisch. Durch die Verknüpfung von E-Einkauf und E-Vergabe kann seither ohne großen Aufwand periodisch ausgeschrieben werden. „Der Abstimmungsaufwand mit den Lieferanten beschränkt sich seit der Einführung der Bestellplattform auf wenige Minuten am Tag“, bestätigt Martin Brandt vom Landratsamt Ostalbkreis. Der erste Schritt hin zu einer Revolution in der Organisations- und Personalentwicklung sei getan.

Sarah Schulz ist freie Redakteurin in München.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: E-Procurement
Stilisierte Darstellung von Zahnrädern, die ineinanergreifen. Hellblau auf dunkelblauem Grund.

TEK-Service/B_I Medien: Einkauf und Vergabe eng verzahnt

[19.11.2024] Die Firmen B_I Medien und TEK-Service bieten künftig gemeinsam Lösungen und Services für Verwaltungen, um Einkauf und Vergabe zu kombinieren und digital zu steuern. Ziel ist, Prozesse zu vereinfachen und Zeit für Kernaufgaben zu schaffen. mehr...

Ein Tablet liegt auf dem Tisch, darüber eine Hand. Über dem Tablet schweben Symbole für die digitalen Einkauf, wie ein Einkaufswagen sowie Symbole für Cloud Computing und IT-Sicherheit.
bericht

Öffentlicher Einkauf: Die Beschaffung der Zukunft

[16.09.2024] Um die öffentliche Beschaffung zu vereinfachen, wurde als EfA-Leistung das Lieferantencockpit entwickelt. Privatwirtschaftliche IT-Unternehmen und deren Verbände sehen sich nicht nur hier durch das EfA-Prinzip übergangen – etablierte Lösungen gäbe es längst. mehr...

Um die 400 Teilnehmer werden zur 25. Beschaffungskonferenz in Berlin erwartet.

25. Beschaffungskonferenz: Gut einkaufen für öffentliche Auftraggeber

[13.08.2024] Vom 23. bis 24. September findet die 25. Beschaffungskonferenz in Berlin statt. Teilnehmer aus den Bereichen Beschaffung, Vergabe, Wissenschaft, Politik und der Wirtschaft kommen hier zusammen und erhalten Ein- und Ausblicke rund um den öffentlichen Einkauf. mehr...

AKDB: BayKIT eG übernimmt Vergabeverfahren

[16.05.2024] Die Bayerische Kommunale IT-Einkaufsgenossenschaft (BayKIT) ist ins Genossenschaftsregister eingetragen, in München hat die Geschäftsstelle ihren Betrieb aufgenommen. Schon jetzt stößt das Angebot auf breites Interesse der kommunalen Träger. mehr...

E-Procurement: E-Einkauf bewährt sich

[28.03.2024] Eine elektronische Abwicklung des Einkaufs hat nicht nur wirtschaftliche und vergaberechtliche Vorteile, sondern sorgt angesichts des Fachkräftemangels auch für spürbare Entlastung. Das zeigen Beispiele aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Berlin. mehr...

Deutschland ist fristgerecht eForms-ready.

E-Beschaffung: Meilenstein erreicht

[25.03.2024] Mit der Einführung von eForms als digitalem Standard für EU-weite Bekanntmachungen ist ein Meilenstein bei der Digitalisierung der Beschaffung erreicht. Als Dreh- und Angelpunkt für Vergabestellen und Bieter fungiert künftig der Datenservice Öffentlicher Einkauf. mehr...

Im Webinar aus der Reihe „Kommune 21 im Gespräch“ berichtete die Einkaufsgenossenschaft KoPart von ihrer Kooperation mit TEK-Service.

Webinar „Kommune 21 im Gespräch“: Einblick in die Blackbox

[21.03.2024] Am 7. März widmete sich eine Folge der Webinar-Reihe „Kommune21 im Gespräch“ dem digitalen Einkauf. Das Unternehmen TEK-Service und die Einkaufsgenossenschaft KoPart gaben dabei Einblicke in ihre Zusammenarbeit. Eine ihrer Besonderheiten: Seit diesem Jahr ermöglicht die KoPart mit Unterstützung von TEK-Service die Kombination von Rahmenverträgen und Einzelbestellungen. mehr...

In der Webinar-Reihe „Kommune21 im Gespräch“ geht es am 7. März 2024 um Synergien zwischen Ausschreibungen der öffentlichen Hand und Online-Marktplätzen.

Live-Webinar „Kommune21 im Gespräch“: Synergien bei Ausschreibungen

[02.02.2024] In der Webinar-Reihe „Kommune21 im Gespräch“ geht es am 7. März 2024 um Synergien zwischen Ausschreibungen der öffentlichen Hand und Online-Marktplätzen. Ralf Togler und Andreas Pokropp von der Einkaufsgemeinschaft KoPart sowie Monika Schmidt von der TEK-Service AG diskutieren über die innovative Kombination von Ausschreibungsverfahren und Marktplatzmodellen. mehr...

Die neu gegründete Einkaufsgenossenschaft BayKIT will bayerische Kommunen beim IT-Einkauf entlasten.

Bayern: Einkaufsgenossenschaft für Kommunen

[31.01.2024] Auf Initiative der AKDB erfolgte die Gründung einer Bayerischen Kommunalen IT-Einkaufsgenossenschaft. Sie soll Hardware und verbundene Dienstleistungen für ihre Mitglieder beschaffen – zunächst im Schulbereich. mehr...

Dataport hat für seine Vergabestelle den Hamburger Vergabepreis 2024 erhalten

Hamburger Vergabepreis: Auszeichnung geht an Dataport

[29.01.2024] Der IT-Dienstleister Dataport fungiert auch als Vergabestelle. Dabei liegt der gesamte Vergabeprozess in einer Hand. Die Jury des Hamburger Vergabepreises zeigte sich von dieser Aufstellung überzeugt. mehr...

Thüringen: E-Vergabe-Plattform etabliert

[11.01.2024] Im Jahr 2023 wurden 2.304 Ausschreibungen auf der E-Vergabe-Plattform des Freistaats Thüringen veröffentlicht. Die Landesvergabeplattform ist in einen Kooperationsverbund mit der Bundesverwaltung und mehreren Bundesländern eingebunden. mehr...

Hamburg vereinfacht Vergabe.

Hamburg: Vereinfachte Vergabe

[08.01.2024] Durch eine Experimentierklausel werden die Vergabeverfahren der Freien und Hansestadt Hamburg bis zu einem bestimmten Auftragswert deutlich vereinfacht. mehr...

Die E-Vergabe-Plattformen von RIB Software wurden pünktlich an den neuen Veröffentlichungsstandard angepasst.

E-Vergabe: Reibungsloser Start der eForms


[18.12.2023] Im Rahmen des digitalen Wandels des öffentlichen Auftragswesens spielen die eForms als neuer Veröffentlichungsstandard innerhalb der EU eine wichtige Rolle. Über die Vergabeplattformen von RIB Software sind in den ersten sechs Wochen seit dem Start bereits mehr als 1.000 eForm-Veröffentlichungen erfolgt. mehr...

CGI: Volldigitales Wettbewerbsregister

[06.12.2023] Um den fairen Wettbewerb im öffentlichen Auftragswesen zu sichern, betreibt das Bundeskartellamt das Wettbewerbsregister. Dafür hat CGI jetzt als eines der ersten volldigitalen Register der öffentlichen Verwaltung ein durchgängig digitalisiertes Fachverfahren entwickelt. mehr...

adesso: Mitarbeit an Beschaffungsplattform

[04.12.2023] Die Plattform „Datenservice Öffentlicher Einkauf“ soll für Transparenz bei öffentlichen Ausschreibungen sorgen und entspricht der aktuellen EU-Durchführungsverordnung, die den Standard eForms-DE vorschreibt. adesso hat das Beschaffungsamt bei der Umsetzung zentraler Komponenten unterstützt. mehr...