Mittwoch, 27. November 2024

DStGBDatenhandel statt Open Data?

[11.04.2018] Auf den Vorschlag des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Kommunen sollten mit – anonymisierten – Datensätzen Geld verdienen, reagieren Politik und Deutscher Städtetag skeptisch. Die Open Data Community sprach von einem Dämpfer für die gesamte Open-Data-Bewegung.
DStGB: Die Kommunen sollten ihre wertvollen Datenschätze zu Geld machen.

DStGB: Die Kommunen sollten ihre wertvollen Datenschätze zu Geld machen.

(Bildquelle: weyo-Fotolia.com)

Kommunen sollten mit ihren zahlreichen Datenbeständen endlich auch Geld verdienen. Daten seien das Öl des 21. Jahrhunderts und die Städte und Gemeinden müssten sich klar werden, dass sich damit wichtige Einnahmen erzielen lassen. Das erklärte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB), Gerd Landsberg, gegenüber der Rheinischen Post. Die Kommunen verfügten über wertvolle Datensätze, die sie in anonymisierter Form nicht mehr kostenlos zur Verfügung stellen sollten. Unternehmen, die beispielsweise mit den von den Kommunen erhobenen Mobilitätsdaten oder Luftbildern arbeiten wollen, sollten dafür künftig bezahlen müssen.
Im Interview mit dem SWR erklärte Landsberg, der Vorstoß komme trotz der derzeitigen Skandale um Datensammler wie Facebook oder die Deutsche Post zum richtigen Zeitpunkt: „Die Bürger vertrauen uns und können sich darauf verlassen, dass wir niemals ihre persönlichen Daten weitergeben würden.“

Vorschlag erntet vor allem Kritik

Für seinen Vorschlag erntet der DStGB vor allem Skepsis und Kritik. Die Bundesdatenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff erklärte, dass eine Nutzung anonymer Daten zwar datenschutzrechtlich unproblematisch sei, warnte allerdings davor, entsprechende Maßnahmen pauschal als unbedenklich abzustempeln: „In der heutigen Zeit existieren Möglichkeiten, auch vermeintlich anonyme und damit harmlose Daten so zu verknüpfen, dass plötzlich doch wieder Rückschlüsse auf einzelne Personen erfolgen können.“
Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen Bundespartei, Konstantin von Notz, warnte davor, in das Lied von den „Daten als Rohöl des 21. Jahrhunderts“ einzustimmen: „Statt nun vollends in das höchst fragwürdige Geschäft der Kommerzialisierung persönlicher Daten der Bürgerinnen und Bürger einzusteigen, sollten sich die Kommunen auf die Bereitstellung von mit öffentlichen Geldern entstandenen Daten und Informationen konzentrieren, um so wirtschaftliche Impulse zu setzen“, kommentierte von Notz.
Skeptisch reagierte auch der Deutsche Städtetag. In einem Statement erklärte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy: „Der Deutsche Städtetag sieht es kritisch, kommunale Daten gewinnbringend an Dritte zu verkaufen. Die Städte betreiben keinen Handel mit Daten.“ Diese sähen sich vielmehr in der Pflicht, Bürgern und ansässigen Unternehmen Informationen, Statistiken und Daten zu allen Lebensbereichen anzubieten. Aus Geodaten, die über Open-Data-Portale kostenfrei zur Verfügung gestellt würden, entstünden beispielsweise 3D-Bilder, visualisierte Entwürfe von Architekten oder Simulationen über Verkehrsflüsse, was die Navigation verbessere. „Solche Anwendungen bieten für die Städte und ihre Bürgerinnen und Bürger einen Mehrwert“, so Dedy. „Natürlich verursachen Open-Data-Angebote Aufwand und Kosten für die Kommunen. Aber sie stärken auch die Wirtschaftskraft von Unternehmen und sind Ausdruck für eine bürgernahe, partizipative und wirtschaftsfreundliche Kommune.“

Widerspruch zum Open-Data-Gedanken

Hohe Wellen schlägt der DStGB mit seinem Vorschlag auch innerhalb der Open-Data-Community. So kommentierte auf Twitter etwa Claus Arndt von der Stadt Moers: „Ein spektakulärer Dämpfer für die gesamte #opendata-Bewegung.“ Und das Netzwerk Offene Kommunen.NRW fordert: „Wir wollen kein Preisschild an Daten.“ Der Gedanke widerspreche der Open-Government-Idee: „Wer jetzt Daten kostenpflichtig auf den Markt bringt, verdrängt gelungene Ansätze aus der Open-Data-Bewegung der vergangenen Jahre und bremst zivilgesellschaftliche Kompetenz.“ Zudem weist Offene Kommunen.NRW darauf hin: „Die öffentliche Verwaltung selbst ist der potenziell größte Nutzer und Nutznießer von Open Data: Open Data ist ein starker Innovationstreiber für die Verwaltungsmodernisierung.“





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Open Government
Composite: eine menschliche Hand vor einem hellen Hintergrund mit türkisfarbenen, abstrakten Strukturen, die Hand berührt ein 6_eck auf dem das Wort "Data" steht.

Bayern: Open-Data-Plattform wächst

[16.10.2024] Die von der Bayerischen Agentur für Digitales (byte) entwickelte Open-Data-Plattform open.bydata hat sich zu einem zentralen Bestandteil des Datenökosystems in Bayern entwickelt. Sie konnte sich nun im unabhängigen Ranking der Open Knowledge Foundation (OKF) in der Kategorie Datenportal auf Platz 1 positionieren. mehr...

Berlin: Geodatenschätze entdecken

[30.07.2024] Einen digitalen Stadtführer durch die Geodatenwelt des Landes Berlin bietet jetzt das gemeinnützige KI-Tool GeoExplorer. Entwickelt wurde es von der Open Data Informationsstelle (ODIS) der Technologiestiftung Berlin. mehr...

Bis zum vierten Quartal 2024 soll in Bonn die erste Version einer urbanen Datenplattform entstehen

Bonn: Auf dem Weg zum Urban Data Management

[22.07.2024] Im städtischen Kontext fallen eine Vielzahl von Daten aus allen Bereichen der Gesellschaft an und werden gesammelt. Die Stadt Bonn hat eine Datenstrategie und Datengovernance für urbane Daten verabschiedet und will ihren Datenschatz durch ein umfassendes Urban Data Management zugänglich machen. mehr...

BMEL will innovative Projektideen zum Einsatz von Open Data in ländlichen Kommunen unterstützen.

Open Data: Ideen für ländliche Kommunen gesucht

[20.06.2024] Innovative Lösungen zum Einsatz von offenen Verwaltungsdaten in ländlichen Kommunen sucht jetzt das Bundeslandwirtschaftsministerium im Zuge eines Ideenwettbewerbs. mehr...

Dresden: Digitale Lösungen gegen Extremwetter

[16.05.2024] Beim diesjährigen Open Data Camp der Stadt Dresden und der Sächsischen Staatskanzlei sollen die Teilnehmenden unter dem Motto „Cool down – Hack die Extreme“ kreative digitale Lösungen zur Anpassung an Extremwetterlagen entwickeln. mehr...

Bayern: Kompetenz für Open Data

[10.05.2024] Ein Kompetenzzentrum für Open Data wollen in Bayern das Digitalministerium und die Digitalagentur byte etablieren. Das Portfolio des Kompetenzzentrums umfasst neben dem Open-Data-Portal umfassende Serviceleistungen, die den Einstieg in die Datenbereitstellung auch für kleinste Behörden und Kommunen möglich machen. mehr...

Die Stadt Frankfurt am Main bereitet ihre Haushaltspläne auf einer Plattform grafisch auf.

Open Government: Haushaltsdaten digital veröffentlichen

[03.05.2024] Neben der Haushaltssatzung sollten die Bürgerinnen und Bürger auch auf den kommunalen Haushaltsplan jederzeit unkompliziert zugreifen können. Es empfiehlt sich deshalb die Online-Veröffentlichung. Der Einsatz digitaler Methoden sorgt darüber hinaus für mehr Transparenz und bessere Auswertungsmöglichkeiten. mehr...

Open Data Barcamp: Raum für Austausch und Networking

[11.03.2024] Das Open Data Barcamp bietet den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und sich im Bereich Open Data auszutauschen. Das Besondere: Sie haben die Möglichkeit, das Programm selbst zu gestalten. mehr...

Rhein-Kreis Neuss und angehörige Kommunen nutzen Open-Data-Portal gemeinsam.

Rhein-Kreis Neuss: Open Data interkommunal

[16.02.2024] Der Rhein-Kreis Neuss und die angehörigen Kommunen setzen auf ein gemeinsames Open-Data-Portal. Die interkommunale Kooperation bringt viele Vorteile. Und macht den Rhein-Kreis Neuss zum führenden Landkreis bei der Bereitstellung von offenen Daten. mehr...

Offene Daten bilden einen Nährboden für Innovationen.

Open Data: Katalysator für Fortschritt

[01.02.2024] Das Open-Data-Portal GovData spielt in der nationalen Datenstrategie „Fortschritt durch Datennutzung“ eine wichtige Rolle. Auch viele Kommunen stellen ihre offenen Daten bereits über die Plattform zur Verfügung. mehr...

Open CoDE: Gemeinsam für Open Source.

Open Source: Open CoDE für Kooperation

[16.01.2024] Um Open Source rechtssicher einzusetzen und gemeinsam voranzubringen, tauschen sich aktuell mehr als 2.900 Nutzende aus Kommunen, Bund und Ländern sowie deren IT-Dienstleister auf der Plattform Open CoDE aus und entwickeln Code weiter. mehr...

Augsburg: Statistikportal macht Daten verfügbar

[09.01.2024] Das Augsburger Amt für Statistik und Stadtforschung sammelt, prüft und verarbeitet Daten aus den unterschiedlichsten Bereichen. Nun wurde ein neues Online-Portal gelauncht, das diese Informationen aufbereitet und – auch als Open Data – öffentlich zugänglich macht. mehr...

Das bayerische Open-Data-Portal erlaubt es partizipierenden Kommunen

Bayern: Open Data für jede Kommune

[04.12.2023] Um die heterogene Datenlandschaft zu harmonisieren und jeder Kommune die Möglichkeit zu geben, ihre Daten zu veröffentlichen, hat Bayern im Frühjahr ein Open-Data-Portal gestartet. Neben dem Portal gibt es auch umfassende Beratung. Immer mehr Kommunen nutzen das Angebot. mehr...

Berlin: Weihnachtsmarkt-App mit neuen Funktionen

[01.12.2023] Der Berliner Weihnachtsmarkt-Finder zeigt auf einer interaktiven Karte fast alle Märkte der Hauptstadt und dazugehörige Angaben wie Anfahrt oder Öffnungszeiten an. Neu hinzugekommen sind in diesem Jahr Infos zum Wetter und ein Filter zur Barrierefreiheit. mehr...

Bundeshaushalt: Mittel für digitale Souveränität halbiert

[23.11.2023] Im Bundeshaushalt für 2024 sind die Mittel für Projekte im Bereich digitale Souveränität und Open Source deutlich gekürzt worden. Die Bundesregierung habe es damit erneut verpasst, finanziell die notwendigen Akzente zu setzen, um die digitalen Abhängigkeiten der Verwaltung zu reduzieren, kritisiert die OSB Alliance. mehr...