WürzburgKonzept für die Mainregiopole
Die Würzburger Stadtverwaltung nutzt die Möglichkeiten der Digitalisierung schon seit Langem in vielen Einzelprojekten. Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren entscheidend verändert. Das Werkzeug, das der Kommune bislang half, diverse Aufgaben besser zu erledigen, hat sich durch die exponentielle Leistungsentwicklung der Hardware, aber auch durch die komplexeren und sich immer stärker vernetzenden Software-Anwendungen dramatisch weiterentwickelt. Heute können mit diesen Tools Fragen bearbeitet werden, an die man vor fünf oder zehn Jahren noch gar nicht zu denken wagte. Außerdem hat Würzburg – wie alle deutschen Kommunen – durch das im Jahr 2017 erlassene Onlinezugangsgesetz (OZG) den gesetzlichen Auftrag, bis zum Jahr 2022 alle Verwaltungsleistungen über Verwaltungsportale auch digital anzubieten und diese Portale zu einem Verbund zu verknüpfen.
Umsetzung auch ohne Fördermittel
Vor diesem Hintergrund ist es das aktuelle Ziel der mainfränkischen Regiopole, digitale Lösungen noch stärker und strategischer zu nutzen. So beschäftigt sich der Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft und Standortmarketing (FB WWS) der Stadt Würzburg seit Ende 2017 intensiv mit dem Thema Smart City. Seit April 2019 liegt unter dem Titel smartwue ein vom FB WWS unter Einbindung diverser Gremien, Interessensvertreter und Experten erstelltes und vom Stadtrat beschlossenes Konzept vor, welches das weitere Vorgehen bei der Digitalisierung der Verwaltung und der Stadt skizziert.
Einen zusätzlichen Impuls erhielten die konzeptionellen Bemühungen durch die Teilnahme Würzburgs an einem Wettbewerb des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat im Mai 2019. Das Ministerium will damit die Planung und Umsetzung digitaler Strategien für lebenswerte Städte fördern. Leider konnte sich die Stadt Würzburg mit ihrem Antrag im Wettbewerb nicht durchsetzen. Aber auch ohne diese zusätzlichen Mittel werden die im Folgenden in Auszügen geschilderten Digitalisierungsziele in Angriff genommen – nur in etwas kleinerem Maßstab und vermutlich etwas langsamer als mit der erhofften Förderung.
Verbesserungen bei Inklusion und Integration
Grundsätzlich haben alle im smartwue-Konzept zusammengetragenen Vorhaben den Anspruch, die Lebensqualität der Bürger in Bereichen wie Gesundheit, Umwelt, Arbeit, Wohnen und Mobilität zu steigern. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Verbesserungen bei Inklusion und Integration. In diese Richtung zielt zum Beispiel ein neues System zur Indoor-Navigation. Eine von Wissenschaftlern der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt entwickelte App soll in einer geplanten Pilotphase Bürgern, Mitarbeitern und Externen ein leichteres Zurechtfinden im Würzburger Rathaus ermöglichen. Das System hat großes Ausbaupotenzial. Neben einer zukünftigen Nutzung in Museen und bei digitalen Stadtführungen kann es eine wichtige Hilfestellung für sehbehinderte, mobil eingeschränkte und ausländische Menschen sein.
Ein weiteres digitales Serviceangebot der Stadt Würzburg sind Chatbots. Hierbei stellen die Nutzer ihre Fragen online einer umfangreichen Datenbank, die nützliche Tipps und Links in die Antwort packt. Momentan sind in einer Pilotphase auf der städtischen Internet-Seite www.wuerzburg.de zwei Chatbots in den Bereichen Tourismus und Bürgerbüro erfolgreich im Einsatz.
Transparenz und Mitgestaltung stärken
Ebenfalls schon teilweise aktiv ist das Online-Bewerberportal. Dieses stellt Fragebögen im Inter- und Intranet bereit. Auch eine Bewerbung über mobile Endgeräte ist möglich. Die von den Bewerbern eingetragenen Daten werden anschließend im System gesichtet. Die nächsten Schritte erfolgen per E-Mail – die entsprechenden Verknüpfungen und Vorlagen sind im System hinterlegt. Das Online-Bewerberportal ist seit April dieses Jahres testweise im Bereich der Ausbildungsplätze im Einsatz. Nach der Erprobungsphase ist ein weiterer Roll-out innerhalb der Stadtverwaltung noch für diesen Sommer geplant.
Auf dem Weg zur smarten Stadt stärkt Würzburg auch Transparenz und Mitgestaltung. So sollen die Bürger beispielsweise über eine neue App nicht nur Vorschläge für Projekte machen, sondern über ein ausgeklügeltes Bewertungsverfahren auch darüber abstimmen können, welche Vorhaben sie als gut und unterstützenswert erachten. Die Idee entstand im Rahmen einer Semesterarbeit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt im Winter 2018/2019 und soll mit einer Software-Firma durch eine Prototyperstellung ausgebaut und weiterverfolgt werden.
Das Lob- und Beschwerde-Management der Stadt Würzburg funktioniert E-Mail-basiert über ein Formular auf der Website. Damit können sich die Bürger jederzeit und niedrigschwellig an die Stadt wenden. Die Verwaltung ihrerseits profitiert von standardisierten Abläufen. Das System ist bereits etabliert, Entwicklungspotenzial liegt in einer noch stärkeren Automatisierung. Es ist zudem denkbar, eine gemeinsame Plattform für alle Bürgerbeteiligungsfelder – wie Ideen, Lob und Beschwerden – zu entwickeln, um den Bürgern in nur einer Anwendung ein umfassendes Beteiligungsangebot zu machen.
Open-Data-Portal in Arbeit
Für noch mehr Offenheit baut die Stadt Würzburg derzeit ihr Geo-Informationssystem (GIS) zu einem Bürger-GIS aus. Ziel ist es, raumbezogene, bürgerrelevante Themen nutzerfreundlich in einer interaktiven Kartenanwendung im Responsive Design der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Ebenfalls in Arbeit ist die technische Infrastruktur für eine Open-Data-Plattform. Dabei schafft die Wirtschaftsförderung der Stadt zusammen mit Partnern aus Hochschule und Wirtschaft ein Datenportal, das eigens für die Bereitstellung von Verwaltungsdaten und -dokumenten konzipiert ist. Dieses sorgt nicht nur für mehr Transparenz, sondern kann im Idealfall die Grundlage für neue Geschäftsideen sein.
Als infrastrukturelle Basis für digitale Kommunikation kann bereits auf das Würzburger WiFi-Netzwerk sowie 3G- und LTE-Netzwerke zurückgegriffen werden. Als Besonderheit verfügt Würzburg über ein lokales, vom Unternehmen Mainfrankennetze betriebenes Glasfasernetz. Ein 5G-Netz und ein Long Range Wide Area Network (LoRaWAN) sind initiiert. Bei Letzterem handelt es sich um ein Netzwerkprotokoll, das für lange Reichweiten ausgelegt ist sowie die Vernetzung von Dingen mit dem Internet über größere Reichweiten hinweg und bei vergleichsweise geringem Energieverbrauch ermöglicht. Denkbare Smart-City-Einsatzfelder sind die Parksensorik, das Abfall- und Flotten-Management, Smart Metering oder eine smarte Beleuchtungssteuerung. Bis Ende dieses Jahres soll in Würzburg ein Pilotnetz die ersten Daten an eine Plattform oder an einen Server liefern.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe August 2019 von Kommune21 im Schwerpunkt Smart City erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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