Mittwoch, 5. Februar 2025

ThüringenÖffentliche Glasfasergesellschaft?

[02.09.2019] Der Breitband-Ausbau geht in Thüringen zügig voran, wie sich am Jahres­bericht zur Glasfaserstrategie 2019 ablesen lässt. Neue Förderinitiativen sollen diese Fortschritte vorantreiben. Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee schlägt zudem eine öffentliche Glasfasergesellschaft für den Freistaat vor.

Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee zieht eine positive Zwischenbilanz zur „Thüringer Strategie für die Digitale Gesellschaft“ (wir berichteten). Wie das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft mitteilt, ist der Freistaat seit Januar 2018 beim Breitband-Ausbau sowie bei neuen Unterstützungs- und Förderangeboten für Wirtschaft und Kommunen gut vorangekommen. Laut dem Jahresbericht zur Glasfaserstrategie 2019 verfügen aktuell mehr als 92 Prozent der Thüringer Haushalte über Bandbreiten von mindestens 30 Megabit pro Sekunde. Download-Geschwindigkeiten von mindestens 50 Mbit/s werden in fast 90 Prozent der Haushalte und von mindestens 100 Mbit/s in annähernd 63 Prozent der Haushalte erreicht. Damit ist die Versorgung mit 30 Mbit/s um 3,2 Prozent, die Versorgung mit 50 Mbit/s um 7,6 Prozent und die Versorgung mit 100 Mbit/s um fast 13 Prozent im Vergleich zu 2017 gestiegen.
Das Breitband-Förderprogramm des Bundes für die Erschließung etwa von Gewerbegebieten, Schulen oder Krankenhäusern habe Thüringen ebenfalls genutzt. „Auch wenn dafür in den 50 geförderten Regionen noch einmal erhebliche Umplanungen notwendig waren“, berichtet Wolfgang Tiefensee. „Letztlich ist es uns damit aber gelungen, dass allein 781 der insgesamt 994 Thüringer Schulen einen Glasfaseranschluss erhalten.“ Damit sind fast 80 Prozent der Thüringer Schulen im Bundesförderprogramm berücksichtigt. „In Relation zur Bevölkerungszahl sind wir damit Spitzenreiter bei der Schulförderung.“

Neue Förderinitiativen

Für die 213 Schulen außerhalb der geförderten Projektgebiete im Bundesprogramm Breitband hat Thüringen die Förderinitiative „Schulen ans Netz“ aufgelegt, für die der Wirtschaftsminister jetzt den Startschuss gegeben hat. Insgesamt stellt das Land laut Ministeriumsangaben dafür zunächst rund zehn Millionen Euro aus EU-Mitteln zur Verfügung – bei Bedarf sei eine Aufstockung möglich.
Aber auch in anderen Bereichen sorgen zahlreiche Förderinitiativen für mehr Bandbreiten im Freistaat. Neu dabei: die Landesinitiative „100 mal 100 Mbit für Kommunen und öffentliche Betriebe“. Damit unterstütze das Land kommunale Gebietskörperschaften, Gemeindeverbände oder öffentlich-rechtlich finanzierte Einrichtungen beim Errichten von WLAN-Hotspots etwa in Rathäusern, Behörden, Bibliotheken, Parks, Schulen oder Krankenhäusern. Das WLAN-Angebot soll der Öffentlichkeit für mindestens drei Jahre einen kostenlosen Zugang zum Internet ermöglichen. Pro Antragsteller können bis zu 15.000 Euro Förderung bewilligt werden. Insgesamt stehen laut Ministerium 1,5 Millionen Euro bereit.

Glasfasergesellschaft für Thüringen

Trotz der Thüringer Erfolge kritisiert Wirtschaftsminister Tiefensee das bestehende Fördersystem für den Breitband-Ausbau in Deutschland als ineffizient: „Der Verwaltungsaufwand für die Kommunen ist riesig, der Ausbau geht trotz aller Bemühungen auf Landes- und Bundesebene noch zu langsam vonstatten.“ Der Minister schlägt deshalb die Gründung einer staatlichen Glasfasergesellschaft für Thüringen vor, die den Ausbau im Auftrag der Landkreise planen, ausschreiben und dafür Fördermittel beantragen soll. Dieses Modell sei auch für den Bund denkbar.
„Eine solche Thüringer Glasfasergesellschaft hätte das Eigentum an der entstehenden Breitband-Infrastruktur und würde sich langfristig um deren Erhaltung und Vermarktung kümmern“, hält Tiefensee fest – auch mit Blick auf das vom Bund für das Jahr 2020 angekündigte Graue-Flecken-Förderprogramm mit einem geplanten Umfang von bis zu zwölf Milliarden Euro. „Damit entfiele der Aufwand der Antragstellung für Kommunen, es müssten viel weniger Berater beschäftigt und teuer bezahlt werden, und die geförderten Glasfaserleitungen blieben im Besitz der öffentlichen Hand.“ Zugleich wären echte Synergien zwischen den verschiedenen Bauvorhaben möglich – mit anderen Breitband-, aber beispielsweise auch mit den laufenden Mobilfunkprojekten. „Es geht nicht um eine Verstaatlichung vorhandener Infrastrukturen, sondern die neu entstehenden Glasfasernetze sollen in öffentlicher Hand errichtet und vermarktet werden“, macht der Minister deutlich. Der Betrieb würde wiederum an private Telekommunikationsunternehmen ausgeschrieben werden. Dies sei nicht nur ordnungspolitisch sinnvoll, sondern würde auch die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse fördern. Zudem müsse für eine solche Thüringer Glasfasergesellschaft keine neue eigenständige Struktur geschaffen werden. Stattdessen könne sie beispielsweise als 100-prozentige Tochter der LEG Thüringen an die schon bestehende Thüringer Digitalagentur (wir berichteten) angedockt werden, so Tiefensee.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Breitband
Zu sehen sind grünlich leuchtende Glasfasern, davor Kabel.

Stadtnetz 500+: Dresden wird glasfaserschnell

[05.02.2025] In Dresden steht der Glasfaserausbau für über 400 kommunale Gebäude kurz vor dem Abschluss. Zunächst werden die 150 Schulstandorte an das Stadtnetz 500+ angeschlossen, bis Mitte 2025 folgen dann unter anderem Museen, Bibliotheken, Feuerwachen und Bürgerämter. mehr...

Mobilfunkmast aus der Untersicht aufgenommen gegen wolkenlosen blauen Himmel.

Rheingau-Taunus-Kreis: Mobilfunkausbau kommt voran

[30.01.2025] Mit einem Förderbescheid über 1,16 Millionen Euro unterstützt das Land Hessen den Mobilfunkausbau im Rheingau-Taunus-Kreis. Zwei neue Masten in Heidenrod sollen die Versorgung in der topografisch anspruchsvollen Region verbessern. mehr...

Ortsschild mit der Richtungsaufschrift Glasfaser, das Wort Kupfer ist durchgestrichen.

Bayern: Gigabitausbau in ländlichen Kommunen

[24.01.2025] Der Gigabitausbau in Bayern kommt voran - auch auf dem Land. Die Kommunen Aufseß, Altenkunstadt, Pressig und Lauter erhalten insgesamt rund sieben Millionen Euro an Fördermitteln. Über 1.300 Adressen sollen künftig von Glasfaseranschlüssen profitieren. mehr...

Bamberg: Auszeichnung für vorbildlichen Glasfaserausbau

[20.01.2025] Bamberg wurde vom bayerischen Finanz- und Heimatminister Albert Füracker als Gigabitregion geehrt. Die Stadt und ihre Stadtwerke erhalten diese Auszeichnung für ihren eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau. mehr...

Steindorf: Glasfaserausbau beschlossen

[20.12.2024] Rund 440 Haushalte und Gewerbebetriebe sollen in Steindorf bis 2028 an ein leistungsstarkes FTTB/H-Glasfasernetz angebunden werden. Die Bauarbeiten beginnen Ende 2025, der Hausanschluss ist für förderfähige Gebäudeeigentümer kostenlos. mehr...

Symbolische Gebietsübergabe durch den ZBA an den Netzbetreiber DNS.Net

Zweckverband Breitband Altmark: Ausbaugebiete übergeben

[18.12.2024] Die Region Altmark ist in den ehemals unterversorgten Gebieten nun mit einem flächendeckenden Glasfasernetz ausgestattet. Die letzten Ausbaugebiete hat der Zweckverband Breitband Altmark Anfang Dezember an den Netzbetreiber DNS:NET übergeben. 
 mehr...

Borkens Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing.
interview

Echte Glasfaser-Kommune: Vorreiter Borken

[17.12.2024] Mit ihrer überdurchschnittlichen Glasfaserquote wurde die Stadt Borken vom Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) als Echte Glasfaser-Kommune ausgezeichnet. Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing legt im Interview die Erfolgsfaktoren dar. mehr...

Elf Westallgäuer Bürgermeister haben Verträge mit der Telekom unterzeichnet.

Telekom: Glasfaser für das Westallgäu

[10.12.2024] Elf Kommunen im Westallgäu und die Telekom bündeln ihre Kräfte für den Glasfaserausbau. Baustart für das ambitionierte Projekt ist im Frühjahr 2025. mehr...

v.l.: Tiemo Papsdorf, Baufirma Kuhlmann; Thomas Barufke und Jessica Rotärmel, Stabsstelle Breitband, Landkreis Osnabrück; Mario Aquino, Netzbetreiber GVG Glasfaser; Dominik Schmidt, Baufirma Kuhlmann; Claudia Pelzl, Netzbetreiber GVG Glasfaser; Landrätin Anna Kebschull; Marco Kreyenhagen, Hof Kreyenhagen; Bürgermeister Erik Ballmeyer, Ostercappeln; Stephan Simon, Stabsstelle Breitband, Landkreis Osnabrück. Sie halten Schaufeln in der Hand und werfen damit Aushubmaterial, das zu einem Berg aufgehäuft zwischen ihnen liegt, in die Luft. Im Hintergrund ist ein kleiner Bagger zu sehen.

Kreis Osnabrück: Weiße Flecken bald getilgt

[05.12.2024] Der Breitbandausbau der weißen Flecken im Kreis Osnabrück hat die letzte Bauphase erreicht. Bis Ende 2025 soll sie abgeschlossen sein und keinen Haushalt oder Betrieb zurücklassen. Wenn die weißen Flecken getilgt sind, sollen die grauen Flecken beseitigt werden. mehr...

ANGA COM: Auch 2025 auf Erfolgskurs

[04.12.2024] Die Kongressmesse für Breitband, Fernsehen & Online, ANGA COM, die vom 3. bis 5. Juni 2025 in Köln stattfindet, liegt auf Erfolgskurs: Bereits für über 90 Prozent der Ausstellungsfläche liegen Buchungen vor. 
 mehr...

Deutschlandkarte, die in Prozent die Glasfaserausbauquote der Bundesländer angibt.
bericht

Breitbandausbau: Ziel nicht erreichbar

[03.12.2024] Die Marktanalyse des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO) zeigt, dass sich der Glasfaserausbau in der Fläche verlangsamt und das Ziel einer flächendeckenden Homes-Passed-Versorgung bis 2030 ohne politische Kurskorrektur nicht mehr erreichbar ist. mehr...

Breitenbrunn: Mobilfunkmast in Betrieb gegangen

[14.11.2024] In Breitenbrunn wurde jetzt ein neuer Mobilfunkmast offiziell in Betrieb genommen, der durch das bayerische Mobilfunk-Förderprogramm mit 327.000 Euro unterstützt wurde. mehr...

Odenwaldkreis: PEB Breitband sichert sich Auftrag für Ausbau

[08.11.2024] Das Unternehmen PEB Breitband hat sich jetzt den Auftrag für den geförderten Glasfaserausbau im Odenwaldkreis gesichert. Bis Ende 2030 sollen knapp 15.000 Haushalte und Unternehmen in der Region an das Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen werden. mehr...

Die Projektbeteiligten drücken den symbolischen Inbetriebnahme-Buzzer

Owingen: Schnelles Netz für unterversorgte Gebiete

[28.10.2024] Mit der Ortschaft Owingen geht im Breitband-Förderprojekt des Zweckverbands Breitband Bodenseekreis (ZVBB) die erste von zehn Gemeinden online. Nach den weißen Flecken sollen jetzt im nächsten Schritt auch noch die grauen Flecken erschlossen werden. mehr...

Andreas Kühn, Vorsitzender im Gemeinderat Sülzetal, Marco Hagendorf, Ortsbürgermeister von Altenweddingen, Jörg Methner, Bürgermeister der Gemeinde Sülzetal; Ministerin Lydia Hüskens, und Heiko Hambückers drücken einen Button zur Freischaltung des Glasfasernetzes.

Glasfasernetz Sülzetal: Eigenwirtschaftlicher Ausbau abgeschlossen

[24.10.2024] Ein nahezu flächendeckendes Glasfasernetz wurde jetzt in der Gemeinde Sülzetal freigeschaltet. Errichtet wurde es komplett ohne Fördermittel. mehr...