Montag, 15. Dezember 2025

InterviewStrategischer Partner

[15.07.2020] Über die Bedeutung kommunaler IT-Dienstleister und das Coronavirus als Digitalisierungsbeschleuniger spricht ITEBO-Geschäftsführer Bernd Landgraf im Kommune21-Interview. ITEBO feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Firmenjubiläum.
ITEBO-Geschäftsführer Bernd Landgraf

ITEBO-Geschäftsführer Bernd Landgraf

(Bildquelle: ITEBO GmbH/Philip Loeper)

Herr Landgraf, im Grußwort Ihres Kundenmagazins zum 20-jährigen Firmenjubiläum bezeichnet Stephan Manke, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport, IT-Dienstleister wie ITEBO als unerlässliche Schnittstelle zwischen Land und Kommunen. Wie hat sich die Zusammenarbeit über die Jahre entwickelt?

Kommunale Datenzentralen existieren seit den 1960er-Jahren mit Einführung der EDV für Finanzwesen und Personalabrechnung in der Verwaltung. Die Entwicklung von ITEBO vom Zweckverband KDOS mit Pflichtmitgliedern über ein Systemhaus für öffentliche IT hin zu einem strategischen Partner für Digitalisierung verdeutlicht, dass nur der überleben kann, der diesen gravierenden Wandel erfolgreich geschafft hat. Unser Geschäftsmodell basiert auf Freiwilligkeit, wir müssen uns gegen private und öffentliche Mitbewerber behaupten. Wir kennen die Anforderungen unserer kommunalen Kunden genau. Nicht einmal große Gebietskörperschaften könnten die immer komplexeren Anforderungen an IT heute noch allein erledigen. Wir sind IT-Dienstleister, aber auch Berater und strategischer Partner. Also im Sinne von Stephan Manke: ein klares und uneingeschränktes Ja! Ohne kommunale IT-Dienstleister kann Verwaltungsdigitalisierung nicht funktionieren.

Anfang des Jahres sind politische Strategien wie das Digitalisierungsprogramm des IT-Planungsrats als Beschleuniger der Verwaltungsmodernisierung bezeichnet worden. Nun gehört auch das Coronavirus dazu. Können Sie uns einen Einblick in die Rolle der IT-Dienstleister während der Krise geben?

Mit einem Augenzwinkern sei die Frage erlaubt: Wer außerhalb unserer Community kann überhaupt etwas mit Schlagworten wie OZG oder einem FIM-Leistungskatalog anfangen? Natürlich ist jeder für Bürokratieabbau, aber wir sollten realistisch bleiben: Die Akzeptanz von Online-Shopping oder E-Ban­king liegt meilenweit über der von E-Government. Wer hat bis zum Lockdown wirklich schon mal Verwaltungsdienstleistungen bequem von zu Hause aus abgewickelt? Das ist eher eine Ausnahme. Und jetzt kommt Corona, und nie zuvor hat es in der breiten Öffentlichkeit eine so große Aufmerksamkeit für dieses Thema gegeben. Egal ob es um Homeschooling, Homeoffice oder zum Beispiel die Kfz-Zulassung ohne eID-Authentifizierung geht, Digitalisierung ist fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden, und das war nicht das Ergebnis irgendeiner Digitalisierungsstrategie. Corona ist der Treiber für Digitalisierung. Für unsere Mitarbeiter bedeutet dies zurzeit vor allem schnell und unbürokratisch dort zu helfen, wo es um praktische Umsetzungen geht: Einrichtung, Ausstattung sowie Anbindung von Heimarbeitsplätzen oder auch die vorgezogene Freischaltung von Dienstleistungen im Verwaltungsportal. Also eher mehr als weniger Arbeit.

Wird Corona die Arbeitsweise in den Kommunen nachhaltig ändern?

Durch Corona hat es in der gesamten Bevölkerung und damit natürlich auch bei den Mitarbeitern der Kommunen einen gewaltigen Kompetenzsprung in Bezug auf digitale Fragestellungen gegeben. Das Paradebeispiel: Videokonferenz-Tools. Das, was spontan funktionieren musste, gilt es zu verstetigen und nachhaltig weiter einzusetzen. Ich wünsche mir, dass wir nicht wieder in alte Verhaltensmuster zurückfallen und endlose bürokratische und rechtliche Debatten vor dem praktischen Einsatz neuer Lösungen führen. Wir wollen doch bis 2022 eine digitale deutsche Verwaltung. Deshalb bitte bloß jetzt keinen Schritt zurück.

„Digitalisierung von Verwaltung bedeutet ebenenübergreifende Interoperabilität.“
ITEBO setzt in der Unternehmensstruktur auf Beteiligung. Hat dieses Modell die Herausforderungen durch die Pandemie für Ihre Anteilseigner vereinfacht?

Es ist ein großer Vorteil und zwar nicht nur in Zeiten von Corona, dass die Zusammensetzung unserer Eigentümer aus Landkreisen, Städten sowie Gemeinden den gesamten Querschnitt der kommunalen Familie repräsentiert. Digitalisierung von Verwaltung bedeutet ebenenübergreifende Interoperabilität. Zuständigkeiten oder Gebietsgrenzen spielen aus Nutzersicht dabei keine Rolle mehr. Genau diese Strukturen bilden wir auch über unsere Eigentümer ab. Befördert durch fruchtbare Diskussionen in unseren Gremien können wir schnellere und bessere Lösungen anbieten.

Werden wir konkret: Wie können der Bürgerservice und die Fachverfahren auch aus dem Homeoffice heraus gestemmt werden?

Wichtigster Baustein ist ein leistungsfähiges Verwaltungsportal. Mit OpenR@thaus setzen wir die marktführende Portallösung, welche für Niedersachsen auch als kommunaler Standard festgelegt wurde, bereits erfolgreich produktiv ein. Gemeinsam mit den anderen niedersächsischen IT-Dienstleistern haben wir zusätzlich zum Bürgerportal einen Modulbaukasten mit Formular-Server, Prozessplattform und Datendrehscheibe definiert. Jetzt gilt es, mit den kommunalen Experten und Spitzenverbänden sowie mit Unterstützung des Landes im Projekt Digitale Verwaltung Niedersachsen (DVN), so schnell wie möglich so viele Prozesse wie möglich digital anzubieten.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen beim OZG?

Das OZG hat viel in Bewegung gesetzt und ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur digitalen Verwaltung. Aus meiner Sicht verlaufen die Diskussionen etwas zu theoretisch. Die Musik spielt bei den Kommunen, dort laufen die meisten Fachverfahren, dort erfolgt die Einbindung in Portale und auch die Sicherstellung des 24/7-Betriebs. Bei der Diskussion über Nachnutzbarkeit und Standardisierung sollte man mehr auf Praktiker hören und weniger Grüne-Wiese-Konzepte von Beratern entwickeln lassen.

Interview: Sara Ott


Stichwörter: Unternehmen,


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Unternehmen
Mehrere Personen tüfteln per Brainstorming und Notizen an einer Strategie.

conet: Klare Struktur, neue Marke

[04.12.2025] Mit einer klaren Unternehmensstruktur und einem Marken-Relaunch will sich der Full-Service-IT-Dienstleister conet jetzt noch gezielter auf aktuelle Marktanforderungen und die konkreten Kundenbedürfnisse in zentralen Digitalisierungsthemen ausrichten. Die Mitarbeitenden haben den Transformationsprozess mitgestaltet. mehr...

Eine Person hält ein Smartphone in der Hand auf dessen Bildschirm die Namen Fabrik19 und ekom21 zu sehen sind.

Fabrik19 / ekom21: Unkomplizierte Digitalisierung

[04.12.2025] Softwareentwickler Fabrik19 und Hessens größter kommunaler IT-Dienstleister ekom21 haben sich zu einer Entwicklungspartnerschaft zusammengeschlossen. Das Ziel: Kommunen sollen dank Low-Code-Plattform eigene Apps schneller aufbauen, besser anpassen und kosteneffizient umsetzen können. mehr...

Zwei Vertreter von Komm.ONE sitzen nebeneinander bei einer Pressekonferenz. Links spricht Jörg Eberle lächelnd ins Mikrofon, rechts hört Bernd Krakau aufmerksam zu. Beide tragen dunkle Anzüge und sitzen vor einer Komm.ONE-Hinterwand.
bericht

Komm.ONE: Schulterschluss der IT-Dienstleister

[01.12.2025] Der baden-württembergische IT-Dienstleister Komm.ONE setzt strategisch auf Vernetzung und Kooperation. Ob im Bereich Verkehrswesen, bei der Registermodernisierung oder bei den Ausländerbehörden – die großen Digitalisierungsvorhaben der kommenden Jahre sollen länderübergreifend und mit gebündelter Expertise umgesetzt werden. mehr...

Auf der Bühne einer Verbandsversammlung des Zweckverbands 4IT sitzen mehrere Personen an einem langen Podiumstisch. Links spricht ein Vorsitzender am Rednerpult, hinter ihm ist sein Bild auf einer großen Leinwand zu sehen. Rechts zeigt die Präsentation den Tagesordnungspunkt „TOP 6 – Statusbericht Expertenkreise“. Vor der Bühne stehen Blumengestecke und Pflanzen.
bericht

Baden-Württemberg: Weichen werden neu gestellt

[01.12.2025] Bei der 4IT-Verbandsversammlung vergangene Woche in der Kongresshalle Böblingen diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der baden-württembergischen Kommunen über die digitale Zukunft der Verwaltung. Im Mittelpunkt stand die strategische Neuausrichtung des kommunalen IT-Dienstleisters Komm.ONE. mehr...

Draufsicht auf drei Autos, die auf einer Stadtstraße geparkt sind, zwei weitere Autos fahren vorbei.

ParkHelp / Cleverciti: Umfassende Plattform für Parkleitsysteme

[27.11.2025] Cleverciti wird eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von ParkHelp. Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen eine cloudbasierte Plattform für Parkleitsysteme und das Parkplatzmanagement zur Verfügung stellen, sodass hier beispielsweise Kommunen sämtliche Parkflächen zentral managen können. mehr...

PD - Berater der öffentlichen Hand: Beratungsgesellschaft mit neuer Spitze

[06.11.2025] Wechselmann geht, von Haehling kommt: Die Inhouse-Beratung für den öffentlichen Sektor, PD bekommt zum November einen neuen (Co-)Geschäftsführer. Der Jurist von Haehling bringt langjährige Beratungsexpertise im privaten wie öffentlichen Sektor mit. mehr...

bericht

ekom21: Vom IT-Dienstleister zum Integrator

[28.10.2025] Im Gespräch mit Kommune21 beschreibt Martin Kuban, Geschäftsführer des hessischen IT-Dienstleisters ekom21, den tiefgreifenden Wandel, den die kommunale IT derzeit durchläuft. Er erläutert, warum technologische Modernisierung allein nicht ausreicht, welche Rolle Kooperationen und neue Denkweisen spielen. mehr...

Zahlreiche Besucherinnen und Besucher am AKDB-Messestand auf der Fachmesse Kommunale 2025 in Nürnberg
bericht

AKDB: Wie viel IT bleibt im Rathaus?

[27.10.2025] Kooperation, KI und Cloud: Die AKDB sieht einen Paradigmenwechsel im kommunalen IT-Betrieb. Dies wurde im Rahmen eines Pressegesprächs mit den Vorständen Rudolf Schleyer und Gudrun Aschenbrenner auf der Messe Kommunale deutlich. mehr...

Komm.ONE: Neues Vorstandsmitglied berufen

[27.10.2025] Jörg Eberle rückt in den Vorstand von Komm.ONE auf. Er folgt auf Andreas Pelzner, der das Unternehmen Mitte Oktober verlassen hat. Der kommunale IT-Dienstleister will sich in den kommenden Jahren weiter zum Serviceanbieter für die digitale Verwaltung entwickeln. mehr...

DATEV: Public Sector unter neuer Leitung

[24.10.2025] Matthias Sommermann, Leiter des Geschäftsfelds Public Sector bei der Firma DATEV, geht in den Ruhestand. Sein Nachfolger Markus Munz kann auf viel Erfahrung mit Anwendern aus dem öffentlichen Bereich zurückgreifen. mehr...

MACH: Aus AG wird GmbH

[10.10.2025] Das Unternehmen MACH hat seine Rechtsform geändert. Die Umfirmierung der bisherigen AG zur GmbH hat strategische Gründe. mehr...

Vier Personen sitzen nebeneinander an einem Tisch, auf dem Vertragsunterlagen zu sehen sind.

AKDB / Prosoz: Strategische Partnerschaft ist besiegelt

[09.10.2025] Ihre strategische Partnerschaft im Sozial-, Jugend- und Bauwesen haben die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) und Prosoz nun offiziell unterzeichnet. Nach Zustimmung der Aufsichtsbehörden wird die AKDB-Tochter OTS mit Wirkung zum 1. Januar 2026 vollständig Teil der Prosoz-Familie. mehr...

logo magenta security sign

Deutsche Telekom: Souveräne E-Signatur-Plattform

[08.10.2025] Die Deutsche Telekom präsentiert mit Magenta Security Sign eine souveräne E-Signatur-Plattform, die alle notwendigen Signaturverfahren für deutsche Verwaltungen enthält und deren Betrieb vollständig in Deutschland läuft. mehr...

Mehrere Personen stehen um einen Tisch versammelt und schauen gemeinsam auf den Bildschirm eines Laptops.
bericht

ekom21: Service auf Augenhöhe

[30.09.2025] Die ekom21 steht Kommunen seit nunmehr 55 Jahren zur Seite und ist heute eines der größten BSI-zertifizierten kommunalen IT-Dienstleistungsunternehmen in Deutschland und für hessische Verwaltungen der zentrale Full-Service-Dienstleister. mehr...

Handschlag zweier Personen, im Hintergrund sind verschwommen die Umrisse einer Stadtszene bei Nacht zu sehen.

POS Solutions: Übernahme durch Procilon

[16.09.2025] Das auf sichere Kommunikationslösungen spezialisierte Unternehmen Procilon hat das auf digitale Identifikation und sichere Onlinedienste spezialisierte Unternehmen POS Solutions übernommen. Damit erweitert Procilon sein Angebot zur Identitätsprüfung. mehr...