FinanzwesenSteuern mit Rundblick
Der Alltag der politischen Entscheidungsträger wurde während der Corona-Pandemie wie selbstverständlich durch Zahlen bestimmt. Ob Ansteckungsraten, Inzidenzen, Impfquoten oder Hospitalisierungsraten – die Corona-Krise hat in aller Deutlichkeit gezeigt, wie wichtig aussagekräftige Daten für fundierte Entscheidungen sind. Dabei ist auch deutlich geworden: Faktenbasierte Entscheidungen führen nicht nur zu wirksamen Maßnahmen, sondern sorgen auch für eine hohe Akzeptanz für das politische Handeln innerhalb der Bevölkerung.
Coronabedingt sind die finanziellen Handlungsoptionen durch die massiven Auswirkungen der Krise auf die öffentlichen Haushalte stärker begrenzt als in vergangenen Jahren. Vor dem Hintergrund steigender Anforderungen bei gleichzeitig knappen Kapazitäten und Ressourcen kommt der effektiven Nutzung von Daten für eine wirkungsvolle Steuerung auch langfristig eine zunehmend wichtige Bedeutung zu. Dabei gilt: Politische Entscheidungsfindung wird erst dann sinnvoll durch Daten unterstützt, wenn die unterschiedlichen Datentöpfe mithilfe eines zentralen und übergreifenden Daten-Managements zusammengelegt und damit eine ganzheitliche Steuerung über alle Politikbereiche hinweg möglich wird. Auf den Punkt gebracht: Eine Steuerung nach dem 360-Grad-Prinzip.
Die Erfahrung zeigt jedoch: Viele Städte und Gemeinden schöpfen das Potenzial ihrer großen Datenschätze noch nicht ausreichend aus. Eine wesentliche Herausforderung besteht darin, dass entscheidungsrelevante Daten in unterschiedlichen Datensilos stecken und sich nur mit hohem manuellen Aufwand zusammenführen lassen. Das liegt nicht zuletzt auch an der starken Heterogenität in den Systemlandschaften und fehlenden Standards bei der Verfügbarkeit und Strukturierung von Daten. Während einige Fachbereiche alle Daten komplett digital verfügbar haben, stützen sich andere Ableitungen noch auf analoge Informationsquellen oder werten ihre Daten mit Excel aus. Zudem fehlt häufig ein zentrales Data Warehouse, in dem die Daten aus den unterschiedlichen Fachbereichen zusammengeführt und systemübergreifend harmonisiert werden. Dadurch werden flexible und interaktive Analysen massiv ausgebremst. Viele Kommunen sind deshalb nicht in der Lage, auf Knopfdruck Daten auszuwerten, Entwicklungen zu simulieren, Zusammenhänge aufzudecken und vorausschauende Entscheidungen zu unterstützen.
Entscheidungen datengestützt und flexibel treffen
Wie es gelingen kann, eine zentrale Plattform für bereichsübergreifende Analysen zu etablieren, zeigt ein Prototyp, den das SAP-Kundenberatungsteam Public & Energy gemeinsam mit PricewaterhouseCoopers Deutschland (PwC Deutschland) entwickelt hat. Es basiert auf der Lösung SAP Analytics Cloud, führt in Verbindung mit weiteren Services aus der Business Technology Platform relevante Daten zusammen und ermöglicht Entscheidungsträgern so, erforderliche Vorkehrungen auf der Grundlage datengestützter Erkenntnisse zu treffen. Das Cockpit ist modular aufgebaut und kann je nach Bedarf flexibel an konkrete Steuerungsbedarfe angepasst werden. Aktuell werden zum Beispiel folgende Handlungsfelder in dem Prototyp abgedeckt:
Haushalts- und Ressourcensteuerung: Das Dashboard für die Haushalts- und Ressourcensteuerung ermöglicht Entscheidern, die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Steuereinnahmen und die Ausgabenpolitik frühzeitig zu erkennen und mit haushaltspolitischen Maßnahmen zu reagieren. Mithilfe von Prognose- und Simulationsmöglichkeiten lassen sich Entwicklungen besser vorhersagen und Maßnahmen gezielter planen.
Wirtschaftliches Lagebild: Alle wichtigen ökonomischen Informationen sind im wirtschaftlichen Lagebild enthalten. Daten der statistischen Ämter oder der Bundesagentur für Arbeit können ebenso ausgewertet werden wie Informationen von unterschiedlichen Wirtschaftsinstituten. Das erlaubt Rückschlüsse auf Unternehmensinsolvenzen oder Arbeitslosenzahlen sowie die voraussichtliche Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts. So können Entscheidungsträger wirtschaftspolitische Maßnahmen passgenau auf bestimmte Sektoren ausrichten.
Pandemie-Bekämpfung: Das Covid-19-Dashboard bündelt Informationen zum aktuellen Infektionsgeschehen sowie zur Auslastung der Intensivstationen. Entscheidungsträger können die regionale Verteilung der Fälle auf Grundlage von Geokarten gezielt analysieren und spezifische Maßnahmen für einzelne Landkreise und Städte ableiten.
Risiko-Management: Das Risiko-Management-Dashboard dient als übergreifendes Frühwarnsystem. Kernstück ist ein Risikobericht, der kritische Auswirkungen sämtlicher Entscheidungen berücksichtigt und deren Bewertung somit massiv erleichtert. Basierend auf den Indikatoren der übrigen vier Dashboards lassen sich Erkenntnisse über bestehende oder neue Risiken in Echtzeit ableiten. Auf diese Weise werden Entscheidungsträger frühzeitig über Risiken informiert und können die Wirkung von Gegenmaßnahmen permanent im Blick behalten.
Ein erfolgreiches Beispiel für die Umsetzung eines Steuerungs-Cockpits lässt sich in Hamburg beobachten. Die Freie und Hansestadt betreibt und verantwortet seit Sommer 2021 für den Bund und die 16 Bundesländer nach dem Einer-für-Alle-Prinzip die IT-Plattform für den Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen. Der mit 2,5 Milliarden Euro ausgestattete Fonds soll Kulturschaffende mit Wirtschaftlichkeitshilfen und Ausfallabsicherungen bei der Wiederaufnahme des Kulturbetriebs nach dem pandemiebedingten Stillstand unterstützen.
Die Vorteile zentraler Analyseplattformen nutzen
Die Antragsplattform wurde auf Basis der SAP Business Technology Platform umgesetzt. Zusätzlich hat Hamburg den politischen Entscheidungsträgern und den zuständigen Behörden in Bund und Ländern ein umfassendes Berichtswesen auf Basis der SAP Analytics Cloud zur Verfügung gestellt. Wie ist der Status der Antragsbearbeitung? Wie viele Mittel sind bereits ausgezahlt worden? Welche Prognose im Hinblick auf die gebundenen Mittel ergibt sich aus den bereits registrierten Veranstaltungen und gestellten Anträgen? Wie verteilen sich die Antragszahlen und Volumina auf die Bundesländer, Städte und Gemeinden? Welchen Anteil haben die einzelnen Sparten wie Kinos, Festivals oder Konzerte am Gesamtaufkommen der Anträge? Diese und andere Fragen lassen sich mithilfe des Dashboards in Echtzeit beantworten und ermöglichen dadurch ein transparentes Monitoring des Antragsverfahrens und der verbleibenden Finanzmittel.
Die Beispiele zeigen, wie Daten Entscheidungsträgern während der Corona-Krise, aber auch darüber hinaus, den Weg zu informierten und vorausschauenden Entscheidungen ebnen können. Dabei liegen die Vorteile zentraler Analyseplattformen klar auf der Hand: Entscheidungsträger können aktuelle Daten über alle Politikbereiche auf Knopfdruck auswerten, werden frühzeitig über Risiken informiert und können dadurch gezielte Maßnahmen zur Risikosteuerung betreiben. Nicht zuletzt sorgt die Verzahnung von Daten aus unterschiedlichen Handlungsfeldern dafür, dass eine ganzheitliche politische Steuerung unterstützt wird.
Dieser Beitrag ist im Spezial der Ausgabe November 2021 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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