DataportPrävention und Gefahrenabwehr
Im Februar 2016 wurde die Stadtverwaltung Dettelbach in Bayern mit einem Trojaner infiziert und aufgefordert, ein Lösegeld in Höhe von 1,3 Bitcoin zu zahlen. Das waren damals 500 Euro, wären im November 2021 jedoch annähernd 70.000 Euro gewesen. Im selben Jahr fällt die Stadt Rheine einem Cyber-Angriff zum Opfer, der die gesamte Stadtverwaltung lahmlegt. 2017 betraf es die Netzinfrastruktur im Landtag von Sachsen-Anhalt. 2018 kam es zu einem Angriff auf die Anmeldeserver des Landesamtes für Besoldung und Versorgung in Fellbach, ebenfalls 2018 infizierte sich die Stadtverwaltung von Bad Homburg mit dem Emotet-Trojaner. Im Jahr 2020 betraf es die Landeshauptstadt Brandenburg und das Stahnsdorfer Rathaus, bevor dann 2021 Wackersdorf, Bitterfeld, Schwerin und Pirmasens folgten. Wie die Abteilungsleiterin Haya Shulman vom Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) berichtet, stellen diese Beispiele ein großes Problem für die weitere Digitalisierung der Kommunen dar.
Die Angreifer sind bandenmäßig organisiert und nennen sich Revil, Avaddon, Conti oder Darkside. Sie agieren wie richtige Firmen mit Partnernetzwerken, Herstellern, Verkäufern und sogar Callcenter für den Support. Und sie sind international aufgestellt und damit schwer zu fassen. Carsten Meywirth, Leiter der Abteilung Cybercrime beim Bundeskriminalamt (BKA), erkennt darin eine „Underground-Economy“, die hochgradig professionell agiert und Schadprogramme wie Software als Franchise-Produkte vertreibt. Der Polizeistatistik zufolge hat sich die Zahl der Cyber-Straftaten seit 2015 verdoppelt, wobei ein sehr großes Dunkelfeld existiert. Nur jede zehnte Straftat in diesem Bereich wird zur Anzeige gebracht. Der Schaden allein durch Ransomware betrug 24,3 Milliarden Euro im Jahr 2021, zwei Jahre zuvor waren es noch etwas mehr als fünf Milliarden Euro. Für Meywirth gab die Corona-Pandemie den Startschuss: „Cyberkriminelle haben die Situation für sich adaptiert. Und auch nach der Pandemie wird das, was wir jetzt erleben, das neue Normal sein.“
Verwundbare Infrastrukturen
Warum trifft es vermehrt Kommunen? Darauf haben die Experten keine eindeutige Antwort. Man sollte meinen, dass bei Kommunen nicht das meiste Lösegeld zu holen ist. Allerdings ist dies auch schon Teil des Problems: Viele Kommunen sitzen auf völlig veralteten IT-Systemen, was sowohl die Hardware als auch die Software anbelangt. „Die Architekturen sind oft so verwundbar, dass man sie gar nicht mehr patchen kann“, sagt Haya Shulman. Das Budget für IT-Sicherheit ist, falls überhaupt vorhanden, äußerst niedrig. Zudem mangelt es an Expertise, die erst eingekauft werden müsste. Hier konkurrieren auch wohlhabende Kommunen mit der Privatwirtschaft, die meist bessere Gehälter und Honorare zahlt.
Ein weiterer Teil des Problems sind fehlende bundesweite einheitliche Vorgaben für die IT-Sicherheit. Teilweise gebe es länderbezogene Vorgaben, die sich etwa aus der Datenschutz-Grundverordnung ableiten, doch auch die seien „oft rudimentärer Natur“, berichtet Christian Stuffrein, Referent für Digitalisierung beim Deutschen Landkreistag. Die Länder scheuen die finanzielle Belastung, wenn sie ein hohes Sicherheitsniveau festlegen. Immerhin haben sich die Kommunalen Spitzenverbände zusammen mit IT-Dienstleistern und IT-Sicherheitsexperten aus Kommunen für ein IT-Grundschutzprofil Basisabsicherung starkgemacht, das man aber im Vergleich zu anderen IT-Sicherheitsstandards des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) nicht anders als rudimentär bezeichnen kann. Noch nicht einmal eine Meldepflicht für den kommunalen Raum ist vorgeschrieben, sodass sich auch kein Lagebild bestimmen lässt, zu welchem Zeitpunkt sich wo welche Vorfälle zugetragen haben.
IT-Sicherheit hat noch nicht erforderliche Priorität
Festzustellen ist, dass das Thema IT-Sicherheit offenbar auf der Leitungsebene noch nicht die erforderliche Priorität eingenommen hat, sonst würde es nicht zu so vielen Vorfällen kommen. Die nötigen Maßnahmen sind bekannt: Verantwortliche benennen, Prozesse definieren, Situationen einüben, ein kontinuierliches Sicherheitsmonitoring betreiben und immer wieder die Systeme mittels Backups, Patches und Updates auf dem aktuellen Stand halten. Kleine Kommunen sind damit überfordert. Bei 30 bis 40 Arbeitsplätzen entfällt dort oftmals nur eine halbe Stelle auf die IT. Uwe Störmer, Leiter Kommunale Infrastrukturen bei dataport.kommunal, berichtete vom Pilotprojekt „dITBetrieb“ im Kreis Steinburg, bei dem sich vier Ämter aus Schleswig Holstein zusammentun wollten, um die IT gemeinsam zu betreiben. Das Pilotprojekt entwickelte sich zu einem Konsolidierungsprojekt, an dessen Ende die Gesamtverantwortung für die IT an Dataport überging, die strategischen Entscheidungen aber weiterhin bei den Ämtern verblieben.
Solche Konsolidierungsprojekte, wie es sie nicht nur in Norddeutschland gibt, sind wohl das Mindeste, was Kommunen unternehmen sollten, um der verspäteten Erkenntnis, dass IT-Sicherheit erst im Ernstfall wertvoll ist, vorauszugreifen. Darüber hinaus könnten sich aus dieser Erkenntnis auch politische Folgerungen ergeben: beispielsweise die Einstufung von Kommunen als Kritische Infrastruktur und ein BSI-Grundschutz als bundeseinheitlicher Standard. Doch so weit sind wir wohl noch nicht.
Bremen: Umsetzung der NIS2-Richtlinie
[20.01.2025] Der Senat der Freien Hansestadt Bremen hat sich auf Maßnahmen zur Umsetzung der NIS2-Richtlinie geeinigt. Vorgesehen ist, die Rolle der Zentralstelle Cybersicherheit zu stärken, etwa durch ein Notfallteam, das Bedrohungen frühzeitig erkennt und koordinierte Reaktionen ermöglicht. mehr...
Hessen: Sicherheitsprogramm für Kommunen
[10.01.2025] Hybride Bedrohungen und Cyberangriffe bleiben eine Herausforderung. Um die Cyberresilienz hessischer Kommunen zu stärken, wurde das Aktionsprogramm Kommunale Cybersicherheit um Maßnahmen wie etwa Pentests und Incident Response Services erweitert. mehr...
Materna Virtual Solution: Sicheres ultramobiles Arbeiten
[18.12.2024] Das BSI hat Apples indigo und Samsungs Knox in diesem Jahr für den Einsatz bei Verschlusssachen zugelassen. Materna Virtual Solution sieht darin Vorteile für Behörden: mehr Sicherheit und Flexibilität und einen Zuwachs an geeigneten Fachanwendungen. mehr...
SEP/Databund: Kooperation für IT-Sicherheit
[29.11.2024] SEP, Hersteller der Datensicherungslösung SEP sesam, ist jetzt Mitglied des Databund. Die in Deutschland entwickelte Backup-Lösung wird bereits von zahlreichen öffentlichen Institutionen eingesetzt. Mit dem Beitritt zu Databund will SEP den Austausch mit anderen Akteuren der öffentlichen Verwaltung fördern. mehr...
Fraunhofer IGD / ekom21: Cybergefährdungslagen visualisieren
[21.11.2024] Neue interaktive Visualisierungen von IT-Gefährdungslagen sollen in einem Forschungsprojekt des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung IGD und des IT-Dienstleisters ekom21 entstehen. Das vom Land Hessen geförderte Vorhaben berücksichtigt auch die Bedürfnisse kleinerer Institutionen wie Kommunen. mehr...
Märkischer Kreis: Neue IT-Projekte im Fokus
[20.11.2024] Grünes Licht für die Haushaltsansätze im Bereich Digitalisierung und IT gab der Ausschuss für Digitalisierung und E-Government des Märkischen Kreises. Geplant sind Investitionen in IT-Sicherheit, Netzwerkinfrastruktur und den weiteren Ausbau digitaler Services. mehr...
BSI: Bericht zur Lage der IT-Sicherheit
[12.11.2024] Die Bedrohungslage bliebt angespannt, die Resilienz gegen Cyberangriffe aber ist gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland hervor, den das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) nun vorgestellt hat. mehr...
LivEye: Sicherheitsüberwachung auf Weihnachtsmärkten
[08.11.2024] Für die Sicherheitsüberwachung auf Weihnachtsmärkten hat das Unternehmen LivEye ein neues Konzept entwickelt, das Datenschutz und effektive Gefahrenabwehr kombiniert. mehr...
Hessen: Höhere Cybersicherheit
[05.11.2024] Mit dem Aktionsprogramm Kommunale Cybersicherheit sollen hessische Kommunen umfassender in der IT-Sicherheit unterstützt und auf künftige Cyberangriffe vorbereitet werden. mehr...
SIT: Ein Jahr nach dem Ransomware-Angriff
[04.11.2024] Ein Jahr nach der Cyberattacke auf die Südwestfalen-IT haben die Mitarbeitenden gemeinsam mit den IT-Teams betroffener Kommunen die Systeme wiederhergestellt. Um künftig besser gegen Cyberbedrohungen geschützt zu sein, fordert Geschäftsführer Mirco Pinske klarere gesetzliche Regelungen – etwa die Berücksichtigung kommunaler IT-Dienstleister in der NIS2-Richtlinie. mehr...
Sachsen-Anhalt: Mehr IT-Sicherheit für Kommunen
[04.11.2024] Um die Cybersicherheit in Sachsen-Anhalts Kommunen zu stärken, startete das Land gemeinsam mit dem BSI das Pilotprojekt SicherKommunal. Durch das Projekt sollen Städte, Landkreise und Gemeinden gezielt bei der Verbesserung ihrer IT- und Informationssicherheit unterstützt werden. mehr...
Lösungen: Cybersicherheit stärken
[13.09.2024] Die NIS2-Richtlinie bietet die Chance, die IT-Sicherheit auf ein deutlich höheres Level zu heben, ist aber auch mit Herausforderungen verbunden. Kommunen benötigen zudem Lösungen, die speziellen IT-Sicherheitsanforderungen genügen. mehr...
BSI: IT-Sicherheitskennzeichen für Zoom
[11.09.2024] Für zwei seiner Produkte hat der vielfach genutzte Videokonferenzdienst Zoom das IT-Sicherheitskennzeichen vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erhalten. Geprüft wurden unter anderem der Accountschutz, Rechenzentrumsbetrieb und das Update- und Schwachstellenmanagement. mehr...
IT-Sicherheit: Feuerwehr und Firewall
[02.09.2024] Cyberattacken treffen immer öfter auch Verwaltungen. Um kommunale IT besser abzusichern, fordert Vitako eine Reihe von Maßnahmen: eine stärkere Vernetzung, mehr Mittel, den Ausbau des BSI zur Zentralstelle und die Schaffung eines regulativen Rahmens. mehr...
Schwandorf: Siegel für IT-Sicherheit
[29.08.2024] Die Stadt Schwandorf hat vom bayerischen Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) jetzt das Siegel „Kommunale IT-Sicherheit“ erhalten. mehr...