Donnerstag, 23. Januar 2025

Kreis PinnebergDigitalisierte Sozialplanung

[13.04.2022] Die Sozialplanung im Kreis Pinneberg treibt die Identifikation, Zusammenführung und Aufbereitung von Daten mithilfe neuester Technologien voran. Ziel ist es, die Vielzahl an Daten und Informationen systematisch für die politische Gestaltung nutzbar zu machen.
Kartenbasierte Grafiken: Einfacher Zugang zu komplexen Informationslagen.

Kartenbasierte Grafiken: Einfacher Zugang zu komplexen Informationslagen.

(Bildquelle: Kreis Pinneberg)

Ungerechtigkeiten minimieren, Chancengleichheit vorantreiben, die Lebenssituationen von Menschen verbessern – die Sozialplanung hat sich großen Zielen verschrieben. Ihre wichtigsten Instrumente sind dabei die Erfassung und Vermittlung komplexer Informationen sowie die kooperative Vernetzung aller sozialpolitisch Beteiligten. Um beides zielführender zu verbinden, treibt die Sozialplanung im Kreis Pinneberg die Identifikation, Zusammenführung und Aufbereitung von Daten mithilfe neuester Technologien voran. Das verstärkte Interesse an evidenzbasierter Politikberatung erfordert eine gezielte Verarbeitung von Informationen und Daten – gerade im Sozialbereich. Denn ohne systematische Sozialplanung sind Kommunen häufig darauf angewiesen, ihre Entscheidungen im Bereich Sozialpolitik ohne wirklich objektive Maßstäbe zu treffen. Indem die Sozialplanung komplexe Informationen erfasst und sie allen Beteiligten zur Verfügung stellt, kann sie zu einer Versachlichung des Diskurses beitragen. Denn nur wenn alle auf die gleiche Datenbasis zugreifen können und die gleichen Chancen zur Erfassung und Interpretation dieser haben, kann eine gleichberechtigte Diskussion entstehen. Der einfache Zugang zu komplexen Informationslagen muss deshalb ein zentrales Ziel von Sozialplanung sein.

BI hilft bei der Datenzusammenführung

Neue Technologien erweitern hier die Möglichkeiten. Für die Sozialplanung im Kreis Pinneberg sind Begriffe wie Big Data, Data Mining, algorithmische Prozesse, künstliche Intelligenz oder Business Intelligence (BI) daher schon lange keine Fremdworte mehr. Die Stabsstelle Sozialplanung und Steuerung weiß aber auch, wo die Herausforderungen und Schwierigkeiten bei der Nutzbarmachung dieser Systeme für die Sozialpolitik liegen. Da ist zunächst die schiere Menge an Daten, die für die Sozialplanung potenziell von Interesse sind. Daten, welche die meisten Behörden ohnehin erfassen, die aber bisher noch nicht verknüpft werden. Um sie für eine Verarbeitung gezielt verwertbar zu machen, müssen nicht selten verwaltungsinterne, meist unterschiedliche Systeme harmonisiert werden. Hier setzt die Sozialplanung auf ein Modul der im Haus eingesetzten Business-Intelligence-Lösung, deren Entwicklung von der Sozialplanung initiiert und gemeinsam mit externen Dienstleistern realisiert wurde. Es ermöglicht dem Kreis Pinneberg, alle Datenquellen, ob intern oder extern, zu einem zentralen Data Lake zusammenzuziehen. Damit können Daten automatisiert erfasst und sowohl tagesaktuell als auch zu einem beliebigen Stichtag generiert werden. Die Schnittstellen sichern dabei gleichzeitig die Anonymisierung sensibler Daten – vor dem Hintergrund hoher Datenschutzanforderungen eine zentrale Voraussetzung bei der Datenerfassung in der Verwaltung. Darüber hinaus ist BI so offen angelegt, dass algorithmische Analysewerkzeuge wie künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen angebunden werden können, um die Auswertungen großer Datenmengen weiter zu verbessern.

App schafft Transparenz

Die Veröffentlichungsformate, die sich in Richtung Nutzer ergeben, sind vielfältig. Kartenbasierte interaktive Grafiken und Vergleichswerte ermöglichen einen einfachen Zugang zu komplexen Informationslagen. Außerdem können die zugrunde liegenden Indikatorensets jederzeit aktualisiert und neue Datensätze aufgenommen werden. Einen besonderen Meilenstein der digitalen Sozialplanung legte der Kreis Pinneberg im Jahr 2019 mit der Umsetzung der App FOKUS PI für iOS- und Android-Tablets. Zum ersten Mal wurden die vielfältigen Dokumente, die im Laufe von Planungsprozessen entstehen, an einem Ort gebündelt. Hier finden sich generelle Hintergrundinformationen und Organisationsstrukturen der Sozialplanung ebenso wie die jährlichen Berichte und Handlungsempfehlungen für die politischen Entscheidungsträger. Die App als für alle leicht zugängliches Informationsmittel schafft so Transparenz und hilft bei der Bereitstellung einer aktuellen und zuverlässigen Datenbasis. Mit der Umsetzung des digitalen Sozialberichts Mitte 2020 konnte die Sozialplanung im Kreis Pinneberg diesen Anspruch vertiefen: Innerhalb der App FOKUS PI können Nutzer jederzeit auf die Werte von mehr als 40 Leistungskennzahlen (Key Performance Indicator, KPI) aus dem Sozialbereich zugreifen – aufgeschlüsselt nach Jahren und Gemeinden und angereichert mit Vergleichswerten auf Landes- und Bundesebene. Wer heute im Kreis Pinneberg wissen möchte, wie sich die Geburtenrate seiner Gemeinde seit dem Jahr 2015 entwickelt hat, findet diese Angaben mit wenigen Klicks. Die BI-basierten und über die App aggregierten Informationen werden durch die Sozialplanung also so zur Verfügung gestellt, dass alle Beteiligten jederzeit auf die gleichen Daten in der gleichen Form und Qualität zugreifen können. Damit liegt eine Standard User Experience vor. Hieraus entsteht ein enormer Mehrwert für den partizipativen Prozess.

Digitale Berichterstattung als Multiplikatorfunktion

Im Kreis Pinneberg beteiligen sich dauerhaft bereits mehr als 150 Personen in thematischen Fokusgruppen am Sozialplanungsprozess. Sie treffen sich mehrmals pro Jahr, um sich auszutauschen und Handlungsempfehlungen für den politischen Raum zu entwickeln. Durch diese breite Beteiligung können Informationen optimal in die Netzwerke vor Ort kommuniziert und Ideen für die Verbesserung von Lebenssituationen systematisch aufgegriffen werden. Die digitale Berichterstattung nimmt somit neben ihrer Informations- auch eine Multiplikatorfunktion ein. Im Zusammenspiel von Politik, gesellschaftlichen Akteuren und den Bürgerinnen und Bürgern entstehen so Perspektiven für die Region, die nur gemeinschaftlich gehoben werden können.
Die Idee der Data-Driven Governance wird zum Instrument der Problemlösung im politischen Raum: Die Nutzung von Daten ermöglicht es lokalen Gemeinschaften und Zivilgesellschaften, eigenes Wissen über sich selbst zu generieren und dementsprechend zu handeln. In den meisten Kommunen werden heute drei von vier Euro des Haushaltsbudgets für den Sozialbereich aufgewendet. Die Sozialplanung verfügt also über ein hohes Steuerungspotenzial für die Haushaltsgestaltung. Ihre Aufgabe muss es sein, die Vielzahl an Daten und Informationen systematisch für die politische Gestaltung nutzbar zu machen.

Klarer Return on Investment

Das Verändern kultureller Verwaltungsstrukturen, die Berücksichtigung datenschutzrechtlicher Rahmenbedingungen, die Einführung neuer Technologiebausteine, die Einbindung der Sozialplanungsprozesse in die Haushaltsplanung und die partizipative Interpretation von gewonnenen Daten – auf dem Weg zu einer echten Digitalisierung musste die Sozialplanung im Kreis Pinneberg immer wieder Überzeugungsarbeit leisten. Von der politischen Willensbildung über die finanzpolitische Absicherung bis hin zur erfolgreichen Umsetzung ist regelhaft von einem mehrjährigen Implementierungsprozess auszugehen. Dem gegenüber steht das enorme Steuerungspotenzial, das die Sozialplanung den politischen Vertretern und der Verwaltung bietet. Für alle Beteiligten liegt also ein klarer (Political) Return on Investment vor.

Robert Schwerin ist Leiter Sozialplanung und Steuerung beim Kreis Pinneberg.




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