Montag, 13. Januar 2025

VerwaltungsdigitalisierungHürden abbauen

[04.08.2022] Wie wichtig es ist, die Digitalisierung der Verwaltungen hierzulande voranzutreiben, hat die Corona-Pandemie deutlich gemacht. Ein Hindernis sind dabei die gewachsenen bürokratischen Strukturen und Hierarchien, die es IT-Visionären oft schwer machen, ihre Ideen umzusetzen. Hier ist ein rasches Umdenken erforderlich.
IT-Visionäre haben es oft schwer

IT-Visionäre haben es oft schwer, ihre Ideen in der Verwaltung umzusetzen.

(Bildquelle: msgrafixx/123rf.com)

Die Corona-Pandemie hat nicht nur den Kommunen gezeigt, wie essenziell es ist, die Verwaltungen zu modernisieren und alle Prozesse auf den Prüfstand zu stellen. Dabei geht es nicht allein um die technische Digitalisierung, angesagt ist vielmehr ein Umdenken innerhalb der Strukturen vieler Behörden.
Die Corona-Pandemie werden wir kurz- oder langfristig überwinden – und zwar dank der mutigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Visionäre, die von Anfang an den Kampf gegen das Virus aufgenommen und die ersten Impfstoffe entwickelt haben. Zu unserem Glück als Bürgerinnen und Bürger lag dieser Auftrag nicht in der Hand einer öffentlichen Verwaltung, sonst wären wir wohl bis heute mit bürokratischen Hürden und Zuständigkeitsprüfungen beschäftigt, würden auf Verordnungen und Weiteres warten.

Gewachsene Bürokratien werden verteidigt

In den vergangenen zwei bis drei Jahren wurden innerhalb der Verwaltungen zahlreiche neue Ämter geschaffen, die mit der Digitalisierung beauftragt sind und hier federführend sein sollen. Als Qualifikationsmerkmal für die mit den Digitalisierungsprojekten betrauten Mitarbeitenden gilt in zahlreichen Verwaltungen jedoch immer noch, dass diese den Verwaltungsspezifischen Lehrgang AL II absolviert haben. Der Kampf zwischen den zuständigkeitsgeübten Verwaltungsangestellten und den Visionären aus dem IT-Bereich hat verhehrende Folgen für den Fortschritt bei der Digitalisierung.
Einen weiteren Stolperstein stellen interne Grabenkämpfe zwischen den verschiedenen Ämtern dar, wenn jedes die Digitalisierung für sich alleine und nach seiner Vorstellung vorantreiben will. Keine Rolle spielt es dabei leider oft, wie sinnvoll und wirkungsvoll der eingeschlagene Weg in die Digitalisierung für die Verwaltung selbst, für die Unternehmen sowie die Bürgerinnen und Bürger ist. Vielmehr geht es allzu häufig darum, die Bürokratien und die Macht hinter den Bürotüren auf den einzelnen Etagen zu verteidigen. Somit wird die Digitalisierung in vielen Kommunen nicht als Chance gesehen, sondern es herrscht die Furcht, dass sich seit Jahrzehnten geltende Verwaltungsstrukturen als Hindernis und das ein oder andere Amt als überflüssig herausstellen könnten.

Über den Tellerrand blicken

Digitalisierung ist kein Verwaltungsakt, daher lässt sich die Frage, ob eine verwaltungskonforme Digitalisierung möglich ist, getrost mit Nein beantworten. Die Digitalisierung einer Verwaltung ist eine dauerhafte Aufgabe und muss amtsübergreifend bewältigt werden. Ein Querschnittsamt ist nur ein Teil der Lösung der vielen Probleme, die mit der Digitalisierung einhergehen, es muss jedoch auch Fachkräfte beherbergen und nicht nur zuständigkeitsgeübte Verwaltungsangestellte.
Ein Blick über den Tellerrand würde vielen Kommune auf ihrem Weg zur Digitalisierung helfen. Viel wichtiger ist es aber, dass die Führungsebene und die Personalämter, welche mit der Suche nach geeignetem Personal beauftragt sind, die Kompetenzen einer Fachkraft erkennen, auch wenn diese nicht über eine Verwaltungsausbildung verfügt. Damit steht dann aber schon die nächste Herausforderung für viele Bürokraten in der Verwaltung im Raum: Diesen Fachkräften und IT-Experten den benötigten Spielraum zu gewähren, vor allem aber, ihnen Vertrauen und Respekt entgegenzubringen.
Denn diese sind meist top ausgebildet und blicken auf jahrelange Erfahrung zurück. Sie können technische Zusammenhänge schnell und unbürokratisch erkennen und entsprechend handeln – denn für sie steht der Grundsatz einer Verwaltungsausbildung „Zuständigkeitsprüfung“ nicht im Vordergrund, sondern der jeweilige Vorteil und der daraus entstehende Nutzen durch die Digitalisierung.

Offen sein für Visionäre

Es mangelt bei der Verwaltungsdigitalisierung weder an den finanziellen Mitteln noch an Software-Lösungen – im Gegenteil. Passende Software und Budget alleine reichen jedoch nicht aus, um die Digitalisierung voranzutreiben. Es bedarf vielmehr eines grundlegenden Umdenkens der Führungsebenen innerhalb der Verwaltung.
Viele Verwaltungen sind dazu aufgerufen, ihre internen Strukturen kritisch und sehr schnell auf den Prüfstand zu stellen. Es muss sich die Erkenntnis durchsetzen, dass es im Jahr 2022 und nach einer Krise wie der Corona-Pandemie nicht mehr darum gehen kann, dass sich die Verwaltung selbst verwaltet, sondern vielmehr darum, sich nach außen zu öffnen und zugänglich zu machen – und zwar nicht nur in Form von Türen, sondern besonders für die vielen Visionäre und Macher, die Deutschland aufzuweisen hat.
Für viele Fachkräfte sind die Stellenausschreibungen des öffentlichen Diensts nicht mehr attraktiv genug. Die Vergütung mag dafür ein wichtiger Grund sein, eine entscheidende Rolle spielt jedoch auch der mangelnde Spielraum, welchen die Verwaltung den Fachkräften bietet, um ihre Ideen zu verwirklichen. Ihnen bleibt daher nur der Weg in die private Wirtschaft, wo man sich schon vor Jahren auf ein unbürokratisches Miteinander vorbereitet und die Voraussetzungen hierfür geschaffen hat. Ideenbringer sind in der privaten Wirtschaft willkommen und müssen im Gegensatz zur öffentlichen Verwaltung nicht bei jeder Stellenbewertung den Nachweis erbringen, ob sie einen Verwaltungslehrgang absolviert haben oder nicht. Entscheidend ist hier alleine die erbrachte Leistung.

Hakam Najjar war zehn Jahre lang im Bereich der Digitalisierung einer öffentlichen Verwaltung tätig, bevor er im Oktober 2021 als Unternehmensberater für Digitalisierung /ECM-DMS Consultant/Digitalisierungsberater in die freie Wirtschaft wechselte.


Stichwörter: Panorama, Personalwesen


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Logo des Ko-Pionier-Preises auf dunkelblauem Grund

Ko-Pionier-Preis: Besser nachnutzen

[10.01.2025] Der Ko-Pionier-Preis will die Nachnutzung innovativer Verwaltungslösungen fördern. Verwaltungen, die Lösungen erfolgreich übernommen haben, können sich bis 14. Februar 2025 bewerben. Die Preisverleihung findet im März 2025 im Rahmen des Kongresses Digitaler Staat statt. mehr...

Screenshot, der die drei Webinarteilnehmer zeigt.
bericht

Kommune21 im Gespräch: Mammutprojekt RegMo

[08.01.2025] Im jüngsten Webinar aus der Reihe Kommune21 im Gespräch diskutierten Jasmin Deling, Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie NRW, sowie Hartje Bruns von Governikus die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Registermodernisierung. mehr...

Lübeck: Faxgeräte abgeschaltet

[08.01.2025] Die Hansestadt Lübeck hat zum Jahresende 2024 die analogen Faxgeräte abgeschaltet. Feuerwehr und der Bereich Wahlen bleiben weiterhin über Fax erreichbar. mehr...

Logo des Ko-Pionier-Preises auf dunkelblauem Hintergrund

Ko-Pionier-Preis: Verwaltungslösungen besser nachnutzen

[07.01.2025] Der neue Ko-Pionier-Preis würdigt Verwaltungen, die bewährte Lösungen erfolgreich übernehmen. Die Initiative Re:Form will damit Nachnutzung fördern und Verwaltungsabläufe effizienter gestalten. Die Preisvergabe erfolgt im März 2025 in Berlin. mehr...

Winterlandschaft Nordschweden

In eigener Sache: Wir machen Winterpause

[23.12.2024] Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. Aktuelle Meldungen gibt es hier wieder ab dem 6. Januar 2025. mehr...

Marcus Witzke vom Fraunhofer FOKUS, Beauftragte Regina Vollbrecht und Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner beim Start der Indoor-Navigation everGuide im Bezirksamt Reinickendorf.

Berlin: Bezirksrathaus mit Indoor-Navi

[13.12.2024] Im Rathaus in Berlin-Reinickendorf erleichtert eine barrierefreie Indoor-Navigation die Orientierung. Die App everGuide vom Fraunhofer FOKUS ermöglicht Besucherinnen und Besuchern – ob blind oder sehend – eine präzise Navigation zu Räumen, Aufzügen und Ausgängen. mehr...

Screenshot aus dem Bayernportal

Regensburg: Bei der Digitalisierung weit vorne

[12.12.2024] Regensburg bietet inzwischen 327 digitale Verwaltungsleistungen an und erreicht Platz 2 im bayerischen Digitalranking. Bei den Bürgerinnen und Bürgern kommen die Services gut an, wie die Nutzerzahlen zeigen. mehr...

Illustration in hellen, freundlichen Farben: Blick in einen Kita-Raum aus Vogelperspektiv, auf dem Boden spielen Kinder und viel Spielzeug liegt herum.

Magdeburg: Kitas präsentieren sich neu im Netz

[09.12.2024] Magdeburger Eltern, die ihre Kinder bei einer kommunalen Kita anmelden möchten, finden die benötigten Informationen nun gebündelt und übersichtlich auf einer neu eingerichteten Website. mehr...

Das Bild zeigt den belebten Markplatz von Halle (Saale), im Hintergrund sind die fünf Türme der Händelstadt zu erkennen.

Halle (Saale): Gesundheitsamt wird digital

[06.12.2024] Das Modellprojekt Digitales Gesundheitsamt in Halle (Saale) wurde erfolgreich abgeschlossen. Ziel war es, den Fachbereich Gesundheit der Stadt mit digitalen Lösungen nutzerfreundlicher und effizienter zu gestalten. Die Einführung neuer Systeme legt zudem ein Fundament für künftige Innovationen. mehr...

Potsdam: Onlinedienst für Fundsachen

[03.12.2024] Verlorene oder gefundene Gegenstände können in Potsdam jetzt auch online gemeldet werden. Der neue Service erleichtert das Verfahren sowohl für Finderinnen und Finder als auch für Suchende. mehr...

Augsburger Altstadt aus der Vogelperspektive.

Augsburg: Digitaler Stadtplan zur Barrierefreiheit

[26.11.2024] Mit dem digitalen Stadtplan Augsburg barrierefrei hat die bayerische Kommune ein neues Projekt gestartet, das Menschen mit Behinderung detaillierte Informationen zur Barrierefreiheit von Orten und Gebäuden bietet. Alle Angaben wurden durch Begehungen vor Ort überprüft und digital erfasst. mehr...

Baustelle: Blick durch Zaundraht auf einen Pumpenkran zum Heben und Gießen von Beton, im Hintergrund ein Gebäude, das eine Schule sein könnte.

Leipzig: Baumaßnahmen-Dashboard ist online

[26.11.2024] Die Stadt Leipzig hat ein Online-Dashboard zur Schul- und Kitabaustrategie veröffentlicht. Es bietet aktuelle Einblicke in laufende und geplante Baumaßnahmen im Bildungsbereich, übersichtlich dargestellt auf einer Stadtkarte mit detaillierten Informationen zu jedem Projekt. mehr...

Oberbürgermeister Marcus König und Eugenia Strasser halten gemeinsam die Auszeichungsurkunde.

Nürnberg: E-Government-Beauftragte der Stadt ausgezeichnet

[19.11.2024] Nürnbergs E-Government-Beauftragte, Eugenia Strasser, ist mit dem WIN-Award der Vogel IT-Akademie ausgezeichnet worden. Sie belegt somit den zweiten Platz als Woman of the Year 2024. mehr...

Illustration: Klemmbrett mit einem Formular und einem Stift daneben vor hellblauem Hintergrund.

Köln: Bürgerfreundliche Bescheide ausgezeichnet

[18.11.2024] Das Public Service Lab hat die Stadt Köln für ihr Projekt Formularwerkstätten mit dem Preis für gute Verwaltung 2024 ausgezeichnet. Das Kölner Innovationsbüro hilft Fachämtern dabei, Formulare verständlicher zu gestalten und so den Zugang zu staatlichen Angeboten zu verbessern. mehr...

Illustration: Symbolbild für den Public Sector. Mehrere klein dargstellte Menschen arbeiten zwischen einem überdimensionalen Laptop, Tablet und anderen Gegenständen.

Bitkom: Neuer Geschäftsbereich „Public Sector“

[15.11.2024] Der Digitalverband Bitkom strukturiert sich neu: Die Geschäftsbereiche „Public Sector“ und „Digitale Gesellschaft“ werden eigenständige Kompetenzbereiche. Themen wie Künstliche Intelligenz und Digitale Souveränität rücken stärker in den Fokus. mehr...