Mittwoch, 20. November 2024

InterviewAusbau auf Augenhöhe

[25.10.2022] Beim Glasfaserausbau sollten Kommunen langfristig denken, plädiert Manfred Maschek, Geschäftsführer von BBV Deutschland. Wichtig sei, einen Anbieter zu finden, der sich nicht nur die Rosinen herauspickt, sondern als Partner auf Augenhöhe agiert.
Manfred Maschek

Manfred Maschek, Geschäftsführer von BBV Deutschland

(Bildquelle: BBV Deutschland)

Herr Maschek, beim Glasfaserausbau werden bundesweit der oft schleppende Ausbau und Schäden kritisiert. Wie sehen Sie das Thema?

Jeder, der schon einmal gebaut hat, weiß, dass es dabei Herausforderungen geben kann. Ich vergleiche den flächendeckenden Breitbandausbau in einer Kommune gerne mit einer Operation am offenen Herzen. BBV Deutschland baut jede Straße aus und errichtet für alle eine völlig neue und komplett von uns bezahlte In­frastruktur. Ein Grund für den scheinbar schleppenden Ausbau sind der Umfang und die Dauer der Genehmigungsverfahren. Allein im Neckar-Odenwald-Kreis bauen wir über 40.000 Strecken. Wobei mit einer Strecke durchaus zehn oder mehr Genehmigungsbehörden befasst sein können. Das meiste davon findet dann noch analog statt, da wir die dringend benötigten Autobahnen für die Digitalisierung ja gerade erst bauen. Oft stimmen Dokumentationen über die verlegte Infrastruktur nicht oder es gibt aus unterschiedlichen Gründen an der ein oder anderen Stelle tatsächlich Probleme mit einem unserer Tiefbauer.

Wie gehen Sie diese Herausforderungen an?

Vieles lässt sich durch enge Abstimmungen mit den Kommunen und deren Bauamt, etwa durch wöchentliche Jours fixes, gemeinsam meistern. Ebenso wichtig ist die stetige Information der Bevölkerung über den Ausbau vor Ort. Angesichts von über 80 Kommunen, in denen wir ausbauen oder noch ausbauen wollen, optimieren wir die Kommunikationskanäle und investieren in Fachpersonal. Und entsprechen die beauftragten Tiefbaufirmen nicht unseren Ansprüchen hinsichtlich Qualität und Leistung, tauschen wir diese aus.

Welche Besonderheiten zeichnen das Unternehmen BBV darüber hinaus aus?

Wir sind sehr erfahren und entwickeln uns durch Partnerschaften auf Augenhöhe mit den Kommunen fortdauernd weiter. Wenn wir neu in einen Landkreis, in eine Stadt oder Gemeinde kommen, sind wir mit unseren toni Glasfaserprodukten am Anfang oft wie ein Alien, den man von allen Seiten neugierig und zugleich offen beäugt. Dann schaffen wir im nächsten Schritt durch Angebote und Leistungen Vertrauen. Wichtig ist die Botschaft, dass wir gekommen sind, um zu bleiben. Wir handeln als lokaler Partner, stellen Mitarbeitende aus der Region und arbeiten mit den Vereinen, Stadtwerken und der Wohnungswirtschaft eng zusammen. Hinzu kommt unser soziales Engagement. Erst kürzlich haben wir im Rahmen eines Nachhaltigkeitswettbewerbs überschreitend in sechs Landkreisen 35.000 Euro an 20 Vereine und Schulen vergeben.

„Förderung ist immer dort sinnvoll, wo der Markt versagt. Aber auch nur dort.“
Was raten Sie Kommunen, die das Thema Breitbandausbau angehen wollen?

Denkt langfristig. Ein zentrales Thema ist Nachverdichtung. Manche Netzbetreiber suchen sich Rosinen und Filetstücke für den Ausbau heraus und bauen manchmal sogar nur eine Straßenseite. Der Rest bleibt liegen. Und ob das ausbauende Unternehmen später noch einmal den weiteren Ausbau vornimmt, ist fraglich. Das ist nicht im Interesse einer Kommune. Die Alternative ist ein sanfter, zukunftsorientierter Ausbau, der langfristig niemanden im Stich lässt. Wir bauen flächendeckend und jede Straße so aus, dass wir später bei einer Nachvermarktung Haushalte ohne hohen Aufwand anschließen können. So müssen Bürgersteige oder Straßen bis auf minimale Ausnahmen nicht noch einmal geöffnet werden.

Viele Kommunen leiten derzeit Markt­erkundungsverfahren ein und möchten sich Fördergelder für den Ausbau sichern. Befürchten Sie einen Förder-Tsunami?

Förderung ist immer dort sinnvoll, wo der Markt versagt. Aber auch nur dort. Die Kommunen und ausbauwilligen privatwirtschaftlichen Netzbetreiber benötigen eine eng abgestimmte Verzahnung und einen geförderten Ausbau mit Augenmaß. Wenn es ab 2023 der beihilferechtliche Rahmen zulässt, ohne Aufgreifschwelle auch solche Haushalte zu fördern, die bereits mit 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) versorgt sind, befürchte ich in der Tat eine Riesenwelle an Markterkundungs- und Förderverfahren.

Hemmt dies den Ausbau?

Ja. Die Verfahren dauern Jahre, belasten die Haushalte der Kommunen und Fördergelder sorgen für zusätzliche Nachfrage nach ohnehin knappen Tiefbaukapazitäten und Ressourcen. Keiner weiß zudem, wie groß der Kuchen eigentlich ist, der verteilt wird. Und wenn dann vielleicht in einigen Jahren tatsächlich Geld kommt, droht geförderter Überbau von Glasfaserinfrastrukturen, die zwischenzeitlich bereits von privaten Investoren gebaut wurden. Wenn wir eine Kommune oder Region in Angriff nehmen, haben wir dort immer unsere Vermarktungsziele erreicht und bauen flächendeckend aus. Daher plädieren wir für eine enge Abstimmung und Konzentration der Mittel und Ressourcen auf das wirklich Benötigte.

Interview: Thomas Fuchs, Geschäftsführer fuchs media consult, Gummersbach


Stichwörter: Breitband,


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Breitband

Breitenbrunn: Mobilfunkmast in Betrieb gegangen

[14.11.2024] In Breitenbrunn wurde jetzt ein neuer Mobilfunkmast offiziell in Betrieb genommen, der durch das bayerische Mobilfunk-Förderprogramm mit 327.000 Euro unterstützt wurde. mehr...

Odenwaldkreis: PEB Breitband sichert sich Auftrag für Ausbau

[08.11.2024] Das Unternehmen PEB Breitband hat sich jetzt den Auftrag für den geförderten Glasfaserausbau im Odenwaldkreis gesichert. Bis Ende 2030 sollen knapp 15.000 Haushalte und Unternehmen in der Region an das Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen werden. mehr...

Die Projektbeteiligten drücken den symbolischen Inbetriebnahme-Buzzer

Owingen: Schnelles Netz für unterversorgte Gebiete

[28.10.2024] Mit der Ortschaft Owingen geht im Breitband-Förderprojekt des Zweckverbands Breitband Bodenseekreis (ZVBB) die erste von zehn Gemeinden online. Nach den weißen Flecken sollen jetzt im nächsten Schritt auch noch die grauen Flecken erschlossen werden. mehr...

Andreas Kühn, Vorsitzender im Gemeinderat Sülzetal, Marco Hagendorf, Ortsbürgermeister von Altenweddingen, Jörg Methner, Bürgermeister der Gemeinde Sülzetal; Ministerin Lydia Hüskens, und Heiko Hambückers drücken einen Button zur Freischaltung des Glasfasernetzes.

Glasfasernetz Sülzetal: Eigenwirtschaftlicher Ausbau abgeschlossen

[24.10.2024] Ein nahezu flächendeckendes Glasfasernetz wurde jetzt in der Gemeinde Sülzetal freigeschaltet. Errichtet wurde es komplett ohne Fördermittel. mehr...

Das Bild zeigt ein Gebäude mit Grafiti und dem Schriftzug Usere Grüne Glasfaser.

Unternehmen: UGG übernimmt Infrafibre Germany

[22.10.2024] Unsere Grüne Glasfaser (UGG) übernimmt die Infrafibre Germany (IFG) und deren Tochtergesellschaften. Damit entsteht einer der größten Glasfaseranbieter Deutschlands. mehr...

Glasfaserkabel schauen aus der Erde

Gigabitstrategie: Fortschrittsbericht zeigt Ausbaudynamik

[21.10.2024] Der Fortschrittsbericht zur Gigabitstrategie des BMDV zeigt, dass 87 Prozent der Ausbaumaßnahmen gestartet oder abgeschlossen sind. Neue Projekte sollen den Ausbau weiter fördern. Bayerns Finanzminister Füracker kritisiert jedoch unzureichende Förderungen für ländliche Regionen und fordert mehr Unterstützung. mehr...

Glasfaserkabel

Rhein-Hunsrück-Kreis: 19 Millionen Euro für den Gigabitausbau

[11.10.2024] Das Land Rheinland-Pfalz fördert den weiteren Gigabitausbau im Rhein-Hunsrück-Kreis mit 19 Millionen Euro. Nach Abschluss des Ausbauvorhabens soll nahezu überall im Landkreis schnelles Internet verfügbar sein. mehr...

Mobilfunkmast auf einem weißen Gebäude vor Himmel

Rheinland-Pfalz: Mobilfunk-Toolbox für Kommunen

[09.10.2024] Das Land Rheinland-Pfalz stellt für Kommunen und Unternehmen jetzt eine Mobilfunk-Toolbox zur Verfügung. Sie soll dazu beitragen, Ausbauprojekte zu beschleunigen. Als Pilotregion hat der Landkreis Bad Kreuznach die Entwicklung der Toolbox aktiv begleitet. mehr...

v.l:: Thilo Höllen, Leiter Breitbandkooperationen bei der Telekom; Patrick Helmes, BUGLAS-Vizepräsident und Geschäftsführer von Glasfaser Ruhr; Theo Weirich, BUGLAS Präsident; Wolfgang Metze, Geschäftsführer Privatkunden Telekom Deutschland.

Telekom: Beitritt zum BUGLAS

[04.10.2024] Die Telekom wird Mitglied im Bundesverband Glasfaseranschluss. Die angestrebte intensivere Zusammenarbeit mit regionalen Versorgern soll zu einem schnelleren Glasfaserausbau beitragen. mehr...

Kreis Mansfeld-Südharz: Freies WLAN verfügbar

[02.10.2024] Der Verein Freifunk Harz plant im Umfeld bestimmter touristischer Höhepunkte in Sachsen-Anhalt die Erschließung und Etablierung eines freien WLAN – wie es jetzt beispielsweise in der Stadt Mansfeld freigeschaltet wurde. Vom Land wurde das Projekt mit Fördermitteln in Höhe von 200.000 Euro unterstützt. mehr...

Dresden: Glasfaserausbau im Norden gestartet

[01.10.2024] Bis zum Jahr 2027 sollen in Dresden 50.000 Haushalte und Gewerbeeinheiten von einem neuen Glasfasernetz profitieren. Den Startschuss für die erste Bauphase im Dresdner Norden gaben jetzt Oberbürgermeister Dirk Hilbert und SachsenEnergie-Chef Frank Brinkmann. mehr...

Mönchengladbach: Kooperation für Glasfaserausbau

[27.09.2024] An das Glasfasernetz sollen in Mönchengladbach bis 2030 rund 97 Prozent aller Haushalte durch eine Kooperation mit dem Netzbetreiber metrofibre angeschlossen werden. Die ersten Bauarbeiten starten Mitte 2025 mit 33.000 zusätzlichen Haushalten in elf bisher unterversorgten Stadtteilen. mehr...

OXG und Vodafone haben jetzt in Hamburg eine groß angelegte Glasfaseroffensive gestartet.

Hamburg: Groß angelegte Glasfaseroffensive

[05.09.2024] OXG und Vodafone starten in Hamburg jetzt eine groß angelegte Glasfaseroffensive, die bis zu 300.000 Haushalte mit schnellen Internetanschlüssen versorgen soll. Der Ausbau erfolgt eigenwirtschaftlich und ohne öffentliche Gelder, wobei der Fokus auf einer breiten Anbieterwahl für die Bürgerinnen und Bürger liegt. mehr...

Dem Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises

Neckar-Odenwald-Kreis: Auszeichnung für Glasfaserausbau

[27.08.2024] Der BREKO hat den Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, Achim Brötel, für seine Verdienste um den Glasfaserausbau mit dem Titel „Digitalpolitiker“ geehrt. Die Auszeichnung würdigt seine langjährige Arbeit und die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Netzbetreiber BBV, die zu einem umfassenden Ausbau der Glasfaserinfrastruktur in der Region geführt hat. mehr...

Übersichtskarte des ersten UGG-Ausbaugebiets in Pfullingen.

Pfullingen: Glasfaserausbau ohne städtische Mittel

[26.08.2024] Mit OEW Breitband und Unsere Grüne Glasfaser bringen zwei Unternehmen das glasfaserschnelle Internet nach Pfullingen. Der Ausbau erfolgt mit Förder- und eigenwirtschaftlichen Mitteln und kommt deshalb ohne Komplementärfinanzierung durch die Stadt aus. mehr...