Samstag, 30. November 2024

Digitale BildungDigitalPakt 2.0 besser machen

[08.12.2022] Der DigitalPakt Schule ist vor allem ein Infrastrukturpaket. Für einen guten digitalen Unterricht benötigen Schulen jedoch mehr als finanzielle Mittel für Geräte und schnelles Internet. Eine Umfrage des Bündnisses für Bildung zeigt, wo Verbesserungspotenzial liegt.
Hardware allein macht noch keinen guten digitalen Unterricht.

Hardware allein macht noch keinen guten digitalen Unterricht.

(Bildquelle: Gorodenkoff/stock.adobe.com)

Im September 2022 kündigten Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Karien Prien an, den DigitalPakt Schule nochmals beschleunigen zu wollen. „Der DigitalPakt nimmt weiter an Fahrt auf, aber das Tempo stimmt noch nicht“, so die Bundesministerin. Bis Sommer 2022 waren aus allen Teilen des DigitalPakts von den zur Verfügung stehenden 6,5 Milliarden Euro insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro abgeflossen, rund 3,2 Milliarden Euro waren für bereits bewilligte Projekte gebunden. Ein mögliches Problem des aktuellen DigitalPakts Schule ist der gerade in der öffentlichen Debatte als zu langsam wahrgenommene Abfluss und tatsächliche Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel.
Doch die weitere Diskussion auf dem Weg zum DigitalPakt 2.0 wird eine zweigeteilte sein müssen: Der bessere Mittelabfluss und das Wieviel sind der eine Aspekt. Der andere ist, was Schulen eigentlich alles für einen guten digital gestützten Unterricht benötigen. Denn der DigitalPakt Schule war und ist vor allem ein Infrastrukturpaket – was angesichts der digitalen Ausstattung der Schulen vor dem Start des Förderprogramms auch richtig war. Für einen guten digitalen Unterricht braucht es aber deutlich mehr als Geräte und WLAN-Abdeckung. Schulen benötigen auch deutlich mehr finanzielle und administrative Unterstützung zur Einführung digital-gestützter pädagogischer Konzepte mit den entsprechenden Inhalten, mit dem passenden digitalen Content und sinnvollen digitalen Tools.

Finanzielle Mittel reichen nicht aus

Das Bündnis für Bildung (BfB) ist als gemeinnütziger Verein eine neutrale Plattform, in dem sich alle wichtigen Akteure zusammengeschlossen haben, die Digitales in der Bildung nach vorne bringen können: von Vertretern der öffentlichen Hand aus Bundesländern und Kommunen über Vertreter der IT- und Bildungswirtschaft bis hin zu Bildungsinitiativen und Verbänden. Mit diesem 360-Grad-Blick auf digitale Bildung haben die BfB-Mitglieder in einer Umfrage wichtige Erfahrungen und Hinweise aus der Praxis geliefert, wie der DigitalPakt 2.0 besser gemacht werden kann.
Eine deutliche Mehrheit der befragten BfB-Mitglieder hält beispielsweise die bereitgestellten finanziellen Mittel aus dem DigitalPakt Schule für zu gering – unabhängig davon, wie viele Mittel tatsächlich abgerufen wurden. Lediglich elf Prozent der Befragten hielten das Gesamtvolumen des DigitalPakts Schule für „genau richtig“, 81 Prozent bewerteten das Gesamtvolumen als „zu gering“. Abgesehen vom Gesamtbudget zeigt die Umfrage auch, wo es Verbesserungsbedarf bei Ausschreibungen, Vergabe und Abrechnungen gibt. Unter anderem gilt es, Ausschreibungsunterlagen, Vergaberegeln und Antragsverfahren zu vereinfachen. Eine häufige Forderung: Wo es machbar ist, mit Rahmenverträgen zu arbeiten. Diese würden vielen Akteuren alle weiteren Schritte erleichtern: keine oder vereinfachte Ausschreibungen, klare Abrechnungskonditionen und mehr Planungssicherheit für die Kommunen.

Fallstricke bei der Finanzierungssicherheit

Gleichzeitig sprechen sich die BfB-Mitglieder dafür aus, die Abrechnungsmodalitäten zu vereinfachen und praxisnäher zu gestalten. Zudem fordern sie, den Kommunen bei der Vorfinanzierung mehr Planungssicherheit zu geben und hier sowie bei kommunalen Eigenanteilen darauf zu achten, dass dies aus den kommunalen Haushalten leistbar ist. Denn eine kurzfristige Mittelakquise ist für viele Kommunen in einem laufenden Haushaltsjahr problematisch. Kommunen müssen zudem bei Mitteln aus dem DigitalPakt Schule teilweise ein hohes finanzielles Risiko eingehen, falls die Vergaberichtlinien eine spätere Mittelauszahlung für bereits getätigte Anschaffungen doch nicht möglich machen. Außerdem enthielten aus Sicht der BfB-Mitglieder die Länderprogramme, die laut Verwaltungsvereinbarung zum DigitalPakt Schule „Kriterien und ein Verfahren zur Bewertung und Begutachtung von Anträgen“ aufstellen, in manchen Bundesländern viele Fallstricke für die Finanzierungssicherheit. Als positives Beispiel wurde in der Umfrage mehrfach das Land Niedersachsen genannt, das sich für eine 100-prozentige-Förderung anstelle eines Eigenanteils der Kommunen entschieden hat.

Langfristige Unterstützung ist gefragt

Um die digitale Bildung an Schulen nachhaltig zu fördern, sollten Programme wie der DigitalPakt 2.0 künftig zudem deutlich mehr Bereiche in den Fokus nehmen. Der DigitalPakt Schule hat sich in vielen Bereichen stark auf Einmalanschaffungen fokussiert. Deutlich stärker mitgedacht werden müssen langfristige und nachhaltige Aspekte der digitalen Ausstattung, die im laufenden Prozess an Schulen dauerhaft benötigt werden, etwa Support, Administration, Wartung oder Pflege. Des Weiteren sollten für ein umfassendes Konzept von digitaler Bildung an Schulen neben der Hardware auch Dienstleistungen und Produkte aus dem Content-Bereich sowie Software und Tools stärker berücksichtigt und die entsprechenden Anbieter an Planungen und Überlegungen zu Förderprogrammen wie dem DigitalPakt 2.0 beteiligt werden. Zu guter Letzt: Digitalität in der Bildung wird in Zukunft ein zentraler und dauerhafter Aspekt der schulischen Bildung und des schulischen Alltags sein. Ebenso zentral, dauerhaft und nachhaltig sollte deshalb auch die Finanzierung für digitale Bildung werden. Förderpakete wie ein DigitalPakt 2.0 können hier einen wichtigen Beitrag und Anschub leisten. Mindestens ebenso wichtig wird es aber sein, die öffentlichen Haushalte, aus denen entsprechende Mittel bereitgestellt werden, so auszustatten, dass digitale Bildung nachhaltig in Schulen etabliert wird und die Schulen in Zukunft mit technischen Entwicklungen dauerhaft Schritt halten können.

Timm Steinborn ist Geschäftsführer des Bündnis für Bildung e.V.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Schul-IT

Bitkom-Studie: KI-Einsatz an Schulen nimmt zu

[28.11.2024] Rund die Hälfte der Lehrkräfte in Deutschland hat Künstliche Intelligenz (KI) bereits für den Unterricht genutzt, zeigt eine neue Bitkom-Studie. Viele Lehrkräfte wünschen sich jedoch mehr Fortbildungen und fordern eine schnelle Umsetzung des Digitalpakts 2.0. mehr...

Schüler mit Laptop und Tablet im Klassenzimmer hören Lehrer zu

Baden-Württemberg: KI-Zentrum Schule gegründet

[23.10.2024] Das neue KI-Zentrum Schule des Landes Baden-Württemberg soll Schulen dabei unterstützen, Künstliche Intelligenz lernförderlich nutzbar zu machen. Angesiedelt ist es im Heilbronner Innovationspark Künstliche Intelligenz. mehr...

v.l.: Pforzheims Bürgermeister Frank Fillbrunn; Vera Wasserbäch, Projektleiterin des DigitalPakt Schule im ABS; Martin Hoffmann, Schulleiter der Fritz-Erler-Schule Pforzheim.

Pforzheim: DigitalPakt Schule abgeschlossen

[02.10.2024] Die 36 Bildungseinrichtungen der Stadt Pforzheim verfügen jetzt über alle Möglichkeiten für einen modernen und digitalen Unterricht. Zum erfolgreichen Abschluss des Großprojekts „DigitalPakt Schule 2019 – 2024“ leistete insbesondere die reibungslose Zusammenarbeit von Schulen und Stadtverwaltung einen großen Beitrag. mehr...

Nordrhein-Westfalen: Pilotprojekt zum Lernen mit KI

[02.10.2024] Im Rahmen eines Pilotprojekts wird in Nordrhein-Westfalen der Einsatz generativer KI in den Fächern Mathematik und Deutsch erprobt. Wissenschaftlich begleitet wird das Vorhaben namens KIMADU von der Universität Siegen. mehr...

Die Anbindung von Schulen an das Gigabitnetz ist eine wichtige Voraussetzung für digitales Lernen. Das Saarland ging diese Aufgabe zentralisiert an – mit Erfolg.

Saarland: Note Eins für Netzanbindung der Schulen

[10.09.2024] 98 Prozent aller saarländischen Schulen können jetzt auf Gigabitbandbreiten zugreifen. Damit nimmt das Land beim Gigabit-Internet an Schulen die Spitzenposition unter allen Bundesländern ein. Der Ausbau wurde nicht von einzelnen Kommunen, sondern zentral koordiniert. mehr...

Potsdam hat inzwischen 46 Schulen mit Breitbandanbindungen und digitaler Technik ausgestattet. Finanziert wurde dies aus Eigenmitteln sowie aus Mitteln des DigitalPakts.

Potsdam: Schuldigitalisierung kommt voran

[06.09.2024] In Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam wurden seit dem Jahr 2020 46 Schulen in öffentlicher Trägerschaft mit Breitbandanbindungen und digitaler Technik wie Smartboards und Beamern ausgestattet. Finanziert wurde dies aus Eigenmitteln der Stadt sowie aus Mitteln des Digitalpakts Schule. mehr...

Steven Pollok
interview

Digitalgestützte Bildung: Gesamtpaket für neues Lernen

[05.09.2024] Samsung will den digitalen Entwicklungsprozess der Schulen mit ganzheitlichen Konzepten begleiten. Dazu gehören nicht nur innovative und dennoch nutzerfreundliche Produkte, sondern auch Hilfestellungen rund um die Handhabung, wie Steven Pollok, Director Display Division bei Samsung Electronics, erklärt. mehr...

An nordrhein-westfälischen Schulen soll der Einsatz von VR-Technologie im Unterricht erprobt werden.

Nordrhein-Westfalen: Virtual Reality im Klassenzimmer

[03.09.2024] Das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen stellt rund 3.000 VR-Brillen zur Erprobung neuer innovativer Technologien im Unterricht bereit. Das Pilotprojekt nimmt gezielt auch die Lehrkräfteausbildung in den Blick. mehr...

Klassenräume mit digitalen Präsentationsflächen auszustatten gehört zum Digitalisierungskonzept für Schulen in Braunschweig.

Braunschweig: DigitalPakt-Mittel ausgeschöpft

[23.08.2024] Der DigitalPakt Schule erlaubte der Stadt Braunschweig Fortschritte bei der Ausstattung ihrer Schulen. Nahezu alle Schulen verfügen inzwischen über einen Glasfaseranschluss, viele ebenfalls über digitale Präsentationsflächen. Für die Betreuung und Instandhaltung fordert die Stadt weitere Mittel von Bund und Land. mehr...

Ki hält in den Schulen von zwölf Bundesländern Einzug. Eine Umfrage des eco zeigt indes große Skepsis in der Bevölkerung.

eco-Umfrage: Skepsis gegenüber KI an Schulen

[13.08.2024] Künstliche Intelligenz hält Einzug in deutschen Schulen: Zwölf Bundesländer bieten nach den Ferien KI-Lösungen an. Eine Umfrage des eco zeigt allerdings, dass gut 60 Prozent einen KI-Einsatz als Unterstützung für Schülerinnen und Schüler negativ bewerten. mehr...

ITK Rheinland: Digitalisierung von Schulen

[12.08.2024] Die ITK Rheinland hat jetzt alle Schulen in Neuss und Meerbusch mit iPads ausgestattet. Die neuen Lernmittel und stabilere Internetverbindungen haben einen positiven Effekt auf den Unterricht. mehr...

Von Schulen angeschaffte IT-Geräte müssen gewartet und mitunter ersetzt werden – auch dafür wird der Digitalpakt 2.0 dringend gebraucht.

Deutscher Städtetag: Schnell Klarheit für den Digitalpakt 2.0

[01.08.2024] Viele Schulen warten dringend auf eine Fortsetzung des Digitalpakts, der im Mai auslief. Ob dafür im nächsten Bundeshaushalt Geld eingeplant ist, bleibt unklar. Der Deutsche Städtetag fordert das Bundesbildungsministerium auf, schnellstmöglich Klarheit zu schaffen. Blieben die Mittel aus, drohe Schulen ein Rückfall in die digitale Steinzeit. mehr...

Karlsruhe: Zukunftsfähiger IT-Support an Schulen

[23.07.2024] Die Stadt Karlsruhe will eine zukunftsfähige Strategie für den IT-Support an ihren Schulen finden. Ein IT-Beratungsunternehmen wurde beauftragt, um festzustellen, ob sich langfristig das Outsourcing an eine externe Firma oder eher eine stadtinterne Lösung eignet. Der Schulbeirat entschied sich nun für letzteres. mehr...

Alle Lehrkräfte im Landesdienst Brandenburgs sollen mobile Endgeräte erhalten.

Brandenburg: Mobilgeräte für alle Lehrkräfte

[15.07.2024] Im Land Brandenburg wird Schule noch digitaler: Alle Lehrkräfte sollen mit mobilen Endgeräten ausgestattet werden. Dazu wendet das Land verbleibende Mittel aus dem DigitalPakt, aber auch Landesmittel auf. Finanziert wird nicht nur die Beschaffung, sondern im Bedarfsfall auch die datenschutzkonforme Administration der Geräte. mehr...

Die digitale Ausstattung der Schulen zu finanzieren bleibt für Länder und Kommunen ein Kraftakt

Bundesrat: Länder erhöhen Druck beim DigitalPakt 2.0

[10.07.2024] Mit dem DigitalPakt Schule hat der Bund Länder und Kommunen bei Investitionen in die digitale Bildungsinfrastruktur unterstützt – bis Mai dieses Jahres. Nun verhandeln Bund und Länder über die Anschlussfinanzierung. Im Bundesrat sprachen sich die Länder für eine verlässliche Fortführung bis 2030 aus. mehr...