Mittwoch, 20. November 2024

StudieDatenbasierte Innovationen als Gemeinschaftsaufgabe

[12.12.2022] Die Relevanz interkommunaler Zusammenarbeit bei datenbasierten Anwendungsfällen haben das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, das Datenkompetenzzentrum Städte und Regionen (DKSR) und die Morgenstadt-Initiative untersucht. Entstanden ist eine Studie, die Mehrwerte, Synergieeffekte und Handlungsempfehlungen aufzeigt.
Interkommunale Zusammenarbeit lohnt sich unter anderem beim Aufbau eines digitalen Zwillings für eine integrierte Stadtentwicklung.

Interkommunale Zusammenarbeit lohnt sich unter anderem beim Aufbau eines digitalen Zwillings für eine integrierte Stadtentwicklung.

(Bildquelle: jakarin2521/123rf.com)

Von urbanen Datenplattformen und Digitalen Zwillingen für eine integrierte Stadtentwicklung über den Aufbau rechenzentrumsübergreifender, cloudbasierter Infrastrukturen bis hin zur Entwicklung kommunaler Apps reichen die Themen, die eine Vielzahl von Kommunen zur Zusammenarbeit bewegen. Die Relevanz solch interkommunaler Kooperationen bei datenbasierten Anwendungsfällen haben jetzt das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, das Datenkompetenzzentrum Städte und Regionen (DKSR) und die Morgenstadt-Initiative untersucht.
„Da einer unserer großen Antriebe bei DKSR die Skalierung und Verbreitung datenbasierter Lösungen ist, ist für uns die Frage sehr spannend, wie dies durch interkommunale Zusammenarbeit gemeinwohlorientiert gestaltet werden kann“, erläutert Eva Schmitz, die für das DKSR in das Forschungsteam der Studie involviert war. Anhand von Fallstudien zu konkreten Umsetzungsprojekten für Smart City und Verwaltungsdigitalisierung sowie Interviews mit Expertinnen und Experten beleuchtet die Studie laut den Herausgebern die aktuellen Mehrwerte und Synergieeffekte. Auch formuliert sie zentrale Handlungsempfehlungen für die erfolgreiche Umsetzung interkommunaler Zusammenarbeit.

Drei konkrete Projekte im Vergleich

Datenbasierte Anwendungen und Modelle können im Gegensatz zu physischer Infrastruktur einfach übertragen werden. Das ermöglicht eine gemeinsame Entwicklung trotz geografischer Distanz. Dabei ist ein breites Spektrum an Organisationsformen mit unterschiedlichen Formalisierungsgraden, Finanzierungsmodellen und Zielsetzungen entstanden, welche wiederum eine Vielzahl an Möglichkeiten für die interkommunale Zusammenarbeit eröffnen. Um die interkommunale Zusammenarbeit für weitere Kommunen zu ermöglichen und deren Initiierung zu erleichtern, hat das Forschungsteam drei Pilotprojekte als Fallstudien herangezogen. Aufbau, Mehrwerte, Finanzierung, Umfang sowie technische und organisatorische Empfehlungen seien näher betrachtet worden. Untersucht wurden zu diesem Zweck die Entwicklungspartnerschaft Open SmartCity App, das Kooperationsprojekt Connected Urban Twins – Urbane Datenplattformen und Digitale Zwillinge für Integrierte Stadtentwicklung (CUT) der Städte Hamburg, Leipzig und München sowie die bundesweite Genossenschaft govdigital. Die Erkenntnisse wurden mit weiteren Projekten verglichen, um Übereinstimmungen zu identifizieren. „Wir wollten unter anderem herausfinden, inwiefern Fördermittel die Projekte beeinflussen im Hinblick auf deren Flexibilität und ob Kommunen solche Kooperationen auch fördermittelunabhängig stemmen können“, sagt Hendrik Frieling, Autor der Studie und Forscher am Fraunhofer IAO.

Mehrwerte überwiegen Aufwände

Das Kooperationsprojekt Connected Urban Twins wäre beispielsweise ohne finanzielle Unterstützung und Folgefinanzierung nicht umgesetzt worden. Insgesamt 70 Expertinnen und Experten arbeiten in CUT zusammen – über kommunale Grenzen hinweg in agiler Form und mithilfe von digitalen Tools. Alle Projektverantwortlichen nannten laut den Herausgebern der Studie eine Vielzahl an Mehrwerten der interkommunalen Zusammenarbeit. Unter anderem ermögliche die Nutzung von Open Source Software die Replikation von Projektbausteinen in anderen Kommunen, was zu Einsparungen von Entwicklungs- und Anlaufkosten bei den beteiligten Städten führt. Auch das Einbringen der individuellen Stärken der beteiligten Städte in der interkommunalen Projektstruktur beeinflusse den Wissenstransfer positiv.
„Außerdem sind wir der Frage nachgegangen, ob Kommunen solche Zusammenarbeitsformate im Förderauftrag als hindernd empfinden“, sagt Freiling. „Die klare Antwort war: Nein. Die Mehrwerte überwiegen die Aufwände deutlich.“ In den insgesamt sieben beleuchteten Projekten der Studie wurden vielfältige Mehrwerte von interkommunaler Zusammenarbeit identifiziert, teilen die Herausgeber mit. Alle interviewten Personen zeigten demnach eine hohe Motivation und Begeisterung für interkommunale Projekte. Zu den genannten Mehrwerten zählen die Einsparung von Ressourcen und die Steigerung der Effizienz, die Standardisierung und Replikation von Umsetzungsmaßnahmen an stadtspezifische Kontexte, Netzwerkeffekte, Wissenstransfer und Kompetenzentwicklung, die Schaffung einer gemeinsamen Projektidentität, die Stärkung von Datensouveränität und Data Governance, agile Arbeitsstrukturen und die Überwindung von Wissens-Silos sowie eine erhöhte Redundanz durch das Teilen von Systemen.

Nützlich und wichtig

Das Forschungsteam betont mit Blick auf die Studienergebnisse den Nutzen und die Wichtigkeit interkommunaler Zusammenarbeit. Dies komme nicht nur der zielgerichteten Entwicklung und Umsetzung zugute, sondern beispielsweise auch der Förderung kommunaler Innovationen und Smart-City-Maßnahmen. Akteurinnen und Akteure auf allen Handlungsebenen sollten dies erkennen und in den Fokus innovationspolitischer Maßnahmen stellen. Damit die genannten Mehrwerte besser zutage treten können, müssten laut den Herausgebern weitere organisatorische, finanzielle und inhaltliche Hindernisse abgebaut werden. Hilfestellungen könnten nach dem Prinzip „von Kommunen für Kommunen“, durch Bürokratieabbau oder durch eine gezieltere Unterstützung auf Bundes- und Länderebene erfolgen.





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