FIT-ConnectIm Echtbetrieb angekommen
Eine medienbruchfreie Beantragung nach Maß ist der häufigste Wunsch von Kommunen bei der Digitalisierung von Verwaltungsservices. Denn die wachsende Vielfalt von Online-Diensten gibt es medienbruchfrei derzeit meist nur mit ebenso vielen Administrationsoberflächen. Nun hat aber das Unternehmen Nolis mit FIT-Connect als Transportweg eine medienbruchfreie Antragsstrecke vom Kommunalportal über den Einer-für-Alle(EfA)-Online-Service bis in das Back End der Software Rathausdirekt geschaffen und in den Echtbetrieb überführt. „Die Anbindung an FIT-Connect ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche medienbruchfreie Online-Antragstellung“, erklärt Nolis-Geschäftsführer Uwe Warnecke. „Denn die Kommunen können damit beliebige Online-Services einsetzen und die Daten zentral über eine Software empfangen. Dies ist ein wichtiger Schritt zu mehr Akzeptanz in den Verwaltungen.“
Wesentlicher Vorteil von FIT-Connect gegenüber proprietären Schnittstellen ist die Nutzung von Standards, ergänzt Nolis-Entwicklungsleiter Mark Scholtes. „Wir sind damit in der Lage, alle Anträge zu empfangen, die aus beliebigen Online-Services generiert werden, sofern deren Anbieter die Anbindung an FIT-Connect realisiert haben.“
Anbindung nicht auf NAVO begrenzt
Entstanden ist die Lösung zur Anbindung des Niedersächsischen Antragssystems für Verwaltungsleistungen Online (NAVO). Umgesetzt wurde sie in enger Kooperation mit dem niedersächsischen Landesbetrieb IT.N und dem Münchner Unternehmen fjd. Letzteres zeichnet nicht nur für die technische Realisierung von FIT-Connect, sondern ebenso für die des NAVO verantwortlich. Durch die Zusammenarbeit mit IT.N setzte Nolis außerdem ein Versprechen um, das Geschäftsführer Uwe Warnecke im Rahmen seiner Sommertour dem Landes-CIO Horst Baier gegeben hatte.
Die FIT-Connect-Anbindung war für das NAVO 2 und die damit realisierten EfA-Leistungen aus dem Themenfeld Gesundheit ein wichtiger Fortschritt. Bei eigenem Back End kann nun die Weitergabe per FIT-Connect oder über andere Übertragungswege erfolgen. Unter anderem der Kreis Helmstedt setzt mittlerweile NAVO-Anträge medienbruchfrei ein. Der am häufigsten genutzte Dienst ist hier die Online-Belehrung nach dem Infektionsschutzgesetz.
Verwaltet werden die medienbruchfreien Online-Dienste mit der Software NOLIS | Rathausdirekt. An diese wurden bereits zahlreiche Basisdienste zur Digitalisierung von Verwaltungsleistungen und damit zur Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) angebunden. Etliche deutschlandweit im Einsatz befindliche Zuständigkeitsfinder, Servicekonten wie das Nutzerkonto Bund oder E-Payment-Lösungen wurden erfolgreich verknüpft und sind bei mehr als 250 Kommunen im Einsatz. Die Kommunikation mit einer großen Anzahl an Fachverfahren und Dokumenten-Management-Systemen (DMS) ermöglicht Kommunen eine medienbruchfreie Interaktion mit den Bürgerinnen und Bürgern. Nolis setzt dabei auf gängige Standards wie xZuFi, xSta, DokuFIS/CMIS und OpenID Connect. „Uns ist wichtig, dass die Anbindung via FIT-Connect nicht auf NAVO begrenzt ist“, betont Uwe Warnecke. „Rathausdirekt ist damit in der Lage, auch andere EfA-Dienste medienbruchfrei zu integrieren.“
Möglichst direkte Antragsstrecke
Ziel aller Bemühungen ist es, die komplette Antragsstrecke so direkt und einfach wie möglich zu gestalten. Dazu bedarf es diverser Komfortfunktionen. Der Aufruf der NAVO-Anträge ist direkt aus dem kommunalen Portal aus einer Übersichtsliste oder der Dienstleistungsbeschreibung heraus möglich. Ist eine Authentifizierung erforderlich, kann diese über die Authentifizierungskomponente des von Nolis erstellten Portals erfolgen. Eine zusätzliche Anmeldung beim NAVO-Dienst entfällt dann. Ein weiterer Vorteil: Profildaten werden in das NAVO-Antragsformular übernommen und passende Felder damit vorausgefüllt. Der Antrag kann von den Bürgerinnen und Bürgern entsprechend schnell und einfach bearbeitet werden.
Selbstverständlich ist auch eine Authentifizierung über das Servicekonto Niedersachsen direkt bei NAVO möglich. Eine konzeptionelle Möglichkeit für mehr User-Komfort wird aktuell zwischen Nolis und den NAVO-Verantwortlichen projektiert: Nach bereits erfolgreicher Authentifizierung via Servicekonto am Kommunalportal soll künftig kein doppelter Log-in mehr notwendig sein. „Wir sehen darin eine gute Möglichkeit, die Akzeptanz seitens der Bürgerinnen und Bürger zu steigern“, meint Christian Schumacher, OZG-Consultant bei Nolis.
Datenschutzkonforme Übertragung
Viele Kommunen möchten möglichst alle Anträge an zentraler Stelle empfangen – ob sie nun über NAVO und vergleichbare Services eingereicht oder mit selbst erstellten Formularen im Portal angenommen werden. Für eine solche datenschutzkonforme Übertragung sorgt die Verbindung zu FIT-Connect: NAVO übergibt die Daten an diesen Basisdienst der FITKO, von dort holt NOLIS | Rathausdirekt sie ab. Sofern der Aufruf der NAVO-Anträge nach Authentifizierung im kommunalen Portal erfolgt, werden die Anträge mit dem dortigen Nutzerkonto verknüpft. Das ermöglicht eine ergänzende datenschutzkonforme Kommunikation beispielsweise bei Nachfragen, eine Statusmeldung im persönlichen Bereich oder die Bereitstellung von Hinweisen zur Fertigstellung. Diese sichere Kommunikation aus NOLIS | Rathausdirekt heraus ist ebenso bei einer Authentifizierung mittels Servicekonto möglich, sofern die antragstellende Person sich zu beliebiger Zeit am kommunalen Portal mit dem Servicekonto registriert hat. Das gilt selbst dann, wenn der NAVO-Antrag nicht über das Kommunalportal, sondern über einen direkten Link oder beispielsweise Google aufgerufen wurde.
Entscheidungsspielraum für Kommunen
Als einen wichtigen nächsten Schritt sehen die Nolis-Verantwortlichen die Nutzung eindeutiger Identifizierungen, beispielsweise der Kennung des Landes-Servicekontos selbst dann, wenn keine Registrierung im kommunalen Portal vorhanden ist. Auch für solche Anträge sollen die datenschutzkonformen und komfortablen Funktionen aus dem Back End von NOLIS | Rathausdirekt künftig genutzt werden. Nolis hat einen entsprechenden Entwicklungsschritt im Sinne der Kommunen eingefordert, welcher seitens der Verantwortlichen für NAVO und FIT-Connect geprüft wird.
Die Übertragung von Anträgen aus NAVO via FIT-Connect ist insbesondere für EfA-Leistungen im Themenfeld Gesundheit von großer Bedeutung, weil damit die bundesweite Verfügbarkeit der Anträge in einem bundeseinheitlichen Dienst realisiert wird. Auch Fachverfahren können die Antragsdaten dort abholen. Nicht zuletzt diese Tatsache war ausschlaggebend für Nolis, die Schnittstelle zu FIT-Connect zu entwickeln. Mit der Anbindung besteht für alle Rathausdirekt-Kommunen die Möglichkeit, die Anträge aus EfA-Leistungen anderer Bundesländer in die zentrale OZG-Software aufzunehmen.
Der Empfang von NAVO-Anträgen in NOLIS | Rathausdirekt ist – wie erwähnt – aber auch ohne FIT-Connect über andere Übertragungsformen möglich. OZG-Consultant Christian Schumacher: „Wir setzen auf größtmöglichen Entscheidungsspielraum der Kommunen bei der Wahl ihrer Komponenten. Es hat sich gezeigt, dass diese Flexibilität die Einführung digitalisierter Prozesse erheblich vereinfacht.“
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe März 2023 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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