Dienstag, 8. Oktober 2024

BambergDrohnen haben Bäume im Blick

[27.03.2023] In Bamberg wird mithilfe von Drohnen und Künstlicher Intelligenz die Gesundheit des städtischen Baumbestands untersucht. Das Projekt BaKIM kommt nicht nur den Bäumen zugute, sondern erleichtert auch Förstern und Baumpflegern die Arbeit.
Drohnenbilder helfen

Drohnenbilder helfen, kranke Bäume zu erkennen.

v. l. : Jonas Troles, technischer Projektleiter BaKIM; Bertram Felix, Finanzreferent der Stadt Bamberg; Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke; Michael Weber, Abteilung Grünanlagen und Friedhöfe der Stadt Bamberg; Sascha Götz, Programmleiter Smart City

(Bildquelle: Sina Schraudner/Stadtarchiv Bamberg)

BaKIM (das Kürzel steht für: Baum, Künstliche Intelligenz, Mensch) ist der Name eines Drohnenprojekts, welches mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) die Arbeit von Förstern und Baumpflegern unterstützen soll. Dafür hat sich die Stadt Bamberg mit dem Lehrstuhl für Kognitive Systeme der Universität Bamberg zusammengetan und arbeitet seit Januar 2022 in einem interdisziplinären Team an der Umsetzung. Ziel ist es, Drohnenbilder der städtischen Baumbestände zu erheben und diese mit neuronalen Netzen auszuwerten (wir berichteten). Dank der verbesserten Informationslage können die Baumexpertinnen und -experten der Stadt die eigenen Arbeitsabläufe anpassen und zielgerichteter planen. Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Digitales in der Förderlinie kommunal? digital! bis März 2024 mit 450.000 Euro unterstützt.
Die im Rahmen des Projekts eingesetzte Starrflüglerdrohne kann man sich wie ein kleines Flugzeug mit zwei Metern Spannweite vorstellen. Die Drohne ist dadurch in der Lage, große Forstflächen zu befliegen. Das Besondere: Sie kann trotzdem wie ein Helikopter senkrecht starten und so auch auf kleineren Flächen abheben. Während des Flugs zur Datenerhebung werden entweder eine hochauflösende RGB-Kamera, die Bilder im menschlich sichtbaren Spektrum aufnimmt, oder eine Multispektralkamera, die Bilder im Infrarot und Thermalspektrum aufnimmt, eingesetzt. Beide Arten von Daten werden dann zur Lösung verschiedener Probleme genutzt.

Mehrstufige Herangehensweise

Im ersten Schritt werden die einzelnen Bäume in Parks oder Forstflächen automatisiert erfasst, um sie später mit Vitalitätsdaten verknüpfen zu können. Hierfür werden die hochauflösenden RGB-Bilder mit tiefen neuronalen Netzen ausgewertet, um automatisch die einzelnen Bäume und die jeweilige Baumart zu erfassen. Darüber hinaus eignen sich die Bilder zum Erkennen von Totholz, umgekippten Bäumen oder Misteln. Letztere sind Sekundärschädlinge, die eher geschwächte Bäume befallen und damit einen indirekten Indikator für die Baumgesundheit darstellen. Aus den vielen Einzelbildern lässt sich außerdem ein digitales Oberflächenmodell erstellen, aus dem sich die Baumhöhe ableiten lässt. Diese Informationen sind ein erster wichtiger Schritt, um den Baumbestand pflegen und bewirtschaften zu können. Im zweiten Schritt werden aus den Multispektraldaten Indizes abgeleitet, welche Rückschlüsse auf die Baumgesundheit und möglichen Trockenstress zulassen. Diese können mit den Daten zum Bestand und zu den einzelnen Bäumen verknüpft werden. Um genauer zu verstehen, wie gut Trockenstress mithilfe der Multispektraldaten erfassbar ist, werden einzelne Bäume mit Bodenfeuchtigkeitssensoren ausgestattet. Die kontinuierliche Messung der Bodenfeuchtigkeit lässt dann Rückschlüsse zu, wie zuverlässig und schnell eine Drohne Trockenstress erfassen kann.
Da eine Befliegung des gesamten Bamberger Stadtgebiets mit einer Drohne aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist und außerdem bei vereinzelt stehenden Bäumen in keinem Verhältnis zum Aufwand steht, wird im Projekt auch auf Multispektralsatellitendaten zurückgegriffen. Diese bieten zwar eine deutlich geringere Auflösung, decken aber mit nur einer Aufnahme das gesamte Stadtgebiet ab. Da die städtischen Bäume bereits einzeln im Baumkataster erfasst sind, können die Daten im Anschluss mit diesem verknüpft werden.

Web-Applikation sorgt für Visualisierung

Die gewonnenen Informationen helfen allerdings nur, wenn sie den Förstern und Baumpflegern der Stadt Bamberg sinnvoll und interpretierbar zur Verfügung gestellt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt von BaKIM ist daher die interaktive Web-Applikation. In dieser werden sowohl die hochaufgelösten Bilder als Karten angezeigt als auch die generierten Informationen dargestellt. Die Baumexperten sind somit in der Lage, die vorliegenden Informationen flexibel nach eigenem Bedarf zusammenzustellen und visualisieren zu lassen. So können zum Beispiel alle Bäume mit Trockenstress hervorgehoben, automatisiert die Misteln auf einer definierten Fläche gezählt oder der Verlauf der Vitalitätsmessungen eines einzelnen Problembaums in einem Graph angezeigt werden. In den kommenden Jahren werden die kontinuierlich gesammelten Daten außerdem genutzt, um frühzeitig zu erkennen, ob bei einzelnen Bäumen die Vitalität stetig abnimmt und welche Baumarten besonders gut mit der Klimakrise umgehen können. Die im Projekt entstehende künstliche Intelligenz und Software wird als Open-Source-­Lösung entwickelt und kann in Zukunft auch von anderen Kommunen eingesetzt werden.

Jonas Troles ist Research Assistant am Lehrstuhl für Kognitive Systeme der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City
Auf einem gelben Polsterstoff (vermutlich von einem sessel) liegt ein gedruckter Zettel mit der Aufschrift: "Willkommen zum Reallabor Bürger*innen-Beteiligung"

Berlin: Bürgerbeteiligung im Reallabor-Test

[08.10.2024] Ein Forschungsprojekt aus Berlin will ein – auch auf andere Kommunen übertragbares – Data-Governance-Konzept für die datengetriebenen Daseinsvorsorge entwickeln. Teil des Projekts: ein Reallabor zur Bürgerbeteiligung. Die daraus gewonnen Erkenntnisse liegen jetzt vor. mehr...

Das Bild zeigt einen Lichtmasten an einem Fahrradweg am Maschsee in Hannover.

Hannover: Smartes Licht am Maschsee

[07.10.2024] Die Stadt Hannover und enercity realisieren ein innovatives Beleuchtungsprojekt am Maschsee. Das Smart.Light-System verbindet Energieeffizienz, Insektenschutz und Digitalisierung und ist Teil der Smart City Initiative #HANnovativ. mehr...

Projekt REINVENT: OS-Lösungen für die Daseinsvorsorge

[07.10.2024] Eine Inventur von Open-Source-Lösungen im Bereich der kommunalen Daseinsvorsorge führt der Think & Do Tank Neuland21 durch. Das Projekt namens REINVENT hat zum Ziel, die Lösungen besser sicht- und nachnutzbar zu machen und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziell gefördert. mehr...

Kiel: Smart City mit Breitband

[02.10.2024] Im Smart City Index des Bitkom hat sich Kiel um zehn Plätze auf Rang 21 verbessert. Gleichzeitig erreicht der Breitbandausbau in der Stadt eine entscheidende Phase: Bis zum Frühjahr 2025 sollen mehr als 85 Prozent aller Haushalte Zugang zu Internet über Glasfaser haben. mehr...

Ivan Aćimović
interview

Freiburg im Breisgau: Digitale Version der Stadt

[30.09.2024] Mithilfe der urbanen Datenplattform und Künstlicher Intelligenz arbeitet Freiburg im Breisgau daran, den Alltag in der Stadt deutlich zu verbessern. Kommune21 sprach mit Ivan Aćimović, Leiter des Modellprojekts Smart City, über das Projekt. mehr...

NRW: Digitaler Zwilling wehrt Gefahren ab

[26.09.2024] Ab sofort setzt die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr in Nordrhein-Westfalen auf den Digitalen Zwilling. Mithilfe dieser Software können Einsatzkräfte realitätsnahe Einschätzungen aus der Ferne vornehmen und so effizienter auf Krisen reagieren. mehr...

Zukunftsforum MYK: Digitalisierung und Klimaschutz im Fokus

[19.09.2024] Beim dritten Zukunftsforum MYK in Ochtendung stand die Verbindung von Digitalisierung und Klimaschutz im Fokus. Über 200 Teilnehmende diskutierten, wie innovative digitale Lösungen zur Bewältigung des Klimawandels und zur nachhaltigen Entwicklung im Landkreis Mayen-Koblenz beitragen können. mehr...

Pforzheim: Umweltsensoren für die Stadtentwicklung

[16.09.2024] Smarte Technologien sollen in Pforzheim dazu beitragen, den Folgen der Klimaveränderung – insbesondere Hitze, Trockenheit und Starkregen – zu begegnen. Dazu wird nun begonnen, erste Sensoren für ein LoRaWAN-basiertes Klimadaten-Messnetzwerk zu installieren. mehr...

München verteidigt seine Spitzenposition im Smart-City-Ranking.

Smart City Studie 2024: München durchbricht Schallmauer

[12.09.2024] In immer mehr deutschen Städten steht der Wandel hin zur Smart City im Fokus. Das zeigt die Smart City Studie 2024 des Beratungsunternehmens Haselhorst Associates. Spitzenreiter München durchbricht im diesjährigen Ranking gar die Schallmauer von 50 Prozent beim Smart-City-Entwicklungsgrad. mehr...

Homberg (Efze)

Region Digitaler Knüll: Vier Kommunen machen Lust auf Land

[06.09.2024] Vom intelligenten Einsatz von Sensoren über Terminals für die selbstständige Beantragung von Ausweisen bis hin zu Abholstationen für Ausweisdokumente oder Coworking Hubs reichen die Projekte, welche die Region Digitaler Knüll ausmachen werden. Es handelt sich um das gemeinsame Projekt von vier ländlichen Kommunen. mehr...

Stadt Bonn erprobt den Einsatz von Feuchtesensoren für eine intelligente Baumbewässerung.

Bonn: Bäume intelligent bewässern

[03.09.2024] 
Wasser ist eine wertvolle Ressource, die es mit Bedacht einzusetzen gilt. Gleichzeitig brauchen Bäume in der Stadt ausreichend davon, um vital zu bleiben. Die Stadt Bonn erprobt daher nun im Sinne einer intelligenten Bewässerungstechnik den Einsatz von Feuchtesensoren.
 mehr...

Aachen: Forschungsprojekt zu KI

[02.09.2024] Im Rahmen des Projekts P2Broker erforscht ein Konsortium aus der RWTH Aachen, der Stadt Aachen, der Universität zu Köln und der Hochschule Trier den Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Verwaltung. Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. mehr...

Die Stadt Ulm hält an Ihrem Chatbot "Ulmer Spatz" fest.

Ulm: Spatz darf weiter helfen

[29.08.2024] Die Stadt Ulm hat einem Gemeinderatsantrag, in welchem die Abschaltung des städtischen Chatbots „Ulmer Spatz“ gefordert wurde, eine Absage erteilt. Der Chatbot sei zwar noch nicht perfekt, werde aber jeden Tag besser. mehr...

Cottbus erprobt die digitale Stadtentwicklung.

Cottbus: Datendrehscheibe der Stadt

[28.08.2024] Im Rahmen der Modellprojekte Smart Cities zeigt die Stadt Cottbus, wie digitale Technologie dazu genutzt werden kann, den Weg zur vernetzten Stadt zu ebnen. Das Vorhaben setzt sich aus insgesamt vier Teilprojekten zusammen. mehr...

Mönchengladbach: Input für die Stadt-App

[23.08.2024] Die Stadt Mönchengladbach entwickelt in Zusammenarbeit mit anderen Städten eine Smart-City-App nach dem Open-Source-Prinzip. Die App soll Informationen zum aktuellen Stadtgeschehen und zu zahlreichen Themen liefern. Im Rahmen einer Veranstaltung wurde nun auch die Öffentlichkeit an der Entwicklung beteiligt. mehr...