Freitag, 27. Dezember 2024

Serie Smart CitiesKlimaresilienz erhöhen

[24.07.2023] Der Klimawandel mit seinen zum Teil verheerenden Auswirkungen ist mittlerweile auch in unseren Regionen deutlich zu spüren. Smarte Lösungen können Städte widerstandsfähiger machen und ihnen helfen, sich neuen Bedingungen vorausschauend anzupassen.
Gieß den Kiez: Erfolgreiche Citizen-Science-Maßnahme.

Gieß den Kiez: Erfolgreiche Citizen-Science-Maßnahme.

(Bildquelle: Florian_Reimann)

Kommunen stehen durch den Klimawandel vor der Herausforderung, rechtzeitig die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um Katastrophen und Schäden zum Beispiel durch Überschwemmungen zu verhindern oder deren Auswirkungen abzumildern. Neben einer besseren Vorbereitung auf akute Ereignisse geht es auch um die Transformation hin zu einer klimagerechten und zukunftsfähigen Stadtentwicklung. Smart Cities können einen wichtigen Beitrag leisten, die Klimaresilienz urbaner Räume zu erhöhen. Denn die Auswertung von Daten aus verschiedenen Quellen ermöglicht präzisere Prognosen. Wenn in Echtzeit Wetter- oder Messdaten aus angebrachten Sensoren in der Stadt übermittelt werden, können Kommunen schneller reagieren.

Zahlreiche Maßnahmen entwickelt

In den 73 vom Bund geförderten Modellprojekten Smart Cities werden dazu zahlreiche Maßnahmen entwickelt und erprobt: So sammelt etwa die Stadt Potsdam über Bodenfeuchtesensoren Daten zum Zustand der Stadtbäume, die von lokalen Akteuren analysiert und ausgewertet werden. In Gelsenkirchen plant man, umweltrelevante Daten über ein Sensornetz zu erheben, um eine Messgrundlage für die Umsetzung kommunaler Stadtentwicklungskonzepte zu schaffen. Über digitale Plattformen und Dashboards lassen sich darüber hinaus viele Maßnahmen fachübergreifend koordinieren. Gleichzeitig kann die Bürgerschaft aktiv in Prozesse eingebunden werden. Das Modellprojekt Smart Cities der Gemeinden Kalletal und Lemgo arbeitet derzeit an einem Umwelt-Monitoring, die Projekte Hochwasserschutz und Baum-Monitoring befinden sich bereits in der Umsetzung. In die Auswahl für die ersten Anwendungsfälle sind die Bürgerinnen und Bürger dank eines partizipativen Prozesses eng integriert.
Über 30 Modellprojekte Smart Cities haben sich Ende 2022 in der Arbeits- und Entwicklungsgemeinschaft (AEG) „Klimaschutz, Klimaanpassung und Resilienz“ zusammengefunden. In den vier Themengruppen Energie, Wasser, Datenprozesse und Zivilgesellschaft werden gemeinsam die wichtigsten Themen, Fragen und Herausforderungen sowie übergreifende Antworten erarbeitet. Dabei teilen die Kommunen in kollaborativ gestalteten Workshops ihr Wissen und ihre Herangehensweisen und präsentieren ausgewählte Projekte. In der Themengruppe Zivilgesellschaft hat das CityLab Berlin beispielsweise über „Gieß den Kiez“ als erfolgreiche Citizen-Science-Maßnahme berichtet. Die Plattform, auf der sich Bürgerinnen und Bürger über Bäume in der Nachbarschaft und deren Wasserbedarf informieren können, wurde mittlerweile auf weitere Kommunen übertragen. Mit Ideen zum Küsten- und Meeresschutz der Smarten KielRegion und zur sensorgestützten Stadtgrünpflege in Jena wurden weitere Citizen-Science-Ansätze vorgestellt.

Menschen mit wenig technischer Erfahrung begeistern

Wie wichtig es ist, die technischen und organisatorischen Voraussetzungen sowie die Verstetigung einer Maßnahme von Anfang an mitzudenken, zeigte der Erfahrungsbericht über das Berliner Projekt Stadtpuls. Ziel dieser Datenplattform für Internet-of-Things(IoT)-Projekte war es, auch Menschen mit wenig technischer Erfahrung Lust darauf zu machen, in die Welt der Stadtsensorik einzutauchen und sie besser zu verstehen. Trotz durchweg positiven Feedbacks blieb die Nutzerzahl hinter den Erwartungen zurück. Ohne eine aktive Community gibt es keine Daten – und ohne Daten keine Nutzer. Ebenso fehlten die finanziellen und personellen Ressourcen, um das Projekt weiterzuführen. Die AEG, die vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin als Partner in der Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities fachlich und organisatorisch begleitet wird, ermutigt zu einer solch offenen Fehlerkultur und bietet Teilnehmenden dafür einen geschützten Rahmen.
In der Themengruppe Datenprozesse, die sich mit der Erzeugung und Auswertung von Umweltdaten beschäftigt, erhielten die Teilnehmenden wertvolle Einblicke in den Klimaatlas des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV). Er gilt als Vorreiter bei der Bewältigung technischer und organisatorischer Hürden hinsichtlich der zentralisierten digitalen Klimadatenaufbereitung. Der Beitrag machte auch die Herausforderungen des Projekts deutlich, etwa die vielen Abstimmungsrunden mit verschiedenen Akteurskonstellationen.

Akzeptanz schaffen und alle Akteure mitnehmen

Als wesentliche Voraussetzungen für den Erfolg eines Projekts werden über alle Themengruppen hinweg die Punkte „Schaffen von Akzeptanz“ sowie „Mitnehmen aller beteiligten Akteure“ genannt. Zudem zeigte sich, dass sich die Ausarbeitung eines Piloten lohnt. Wird dieser in enger Rücksprache mit den späteren Anwendern weiterentwickelt, schafft er einen klaren Mehrwert. Alle Ergebnisse der AEG werden in einem Jahresbericht zusammengefasst, der allen Kommunen zur Verfügung gestellt werden soll.
Im Rahmen der Begleitforschung der Modellprojekte Smart Cities hat das Kompetenzzentrum ­Wasser Berlin gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) und unter der Herausgeberschaft des Bundesinstituts für Bau-, Stadt und Raumforschung zudem die Studie „Resilienz in der Smart City“ verfasst, die im März 2023 veröffentlicht wurde. Darin werden vier zentrale Merkmale resilienter Systeme – Feedback-Loops, Modularität, Diversität und Redundanz – vorgestellt und anhand kommunaler Fallbeispiele verständlich vermittelt. Einen besonderen Fokus legt die Studie darauf, welchen Einfluss die Digitalisierung – zum Beispiel durch digitale Daten­infrastrukturen und Steuerungstools – auf die Stärkung kommunaler Resilienz hat.
Die Frage, wie Kommunen mithilfe von Digitalisierung resilienter werden können, hat in den vergangenen Monaten auch die Nationale Dialogplattform Smart Cities diskutiert. Unter dem Leitthema „Beschleunigter Wandel und Resilienz“ haben Experten aus Kommunen, Ländern, Bundesressorts, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft Leitlinien erarbeitet, die im Juni 2023 veröffentlicht wurden. Unter anderem geht es darum, wie vorausschauende und adaptive Strukturen in der Stadtentwicklung aufgebaut und weiterentwickelt oder wie digitale Technologien als Wegbereiter für Klimaneutralität genutzt werden können.

Kompetenzzentrum Wasser Berlin; Koordinierungs- und Transferstelle ­Modellprojekte Smart Cities (KTS).

Serie Smart Cities, Teil 1: Stärker durch interkommunale Kooperationen Teil 2: Urbane Datenplattformen Teil 3: Digitale Zwillinge Teil 4: Smarte Regionen Teil 5: Resilienz und Klimaanpassung Teil 6: Raumwirkung der Digitalisierung



Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City
Würfelkalender, der den 31. März anzeigt.

Modellprojekte Smart Cities: Laufzeitverlängerung bis 2028

[16.12.2024] Da der ursprünglich angesetzte Förderzeitraum zu knapp bemessen war, wurde den Kommunen der dritten Staffel der Modellprojekte Smart Cities eine kostenneutrale Verlängerung bis Ende März 2028 angeboten. Hildesheim will davon Gebrauch machen. Der Zeitplan aber ist eng. mehr...

Aalen: InKoMo 4.0 abgeschlossen

[16.12.2024] Das Aalener Projekt InKoMo 4.0, welches mittels Sensorik verfügbare Parkplätze erkennt und diese Informationen in Echtzeit an dynamische LED-Tafeln sowie das städtische Geodatenportal übermittelt, fand jetzt seinen Abschluss. Das Konzept lässt sich auf andere Kommunen übertragen. mehr...

Osnabrück: Schule digitalisiert Energieverbrauch

[13.12.2024] Das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Osnabrück hat jetzt im Rahmen eines Smart-City-Pilotprojekts seinen Energieverbrauch digitalisiert. mehr...

Weihnachtsmarkt m Rathaushof von Limbach-Oberfrohna

Limbach-Oberfrohna: Sensoren zählen Weihnachtswichtel

[12.12.2024] Ein erster Use Case im Rahmen der Smart-City-Kooperation zwischen der Stadt Limbach-Oberfrohna und dem Unternehmen GISA dient der temporären Personenstrommessung. Im Pilotprojekt Wichtelcounter wurde die Anwendung jetzt getestet. mehr...

Zwei Frauen stehen in einer Boutique und unterhalten sich.

Bamberg: Fußgängerströme im Blick

[11.12.2024] In der Bamberger Innenstadt soll eine neue Passantenfrequenzmessung erstmals umfassende Fußgängerströme erfassen. Die anonymen Daten sollen Maßnahmen bewerten und Verwaltung wie auch Gewerbetreibenden wichtige Einblicke liefern. mehr...

Screenshot Smart City Dashboard der Stadt Augsburg

Augsburg: Echtzeitdaten zur Verkehrssituation

[10.12.2024] Über ein Smart City Dashboard verfügt jetzt die Stadt Augsburg. Dieses bietet zum Start unter anderem Echtzeitdaten zur Auslastung von Parkhäusern, zum Wetter und zum Innenstadt-Adventskalender. mehr...

Stadträtin und Digitalisierungsdezernentin Isabelle Hemsley steht mit Mitgliedern des städtischen Lenkungskreises Smart City im Hanauer Kulturforum und blättert in einer Broschüre.

Stadtwandel.digital: Smart City auf die Hanauer Art

[06.12.2024] Mit dem Smart-City-Leitbild Stadtwandel.digital will Hanau die Digitalisierung gezielt vorantreiben. Es umfasst sechs Handlungsfelder und listet 13 bereits vorhandene Leuchtturmprojekte auf. Die Bürgerinnen und Bürger sollen die Zukunft ihrer Stadt aktiv mitgestalten können. mehr...

v.l.: Albrecht Pförtner, Christina Junkerkalefeld und Carsten Schlepphorst stehen bei einer Passantenzählstelle an einem Pfosten in der Gütersloher Innenstadt, im Hintergrund ist das Schaufenster eines Geschäfts zu sehen.

Gütersloh: Datenschutzkonforme Passantenzählstellen

[06.12.2024] In der Gütersloher Innenstadt messen ab sofort zwölf Zählstationen kontinuierlich und datenschutzkonform die Besucherströme. Die anonymen Daten sollen insbesondere die Stadtplanung, Wirtschaftsförderung und Veranstaltungsplanung unterstützen. mehr...

Elbphilharmonie spiegelt sich in einer Glaskugel mit dem Wort Hamburg

Hamburg: International herausragend

[05.12.2024] Die Start-up-Förderung und die Verwaltungsdigitalisierung in Hamburg sind international herausragend. In beiden Kategorien erhielt Hamburg die von der International Chamber of Commerce (ICC) vergebenen „Startup Ecosystem Stars Awards“.
 mehr...

BBSR_Studie_Smart_City_Praxis_Titelbild

Studie: Smart Cities in der Praxis

[04.12.2024] 30 Praxisbeispiele aus Smart Cities und Smart Regions stellt eine neue BBSR-Veröffentlichung vor. Die Steckbriefe beantworten zentrale Fragen zum Projekt, nennen die Herausforderungen, welche die Kommune mit der Maßnahme bewältigen möchte und zeigen den Mehrwert der Lösung auf mehr...

v.l.: Ulrich Ahle, Christine Wegner, Daniel Sieveke und Uwe Gockel halten gemeinsam eine Urkunde.

Etteln: Smarter als Hongkong

[26.11.2024] Dass auch kleinste Gemeinden im Digitalisierungswettbewerb mit Weltmetropolen mithalten können, hat Etteln bewiesen. Bei einem internationalen Smart-City-Wettbewerb belegte der Ortsteil einer nordrhein-westfälischen Gemeinde den ersten Platz, Hongkong wurde Zweiter. Ehrenamtliche Helfer, Vereine und Organisationen haben diesen Erfolg ermöglicht. mehr...

Wiesbaden_zwei Frauen auf Solarbank

Wiesbaden: Smarte Sitzbänke

[26.11.2024] Nachhaltige Energie trifft auf smarte Stadtmöbel: In Wiesbaden wurden jetzt auf dem Dern’schen Gelände zwei Solarbänke errichtet. Diese gehen auf die Idee der Jugendkonferenz zurück. mehr...

Ein Straufahrzeug, von hinten zu sehen, fährt auf einer Straße, daneben eine schneebedeckte Landschaft.

Germering: Smarter Winterdienst

[22.11.2024] Mit IoT-Sensoren und einem neuen Softwaremodul hat sich die Stadt Germering für den kommenden Winterdienst gerüstet. Die Lösung unterstützt bei der Routenplanung und Einteilung der Einsatzkräfte. Auch liefert sie Echtzeitdaten über den Straßenzustand und den Füllstand in den Salzsilos der Einsatzfahrzeuge. mehr...

Virtuelles Abbild eines Stadtzentrums, ein Baum ist im Vordergrund des Bildes zu sehen.
bericht

Kreis Hof: Stadtplanung erleben

[21.11.2024] Im Rahmen seines Modellprojekts Smart City erprobt der Landkreis Hof auch den Einsatz von Virtual-Reality-Anwendungen. Entwickelt wird unter anderem eine VR-Simulation zur Stadtplanung; zudem soll virtuelle Realität im Digitalen Zwilling zum Einsatz kommen.  mehr...

Screenshot der Veranstaltungswebsite zur 18. Regionalkonferenz, der im Header das Fridericianum in Kassel zeigt.

18. Regionalkonferenz: Barrieren abbauen in der Smart City

[18.11.2024] Um digitale Angebote, die Menschen mit Behinderungen das Leben erleichtern, geht es bei der 18. Regionalkonferenz der Modellprojekte Smart Cities am 5. Dezember in Kassel. Eingeladen sind Kommunen, die sich zum Thema informieren oder Erfahrungen austauschen möchten. mehr...