Mittwoch, 27. November 2024

Märkischer KreisIT-Sicherheitskonzept in der Praxis

[15.09.2023] Die Cyber-Sicherheitslage bleibt angespannt. Und immer öfter ist der Public Sector von Angriffen betroffen. Dies belegen aktuelle Studien ebenso wie die Fälle der jüngsten Zeit. Wie sich eine Verwaltung – bisher erfolgreich – absichern kann, zeigt beispielhaft der Märkische Kreis.
Die Verwaltung im Märkischen Kreis legt viel Wert auf IT-Sicherheit.

Die Verwaltung im Märkischen Kreis legt viel Wert auf IT-Sicherheit.

(Bildquelle: Guido Raith/Märkischer Kreis)

Im Märkischen Kreis in Südwestfalen trat der Ausschuss für Digitalisierung und E-Government zusammen, um den aktuellen Bericht zur IT-Sicherheitslage zu erörtern. „Aktuell ist die Kreisverwaltung sehr gut durch unsere Systeme vor Cyber-Angriffen geschützt. Eine Ausschreibung für die kommende Generation von Firewalls bereiten wir aber bereits vor“, so der Fachdienstleiter Digitalisierung und IT, Andreas Lüsebrink.
Dennoch sei eine kontinuierliche Anpassung aller Sicherheitssysteme und Software an die aktuelle Gefahrenlage eine dringende Aufgabe der Kommunen, wie der IT-Sicherheitsbeauftragte Sören Hendrich darstellte. Hendrich verwies auf den Bericht des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), wonach sich in Deutschland die bisher schon angespannte Lage in der IT-Sicherheit im Jahr 2022 weiter zuspitzte (wir berichteten). Zwar stünden insbesondere Großkonzerne im Fokus der Cyber-Kriminellen. Doch dass es auch Verwaltungen treffe, die zur wesentlichen Infrastruktur gezählt werden, zeigten jüngste Vorfälle. Als Beispiel nannte Hendrich den Kreis Anhalt-Bitterfeld, der 2022 als erster digitaler Katastrophenfall in Deutschland Schlagzeilen machte. 207 Tage konnten nach einem Ransomware-Angriff kein Elterngeld, kein Arbeitslosen- und Sozialgeld ausgezahlt werden. Auch Kfz-Anmeldungen und andere bürgernahe Dienstleistungen konnten nicht erbracht werden. In der Nachbarschaft des Märkischen Kreises wurde im Oktober 2022 die Stadt Witten Opfer von IT-Angriffen (wir berichteten). Weitere prominente Beispiele sind der Rhein-Pfalz-Kreis (wir berichteten) und die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam (wir berichteten).
Die Hauptbedrohung gehe von Erpresser-Software aus, so genannter Ransomware, resümierte Hendrich. Zunehmend wurden auch Schwachstellen in Software-Produkten ausgenutzt. Eine Zunahme sei zudem bei den Angriffen auf Perimeter-Systeme wie zum Beispiel Firewalls oder Router zu beobachten. Hinzu kamen verschiedene Bedrohungen im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, zum Beispiel durch Hacktivismus und Kollateralschäden bei Cyber-Sabotage-Angriffen im Rahmen des Krieges.

Zahlreiche Normen und Auflagen

Konkret betroffen war die Verwaltung des Märkischen Kreises insbesondere durch die Schwachstellen in den Software-Paketen von Microsoft sowie dem Java-Framework Log4j, da sich diese in vielen Software-Bausteinen befand und eine große Angriffsfläche bot. 284 Aufträge zur kontinuierlichen Sicherheitsanpassung bearbeitete die IT der Kreisverwaltung in diesem Zusammenhang von Mai 2022 bis heute. Zudem musste das Antivirensystem des russischen Anbieters Kaspersky von einem anderen Sicherheitssystem abgelöst werden. Das BSI hatte im März 2022 vor dem Einsatz dieser Virenschutz-Software gewarnt.
Damit war die To-Do-Liste für die IT-Sicherheit aber noch lange nicht abgearbeitet, wie Hendrich darstellte. So setze das IT-Team der Kreisverwaltung das Informationssicherheits-Management-System (ISMS) nach dem IT-Grundschutzprofil des BSI konsequent um. Zudem treibt der Kreis auf Grundlage des IT-Sicherheitskonzepts Öffentlicher Gesundheitsdienste (ÖGD) auch die Digitalisierung des Gesundheitsamts weiter voran. Für Betreiber Kritischer Infrastrukturen (KRITIS) legt darüber hinaus die NIS2-Richtlinie Cyber Security weitere Mindeststandards in der EU fest, die es umzusetzen gilt. Bis 2024 müssen EU-Mitgliedsstaaten NIS2 in lokale Gesetzgebung überführen und nationale Betreiber mit Cybersecurity regulieren. Das Rechnungsprüfungsamt fordert in seinem Bericht vom Mai 2023 unter anderem die Erstellung eines Notfallhandbuchs und die Einstellung eines Notfallbeauftragten bis Oktober 2024.
Im Märkischen Kreis gibt es trotz der zahlreichen zu erfüllenden Verpflichtungen und Aufgaben zunächst eine gute Nachricht: Für die Umsetzung der bisherigen IT-Sicherheitsmaßnahmen stellt der Bericht des Gemeinde-Prüfungsamts 2022/23 den Kommunen ein gutes Zeugnis aus und bestätigt einen Erfüllungsgrad von 85,6 Prozent.
Das IT-Sicherheitskonzept der Kreisverwaltung nimmt nicht nur die technischen Komponenten in den Blick. Auch die Sensibilisierung der Beschäftigten beim Märkischen Kreis spielt eine zentrale Rolle, so finden etwa Schulungen von Auszubildenden, IT-Sicherheitstrainings und eine breite Informationsbereitstellung statt. Dabei rückt auch E-Learning immer mehr in den Vordergrund.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Sicherheit
Von links halten Bastian Schäfer von der ekom21, Staatssekretär Martin Rößler und Prof. Dr.-Ing. Jörn Kohlhammer vom Fraunhofer IGD den Förderbescheid des Landes Hessen.

Fraunhofer IGD / ekom21: Cybergefährdungslagen visualisieren

[21.11.2024] Neue interaktive Visualisierungen von IT-Gefährdungslagen sollen in einem Forschungsprojekt des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung IGD und des IT-Dienstleisters ekom21 entstehen. Das vom Land Hessen geförderte Vorhaben berücksichtigt auch die Bedürfnisse kleinerer Institutionen wie Kommunen. mehr...

Modern eingerichteter Sitzungssaal mit weißen Tischen und Wänden.

Märkischer Kreis: Neue IT-Projekte im Fokus

[20.11.2024] Grünes Licht für die Haushaltsansätze im Bereich Digitalisierung und IT gab der Ausschuss für Digitalisierung und E-Government des Märkischen Kreises. Geplant sind Investitionen in IT-Sicherheit, Netzwerkinfrastruktur und den weiteren Ausbau digitaler Services. mehr...

Claudia Plattner (l.), Präsidentin des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), und Bundesinnenministerin Nancy Faeser präsentieren den Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland.

BSI: Bericht zur Lage der IT-Sicherheit

[12.11.2024] Die Bedrohungslage bliebt angespannt, die Resilienz gegen Cyberangriffe aber ist gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland hervor, den das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) nun vorgestellt hat. mehr...

LivEye: Sicherheitsüberwachung auf Weihnachtsmärkten

[08.11.2024] Für die Sicherheitsüberwachung auf Weihnachtsmärkten hat das Unternehmen LivEye ein neues Konzept entwickelt, das Datenschutz und effektive Gefahrenabwehr kombiniert. mehr...

Innenminister Roman Poseck eröffnete den Cybersicherheitsgipfel im Regierungspräsidium Darmstadt vor mehr als 100 Vertreterinnen und Vertretern südhessischer Kommunen.

Hessen: Höhere Cybersicherheit

[05.11.2024] Mit dem Aktionsprogramm Kommunale Cybersicherheit sollen hessische Kommunen umfassender in der IT-Sicherheit unterstützt und auf künftige Cyberangriffe vorbereitet werden. mehr...

Illustration: Stilisierter aufgeklappter Laptop mit Piratenfahne über dem Display, einen Ransomware-Angriff symbolisierend.

SIT: Ein Jahr nach dem Ransomware-Angriff

[04.11.2024] Ein Jahr nach der Cyberattacke auf die Südwestfalen-IT haben die Mitarbeitenden gemeinsam mit den IT-Teams betroffener Kommunen die Systeme wiederhergestellt. Um künftig besser gegen Cyberbedrohungen geschützt zu sein, fordert Geschäftsführer Mirco Pinske klarere gesetzliche Regelungen – etwa die Berücksichtigung kommunaler IT-Dienstleister in der NIS2-Richtlinie. mehr...

Screenshot eines pixeligen Bildschirms. Zu sehen ist auf dunklem Grund die hellblaue Schrift "Security", eine Mauszeigerhand zeigt darauf.

Sachsen-Anhalt: Mehr IT-Sicherheit für Kommunen

[04.11.2024] Um die Cybersicherheit in Sachsen-Anhalts Kommunen zu stärken, startete das Land gemeinsam mit dem BSI das Pilotprojekt SicherKommunal. Durch das Projekt sollen Städte, Landkreise und Gemeinden gezielt bei der Verbesserung ihrer IT- und Informationssicherheit unterstützt werden. mehr...

bericht

Lösungen: Cybersicherheit stärken

[13.09.2024] Die NIS2-Richtlinie bietet die Chance, die IT-Sicherheit auf ein deutlich höheres Level zu heben, ist aber auch mit Herausforderungen verbunden. Kommunen benötigen zudem Lösungen, die speziellen IT-Sicherheitsanforderungen genügen. mehr...

Zwei Versionen der Videokonferenzlösung Zoom haben ein IT-Sicherheitskennzeichen vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik erhalten.

BSI: IT-Sicherheitskennzeichen für Zoom

[11.09.2024] Für zwei seiner Produkte hat der vielfach genutzte Videokonferenzdienst Zoom das IT-Sicherheitskennzeichen vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erhalten. Geprüft wurden unter anderem der Accountschutz, Rechenzentrumsbetrieb und das Update- und Schwachstellenmanagement. mehr...

Die Panelteilnehmenden des Vitako-Empfangs.
bericht

IT-Sicherheit: Feuerwehr und Firewall

[02.09.2024] Cyberattacken treffen immer öfter auch Verwaltungen. Um kommunale IT besser abzusichern, fordert Vitako eine Reihe von Maßnahmen: eine stärkere Vernetzung, mehr Mittel, den Ausbau des BSI zur Zentralstelle und die Schaffung eines regulativen Rahmens. mehr...

Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (2.v.r.) übergibt das LSI-Siegel „Kommunale IT-Sicherheit“ an die Stadt Schwandorf.

Schwandorf: Siegel für IT-Sicherheit

[29.08.2024] Die Stadt Schwandorf hat vom bayerischen Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) jetzt das Siegel „Kommunale IT-Sicherheit“ erhalten. mehr...

Mirco Pinske

Interview: Wertvolle Lehren gezogen

[14.08.2024] Nach dem umfassenden Cyberangriff arbeitet der IT-Dienstleister Südwestfalen-IT an einer strategischen Neuausrichtung. Im Kommune21-Interview berichtet Geschäftsführer Mirco Pinske, wie die Aufarbeitung vorangeht und welche Konsequenzen bereits gezogen wurden mehr...

In München kümmert sich jetzt eine eigene Hauptabteilung um die IT-Sicherheit.

München: Hauptabteilung für IT-Sicherheit

[02.08.2024] Die bayerische Landeshauptstadt München misst der IT-Sicherheit einen hohen Stellenwert bei. Um dies zu verdeutlichen, wurde im IT-Referat jetzt eine neue Hauptabteilung für Cybersecurity gegründet. Geleitet wird sie von Chief Information Security Officer Thomas Reeg. mehr...

ITEBO: OpenR@thaus-Vorfall aufgearbeitet

[23.07.2024] Mit seinem Verwaltungsportal OpenR@thaus liefert ITEBO zahlreichen Kommunen eine Basisinfrastruktur, um Leistungen, wie vom OZG vorgesehen, digital anbieten zu können. Im Juni war die Lösung aus Sicherheitsgründen offline gestellt worden. Nun berichtet ITEBO im Detail über den Vorfall und dessen Aufarbeitung. mehr...

Zentralisierte Daten zur Auswirkung der Crowdstrike-/Azure-Panne auf Kommunalverwaltungen liegen dem BSI nicht vor. Einzelne Kommunen melden Ausfälle in geringem Maß.

Crowdstrike-Panne: Geringe Störungen bei Kommunalverwaltungen

[22.07.2024] Das Update des Sicherheitsdienstleisters Crowdstrike, das am Freitag globale IT-Ausfälle auslöste, hat auch dazu geführt, dass der kommunale IT-Dienstleister SIT seine Systeme sicherheitshalber abgeschaltet hat. Die Auswirkungen auf Kommunen waren aber lediglich geringfügig. mehr...