Samstag, 11. Januar 2025

FreiburgDen Wandel aktiv gestalten

[31.01.2024] Die Stadt Freiburg im Breisgau investiert in einem umfassenden Projekt rund 200 Millionen Euro in den Ausbau der digitalen Lernumgebung an ihren Schulen. Dabei wird auf einen einheitlichen technologischen Standard und umfassenden Support Wert gelegt.
Stadt Freiburg will einheitliche digitale Schulumgebung aufbauen.

Stadt Freiburg will einheitliche digitale Schulumgebung aufbauen.

(Bildquelle: FWTM/Spiegelhalter)

Im Rahmen ihrer Digitalisierungsoffensive für Schulen schafft die Stadt Freiburg im Breisgau eine digitale Lernumgebung, die darauf abzielt, ein ortsunabhängiges Lehren und Lernen zu ermöglichen und kontinuierlich zu verbessern. Unter dem Leitgedanken Schule.digital konzentrieren sich die Anstrengungen auf die Stärkung der technologischen Grundlagen mit adäquater Technik und Medienausstattung, eine zen­trale Schulplattform und einen professionellen Betrieb der notwendigen Infrastruktur. Dabei gilt es, die Herausforderung einer zehnfachen digitalen Ausstattung zu stemmen und die technologischen Aufgaben der Schulträgerin Stadt Freiburg an 66 städtischen Schulen mit etwa 40.000 Nutzenden umzusetzen.
Denn standen an einer weiterführenden Schule bislang 100 Tablets für 1.000 Schülerinnen und Schüler zur Verfügung, müssen Schulen zukünftig in der Lage sein, auf 1.000 Tablets gleichzeitig digitale Inhalte zu nutzen, zu streamen oder über Präsentationstechnik zu visualisieren. Die dafür notwendige bauliche und technische Infrastruktur ist aktuell in den meisten Schulgebäuden noch gar nicht für diese Qualität und Quantität ausgelegt und umfasst verschiedene Bereiche – etwa die Anbindung an das leistungsfähige Breitbandnetz, eine strukturierte Netzwerkverkabelung mit flächendeckendem WLAN, einfach zu bedienende Präsentationstechnik sowie leistungsfähige Elektroin­stallationen mit Lade-Infrastruktur für die Anbindung der Endgeräte aller Nutzergruppen einer Schule. Dies ist nur noch durch zentrale technische Konzepte mit einem hohen Anteil an Automatisierung und aktivem Monitoring der Administration zu gewährleisten, vor allem hinsichtlich der Anforderungen an Stabilität und IT-Sicherheit. Im Sinne der Gleichbehandlung aller Schülerinnen und Schüler wird in Freiburg zudem eine standardisierte Tablet-Ausstattung eingeführt. Trotz der aktuellen gesetzlichen Veränderungen auf Landesebene (§ 115b Schulgesetz) betont die Stadt damit ihren Teil der Verantwortung für zeitgemäße Pädagogik.

Wandel in der Denk- und Arbeitsweise

Ein umfassender Support, der über Produkte und Dienstleistungen hinausgeht, ist dabei von grundlegender Bedeutung. Bei der Vielzahl an Schulen mit ihren knapp 40.000 Endnutzenden ist eine effiziente Organisation mit Einbindung externer Partner unerlässlich. Es werden zentrale Prozesse umgesetzt, die einen Wandel in der Denk- und Arbeitsweise für Schulen und auch der Verwaltung bedeuten.
Die zukünftige Schulplattform umfasst eine Infrastruktur mit integriertem Lern-Management-System für die Speicherung und den Zugriff auf schulische Inhalte. Zusätzlich bietet sie Kollaborations- und Kommunikationstools für den Austausch von Lehrmaterialien, Verwaltungsaufgaben und Konferenzen. Jede Schule kann über die Plattform intern arbeiten und ist zugleich mit dem zentralen Hosting verbunden. Das entlastet die Verwaltung, da Software-Updates, Wartungsarbeiten und Bestellungen zentral koordiniert werden. Der Ausbau der Schulen stellt einen fortlaufenden Prozess dar, der jährlich etwa 200 Klassen- und Fachräume betrifft. Während weitere Gebäude aufgerüstet werden, sind vorübergehende Lösungen für den laufenden Betrieb im Einsatz, bis alle in das zentrale Betriebsmodell integriert sind. Intention ist es, Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Fachpersonal optimalen Support beim Lehren, Lernen und Arbeiten zu bieten. Darum zielen alle Kräfte darauf ab, interne Schulabläufe zu verbessern und die Schulen insbesondere in Zeiten von Lehrkräftemangel, steigenden Schülerzahlen und Cyber-Kriminalität zu entlasten.

Gemeinschaftliches Engagement

Die Vielschichtigkeit des Projekts erfordert eine außerordentliche Herangehensweise, da herkömmliche Verwaltungsstrukturen nicht ausreichen. Innerhalb einer umfassenden Digitalisierungsstrategie der Stadt Freiburg (digital.freiburg.de) wurde daher eigens eine Projektgruppe ins Leben gerufen. Diese koordiniert und gewährleistet die Planung, Steuerung und Umsetzung sowie den anschließenden Betrieb der Schuldigitalisierung.
Die Leitung obliegt dem Fachamt für Digitales und IT (DIGIT), während interdisziplinäre Teams aus Mitgliedern des DIGITs, des Amts für Schule und Bildung, des Gebäude-Managements sowie externen Partnern bestehen. In diesen Teams werden Strategien und Konzepte entwickelt, technologische Lösungen vorangetrieben und Verwaltungsaufgaben koordiniert. Die Schulen arbeiten eng mit der Projektgruppe zusammen, um Ergebnisse und Informationen zu liefern, die in die Entwicklung weiterer Lösungen einfließen. Die Beteiligung aller ist aufgrund der Dimension und wechselseitigen Abhängigkeiten herausfordernd und komplex. Daher sind eine hohe Fortbildungsbereitschaft, Kollaboration und gemeinschaftliches Engagement erforderlich, insbesondere seitens der Lehrkräfte, welche die Integration digitaler Bildung im Unterricht vorantreiben und sich auf neue Prozesse einlassen müssen.
Die Investition in Technologie, Schulungen, Planung und laufende Betriebskosten erfordert beträchtliche Ressourcen, sowohl finanziell als auch personell. Die Schulträgerin steht dabei nicht nur vor der Herausforderung, diese Belastungen zu bewältigen und eine nachhaltige Einführung sicherzustellen, sondern muss zudem auch eine unklare Beteiligung von Land und Bund überbrücken. Dabei bietet die Digitalisierung der Schulen die Möglichkeit, Werte wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, Chancengerechtigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu fördern. Der Umgang mit Technologie spiegelt diese Werte wider, indem auf langlebige Hardware, Reparaturmöglichkeit und offene Systeme gesetzt wird.

Entlastung durch zentrale Digitalisierung

Freiburgs Herausforderungen sind repräsentativ für viele deutsche Schulen und Verwaltungen, die finanziell klug handeln müssen. Die Qualifikation der Beteiligten prägt das zukünftige Lernumfeld. Stadtverwaltung, Schulen und das Land sind aufgefordert, gemeinsam an diesem Aufbau zu arbeiten. Eine einheitliche digitale Schulumgebung bietet zahlreiche Vorteile, beispielsweise bei der Integration von Flüchtlingen oder großen Schülerzahlen. Obwohl in Grundschulen noch immer mit traditionellen Materialien gearbeitet wird, bietet eine einheitliche IT-Architektur beim Schulwechsel innerhalb der Stadt Kontinuität im Lernprozess.
Die zentrale Digitalisierung entlastet Schulen durch besseres Monitoring, Automatisierung und verbesserte IT-Sicherheit. Das Land muss dabei eine tragende Rolle übernehmen, finanziell entlasten und landesweite Standards für digitale Bildung schaffen. Eine koordinierte Qualifizierungsoffensive für Lehrkräfte sowie die Anpassung von Prüfungen an digitale Rahmenbedingungen sollten ebenfalls in die Verantwortung des Landes fallen. Freiburg investiert rund 200 Millionen Euro in den Ausbau und die Anbindung der Bestandsschulen sowie weitere mehrere hundert Millionen Euro in Neubauten und zeigt damit, dass die Stadt nicht nur die Zukunft der Schülerinnen und Schüler im Blick hat, sondern den Wandel im Bildungssystem aktiv gestaltet.

Elisabeth Schroth ist Projektleiterin ­Digitalisierung Freiburger Schulen bei der Stadt Freiburg im Breisgau.


Stichwörter: Schul-IT, Freiburg


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