OldenburgDigital nach Plan
Im vergangenen Dezember hat der Rat der Stadt Oldenburg einstimmig die erste Digitalisierungsstrategie für die niedersächsische Kommune im Nordwesten Deutschlands verabschiedet. Für das zuständige Projekt-Team ist die Arbeit damit aber keineswegs getan. Jetzt gilt es, konkrete Projekte und Maßnahmen in die Wege zu leiten, um die in der Strategie niedergeschriebenen Ziele zu erreichen. Das Thema Nachhaltigkeit wird dabei konsequent im Verbund mit der Digitalisierung gedacht, indem die Vorgaben des 2022 verabschiedeten städtischen Nachhaltigkeitsleitbilds stets mitberücksichtigt werden. „Bei allen technologischen Möglichkeiten darf der Mensch nicht in den Hintergrund rücken, sondern muss im Mittelpunkt aller Bemühungen stehen“, betonte Oberbürgermeister Jürgen Krogmann. Nur so könnten Bevölkerung, Verwaltung und Wirtschaft gemeinsam langfristig von der digitalen Transformation profitieren. Mit der Erarbeitung der Digitalisierungsstrategie hatte das Stadtoberhaupt im Sommer 2022 ein bereichsübergreifend zusammengesetztes Projekt-Team aus der Stadtverwaltung beauftragt. Dieses Team sichtete zunächst alle vorhandenen stadtinternen Papiere zum Thema Digitalisierung und erarbeitete eine Vision, wie die Stadt an der Hunte unter veränderten Rahmenbedingungen auf Ebene der Europäischen Union, des Bundes und der Länder in rund 20 Jahren aussehen könnte.
Oldenburg im Jahr 2045
Demnach haben eine beständige Evolution der technologischen Möglichkeiten sowie der wachsende Mangel an Arbeitskräften bis 2045 zu einer Verschlankung der Strukturen und mehr Kooperationen mit anderen Kommunen, Behörden und privatwirtschaftlichen Einrichtungen geführt. Der Wandel ist dabei bürgerfreundlich, zielgruppenorientiert und co-kreativ realisiert worden, was in Kooperation mit der lokalen Wirtschaft zu einer offenen und innovationsfreudigen Entwicklungsumgebung geführt hat. Der Schwerpunkt lag dabei nicht auf Leuchtturmprojekten, sondern auf der Anhebung der IT-Standards im Ganzen. Die zentrale Aufgabe der Kommune besteht dabei darin, für alle Bürgerinnen und Bürger Verwaltungsdienstleistungen auf einem hohen Niveau analog und digital anzubieten. Die digitale Antragstellung soll als Regelfall etabliert werden, es werden aber weiterhin attraktive analoge Angebote und das entsprechende Personal dafür vorgehalten. Die Vision wurde um zehn kompakte Leitlinien ergänzt, die der Stadtverwaltung als Orientierung bei der Digitalisierung dienen.
Hausgemachte Digitalisierungsideen
Die Strategie soll eine langfristige Perspektive für die Digitalisierung in der Stadt Oldenburg skizzieren. In den insgesamt 13 hausintern geplanten und durchgeführten Workshops zur Erarbeitung der Strategie entwickelten die teilnehmenden Fach- und Führungskräfte aus nahezu allen Bereichen des eigenen und des übertragenen Wirkungskreises Ideen, wie sie ihre Bereiche in Zukunft unter dem Aspekt der Digitalisierung vorstellen. Zuvor erhielten die Teilnehmenden in einer kurzen Einführung jeweils Informationen zu aktuellen Megatrends und Herausforderungen der digitalen Transformation. Der Zeithorizont wurde in den Workshops mit 2045 bewusst weit in der Zukunft liegend gewählt, um das kreative Denken abseits von Haushaltsmitteln und Planstellen zu befeuern. Besonders interessante Impulse gingen von einem Workshop speziell für die städtischen Nachwuchskräfte aus, die als Digital Natives aufgewachsen sind und dementsprechend neue Vorstellungen und einen anderen Blickwinkel auf die Digitalisierung einbrachten.
Themenbereiche neu gestalten
Aus den vielfältigen Zukunftsideen konnte das Projekt-Team wiederum Themenbereiche ableiten, die es neu zu gestalten gilt. Dazu zählen das Erproben von neuen digitalen Anwendungsmöglichkeiten zur Optimierung der internen Arbeitsabläufe und Prozesse, das Bereitstellen und Nutzen zeitgemäßer Hard- und Software-Anwendungen in der Arbeitsplatzgestaltung und Infrastruktur, Datenbereitstellung und -schutz als Grundlage für die Digitalisierung, die Qualifizierung und Weiterbildung der Mitarbeitenden und Führungskräfte für einen digitalisierten und projektbezogenen Verwaltungsalltag, Angebote für die Menschen in Oldenburg, um bei Bedarf die Kompetenzen für die Nutzung der digitalen Services zu vermitteln, die zielgruppengerechte digitale Kommunikation nach innen und außen sowie das Einbringen neuer Partizipationsformate. Nicht alle Leistungen der kommunalen Verwaltung werden sinnvoll digital abbildbar sein. Hybride Angebote können in solchen Fällen eine wertvolle Verbindung zwischen digitaler und analoger Welt schaffen. Die Themenbereiche Nachhaltigkeit und Digitalisierung liegen in der Oldenburger Stadtverwaltung nicht nur organisatorisch zusammen. In der Digitalisierungsstrategie werden beide Gebiete konsequent zusammen gedacht und ergänzen sich vielfach.
Der erste Schritt ist getan
In einem nächsten Schritt gilt es jetzt, zusammen mit den jeweiligen Ämtern und Fachdiensten einen konkreten Umsetzungsplan mit Ressourcen und Zeitplänen zu entwickeln und auszuführen. Dies umfasst zum Beispiel Projekte zur Einführung von Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz oder Robotic Process Automation ebenso wie komplexe Maßnahmenpläne, um Arbeitsprozesse zu verschlanken und das Daten-Management neu aufzustellen. Diese Überlegungen beinhalten zugleich eine Priorisierung der Vorhaben im Einklang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen. In Teilen befinden sich die Überlegungen aus der Digitalisierungsstrategie bereits in der konkreten Planung oder in der Umsetzungsphase. Dies betrifft etwa die Einrichtung eines städtischen Prozess-Managements, ein Projekt zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz als Assistenz beim Ausfüllen von komplexen Formularen oder das Erproben von LoRaWAN-Sensorik in verschiedenen kommunalen Kontexten. Hierbei kann die Stadtverwaltung auf die Expertise lokaler Partner, wie dem überregional bekannten Informatikinstitut OFFIS oder die renommierte Carl von Ossietzky Universität, zurückgreifen. Der Beschluss einer Digitalisierungsstrategie stellt also nur einen ersten, wenn auch sehr bedeutsamen Schritt für das Gelingen der Digitalisierung bis 2045 in der Stadt Oldenburg dar. Sie dient in erster Linie als Grundlage für die nun kommenden praktischen Vorhaben, die den Menschen in Oldenburg wie in der Verwaltung das Leben etwas leichter machen sollen.
https://serviceportal.oldenburg.de
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Mai 2024 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Rheinland-Pfalz: Erfolg durch Kooperation
[18.11.2024] Der digitale Wandel dient den Menschen, sagt Staatssekretär Denis Alt. Im Interview mit Kommune21 spricht der neue rheinland-pfälzische CIO und CDO über die Umsetzung der Digitalstrategie des Landes. mehr...
Potsdam: Fachbereichsleiterin für E-Government bestätigt
[12.11.2024] Potsdams Stadtverordnete haben Melitta Kühnlein als neue Leiterin des Fachbereichs E-Government bestätigt. Kühnlein ist seit Anfang 2021 in leitender Funktion im IT-Bereich der Stadtverwaltung tätig. mehr...
Baden-Württemberg: Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet
[11.11.2024] Der Landtag von Baden-Württemberg hat jetzt eine Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet, die Kommunen in administrativen Abläufen entlastet und die finanzielle Berichterstattung vereinfacht. mehr...
Hannover: Fonds für digitalen Fortschritt
[30.10.2024] Hannover setzt mit einem 48-Millionen-Euro-Digitalisierungsfonds auf die umfassende Modernisierung seiner Verwaltungsprozesse. Ziel ist ein digitales Rathaus, das Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen effiziente, benutzerfreundliche Services bietet. Die IT-Strategie umfasst dazu digitale Souveränität und Kosteneffizienz. mehr...
Digitalisierung: Dresdner Forderungen 2.0
[22.10.2024] Die Fachgruppe Verwaltungsinformatik der Gesellschaft für Informatik hat 20 Thesen zum digitalen Wandel formuliert. Die Forderungen zielen darauf ab, die Verwaltung effizienter, zukunftssicherer und bürgerfreundlicher zu machen. mehr...
Liechtenstein: Mit Pragmatismus und Agilität
[14.10.2024] Liechtenstein hat auf dem Weg zum Smart Country bereits eine beeindruckende Entwicklung zurückgelegt. Das ist nicht zuletzt vielen mutigen Entscheidungen und einer gehörigen Portion Pragmatismus geschuldet. mehr...
Smartes Rhein Main 2030: Gemeinsame Vision
[02.10.2024] Eine gemeinsame Vision für ein smartes Rhein-Main-Gebiet haben die Städte Frankfurt am Main, Wiesbaden und Darmstadt erarbeitet. Im Interview erklären die CIOs Eileen O’Sullivan, Maral Koohestanian und Holger Klötzner, was konkret geplant ist. mehr...
Deutscher Landkreistag: Achim Brötel ist neuer Präsident
[11.09.2024] Der Deutsche Landkreistag (DLT) hat einen neuen Präsidenten gewählt: Achim Brötel, Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, tritt die Nachfolge von Reinhard Sager an, der das Amt zuvor zehn Jahre lang innehatte. mehr...
Essen: Charta Digitale Ethik verabschiedet
[04.09.2024] In ihrer Charta Digitale Ethik hat die Stadt Essen die Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Technologien in der Stadtverwaltung festgelegt. Das soll insbesondere für einen ethisch verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz sorgen. mehr...
Ulm: Innovationsmotor gestartet
[23.08.2024] Um ihre Digitale Agenda mit kreativen Köpfen aus der Region umzusetzen, hat die Stadt Ulm den Innovationsmotor gestartet – einen Ideenwettbewerb insbesondere für junge Unternehmen. Runde eins hat der digitale Begleiter für Angsträume gewonnen. mehr...
Markt Postbauer-Heng: Digitalisierung ist kein Privileg der Metropolen
[08.08.2024] Auch kleine Kommunen sind in der Lage, bürgernahe digitale Lösungen zu implementieren, wie das Beispiel des Marktes Postbauer-Heng zeigt. Um die Entstehung digitaler Insellösungen zu vermeiden, wurde die Zukunftskommission #Digitales Bayern 5.0 ins Leben gerufen. mehr...
Petershagen: Mit OWL-IT in die digitale Zukunft
[02.08.2024] Gemeinsam mit dem IT-Dienstleister OWL-IT hat die Stadt Petershagen nun den Startschuss für die Erarbeitung einer umfassenden Digitalstrategie gegeben. mehr...
Bayern: Land unterstützt Digitalisierung der Kommunen
[16.07.2024] Bayerns Digitalminister sieht die konsequente Digitalisierung der Verwaltung als wichtige Möglichkeit, um den künftigen Ruhestand der Babyboomer-Generation und den dadurch entstehenden Fachkräftemangel zu kompensieren. Es gelte, die Potenziale von Standardisierung, Zentralisierung und KI zu nutzen. mehr...
Interview: Wir brauchen eine Dachmarke
[15.07.2024] Peter Adelskamp ist Chief Digital Officer (CDO) in Essen und dort zugleich Fachbereichsleiter Digitale Verwaltung. Im Gespräch mit Kommune21 berichtet er von seiner Arbeit in Essen und dem dortigen Stand der Digitalisierung. mehr...
eGovernment Benchmark 2024: Nutzerzentrierung ist der Schlüssel
[08.07.2024] Laut dem jüngsten eGovernment-Benchmark-Report der Europäischen Kommission haben die europäischen Staaten bei der Bereitstellung digitaler Behördendienste stetige Fortschritte gemacht. Raum für Optimierungen gibt es insbesondere bei grenzüberschreitenden Diensten und bei Dienstleistungen, die von regionalen und kommunalen Behörden erbracht werden. mehr...