Mittwoch, 2. April 2025

Kreis HofStadtplanung erleben

[21.11.2024] Im Rahmen seines Modellprojekts Smart City erprobt der Landkreis Hof auch den Einsatz von Virtual-Reality-Anwendungen. Entwickelt wird unter anderem eine VR-Simulation zur Stadtplanung; zudem soll virtuelle Realität im Digitalen Zwilling zum Einsatz kommen. 
Virtuelles Abbild eines Stadtzentrums, ein Baum ist im Vordergrund des Bildes zu sehen.

In der fiktiven Stadt lassen sich unter anderem neue Bäume setzen.

(Bildquelle: Landratsamt Hof)

Der oberfränkische Landkreis Hof hat sich mit dem Smart-City-Modellprojekt hoferLand.digital das Ziel gesetzt, mithilfe digitaler Technologien neue Wege in der Stadt- und Regionalentwicklung zu gehen. Dabei setzt die Kommune auch auf innovative Virtual-Reality (VR)-Anwendungen, die nicht nur den Bürgerinnen und Bürgern ein interaktives Erlebnis bieten sollen, sondern auch die Verwaltung bei Planungsprozessen unterstützen können. „Die Digitalisierung bietet uns die Chance, Prozesse mit großer Transparenz und sehr bürgernah zu gestalten“, erläutert Landrat Oliver Bär. Drei konkrete Projekte zeigen, wie der Landkreis Hof Virtual Reality nutzt, um Beteiligungsverfahren zu fördern, Stadtplanung zu visualisieren und historische Entwicklungen sichtbar zu machen.

In Zusammenarbeit mit der Hochschule Hof entwickelt der Landkreis zum Beispiel eine VR-Simulation zur Stadtplanung. Darin sollen Bürger die Möglichkeit erhalten, aktiv Maßnahmen zur nachhaltigen Gestaltung ihrer Ortschaften in einer virtuellen Umgebung zu erproben. „Viele Bürgerinnen und Bürger sowie Kollegen der kommunalen Verwaltungen sind mit dem Thema virtuelle Realität noch gar nicht in Berührung gekommen. Man muss so eine Brille aber mal aufgesetzt haben, um die immersive Wirkung zu verstehen“, erklärt Projektkoordinatorin Vanessa Wagner den Ansatz. „Das Projekt macht VR erlebbar und zeigt gleichzeitig auf, wie diese in der Stadtentwicklung genutzt werden könnte“, ergänzt hoferLand.digital-Programmleiter Hermann Seiferth.

Bürgerkommunikation wird grundlegend verändert

Digitale Abbilder ausgewählter Orte ermöglichen es den Nutzenden, Maßnahmen wie das Pflanzen von Bäumen, die Platzierung von Photovoltaikanlagen auf Dächern oder die Einrichtung von Ladestationen für Elektrofahrzeuge virtuell zu planen und deren Auswirkungen unmittelbar zu erleben. Die Nutzer erkennen direkt, wie sich ihre Maßnahmen auf das Stadtbild und auf Aspekte wie Energieeinsparungen oder Klimaanpassung auswirken. So sehen die Bürger beispielsweise in Echtzeit, wie der Schattenwurf eines neu gepflanzten Baums im Sommer für Abkühlung sorgt oder wie eine Windkraftanlage das Stadtbild beeinflusst. „Indem Bürger diese Veränderungen in der VR erfahren, können sie sich fundierter eine Meinung bilden, gleichzeitig schaffen wir einen Lern­effekt hinsichtlich der VR an sich“, so Wagner.

Um die Anwendungen testen zu können, gibt es in einem ersten Schritt eine fiktive Stadt, in welcher der Nutzer

Virtuelle Darstellung einer Siedlung von oben, eingeblendet sind ergänzende Informationen zum Energiemix, der Anzahl installierter Wind- und Photovoltaikanlagen sowie deren Leistung.
Die virtuelle Realität zeigt nicht nur bildhaft, wie sich geplante Maßnahmen auf unterschiedliche Bereiche auswirken. (Bildquelle: Landratsamt Hof)

zunächst an die VR he­rangeführt wird und sich ausprobieren kann. In einem zweiten Schritt besucht er anschließend virtuell zwei tatsächliche Orte im Landkreis Hof und kann dort die Anwendungen in einer real existierenden Umgebung erleben. „Perspektivisch können solche Anwendungen die Bürgerkommunikation grundlegend verändern. Die geplante Maßnahme wird nicht nur visuell sichtbar, sie wird in ihrem Ausmaß erlebbar“, meint Hermann Seiferth.

Auch beim zweiten Projekt geht es um die Erlebbarkeit von Planungen: hoferLand.digital baut einen Digitalen Zwilling des gesamten Landkreises mit seinen 27 Städten und Gemeinden auf. Dabei handelt es sich um eine realitätsgetreue, virtuelle Kopie des Landkreises, die mit unterschiedlichen Daten und Anwendungen unterlegt ist. Darin wird es den so genannten Fußgängermodus geben, bei dem sich die Nutzer virtuell durch den Zwilling bewegen. Geplant ist, diesen Modus auch mittels VR-Brille mit 360-Grad-Rundumblick anzubieten.

Fußgängermodus und Mixed Reality

„Im Digitalen Zwilling haben wir die Möglichkeit, ein geplantes Gebäude vorab zu visualisieren. Mittels VR-Brille und dem Fußgängermodus lässt sich virtuell erleben, wie das Gebäude das Stadtbild verändert“, erläutert Vanessa Wagner. Sichtachsen rund um das Gebäude, aber auch Aussichten aus dem Gebäude heraus könnten so vorab nachvollzogen werden. Auch Emissionen wie Lärm oder der Schattenwurf eines Gebäudes können simuliert werden. „Der Nachbar kann mittels VR nachvollziehen, wie sein Empfinden im heimischen Garten mit dem Neubau nebenan sein wird“, erklärt Programmleiter Hermann Seiferth.

Perspektivisch könnte die VR-Brille für die Mitarbeitenden der Verwaltung auch bei Vor-Ort-Terminen, beispielsweise bei Baustellenbegehungen, eine große Unterstützung sein. Mit Mixed Reality können die virtuelle und die reale Umgebung kombiniert werden, sodass digitale Inhalte nahtlos in die reale Welt eingebettet werden. Auf diese Weise könnten beispielsweise bei besagter Baustellenbegehung im Digitalen Zwilling hinterlegte Daten georeferenziert visualisiert werden. „Die reine Visualisierung ist heute schon mittels Augmented Reality am Tablet oder Handy möglich. Mit Mixed Reality könnten diese Planungen vor Ort live angepasst werden“, blickt Projektkoordinatorin Vanessa Wagner in eine mögliche Zukunft.

VR-Anwendungen unterstützen aber nicht nur beim Blick in die Zukunft, sondern helfen auch, die Geschichte eines Ortes zu verstehen. So entwickelt der Landkreis Hof gerade zusammen mit der Firma TimeRide das innovative Projekt „VR-Führung im Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth“.

Geschichte lebendig machen

Das Freiluftmuseum zeigt heute noch die teils originale Grenzanlage aus der Zeit, als Mödlareuth ein geteiltes Dorf war. An verschiedenen Orten im Außengelände des Museums setzen die Besucherinnen und Besucher im Rahmen einer Führung VR-Brillen auf, die ihnen eine realistische Zeitreise ermöglichen: Sie können so unmittelbar am historischen Schauplatz Szenen aus der Zeit der deutschen Teilung wie etwa eine Fluchtsituation hautnah miterleben.

Eine Anwendung, die sich auch auf andere historische Gegebenheiten übertragen lässt. „Mittels historischer Karten und Bildern oder sogar mit sehr frühen Filmaufnahmen könnten VR-Filme zur historischen Entwicklung von Städten entwickelt werden. Bei der Stadtführung kann ich so auf dem Marktplatz stehen und mir anschauen, wie der gleiche Ort vor einhundert Jahren aussah“, erklärt Vanessa Wagner. Auch hier könnte Mixed Reality zum Einsatz kommen. „Bei Fragen der Stadtentwicklung hilft manchmal auch ein Blick in die Vergangenheit. Ein Bach, der früher offen lag und heute nur noch unter der Straße verläuft, kann wieder freigelegt werden. Bilder, die Impulse geben können“, so Wagner.

„VR-Anwendungen bergen auch im Bereich der Bürgerbeteiligung großes Potenzial“, fasst Landrat Oliver Bär zusammen. „Wichtig ist das Zusammenspiel aus Datengrundlage, Datenverarbeitungsmöglichkeiten und den Visualisierungsinstrumenten“, ergänzt Vanessa Wagner. Daran arbeite der Landkreis derzeit und plane, mit der Urbanen Datenplattform, dem Digitalen Zwilling und den Dashboards spätestens im kommenden Jahr live zu gehen. Darauf aufbauend könnten dann die weiteren Anwendungen ausgerollt werden. „Wenn das Fundament steht, werden VR-Anwendungen in der Kommunikation, aber auch in der Planung ganz neue Maßstäbe setzen können“, ist Projektkoordinatorin Wagner überzeugt.

Paul-Bernhard Wagner ist Netzwerkkoordinator im Modellprojekt Smart City des Landkreises Hof.


Stichwörter: Smart City, AR, Kreis Hof, VR


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City
Zweiräder, autos und Fußgänger an einer großstaädtischen Kreuzung.

Fraunhofer FOKUS: Digital Twin hilft beim Routing

[02.04.2025] Das Smart Mobility-Team von Fraunhofer FOKUS hat im Projekt KIS’M eine Fahrrad-App entwickelt, die auf einem digitalen Zwilling des Berliner Straßenverkehrs basiert. Die App berücksichtigt individuelle Präferenzen bei der Routenplanung und bietet einen Ampelphasenassistenten. mehr...

Virtuell abstrakte 3D-Vektorflagge der Europäischen Union aus dreieckigen Polygonen auf blauem Hintergrund.

Local Digital Twins Toolbox: EU-Projekt für Kommunen

[31.03.2025] Mit der Local Digital Twins Toolbox unterstützt die Europäische Kommission Kommunen bei der Einführung entsprechender Lösungen. Teilnehmende Städte und Gemeinden bekommen wichtige Werkzeuge an die Hand und werden individuell beraten. mehr...

Startbildschirm der Website Smart City Dresden

Dresden: Website zu Smart-City-Projekten

[31.03.2025] Eine neue Website mit Informationen zu ihren Smart-City-Projekten hat die Stadt Dresden jetzt online gestellt. Zu den momentan 17 geförderten Vorhaben zählen unter anderem die Entwicklung eines interaktiven 3D-Stadtmodells und ein Testfeld für zukunftsfähige Verkehrsstrukturen. mehr...

Startseite des Webauftritts Smartes Fichtelgebirge

Landkreis Wunsiedel: Digitaler Zwilling im Aufbau

[31.03.2025] Der Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge soll einen Digitalen Zwilling bekommen. Die Ausschreibung für die Anschaffung der nötigen LoRaWAN-Technologie ist bereits gestartet. Erste Anwendungen sollen noch in diesem Jahr in Betrieb gehen, insbesondere im Bereich Katastrophenschutz. mehr...

Troisdorfer Smart City Maskottchen SmarTa schaukelt in einer Hängematte

Troisdorf: Mit der smarT:app die Freizeit gestalten

[28.03.2025] Die smarT:app der Stadt Troisdorf unterstützt Nutzende mit einer interaktiven Karte jetzt auch bei der Freizeitgestaltung. mehr...

Cover der Studie Smart City Apps

Smart-City-Apps: Marktüberblick für Kommunen

[27.03.2025] Das Angebot an Smart-City-Apps auf dem deutschen Markt wächst stetig. Eine aktuelle Publikation des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) soll Kommunen einen Überblick über App-Angebote für ihre Region geben. mehr...

Blick aus der Vogelperspektive auf den Parkplatz am Gütersloher Marktplatz

Gütersloh: Daten zum Parken in der City

[26.03.2025] In Gütersloh sollen temporäre Kameras an Parkplätzen, Parkhäusern und Straßenlaternen analysieren, wie Autos und Fahrräder parken. Die erhobenen Daten will die Kommune für eine nachhaltige Verkehrsplanung nutzen. mehr...

Diskussionspanel mit vier Personen auf einer warm ausgeleichteten Bühne, im Hintergrund eine Projektion.

Pforzheim: Erfolgreiche Smart City Days

[24.03.2025] Mit einer mehrtägigen Veranstaltungsreihe präsentierte die Stadt Pforzheim den Bürgerinnen und Bürgern verschiedenste Themen und Aspekte aus den Bereichen Smart City, Digitalisierung und KI. Ziel war es, zu zeigen, wie innovative Technologien zur nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen. mehr...

Landrätin Anita Schneider und Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher sitzen nebeneinander an einem Tisch und unterzeichnen ein Dokument.

Gießen: Stadt und Landkreis kooperieren

[20.03.2025] Der Kreis und die Stadt Gießen arbeiten jetzt gemeinsam an digitalen Lösungen. Unter anderem wollen sie digitale Anwendungen austauschen. Auch wollen die beiden Kommunen in einer Arbeitsgemeinschaft noch intensiver zusammenarbeiten. mehr...

Augsburg: Im Gespräch bleiben

[20.03.2025] Bei ihrer Bürgerkommunikation setzt die Stadt Augsburg auch auf das Medium Podcast. Oberbürgermeisterin Eva Weber spricht mit einem Moderator und manchmal weiteren Gästen über ein breites Spektrum an Themen. In der aktuellen Folge geht es um Smart City. mehr...

Mehrere Personen stehen um eine Drohne versammelt.

SmartCity-Summit.Niederrhein: Vierte Auflage mit Teilnehmerrekord

[20.03.2025] Zum vierten Mal hat in Mönchengladbach der SmartCity-Summit.Niederrhein stattgefunden und einen Teilnehmerrekord von über 600 Anmeldungen erreicht. Thematisiert wurden unter anderem die nächsten Smart-City-Projekte der Stadt. mehr...

Mehrere Personen stehen auf einer Bühne und halten eine Urkunde in der Hand.

Smart City Aachen: Erfolgreicher Smart-City-Ideenwettbewerb

[17.03.2025] Ein Smart-City-Ideenwettbewerb wurde in Aachen ausgerichtet. Gewonnen haben eine Plattform zur Echtzeitanzeige freier Lernräume, interaktive Informationsstationen, an denen ein Chatbot Auskunft gibt, ein Softwareassistent für smarte Stromnetze und eine Lösung für den strategischen Ausbau der Lade-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge. mehr...

Vektorgrafik, die einen Menschen vor mehreren hintereinander aufgestellten Hürden zeigt.
bericht

Smart City: Rechtliche Fragen

[13.03.2025] Was ist bei der Vergabe von innovativen Lösungen zu beachten? Wie können Kommunen miteinander kooperieren? Und wie kann sichergestellt werden, dass Daten rechtssicher erhoben werden? Auch mit solchen Fragen müssen sich smarte Städte und Regionen beschäftigen. mehr...

Wolfsburg: Sensorik hält Rettungswege frei

[12.03.2025] Um Rettungswege am Klinikum dauerhaft freizuhalten und im Notfall schnelle Hilfe zu gewährleisten, setzt die Stadt Wolfsburg auf innovative Technologien: An besonders kritischen Halteverbotszonen wurden jetzt 22 Bodensensoren installiert, die erkennen, ob ein Fahrzeug dort widerrechtlich parkt. mehr...

BMWSB: Start der Smart City Akademie

[06.03.2025] Die Smart City Akademie der KTS startet jetzt mit kostenfreien Weiterbildungen für kommunale Fachkräfte. Das BMWSB-geförderte Angebot vermittelt praxisnahes Wissen zu digitalen und nachhaltigen Stadtentwicklungsstrategien – von Stadtplanung bis Cybersicherheit. mehr...