Interkommunales NetzwerkMobiler in der Ortenau

Sarah Berberich begleitet als Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens endura kommunal das Mobilitätsnetzwerk Ortenau.
(Bildquelle: endura kommunal)
Frau Berberich, im Mobilitätsnetzwerk Ortenau treiben 14 Kommunen Alternativen zum Individualverkehr voran. Endura kommunal leitet heute die Geschäftsstelle des Netzwerks. Wie kam es zu dessen Gründung und welche Ziele wurden damals definiert?
Nahezu alle Prognosen gehen von einem Verkehrswachstum in den kommenden Jahren aus. Das gilt auch für die Ortenau. Nimmt der motorisierte Individualverkehr überhand, kann das die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger verschlechtern. Um dies zu verhindern, muss der öffentliche Personennahverkehr attraktiver werden. Hierzu können multimodale Verkehrsangebote beitragen, die den nicht immer alltagstauglichen ÖPNV im ländlichen Raum ergänzen. Beispielsweise können per Carsharing oder Mietrad die so genannte erste und letzte Meile zu Verkehrsknotenpunkten komfortabel zurückgelegt werden. Um solche Potenziale zu erschließen, haben im Jahr 2019 Appenweier, Friesenheim, Gengenbach, Kehl, Lahr, Neuried, Offenburg, Rheinau, Schutterwald und Willstätt gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen endura kommunal das Mobilitätsnetzwerk Ortenau gegründet. Gemeinsam wollen sie den ländlichen Raum über nachhaltige Alternativen zum Autoverkehr mit den Städten verknüpfen. Im Jahr 2022 schlossen sich auch Achern, Oberkirch, Schwanau und Seelbach diesem bundesweit ersten Mobilitätsnetzwerk an.
Wie zahlt sich das Netzwerk für die Kommunen aus?
Das Mobilitätsnetzwerk sieht sich als eine Solidargemeinschaft mit den großen Kreisstädten als Zugpferde. Diese profitieren von der Förderung eines nachhaltigen Verkehrsangebots in den Herkunftskommunen vieler Einpendler, die kleineren und mittleren Gemeinden wiederum von dem im Netzwerk erarbeiteten Wissen. Allein hätten sie häufig nicht die personellen Kapazitäten und das Know-how, um solch große Schritte zu gehen. Auch kommen sie im Netzwerk besser an Fördergelder, während ihr einzelner Antrag oft unterhalb der Bagatellgrenze liegen würde. Alle Kommunen sparen zudem Kosten, etwa durch gemeinsame Ausschreibungen.
Was macht das Mobilitätsnetzwerk Ortenau so einzigartig?
Das Mobilitätsnetzwerk ist von unten, aus den Kommunen heraus, entstanden, weil diese klimafreundliche Mobilitätsangebote schaffen wollten. Aus diesem Grund gibt es auch eine große Identifikation mit dem Thema Mobilität vor Ort und der Mitgliedschaft der einzelnen Kommunen im Netzwerk. Das Mobilitätsnetzwerk Ortenau ist meines Wissens das erste Netzwerk dieser Art in Deutschland.
Welche Hürden galt es in den ersten Jahren zu überwinden?
Zugegeben: Der Anfang war schwer. Bis alles in die Gänge kam, dauerte es. Zuerst haben wir in regelmäßigen Netzwerktreffen einen engen Austausch gestartet und Themen identifiziert, die gemeinsam bearbeitet werden sollen. Bei den Treffen lernen wir voneinander und besprechen nächste Umsetzungsschritte. Wichtig ist auch, die Interessen zwischen großen und kleinen Kommunen abzugleichen. Mittlerweile geht es gut voran und das Netzwerk kann viele Ergebnisse vorweisen.
Was sind aktuelle Schwerpunkte?
Im Fokus stehen derzeit Mobilitätsstationen. Sie werden etwa am Bahnhof, im Ortskern oder beim Campingplatz errichtet und ermöglichen den nahtlosen Wechsel zwischen Zug, Bus, Carsharing-Auto, Mietfahrrad, -pedelec und Lasten-Pedelec. Die Mobilitätsstationen sind einheitlich gestaltet, alle Angebote haben die gleichen Tarife. Das erleichtert die Nutzung über die Gemarkungsgrenzen hinweg. Mietfahrräder und -pedelecs können sogar in Kommune A ausgeliehen und in Kommune B abgestellt werden.
„Das Mobilitätsnetzwerk sieht sich als eine Solidargemeinschaft mit den großen Kreisstädten als Zugpferde.“
Wie finanziert sich das Netzwerk?
Jede Kommune zahlt einen Jahresbeitrag, der sich an der Einwohnerzahl bemisst. Kleine Kommunen zahlen 5.000 Euro pro Jahr, große Kommunen 10.000 Euro. Ein wichtiger Finanzierungstopf ist die Bundesförderung: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt die Netzwerkarbeit im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative mit rund 60 Prozent. Über drei Jahre bekamen wir eine Förderung von jährlich rund 180.000 Euro, sie endet im September 2025. Damit werden das Netzwerkmanagement durch die Geschäftsstelle finanziert, die Fördermittelberatung, die rechtliche und fachliche Beratung der Bauämter, die Sachkosten für die Netzwerktreffen und die Vernetzungsplattform. Über den Innovationsfonds des Energieversorgers Badenova bekommen wir künftig noch einmal zwei Jahre lang insgesamt 350.000 Euro, ein Teil davon wird für den operativen Weiterbetrieb des Netzwerks genutzt. Die anschließende Grundfinanzierung ist noch nicht in trockenen Tüchern.
Die neue App Ortenau Mobil soll den Umstieg zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln erleichtern. Welche Funktionen bietet sie genau?
Mit der landkreisweiten App können die Mobilitätsstationen des Netzwerks genutzt werden. Das Mobilitätsnetzwerk hat die App-Entwicklung angestoßen, der Ortenaukreis hat sie in die Umsetzung gebracht. Mit Ortenau Mobil können Fahrgäste die schnellste und günstigste Verbindung für eine Strecke mittels Bus, Bahn, Mietrad, Pedelec oder Carsharing ermitteln.
Welche Herausforderungen gab es bei der technischen Entwicklung der App?
Die App basiert auf jenem System, das auch der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) nutzt. Er grenzt im Norden an den TGO-Tarifverbund Ortenau, was eine Anbindung möglich und attraktiv macht. Wir haben uns durch die Nutzung des Systems auch Synergien und somit Einsparungen erhofft. Diese sind aber nicht alle eingetreten. Ein Defizit ist, dass die Bezahlung der Sharing-Angebote über die App bislang nicht möglich ist.
Welche Pläne gibt es für das Mobilitätsnetzwerk Ortenau bis 2030?
Bis 2030 sind rund 150 Mobilitätsstationen vorgesehen. Allein auf Offenburger Gemarkung sind 30 Stationen geplant, derzeit gibt es 25 Anlaufstellen für die Nutzerinnen und Nutzer. Die Buchung und Bezahlung aller Angebote sollen künftig über die App erfolgen. Eine Vision ist, dass das Mobilitätsnetzwerk in den kommenden Jahren als Struktur für künftige Mobilitätsentwicklungen dient – etwa für die On-Demand-Mobilität. Auch Radwege von Ort zu Ort sind vorgesehen. Für unsere Aktivitäten haben wir 2023 eine Auszeichnung des Best-Practice-Projektpools Stadtimpulse erhalten. Die Begründung: Das Mobilitätsnetzwerk sei ein Vorreiter beim Aufbau eines nachhaltigen Mobilitätsangebots im ländlichen Raum und ein Vorbild für andere Regionen. Darauf sind wir schon ein wenig stolz. Zwar haben wir noch viel zu tun. Wir sind aber schon ein gutes Stück vorangekommen, Alternativen zum eigenen Auto anzubieten.
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