CIO-SerieKooperation mit Kommunen
Herr Dr. Thewes, warum ist die Stelle eines Landes-CIO wichtig?
Mittlerweile haben fast alle Bundesländer in der einen oder anderen Form die Funktion eines CIO eingerichtet. Das macht deutlich, dass E-Government und IT zunehmend strategische Themen sind. Mit der Schaffung des IT-Planungsrates ist darüber hinaus die Notwendigkeit entstanden, dass sich Bund und Länder in ihrer Strategie abstimmen. Das führt umgekehrt dazu, dass die einzelnen Bundesländer ihre Kräfte bündeln. Dies ist ein sehr produktiver Prozess. Denn IT hat ressort- und funktionsübergreifenden Charakter: Ein zentrales IT-Management ist deshalb das Gebot der Stunde. Dabei darf jedoch der Fokus nicht nur auf die Technik gelegt werden. Diese stellt das notwendige Fundament für alle IT-basierten Leistungserbringungen der Verwaltung dar. Aber bei den E-Government-Anwendungen müssen wir noch mehr tun. Die Prozesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sinnvoll unterstützt und optimiert werden. Gleichzeitig brauchen wir Anwendungen, die für die Bürgerinnen und Bürger attraktiv sind. Die Dimensionen Prozess- und Bürgerorientierung sind die eigentlichen Kernpunkte einer IT-Strategie.
Welche Ziele haben Sie sich persönlich gesetzt?
Das Saarland hat sich zum Ziel gesetzt, die IT-Strukturen neu auszurichten. Dabei sind nicht nur die Landesbehörden, sondern auch die Hochschulen und die Kommunen eingebunden. Diese übergreifende Kooperation ist für sich allein schon von großer Bedeutung. Ich möchte diesen grundlegenden Prozess, der sehr viel mit Kommunikation und Integration unterschiedlicher Partner zu tun hat, weiter unterstützen und zum Erfolg führen. Dabei gilt es, zwei Ziele zu beachten. Zum einen die Effizienz: Durch Bündelung, Modularisierung und Standardisierung streben wir eine wirtschaftlichere IT für unser Land an, welches sich bekanntlich in besonderem Maße am Thema Haushaltssanierung orientiert. Zum an-deren geht es aber auch um Effektivität: Wir wollen Verwaltungsprozesse wirkungsvoll unterstützen und den Bürgern zielführende Angebote machen.
Welche Veränderungen streben Sie an?
Kein Bereich ist mehr im Umbruch als die Informationstechnik. Daher ist es notwendig, die IT in einem kontinuierlichen Prozess immer weiter voranzutreiben. Dazu wollen wir das in unserem Land vorhandene Know-how nutzen. Wir bauen auf bewährten Strukturen auf und entwickeln diese fort. Das Saarland hat dieses Themenfeld schon in der Vergangenheit im Rahmen der Innovationsstrategie erfolgreich besetzt. Durch führende IT-Unternehmen und einen exzellenten Informatikschwerpunkt an der Universität ist das Saarland das Informatikland schlechthin. Wir beheimaten gleich zwei Max-Planck-Institute für Informatik sowie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Außerdem genießen weitere Informatik-Lehrstühle und Institute weltweites Renommee. Dieses Potenzial für die Verbesserung von Verwaltungsinformatik zu nutzen, ist ein Gebot der Stunde.
„Prozess- und Bürgerorientierung sind die eigentlichen Kernpunkte einer IT-Strategie.“
Welche konkreten Projekte laufen aktuell oder sind geplant?
Im Saarland arbeiten wir derzeit an zwei großen Projektlinien unter den Überschriften Konsolidierung und Kooperation. Seit einem Jahr betreiben wir mit einer breiten Projektstruktur die Konsolidierung der IT. Die damit verbundene Ist-Analyse von Verfahren und Prozessen ist abgeschlossen. Jetzt sind wir dabei, neue ressortübergreifende Entscheidungsstrukturen aufzubauen und die Eckpunkte eines Landessystemkonzeptes zu erstellen. Unter der Projektsäule Kooperation bündeln wir die Aktivitäten zwischen Land, Kommunen und Hochschulen. Ein erster großer Erfolg war die Zusammenlegung der Rechenzentren der Hochschulen für Technik und Wirtschaft sowie der Universität des Saarlandes. Ein weiterer wichtiger Meilenstein ist die erstmalige Ausschreibung eines Saarlandnetzes für die Landesverwaltung und die Kommunen. In einem Projekt mit dem Institut für Wirtschaftsforschung im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz werden die Potenziale der Einführung eines einheitlichen E-Payment-Systems für Land und Kommunen untersucht. Für das Thema Personal-Management wurde eine Projektgruppe eingesetzt, die das Ziel hat, ein System für Land, Kommunen und Hochschulen einzuführen und das entsprechende Know-how zu bündeln. Wie in anderen Bereichen spielt auch hier die Kooperation mit unserem Nachbarland Rheinland-Pfalz eine große Rolle. Wir sind permanent dabei, neue Projekte aufzusetzen. So planen wir, die Active Directory Services in der Landesverwaltung völlig neu aufzustellen. Doch diese Maßnahmen sind nur dann erfolgreich, wenn die Kommunikation mit den Mitarbeitern im IT-Bereich forciert wird. Wir haben deshalb im vergangenen Jahr IT-Tage für die Kommunen und für die Landesverwaltung durchgeführt, auf denen sich Mitarbeiter über die Projekte informieren und aktiv einbringen konnten.
Wie sehen Sie Ihr Bundesland im Ländervergleich im Bereich E-Government aufgestellt?
Das Saarland hat als eines der ersten Bundesländer die Kooperation mit den Kommunen mit einem gemeinsamen E-Government-Pakt besiegelt. Die Kommunen haben ihre Kräfte flächendeckend im Zweckverband eGo-Saar gebündelt. Dienste wie die Melderegisterauskunft werden in einer gemeinsamen Gesellschaft erbracht. Damit nehmen wir in Deutschland eine Vorreiterrolle ein. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer hat als eine ihrer ersten Amtshandlungen das erneuerte Portal Bürgerdienste-SAAR relauncht (siehe auch Kommune21, Ausgabe 12/2011). Hierin zeigt sich der Anspruch des Saarlandes, bürgerfreundliche, zukunftsorientierte Online-Angebote bereitzustellen. Es handelt sich um ein Projekt, bei dem Land und Kommunen auf einer der modernsten Plattformen kooperieren. Ein wichtiges Thema für das Saarland ist darüber hinaus das europäische E-Government. Mit unserer Europakompetenz und den politischen Erfahrungen aus der grenzübergreifenden Zusammenarbeit mit der französischen Region Lothringen, Luxemburg und Belgien können wir im Konzert der Bundesländer einen besonderen Beitrag leisten. Es geht darum, E-Government-Angebote zu europäisieren, damit auch grenzübergreifende Verwaltungsprozesse möglich werden. Auch in den Gremien des IT-Planungsrates wirkt das Saarland aktiv mit, wenn es um europäisches E-Government geht.
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