Donnerstag, 5. Dezember 2024

InterviewAbschluss einfach machen

[29.02.2012] Matthias Breitenfelder, Geschäftsführer der Firma hallobtf!, erläutert, welche Herausforderungen eine Kommune im Rahmen des Gesamtabschlusses erwarten und wie diese unter anderem mit einer Software-Lösung gemeistert werden können.

Herr Breitenfelder, in Nordrhein-Westfalen mussten die Kommunen zum 31. Dezember 2010 ihren ersten Gesamtabschluss vorlegen. Gehört das Thema dort damit bereits zur Routine?

Das sollte man meinen. In der Praxis sind aber viele Kommunen noch sehr mit ihren ersten eigenen Jahresabschlüssen beschäftigt; und es gibt sogar noch einige, die bislang nicht einmal ihre Eröffnungsbilanz vorlegen konnten. An den Gesamtabschluss ist also vielerorts noch gar nicht zu denken.

Sind denn die Kommunen überhaupt in der Lage, einen Gesamtabschluss aufzustellen?

Immerhin waren sie ja auch in der Lage, komplexe Konzernkonstrukte aus Betrieben öffentlichen und privaten Rechts zu bilden. Aber Tatsache ist natürlich, dass der Gesamtabschluss für alle neu ist und seine ganz eigene Begriffswelt sowie sein eigenes Reglement mit sich bringt. Dies geht weit über das hinaus, was die Kommunen im Rahmen der Doppik-Einführung kennengelernt haben.

Was kommt im Einzelnen auf die Kommunen zu?

Viel Arbeit entsteht erfahrungsgemäß bei der Verrechnung von konzerninternen Liefer- und Leistungsbeziehungen. Das Problem sind die Differenzen zwischen den betrieblichen Meldungen. Jeder Fall bedarf der Einzelaufklärung. Eine Aufgabe, die der Kommune auch dann nicht erspart bleibt, wenn sie den Gesamtabschluss extern, zum Beispiel von einem Wirtschaftsprüfer, erstellen lässt.

Ist das der Punkt, der die Sache schwierig macht?

Nein, die konzerninterne Verrechnung ist zwar mit viel Arbeit verbunden, die eigentliche Komplexität liegt aber eher im Bereich der Kapitalkonsolidierung. Hier wird der buchhalterische Wert der Konzerntöchter, der Beteiligungsbuchwert, mit ihrem tatsächlichen Wert, ihrem Eigenkapital, verrechnet. Diese Verrechnung sollte eine gute Konsolidierungssoftware automatisiert durchführen. Umso erstaunlicher ist, dass dies längst nicht bei allen am Markt angebotenen Lösungen der Fall ist. Insbesondere einige, die als Aufsatz zu namhaften Finanzverfahren angeboten werden, beherrschen die Konsolidierung auf Knopfdruck nicht. Aber das erfährt die Kommune natürlich erst, wenn sie sich mit dem Thema beschäftigt hat.

„Es gilt vor allem, praktisch zu erfahren, was es mit dem Gesamtabschluss auf sich hat.“

Ist für eine kleine Kommune mit ein oder zwei Beteiligungen überhaupt eine Software erforderlich?

Was wäre die Alternative? Excel vielleicht? Für einen erfahrenen Konzernbuchhalter wäre dies sicherlich eine Möglichkeit. Die Kommunen müssen die Aufgabe aber mit dem Wissen bewerkstelligen, das ihnen zur Verfügung steht. Dort hat man nach Abschaffung der Kameralistik Know-how in doppischer Buchführung erworben. Konzernkonsolidierung war dabei allerdings nicht das Thema. Dies ist übrigens der Grund, warum wir unsere Konsolidierungslösung „Doppik al dente!“ so konstruiert haben, dass die Logik für einen Buchhalter auch dann verständlich ist, wenn er keine Erfahrung mit der Konzernkonsolidierung hat.

Wie sieht es bei großen Kommunen mit 20, 50 oder 100 Beteiligungsbetrieben aus? Hier werden in Konsolidierungsprojekten externe Beratungsleistungen von 100 oder mehr Tagen veranschlagt. Ist das gerechtfertigt?

Eine berechtigte Frage. Wir gehen davon aus, dass die Kommune sich selbst der Aufgabe annimmt und dass es lediglich einer fachkundigen Begleitung bedarf. Zur Grundausbildung laden wir die Kommunen zu einem kostenfreien Seminar „Mein erster Gesamtabschluss in zwei Tagen“ ein. Damit ist schon mal eine Grundlage geschaffen und man kann gemeinsam festlegen, welcher Beratungsbedarf darüber hinaus besteht. Bei kleinen und mittelgroßen Kommunen sind das üblicherweise nur wenige Tage.

Aber allein in der Erstellung des Konzern-Kontenplans, des so genannten Positionenplans, steckt doch schon eine Menge Arbeit.

Das ist richtig. Aber es ist nicht notwendig, dass jede Kommune von Grund auf einen eigenen Positionenplan erarbeitet. Die Eckpunkte sind durch die Kommunalgesetzgebung festgelegt, weitere Einzelheiten ergeben sich aus den Eigenheiten der Konzernkonsolidierung. Für „Doppik al dente!“ liefern wir einen fertigen Positionenplan nach dem Recht des Landes Nordrhein-Westfalen, den unsere Pilotkommunen ausnahmslos verwenden. Versionen für Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz sind zurzeit in Arbeit.

Große Kommunen berichten von Projektaufwänden in ganz anderen Größenordnungen als Sie.

Natürlich können auch wir nicht zaubern. Aber häufig hängen die Probleme mit dem Einsatz einer hochkomplexen Software zusammen, die auf den Konzernabschluss internationaler Unternehmen und nicht auf die spezielle Aufgabenstellung des deutschen Konzerns Kommune ausgerichtet ist. Dies macht es erforderlich, das Regelwerk der Konzernrechnungslegung an die speziellen kommunalen Gegebenheiten anzupassen. Ein immenser Aufwand, der bei jeder Veränderung aufs Neue den Einsatz kostspieliger externer Berater erfordert. Angesichts der kaum kalkulierbaren Projekt- und Folgekosten überlegen bereits einige deutsche Großstädte, ob der Umstieg auf eine praxiserprobte kommunale Speziallösung nicht der wesentlich günstigere Weg ist.

Welchen Rat würden Sie zusammenfassend den Kommunen geben, denen der Gesamtabschluss ins Haus steht?

Man sollte nicht lange drum herumreden, sondern die Sache einfach machen – im doppelten Wortsinne. Zum einen kann eine gute und praxiserprobte Software ungemein helfen, das Thema auf einfache Weise zu meistern. Zum anderen gilt es aber vor allem, die anfängliche Unsicherheit zu überwinden und praktisch zu erfahren, was es mit dem Gesamtabschluss auf sich hat. Viele Verantwortliche aus den Kämmereien, den Rechnungsprüfungsämtern oder dem Beteiligungsmanagement haben inzwischen ihren ersten Gesamt­abschluss in unserem Seminar in zwei Tagen erstellt und bestätigen damit unsere Devise „Einfach machen“.

Interview: Claudia Schmidtkonz




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