Sonntag, 22. Dezember 2024

HessenAlle werden angebunden

[02.02.2021] Nachdem Hessen in den vergangenen Jahren den marktgetriebenen Mobilfunkausbau erfolgreich vorangetrieben hat, wurde ein eigenes Förderprogramm gestartet, um die letzten weißen Flecken zu schließen. Den Kommunen kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu.
Hessen schließt weiße Flecken im Mobilfunk.

Hessen schließt weiße Flecken im Mobilfunk.

(Bildquelle: lightpoet / 123rf.com)

An die Optimierung der digitalen Infrastruktur mag man beim „Gesetz zur Änderung der Hessischen Bauordnung“ sicher nicht zuallererst denken. Und doch diente die Gesetzesänderung vom Juni 2020 genau dieser wichtigen Aufgabe. Als erstes Bundesland überhaupt verbesserte Hessen damit unter anderem die unmittelbaren baulichen Rahmenbedingungen beim Mobilfunkausbau – durch eine Verringerung von Abstandsflächen sowie eine Erhöhung der nicht genehmigungspflichtigen Masthöhe. Zusätzlich zu vielen weiteren Maßnahmen wird der marktgetriebene Ausbau durch die Mobilfunknetzbetreiber so direkt und maßgeblich unterstützt. Diese begrüßten die Vorreiterrolle, die Hessen damit im bundesweiten Vergleich einnimmt. Das ambitionierte Vorgehen reduziere nicht nur den Genehmigungs- und Verwaltungsaufwand, sondern erhöhe zudem die Planungssicherheit. Gleichzeitig ließ die Initiative bereits erkennen, dass der Hessischen Landesregierung der Mobilfunkausbau ein besonderes Anliegen ist und sie bereit ist, dafür neue Wege zu gehen.

Auch ländliche Regionen werden versorgt

Dabei könnte Hessen eigentlich die Hände in den Schoß legen, denn 99,8 Prozent der Haushalte im Land sind mit LTE versorgt. Zudem liegt der Mobilfunkausbau maßgeblich beim Bund. Dennoch hat die Hessische Landesregierung große Handlungspotenziale erkannt und daraus Maßnahmen abgeleitet. Und obwohl sie im Sinne eines effizienten Einsatzes von Steuermitteln Vorrang haben, beschränken sich die Maßnahmen keineswegs auf die eigenwirtschaftlichen Ausbauaktivitäten von Telekom, Vodafone, Telefónica und Co.
Denn der Markt kann naturgemäß nur dort ausgebaut werden, wo es betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. Dünn besiedelte Gebiete, beispielsweise im ländlichen Raum, können so unter Umständen jedoch nicht adäquat versorgt werden. Ein Umstand, den die Landesregierung im Sinne der dort lebenden Bürger mit aller Kraft bekämpft. Keine Kommune und kein Ortsteil soll sich abgehängt fühlen.
Um auch die letzten weißen Flecken mit mobilem Internet zu versorgen, hat Hessen als zweites Bundesland nach Bayern in den vergangenen Monaten mit großem Engagement ein Mobilfunkförderprogramm erarbeitet und finalisiert. Mit der kürzlich erfolgten Notifizierung der Förderrichtlinie durch die EU-Kommission ist für das hessische Förderprogramm nun auch offiziell der Startschuss gefallen. 50 Millionen Euro stellt die Landesregierung in diesem Rahmen zur Verfügung – bis zu 300 neue Mobilfunkmasten können damit entstehen und die Bürger in unzureichend versorgten Gegenden mobil besser anbinden.

Land unterstützt die Kommunen

Den Kommunen kommt im Rahmen des Förderprogramms eine entscheidende Rolle zu: Die lokale Expertise der kommunalen Vertreter vor Ort ist unersetzlich. Sie kennen die Gegebenheiten am besten – beispielsweise Grundstückseigentümer potenzieller Maststandorte – und tragen so zum Erfolg der Förderprojekte bei. Dabei können sich die Kommunen der direkten Unterstützung des Landes sicher sein, denn Hessen flankiert das Förderprogramm mit zahlreichen Unterstützungsformaten. So wurde beispielsweise ein Leitfaden erarbeitet, der Schritt für Schritt Orientierung im Förderprozess bietet, und mit zahlreichen kommunalen Vertretern wurden bereits Online-Seminare durchgeführt. Der Leitfaden, ein Film zu den wichtigsten Schritten im Förderverfahren sowie alle weiteren wichtigen Informationen und relevanten Ansprechpartner finden sich gebündelt auf einem neu eingerichteten zentralen Mobilfunkportal.
Um bei der Verbesserung der Mobilfunkversorgung in Hessen keine Zeit zu verlieren, können die betroffenen Kommunen ab sofort die ersten Schritte im Förderprozess gehen. Als wichtige Voraussetzung für die Förderfähigkeit einer Kommune ist zunächst zu klären, ob sie überhaupt in einem so genannten weißen Fleck liegt. Das kann mithilfe einer digitalen Weiße-Flecken-Karte auf dem Mobilfunkportal vorab geprüft werden. Basis für diese Karte ist die Sprachmobilfunk-Versorgung (2G). Gefördert werden darf nur, wenn keiner der drei Mobilfunknetzbetreiber vor Ort nicht wenigstens mit einem 2G-Netz verfügbar ist – und wenn die Mobilfunknetzbetreiber auch in den nächsten drei Jahren keinen Ausbau planen. Um das herauszufinden, ist in einem der ersten Schritte ein Markterkundungsverfahren durchzuführen. Mit der beim Breitbandbüro Hessen angesiedelten Kompetenzstelle Mobilfunk wurde landesseitig eine entsprechende Anlaufstelle geschaffen, die den interessierten Kommunen bei Rückfragen zur Verfügung steht und sie vom ersten Tag an tatkräftig unterstützt.

Positive Entwicklung wird fortgesetzt

Initiativen wie die Änderung der Hessischen Bauordnung oder die Konzeption eines umfassenden Mobilfunkförderprogramms sind in Hessen keine Einzelmaßnahmen. Sie folgen einer langfristigen und nachhaltigen Strategie. So ist die Weiterentwicklung der Mobilfunk­infrastruktur neben den Bereichen Festnetz und WLAN eines der drei zentralen infrastrukturellen Ziele der im Jahr 2018 veröffentlichten Gigabitstrategie für Hessen. Bereits wenige Monate später wurde gemeinsam mit den drei großen Mobilfunknetzbetreibern Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica ein Maßnahmenpaket „Zukunftsfähige Mobilfunkversorgung in Hessen“ (Mobilfunkpakt Hessen) geschlossen, das zehn konkrete Vorhaben zur Incentivierung des eigenwirtschaftlichen Ausbaus beinhaltet. In diesem wurden unter anderem die Modernisierung von 4.000 Mobilfunkstandorten sowie die Neuerrichtung von weiteren 800 Masten vereinbart. Bis zum dritten Quartal 2020 wurden bereits 276 neue Masten gebaut und weitere 3.753 Masten modernisiert. Jeden Tag werden somit irgendwo in Hessen mehr als fünf Mobilfunkstandorte neu errichtet oder modernisiert.
Das nun startende Mobilfunkförderprogramm wird diese positive Entwicklung weiter unterstützen. Die weißen Flecken werden somit nach und nach verschwinden und insbesondere die Kommunen im ländlichen Raum angebunden werden.

Professorin Dr. Kristina Sinemus ist Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Breitband

Steindorf: Glasfaserausbau beschlossen

[20.12.2024] Rund 440 Haushalte und Gewerbebetriebe sollen in Steindorf bis 2028 an ein leistungsstarkes FTTB/H-Glasfasernetz angebunden werden. Die Bauarbeiten beginnen Ende 2025, der Hausanschluss ist für förderfähige Gebäudeeigentümer kostenlos. mehr...

Symbolische Gebietsübergabe durch den ZBA an den Netzbetreiber DNS.Net

Zweckverband Breitband Altmark: Ausbaugebiete übergeben

[18.12.2024] Die Region Altmark ist in den ehemals unterversorgten Gebieten nun mit einem flächendeckenden Glasfasernetz ausgestattet. Die letzten Ausbaugebiete hat der Zweckverband Breitband Altmark Anfang Dezember an den Netzbetreiber DNS:NET übergeben. 
 mehr...

Borkens Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing.
interview

Echte Glasfaser-Kommune: Vorreiter Borken

[17.12.2024] Mit ihrer überdurchschnittlichen Glasfaserquote wurde die Stadt Borken vom Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) als Echte Glasfaser-Kommune ausgezeichnet. Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing legt im Interview die Erfolgsfaktoren dar. mehr...

Elf Westallgäuer Bürgermeister haben Verträge mit der Telekom unterzeichnet.

Telekom: Glasfaser für das Westallgäu

[10.12.2024] Elf Kommunen im Westallgäu und die Telekom bündeln ihre Kräfte für den Glasfaserausbau. Baustart für das ambitionierte Projekt ist im Frühjahr 2025. mehr...

v.l.: Tiemo Papsdorf, Baufirma Kuhlmann; Thomas Barufke und Jessica Rotärmel, Stabsstelle Breitband, Landkreis Osnabrück; Mario Aquino, Netzbetreiber GVG Glasfaser; Dominik Schmidt, Baufirma Kuhlmann; Claudia Pelzl, Netzbetreiber GVG Glasfaser; Landrätin Anna Kebschull; Marco Kreyenhagen, Hof Kreyenhagen; Bürgermeister Erik Ballmeyer, Ostercappeln; Stephan Simon, Stabsstelle Breitband, Landkreis Osnabrück. Sie halten Schaufeln in der Hand und werfen damit Aushubmaterial, das zu einem Berg aufgehäuft zwischen ihnen liegt, in die Luft. Im Hintergrund ist ein kleiner Bagger zu sehen.

Kreis Osnabrück: Weiße Flecken bald getilgt

[05.12.2024] Der Breitbandausbau der weißen Flecken im Kreis Osnabrück hat die letzte Bauphase erreicht. Bis Ende 2025 soll sie abgeschlossen sein und keinen Haushalt oder Betrieb zurücklassen. Wenn die weißen Flecken getilgt sind, sollen die grauen Flecken beseitigt werden. mehr...

ANGA COM: Auch 2025 auf Erfolgskurs

[04.12.2024] Die Kongressmesse für Breitband, Fernsehen & Online, ANGA COM, die vom 3. bis 5. Juni 2025 in Köln stattfindet, liegt auf Erfolgskurs: Bereits für über 90 Prozent der Ausstellungsfläche liegen Buchungen vor. 
 mehr...

Deutschlandkarte, die in Prozent die Glasfaserausbauquote der Bundesländer angibt.
bericht

Breitbandausbau: Ziel nicht erreichbar

[03.12.2024] Die Marktanalyse des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO) zeigt, dass sich der Glasfaserausbau in der Fläche verlangsamt und das Ziel einer flächendeckenden Homes-Passed-Versorgung bis 2030 ohne politische Kurskorrektur nicht mehr erreichbar ist. mehr...

Breitenbrunn: Mobilfunkmast in Betrieb gegangen

[14.11.2024] In Breitenbrunn wurde jetzt ein neuer Mobilfunkmast offiziell in Betrieb genommen, der durch das bayerische Mobilfunk-Förderprogramm mit 327.000 Euro unterstützt wurde. mehr...

Odenwaldkreis: PEB Breitband sichert sich Auftrag für Ausbau

[08.11.2024] Das Unternehmen PEB Breitband hat sich jetzt den Auftrag für den geförderten Glasfaserausbau im Odenwaldkreis gesichert. Bis Ende 2030 sollen knapp 15.000 Haushalte und Unternehmen in der Region an das Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen werden. mehr...

Die Projektbeteiligten drücken den symbolischen Inbetriebnahme-Buzzer

Owingen: Schnelles Netz für unterversorgte Gebiete

[28.10.2024] Mit der Ortschaft Owingen geht im Breitband-Förderprojekt des Zweckverbands Breitband Bodenseekreis (ZVBB) die erste von zehn Gemeinden online. Nach den weißen Flecken sollen jetzt im nächsten Schritt auch noch die grauen Flecken erschlossen werden. mehr...

Andreas Kühn, Vorsitzender im Gemeinderat Sülzetal, Marco Hagendorf, Ortsbürgermeister von Altenweddingen, Jörg Methner, Bürgermeister der Gemeinde Sülzetal; Ministerin Lydia Hüskens, und Heiko Hambückers drücken einen Button zur Freischaltung des Glasfasernetzes.

Glasfasernetz Sülzetal: Eigenwirtschaftlicher Ausbau abgeschlossen

[24.10.2024] Ein nahezu flächendeckendes Glasfasernetz wurde jetzt in der Gemeinde Sülzetal freigeschaltet. Errichtet wurde es komplett ohne Fördermittel. mehr...

Das Bild zeigt ein Gebäude mit Grafiti und dem Schriftzug Usere Grüne Glasfaser.

Unternehmen: UGG übernimmt Infrafibre Germany

[22.10.2024] Unsere Grüne Glasfaser (UGG) übernimmt die Infrafibre Germany (IFG) und deren Tochtergesellschaften. Damit entsteht einer der größten Glasfaseranbieter Deutschlands. mehr...

Glasfaserkabel schauen aus der Erde

Gigabitstrategie: Fortschrittsbericht zeigt Ausbaudynamik

[21.10.2024] Der Fortschrittsbericht zur Gigabitstrategie des BMDV zeigt, dass 87 Prozent der Ausbaumaßnahmen gestartet oder abgeschlossen sind. Neue Projekte sollen den Ausbau weiter fördern. Bayerns Finanzminister Füracker kritisiert jedoch unzureichende Förderungen für ländliche Regionen und fordert mehr Unterstützung. mehr...

Glasfaserkabel

Rhein-Hunsrück-Kreis: 19 Millionen Euro für den Gigabitausbau

[11.10.2024] Das Land Rheinland-Pfalz fördert den weiteren Gigabitausbau im Rhein-Hunsrück-Kreis mit 19 Millionen Euro. Nach Abschluss des Ausbauvorhabens soll nahezu überall im Landkreis schnelles Internet verfügbar sein. mehr...

Mobilfunkmast auf einem weißen Gebäude vor Himmel

Rheinland-Pfalz: Mobilfunk-Toolbox für Kommunen

[09.10.2024] Das Land Rheinland-Pfalz stellt für Kommunen und Unternehmen jetzt eine Mobilfunk-Toolbox zur Verfügung. Sie soll dazu beitragen, Ausbauprojekte zu beschleunigen. Als Pilotregion hat der Landkreis Bad Kreuznach die Entwicklung der Toolbox aktiv begleitet. mehr...