Projekt ONCEApp als Ausweis
Künftig sollen die Bürgerinnen und Bürger ihre Identität auf dem Smartphone bestätigen können. Das ist die Vision des Innovationsprojekts „ONCE – Online einfach anmelden!“, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird. Wenn sich User im Internet digital legitimieren, stehen Sicherheit und Einfachheit im Vordergrund der so genannten Self-Sovereign Identity (SSI). Beispielsweise dann, wenn sie digitale Verwaltungsleistungen ganz ohne Gang ins Rathaus nutzen möchten, ins Hotel einchecken oder den Führerschein bei einer Verkehrskontrolle vorzeigen müssen. Hierzu werden in einer zentralen App auf dem Smartphone alle erforderlichen ID-Daten verwaltet. Für das Identitätsmanagement setzt ONCE – im Gegensatz zu anderen Forschungsinitiativen – auf ein Identitätsökosystem bestehend aus SSI-Technologie und ID-Gateway. Denn Verifizierbarkeit, Privatsphäre, Datenhoheit und Souveränität sollen sichergestellt werden. Und auch, dass die Nutzer zu jeder Zeit die Kontrolle über ihre Daten behalten.
In der ersten Projektphase von ONCE wurden Idee und Technologie-Roadmap detailliert ausgearbeitet. Nun geht es in die Umsetzungsphase, die bis Mitte 2023 angesetzt ist. Auch diese wird vom BMWi gefördert. Zehn Projektkonsortien hatten dem BMWi ihre Ideen für ein Identitätsökosystem beim Innovationswettbewerb „Schaufenster Sichere Digitale Identitäten“ vorgestellt, ONCE konnte überzeugen.
Einbindung von kommunalen Partnern und Identitätsdienstleistern
Das Projekt unter Leitung der Bundesdruckerei beschäftigt sich damit, wie hoheitliche Dokumente als Datenquelle für digitale Identitäten genutzt werden können. Denn aktuell ist gesetzlich nur geregelt, wie ein Personalausweis oder ein Führerschein im klassischen Format eingesetzt oder ausgestellt wird. Bis dato gibt es noch keine weitverbreitete digitale Identität in Deutschland, eine flächendeckende Anwendung gibt es nicht. Solche Anwendungsfälle entwickelt aktuell das Unternehmen regio iT als Konsortialpartner von ONCE. Im Teilpaket „Kommune und Verwaltung“ implementiert der kommunale IT-Dienstleister einen digitalen Schülerausweis auf Basis der SSI-Technologie. Eine sichere digitale Ehrenamtskarte sowie ein digitaler Familienpass werden folgen.
„Bei unserer Entwicklung geht es um Interaktivität und Agilität“, sagt Michael Schmitt, der das ONCE-Projekt bei der regio iT leitet. „Sobald der digitale Schülerausweis entwickelt ist, folgen weitere Anwendungsfälle nach dem gleichen technologischen Schema. Dabei sind kommunale Partner eng in die Entwicklung des Prototypen eingebunden.“ Schließlich geht es beim übergeordneten Projektauftrag auch darum, unterschiedliche Identitätsdienstleister zusammenzubringen und gut zu vernetzen. Damit brauchen die Nutzer künftig nicht mehr viele verschiedene Konten, um auf digitale Leistungen zugreifen zu können.
Weitere Anwendungsfälle im Teilprojekt „Kommune und Verwaltung“ werden elektronische Beurkundungen durch das Standesamt, Namensänderungen, Kirchenaustritte, die digitale Geburtsurkunde sowie die Beantragung und Ausstellung eines Bibliotheksausweises sein. Auch die Anmeldung im Serviceportal von regio iT über eine digitale Brieftasche auf dem Smartphone soll Bürgerinnen und Bürgern künftig mehr Schnelligkeit und Komfort bieten. 55 solcher Serviceportale mit einer Vielzahl integrierter kommunaler Dienstleistungen betreibt die regio iT derzeit, weitere 36 gemeinsam mit Partnern.
Ein Projektkonsortium mit großem Aktionsradius
Auch im Bereich der Mobilität dockt ONCE an: So entwickelt die Firma Better Mobility, eine gemeinsame Unternehmenstochter von regio iT und der Aachener Straßenbahn und Energieversorgungs-AG (ASEAG), aktuell neue Möglichkeiten für die Registrierung im Mobility Broker, einer multimodalen Plattform für öffentliche Mobilitätsangebote. Ebenso arbeitet das Aachener Start-up an einem neuartigen Mobilitätsroaming, das die Nutzung von regionalen Mobilitätsdiensten mittels digitaler Identität vereinfachen will.
Diese Anwendungsfälle machen den großen Aktionsradius des Projektkonsortiums deutlich. Denn nur im starken Verbund kann eine sichere digitale Identität geschaffen werden, die den Alltag der Bürger tatsächlich vereinfacht und die Vielzahl von Passwörtern ersetzt. Wichtig ist auch die enge Zusammenarbeit und Interoperabilität zwischen allen vier Schaufenster-Projekten, denn die technischen Ansätze sollen gut zusammenspielen. Dabei blickt man bei ONCE von Anfang an auch über Deutschland hinaus: Die europäischen Bemühungen um eine interoperable elektronische Identifizierung sind ein wichtiger Bezugspunkt, aktuelle Entwicklungen der EU-Kommission zur Nutzung von Self-Sovereign Identity-Lösungen werden im Projekt berücksichtigt.
https://www.regioit.de
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe November 2021 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Schwerin: Nutzerkonto wird auf BundID umgestellt
[22.11.2024] Da die MV-Nutzerkonten Ende Januar 2025 deaktiviert werden, sind Schwerinerinnen und Schweriner aufgerufen, eine Neuanmeldung mit der BundID vorzunehmen. mehr...
Wiesbaden: Videoident stößt auf positives Echo
[31.10.2024] Wer sich in Wiesbaden an- oder ummelden will, kann dazu seit etwa einem Jahr ein Videoident-Verfahren nutzen. Der neue Service ist bereits in der Pilotphase auf großes Interesse gestoßen. mehr...
Darmstadt: Pilotprojekt zum digitalen Schülerausweis
[05.08.2024] Am Berufsschulzentrum Nord in Darmstadt wird im Rahmen eines einjährigen Pilotprojekts ein digitaler Schülerausweis auf dem Smartphone getestet. mehr...
Interview: eID einfach und sicher prüfen
[22.07.2024] Zur Überprüfung digitaler Identitäten steht seit Kurzem die Open Digital Identity Solution (ODIS) des IT-Dienstleisters adesso zur Verfügung. Was die Lösung auszeichnet, erklärt Claus Hartherz, Business Development Executive Digitale Identitäten bei adesso, im Interview mit Kommune21. mehr...
eGovernment Monitor 2024: Immer mehr Menschen nutzen eID
[12.07.2024] In allen Bevölkerungsgruppen nutzen immer mehr Menschen die eID des Personalausweises. Das geht aus einer Vorabveröffentlichung des eGovernment Monitors 2024 hervor, bei der insbesondere die Nutzung und Akzeptanz staatlicher digitaler Identitäten ermittelt wurden. mehr...
Aachen: Umstellung auf BundID
[01.07.2024] In Nordrhein-Westfalen tritt die vom Bundesinnenministerium betriebene BundID an Stelle des bisherigen landesspezifischen Nutzerkontos Servicekonto.NRW. Davon sind auch Kommunen betroffen. Aachen hat bereits umgestellt. mehr...
eIDAS 2.0: Digitale Brieftasche
[24.06.2024] Mit der Novellierung der eIDAS-Verordnung treibt die EU die Digitalisierung weiter voran: Eine digitale Brieftasche, welche die elektronische Identität der Bürgerinnen und Bürger trägt, soll ab 2026 verfügbar sein. mehr...
Ceyoniq: Siegeln und Signieren mit FP Sign
[13.06.2024] Elektronisches Siegeln und Signieren soll bald auch mit der Informationsplattform Ceyoniq nscale möglich sein. Dazu will der Software-Anbieter den Technologie-Stack von FP Digital in seine Informationsplattform einbinden. mehr...
Willingen: Innovation im Tourismus
[11.06.2024] In der Gemeinde Willingen im Sauerland wurde eine eID-basierte digitale Kur- und Gästekarte implementiert. Davon profitierten Gäste, Beherbergungsbetriebe und die Kommune selbst. mehr...
Kommentar: Mit Stempel und Siegel
[10.06.2024] Im Zentrum der Verwaltungsdigitalisierung muss der Online-Ausweis stehen, als Dreh- und Angelpunkt der Bürger-Behörden-Kommunikation. Seit 13 Jahren wird die Bedeutung des digitalen Dokuments heruntergespielt und seine Handhabung regelrecht konterkariert. mehr...
Digitale Identität: EUDI-Wallet und BundID
[05.06.2024] Die Integration von BundID und EUDI-Wallet kann für effiziente Verwaltungsprozesse sorgen. Die EUDI-Wallet wird aber nicht nur im behördlichen Bereich, sondern auch in anderen Sektoren an Bedeutung gewinnen. Eine Harmonisierung von eIDAS 2.0 und OZG 2.0 würde dieser Entwicklung Rechnung tragen und weitere Vorteile bieten. mehr...
ekom21: Wie gelingt eine einfache Online-Anmeldung?
[03.06.2024] In einem BMWK-geförderten Projekt haben zahlreiche Beteiligte Anwendungen für mobiles digitales ID-Management erprobt. Der IT-Dienstleister ekom21 leitete das Teilprojekt rund um den Bereich kommunales Government. mehr...
Essen: Serviceportal nutzt BundID
[27.05.2024] Wer Online-Leistungen im Serviceportal der Stadt Essen nutzen möchte, muss sich dazu nun bei der BundID registrieren. mehr...
Köln: Videoident statt Amtsbesuch
[25.04.2024] Die Stadt Köln hat den Einsatz eines videogestützten Identifikationsverfahrens zur Anmeldung von Eheschließungen sowie An- und Ummeldungen beschlossen. Vorbild für die Entscheidung war die Stadt Wiesbaden, die ein Videoidentifkationsverfahren erfolgreich nutzt. mehr...
Bielefeld: Umstellung auf BundID
[22.04.2024] In Nordrhein-Westfalen soll zur sicheren Identifizierung bei der Nutzung von Online-Diensten das vom Land betriebene Servicekonto.NRW noch in diesem Jahr von der BundID des BMI abgelöst werden. Nun vollzieht die Stadt Bielefeld bei ihrem Verwaltungsportal die Umstellung. mehr...