Donnerstag, 5. Dezember 2024

Neuer PersonalausweisApp für den Online-Ausweis

[10.02.2015] Ob nun beim Onlineshopping oder bei ausweispflichtigen Behördengängen – mit der AusweisApp2 können sich Besitzer des neuen Personalausweises (nPA) oder elektronischen Aufenthaltstitels sicher im Netz ausweisen. Und das ganz ohne die Eingabe von Log-in-Daten.

Kriminelle Machenschaften oder Cybermobbing – die Fälle von Identitätsdiebstahl und anderen missbräuchlichen Formen der Nutzung persönlicher Daten durch Dritte häufen sich. Mit speziellen Programmen, die ungeschützte WLANs nach Log-in-Daten absuchen, ist es heutzutage ein Leichtes, sich unbemerkt Zugriff auf fremde E-Mail-Adressen, Benutzernamen und Passwörter zu verschaffen. Um Internet-Nutzer in Deutschland vor dem Missbrauch ihrer Log-in-Daten zu schützen, wurden im Jahr 2010 der neue Personalausweis (nPA) und ein Jahr später der elektronische Aufenthaltstitel (für Nicht-EU-Bürger) eingeführt. Die beiden scheckkartengroßen Plastikkarten sind in ein komplexes und hochsicheres System eingebunden und mit der so genannten eID-Funktion ausgestattet. Damit können sich ihre Inhaber bei allen Behörden und Unternehmen, die über ein entsprechendes Berechtigungszertifikat verfügen, sicher online ausweisen. Komfortabel nutzbar wird dieses Verfahren jetzt durch die neue Lösung AusweisApp2, die der Bremer Sicherheitsspezialist Governikus im Auftrag des Bundesinnenministeriums entwickelt hat. Sie sorgt für die verschlüsselte Übertragung der Personendaten zum Diensteanbieter und bietet wesentliche Neuerungen gegenüber der Vorgängerversion.

AusweisApp2 macht‘s möglich

Dank umfangreicher Usability-Tests an der Hochschule Darmstadt, Prüfungen im Rahmen eines Feldtests sowie der aktuell stattfindenden Erprobungsphase ist die schlanke und leistungsfähige Anwendung besonders nutzerfreundlich konzipiert. Im Gegensatz zur Vorgängerversion läuft sie unabhängig vom jeweiligen Browser. Die Installation eines Plug-ins ist also nicht mehr erforderlich. Die Lösung ist zudem vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert. Integriert in die App ist eine Ausweis-Auskunft. Sie bietet dem Nutzer Einblick in alle Daten, die auf seinem Ausweis-Chip gespeichert sind. Auch den Verlauf seiner bereits vorgenommenen Authentifizierungsvorgänge kann er sich anzeigen lassen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, den Quellcode der neuen App einzusehen. „Mit diesen Maßnahmen wollen wir das Vertrauen der Bürger in die Datensicherheit erhöhen“, erläutert Petra Waldmüller-Schantz, Head of Public Relations bei Governikus. Mithilfe der neuen AusweisApp2 können deutsche Internet-Nutzer nicht nur sicher und bequem im Netz einkaufen. Auch Behördengänge lassen sich damit bequem am heimischen Rechner erledigen. Die öffentliche Verwaltung bietet – je nach Bundesland und Kommune – bereits eine ganze Reihe von E-Government-Services an. Eine durchgehende Online-Abwicklung ohne Medienbrüche scheiterte bislang jedoch daran, dass man für bestimmte Angelegenheiten einen Ausweis bei der Behörde vorlegen muss. „Mit der eID-Funktion können sich Internet-Nutzer sicher an den Bürger-Terminals und Online-Portalen der Behörden ausweisen – etwa um ein polizeiliches Führungszeugnis zu beantragen“, erklärt Waldmüller-Schantz. Damit steht der grundlegenden Modernisierung der öffentlichen Verwaltung, für die die Bundesregierung vergangenes Jahr mit der Verabschiedung des E-Government-Gesetzes den rechtlichen Rahmen geschaffen hat, nichts mehr im Wege. Experten rechnen damit, dass das Erledigen von Online-Behördengängen durch die neue Ausweisfunktion für die Bürger schon bald so selbstverständlich sein wird wie das Einkaufen im Netz.

Wissenswertes zur Nutzung

Wer die Ausweisfunktion seines Personalausweises oder elektronischen Aufenthaltstitels nutzen will, muss sie zunächst mittels einer sechsstelligen PIN aktivieren. Ruft der Nutzer einen bestimmten Dienst auf, wird die AusweisApp auf seinem Rechner automatisch aktiviert, um die persönlichen Daten auf dem Chip auszulesen und über eine verschlüsselte Verbindung an den Server des Serviceanbieters zu übermitteln. Zum Auslesen der Daten benötigt der Nutzer ein Lesegerät, das ab zehn Euro im Handel erhältlich ist. Es sollte nach Möglichkeit vom BSI zertifiziert sein. In einigen Laptops sind bereits funktionierende Kartenleser integriert, diese verfügen allerdings über keine Zertifizierung. Um die browserunabhängige AusweisApp2 nutzen zu können, müssen die Diensteanbieter ihre Portale entsprechend umstellen. Einige Unternehmen und öffentliche Verwaltungen haben dies bereits getan. Weitere Anbieter folgen sukzessiv. „Wie jede Software-Anpassung unterliegen Änderungen an Internet-Portalen bestimmten Release-Zyklen“, so Waldmüller-Schantz. „Um die Serviceanbieter optimal zu unterstützen, hat Governikus im November 2014 ein AusweisApp2-Anwenderforum ins Leben gerufen. Diese Informationsplattform für bestehende und potenzielle Anbieter wurde sehr gut aufgenommen. Eine zweite Veranstaltung planen wir im Rahmen der CeBIT in Hannover.“ Die AusweisApp2 für die stationären Betriebssysteme Windows 7 und 8 sowie OS X konnte bis Ende Januar 2015 von den Bürgern getestet und bewertet werden. Ihre Verbesserungsvorschläge werden in der Weiterentwicklung der Anwendung berücksichtigt. Die neue AusweisApp2 steht zunächst für Windows 7 und 8 sowie für OS X zur Verfügung; voraussichtlich im April 2015 soll die AusweisApp2 auch für iOS- und Android zur Verfügung stehen. Voraussetzung für die mobile Nutzung der eID-Funktion ist allerdings, dass die Dienste­anbieter ihre Portale entsprechend anpassen. Was erschwerend hinzukommt: Da die NFC-Schnittstelle (Nearfield Communication) in fast allen Smartphones nur für interne Dienste nutzbar oder ihre Antennenleistung zu schwach ist, werden für die mobile Authentifizierung spezielle Lesegeräte benötigt. Sie sind mit Bluetooth-Funktionen ausgestattet und entsprechend teuer. Bislang verfügt nur das Samsung Galaxy S5 über eine solche Schnittstelle, um sich ohne spezielle Kartenleser mit Personalausweis oder elektronischem Aufenthaltstitel online auszuweisen.

Sabine Prehl ist Fachjournalistin in München.




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