Donnerstag, 5. Dezember 2024

Nordrhein-WestfalenArbeiten am gemeinsamen Dach

[09.01.2014] Nordrhein-Westfalen hat seit November vergangenen Jahres einen IT-Beauftragten. Kommune21 sprach mit Ministerialdirigent Hartmut Beuß über seine Ziele und aktuelle Herausforderungen in den Bereichen IT und E-Government.
Hartmut Beuß ist neuer CIO des Landes Nordrhein-Westfalen.

Hartmut Beuß ist neuer CIO des Landes Nordrhein-Westfalen.

(Bildquelle: Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen)

Herr Beuß, Sie sind neuer IT-Beauftragter der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Welche Aufgaben nehmen Sie als Landes-CIO wahr?

Ein zentraler Auftrag ist es, die Informationstechnik innerhalb der Landesverwaltung zu steuern und zu koordinieren. Es gilt, gemeinsam mit allen Ressorts eine nachhaltige IT-Strategie für die Landesverwaltung zu entwickeln. Ein Bestandteil dieser Strategie muss sein, IT-Verfahren stärker als bisher bei unserem zentralen IT-Dienstleister, dem Landesbetrieb Information und Technik, zu bündeln. Damit verbindet sich das Ziel, die technische Produktvielfalt zu reduzieren. Auch beim Lizenz-Management müssen wir den Betreuungsaufwand reduzieren und zugleich unsere Kompetenzen bündeln. Auf diese Weise wollen wir die IT in der Landesverwaltung noch effizienter und kostengünstiger machen. Darüber hinaus wollen wir die Möglichkeiten der Informationstechnik für eine weitere Modernisierung der Verwaltung nutzen. Ein Beispiel ist die elektronische Aktenführung, an der aus meiner Sicht mittel- bis langfristig kein Weg vorbei führt. Neben diesen eher nach innen gerichteten Aufgaben kommen weitere Herausforderungen auf die CIO-Stabsstelle und mich zu, so etwa der Ausbau des E-Government im Land – womit auch die kommunale Ebene gemeint ist. Zudem wird die Landesregierung voraussichtlich noch im Januar 2014 eine Open-Government-Strategie verabschieden, deren Umsetzung federführend von mir als CIO zu betreuen sein wird. Und schließlich spielen, nicht nur aus aktuellem Anlass, Sicherheitsaspekte eine entscheidende Rolle für die Zukunft der IT. Der IT-Planungsrat hat 2013 eine für Bund und Länder verbindliche IT-Sicherheitsleitlinie verabschiedet. Diese in der nord­rhein-westfälischen Landesverwaltung umzusetzen, erfordert einen gemeinsamen Kraftakt, den ich als CIO koordinieren werde.

„NRW ist im E-Government deutlich besser aufgestellt als es in der Öffentlichkeit zuweilen wahrgenommen wird.“
Vor welchen Herausforderungen steht die öffentliche Verwaltung derzeit in den Bereichen IT und E-Government?

Eine zentrale Herausforderung ist die Sicherheit der Informationstechnik. Der forcierte Ausbau elektronischer Dienste ist ein weiterer Aufgabenschwerpunkt. Wir werden in NRW im nächsten Jahr ein Konzept entwickeln, um vorhandene E-Government-Angebote unter einem gemeinsamen Dach zu bündeln und diese deutlich auszuweiten. Dazu müssen wir die Perspektiven der Nutzer noch stärker in den Vordergrund rücken. Basis unserer Arbeit ist die vom IT-Planungsrat verabschiedete Nationale E-Government-Strategie. Für einen solchen Ausbau elektronischer Services muss auch der rechtliche Rahmen angepasst werden. Der Bund hat dazu mit seinem E-Government-Gesetz einen wichtigen Schritt getan. Ich bin überzeugt, dass wir auch in Nordrhein-Westfalen ein entsprechendes Landesgesetz brauchen. Es kann nicht dauerhaft so bleiben, dass Kommunen und Landesbehörden unterschiedlichen Rahmenbedingungen unterliegen, je nachdem, ob sie Bundes- oder Landesrecht ausführen. Nicht zuletzt steht die Verwaltung vor der gewaltigen Herausforderung, sich mit ihren Daten, Verfahren und Willensbildungsprozessen stärker als bislang zu öffnen. Das umfasst alle Aspekte des Open Government, also Open Data, E-Partizipation und E-Zusammenarbeit.

Welche Bedeutung messen Sie hier der länder- und ebenenübergreifenden Zusammenarbeit bei?

In einer immer stärker vernetzten Welt ist die länder- und ebenenübergreifende Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung. Verwaltungen müssen in der Lage sein, auf Grundlage gemeinsamer Standards schnell, zuverlässig und sicher miteinander zu kommunizieren. Sie müssen aber auch – übrigens nicht zuletzt aus finanziellen Gründen – mehr und mehr arbeitsteilig vorgehen. Hierfür gibt es in den vom IT-Planungsrat gesteuerten Projekten, aber auch auf kommunaler Ebene, gute Beispiele. In NRW liegt mir sehr daran, die Zusammenarbeit mit den Kommunen zu intensivieren. So kann ein zukunftsweisendes E-Government-Konzept aus meiner Sicht nur dann gelingen und erfolgreich umgesetzt werden, wenn Land und Kommunen an einem Strang ziehen. Ich verfolge mit Interesse, dass sich die kommunale IT-Landschaft in Nordrhein-Westfalen verändert und sich die Chancen auf abgestimmte und standardisierte IT-Verfahren verbessern. Interkommunale Zusammenarbeit auch und insbesondere in der IT ist nach meiner Auffassung dabei ebenso wichtig wie die Kooperation zwischen Kommunen und Land.

Wie ist Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu anderen Bundesländern im Bereich E-Government aufgestellt?

Lassen Sie es mich so formulieren: Nordrhein-Westfalen ist im Bereich E-Government deutlich besser aufgestellt als es in der Öffentlichkeit zuweilen wahrgenommen wird. Tatsächlich gehört NRW zu den Vorreitern. Wir verfügen über eine leistungsfähige E-Government-Infrastruktur und können auf eine Vielzahl von sehr guten und sehr gut angenommenen Projekten verweisen. Dazu zählen der Vergabemarktplatz, das Geodaten-Portal, der elektronische Rechtsverkehr bei Registergerichten, die Online-Sicherheitsüberprüfung oder das Online-Lehrer-Einstellungsportal. Zudem hat die nordrhein-westfälische Justiz die europaweite Federführung für das Projekt e-SENS übernommen. Und natürlich gibt es auch zahlreiche E-Government-Angebote auf lokaler Ebene. Richtig ist aber, dass wir noch intensiver an einem gemeinsamen Dach arbeiten müssen. Das nehmen wir jetzt mit dem vorhin erwähnten E-Government-Konzept in Angriff. Richtig ist auch, dass die Wahrnehmung des „E-Government made in NRW“ in der Öffentlichkeit noch ausbaufähig ist. Daran werden wir ebenfalls arbeiten.

Welche Ziele haben Sie sich bezüglich der Verwaltungsmodernisierung in Nordrhein-Westfalen gesetzt?

Als CIO bin ich natürlich bestrebt, die Möglichkeiten, die IT für die Verwaltungsmodernisierung bietet, auszubauen und für diese offensiv zu werben. Verwaltungsmodernisierung ist aber bei Weitem nicht nur eine Frage der IT. Die Verwaltung muss aus meiner Sicht zudem ihre Prozesse stärker als bisher aus der Perspektive der Kunden betrachten, sich also mehr an Lebenslagen orien­tieren und weniger an Zuständigkeiten. Das erfordert eine intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Akteure. Dazu will ich gerne beitragen.

Interview: Bettina Schömig




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Porträtfoto von Dr. Denis Alt.
interview

Rheinland-Pfalz: Erfolg durch Kooperation

[18.11.2024] Der digitale Wandel dient den Menschen, sagt Staatssekretär Denis Alt. Im Interview mit Kommune21 spricht der neue rheinland-pfälzische CIO und CDO über die Umsetzung der Digitalstrategie des Landes. mehr...

Melitta Kühnlein

Potsdam: Fachbereichsleiterin für E-Government bestätigt

[12.11.2024] Potsdams Stadtverordnete haben Melitta Kühnlein als neue Leiterin des Fachbereichs E-Government bestätigt. Kühnlein ist seit Anfang 2021 in leitender Funktion im IT-Bereich der Stadtverwaltung tätig. mehr...

Baden-Württemberg: Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet

[11.11.2024] Der Landtag von Baden-Württemberg hat jetzt eine Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet, die Kommunen in administrativen Abläufen entlastet und die finanzielle Berichterstattung vereinfacht. mehr...

Blick vom See auf das neue Rathaus Hannover, HMTG

Hannover: Fonds für digitalen Fortschritt

[30.10.2024] Hannover setzt mit einem 48-Millionen-Euro-Digitalisierungsfonds auf die umfassende Modernisierung seiner Verwaltungsprozesse. Ziel ist ein digitales Rathaus, das Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen effiziente, benutzerfreundliche Services bietet. Die IT-Strategie umfasst dazu digitale Souveränität und Kosteneffizienz. mehr...

Digitalisierung: Dresdner Forderungen 2.0

[22.10.2024] Die Fachgruppe Verwaltungsinformatik der Gesellschaft für Informatik hat 20 Thesen zum digitalen Wandel formuliert. Die Forderungen zielen darauf ab, die Verwaltung effizienter, zukunftssicherer und bürgerfreundlicher zu machen. mehr...

bericht

Liechtenstein: Mit Pragmatismus und Agilität

[14.10.2024] Liechtenstein hat auf dem Weg zum Smart Country bereits eine beeindruckende Entwicklung zurückgelegt. Das ist nicht zuletzt vielen mutigen Entscheidungen und einer gehörigen Portion Pragmatismus geschuldet. mehr...

Holger Klötzner, Dezernent für Digitalisierung und Bildung der Stadt Darmstadt; Maral Koohestanian, Leiterin des Dezernats für Smart City, Europa und Ordnung der Stadt Wiesbaden; Eileen O’Sullivan, Dezernentin für Bürger:innen, Digitales und Internationales der Stadt Frankfurt am Main
interview

Smartes Rhein Main 2030: Gemeinsame Vision

[02.10.2024] Eine gemeinsame Vision für ein smartes Rhein-Main-Gebiet haben die Städte Frankfurt am Main, Wiesbaden und Darmstadt erarbeitet. Im Interview erklären die CIOs Eileen O’Sullivan, Maral Koohestanian und Holger Klötzner, was konkret geplant ist. mehr...

Landrat Achim Brötel ist neuer Präsident des Deutschen Landkreistages.

Deutscher Landkreistag: Achim Brötel ist neuer Präsident

[11.09.2024] Der Deutsche Landkreistag (DLT) hat einen neuen Präsidenten gewählt: Achim Brötel, Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, tritt die Nachfolge von Reinhard Sager an, der das Amt zuvor zehn Jahre lang innehatte. mehr...

Charta Digitale Ethik setzt die Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Technologien in der Essener Stadtverwaltung.

Essen: Charta Digitale Ethik verabschiedet

[04.09.2024] In ihrer Charta Digitale Ethik hat die Stadt Essen die Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Technologien in der Stadtverwaltung festgelegt. Das soll insbesondere für einen ethisch verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz sorgen. mehr...

Scheckübergabe an die Gewinner des Wettbewerbs um den Ulmer Lederhof.

Ulm: Innovationsmotor gestartet

[23.08.2024] Um ihre Digitale Agenda mit kreativen Köpfen aus der Region umzusetzen, hat die Stadt Ulm den Innovationsmotor gestartet – einen Ideenwettbewerb insbesondere für junge Unternehmen. Runde eins hat der digitale Begleiter für Angsträume gewonnen. mehr...

Markt Postbauer-Heng: Digitalisierung ist kein Privileg der Metropolen

[08.08.2024] Auch kleine Kommunen sind in der Lage, bürgernahe digitale Lösungen zu implementieren, wie das Beispiel des Marktes Postbauer-Heng zeigt. Um die Entstehung digitaler Insellösungen zu vermeiden, wurde die Zukunftskommission #Digitales Bayern 5.0 ins Leben gerufen. mehr...

Kick-off zur Digitalisierungsstrategie der Stadt Petershagen
.

Petershagen: Mit OWL-IT in die digitale Zukunft

[02.08.2024] Gemeinsam mit dem IT-Dienstleister OWL-IT hat die Stadt Petershagen nun den Startschuss für die Erarbeitung einer umfassenden Digitalstrategie gegeben. mehr...

In Bayern soll nach dem Willen von Digitalminister Fabian Mehring der „Digitalisierungsturbo“ gezündet werden.

Bayern: Land unterstützt Digitalisierung der Kommunen

[16.07.2024] Bayerns Digitalminister sieht die konsequente Digitalisierung der Verwaltung als wichtige Möglichkeit, um den künftigen Ruhestand der Babyboomer-Generation und den dadurch entstehenden Fachkräftemangel zu kompensieren. Es gelte, die Potenziale von Standardisierung, Zentralisierung und KI zu nutzen. mehr...

Essen-CDO Peter Adelskamp

Interview: Wir brauchen eine Dachmarke

[15.07.2024] Peter Adelskamp ist Chief Digital Officer (CDO) in Essen und dort zugleich Fachbereichsleiter Digitale Verwaltung. Im Gespräch mit Kommune21 berichtet er von seiner Arbeit in Essen und dem dortigen Stand der Digitalisierung. mehr...

Laut dem jüngsten eGovernment-Benchmark-Report haben die europäischen Staaten bei der Bereitstellung digitaler Behördendienste stetige Fortschritte gemacht.

eGovernment Benchmark 2024: Nutzerzentrierung ist der Schlüssel

[08.07.2024] Laut dem jüngsten eGovernment-Benchmark-Report der Europäischen Kommission haben die europäischen Staaten bei der Bereitstellung digitaler Behördendienste stetige Fortschritte gemacht. Raum für Optimierungen gibt es insbesondere bei grenzüberschreitenden Diensten und bei Dienstleistungen, die von regionalen und kommunalen Behörden erbracht werden. mehr...