Dienstag, 4. März 2025

NürnbergAuf dem Weg zur NetCity

[11.04.2013] Smarte Informations- und Kommunikationstechnologien werden mehr und mehr zum Modernisierungskatalysator in den Kommunalverwaltungen. Um deren Einsatz zu forcieren und gezielt zu steuern, hat die Stadt Nürnberg eine eigene Initiative ins Leben gerufen.
Nürnberg: Sechs Vorhaben für eine smarte IT.

Nürnberg: Sechs Vorhaben für eine smarte IT.

(Bildquelle: Dieter/pixelio.de)

Wachsende Ansprüche der Bürger, die einem begrenzten städtischen Haushalt gegenüberstehen, die Umsetzung der Energiewende und ein zunehmender Wettbewerb um die klügsten Köpfe und die Ansiedlung zukunftsfähiger Unternehmen – das sind nur einige der Entwicklungen, mit denen sich Kommunen gegenwärtig auseinandersetzen müssen.
In Nürnberg stellt sich eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe, bestehend aus IT-Experten, Organisationsfachleuten, Wirtschaftsvertretern und Marketing-Strategen, dieser Dynamik. Als Think Tank der Verwaltung hat die Arbeitsgruppe das Ziel ausgegeben, den künftigen Herausforderungen der Stadtgesellschaft mittels intelligenter Informationstechnologien begegnen zu wollen. Eigens dafür wurde eine Wortmarke geschaffen: NetCity Nürnberg.
Im Herbst 2010 wurde damit begonnen, Felder städtischen Handelns zu identifizieren, die von strategischer Bedeutung für Nürnberg respektive die Stadtverwaltung sind und die durch den Einsatz smarter IT-Instrumente eine signifikante Fortentwicklung erwarten lassen. Entsprechend ihrer Wirkrichtung wurden sie in „Verwaltungsorientierung“ sowie „Bürger- und Unternehmensorientierung“ unterteilt. Auf diesem Arbeitsschritt aufbauend wurden sechs anwendungsbezogene Vorhaben priorisiert, die es bis Ende 2014 umzusetzen gilt. So sollen elektronische Beteiligungsinstrumente regelmäßig – und vor allem standardisiert – zum Einsatz kommen. Im Zuge der Lärmaktionsplanung war eine aktive Mitwirkung der Bürger im Netz ermöglicht worden. Weitere E-Partizipationsverfahren sollen in Kürze folgen. Um dabei technische und inhaltliche Lerneffekte für die Verwaltung und Wiedererkennungseffekte für die Stadtbevölkerung generieren zu können, sollen sich die Verfahren in Zukunft an einem Leitfaden orientieren. Dieser wird derzeit mit Unterstützung externer Berater erarbeitet und soll Mitte des Jahres vom Stadtrat verabschiedet werden.

Mehrstufiges Open-Data-Konzept

Neben den neu erwachten Beteiligungswünschen der Bürger soll auch der verstärkt geforderten Transparenz im öffentlichen Verwaltungshandeln Rechnung getragen werden. Daher verfolgt NetCity die Entwicklung eines dreistufigen Open-Data-Konzeptes. In Phase 1 ist angedacht, die Bereitstellung von Rohdaten in maschinenlesbarer Form dezentral auf den bestehenden städtischen Miniwebs zu forcieren und zugleich eine zentrale Informationsseite „Open Data Nürnberg“ mit Links zu den dezentralen Datenbeständen aufzubauen. Phase 2 sieht die Bereitstellung der maschinenlesbaren Rohdaten in unterschiedlichen Ausgangsformaten auf einem hochverfügbaren und zentralen Speicherplatz vor. In Phase 3 wird schließlich eine automatisierte Übernahme der unterschiedlichen Dateiformate und Objektstrukturen in ein normiertes Datenprotokoll angestrebt. Mit Blick auf die Überlegungen zur Teilhabe und Transparenz gilt es, die offene Kommunikation zwischen Verwaltung und Öffentlichkeit durch eine dritte Säule zu flankieren: die Implementierung eines Anliegen-Managements. Ziel ist es, den Bürgern die Möglichkeit zu geben, der Stadtverwaltung Anliegen via PC, Tablet oder Smartphone ortsbezogen und öffentlich sichtbar zu melden und sie dann ebenfalls öffentlich über den Bearbeitungsstand zu informieren.

Vorteile für Bürger und Stadtverwaltung

Von den NetCity-Projekten sollen jedoch nicht nur die Bürger, sondern auch die Verwaltungsmitarbeiter profitieren. „Wir beschäftigen uns gegenwärtig mit der Einrichtung eines so genannten webbasierten Personalserviceportals. Jedem städtischen Mitarbeiter könnte dann ein eigener Account zugewiesen werden, über den er Urlaubsanträge stellen, Kontoänderungen mitteilen oder seinen Gehaltszettel ausdrucken kann – auch von zu Hause aus“, blickt NetCity-Teilprojektleiterin Brigitte Schmidt in die Zukunft. Über eine einfache und übersichtliche Benutzeroberfläche sollen personalwirtschaftliche Vorgänge künftig vereinheitlicht und beschleunigt werden. Dies hätte Vorteile für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, ist Schmidt überzeugt. „Durch den Zugriff der Mitarbeiter auf ihre Daten sind diese stets auf dem neuesten Stand, und das Personalamt könnte von einigen Teilaufgaben entlastet werden. Zugleich werden die Mitarbeiter durch ein bequemes Antragswesen, digitale Genehmigungsprozesse und ein smartes Urlaubs- und Zeit-Management unterstützt.“

Breitband von großer Bedeutung

Für die NetCity-Projekte sind schnelle Internet-Anschlüsse unerlässlich. Auch wenn der Ausbau der Breitband-Infrastruktur im Wettbewerb durch private Anbieter erfolgt, kann die Stadt dort, wo eine ausreichende Versorgung durch marktwirtschaftliche Kräfte mittelfristig nicht zu realisieren ist, eingreifen, um die Investitionsbereitschaft privater Unternehmen zu erhöhen. Ziel Nummer fünf ist es deshalb, Rahmenbedingungen zu schaffen, um Breitband-Anschlüsse mit Übertragungsraten von mindestens 50 Mbit/s über Fest- oder Funknetze stadtweit zu garantieren. Dazu soll zunächst ein wettbewerbsübergreifender Überblick über die bestehende Kommunikationsstruktur geschaffen werden, um darauf aufbauend die Informationen an einer zentralen Stelle innerhalb der Stadt zusammenzuführen und fortan als Intermediär des Breitband-Ausbaus aufzutreten.
Mit Vorhaben Nummer sechs soll das touristische Angebot IT-gestützt präsentiert werden. „Wir erarbeiten derzeit ein Konzept zur Anbringung von QR-Codes an wichtigen Nürnberger Sehenswürdigkeiten“, umreißt Robert Hackner, Leiter des Online-Büros, die Zielsetzung des Teilprojekts. „Wer mit Smartphone oder Tablet ausgestattet ist, kann sich durch Nürnberg führen lassen und an definierten Points of Interest vielfältige Informationen, Bilder und Videos abrufen.“ Neben dem touristischen Aspekt verfolgt die Verwaltung mit dem Projekt auch Stadt-Marketing-Ziele. Den Besuchern soll gezeigt werden, dass Nürnberg ein attraktiver Hightech- und lebenswerter Wirtschaftsstandort ist.

Wolfgang Köhler ist Referent für Personal und Organisation bei der Stadt Nürnberg.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Timo Neumann spricht auf einer Bühne, davor Menschen, die ihm zuhören.

ITDZ Berlin: IT-Nachwuchs automatisiert Prozesse

[28.02.2025] Junge Talente entwickelten beim Hackathon des ITDZ Berlin Lösungen zur Automatisierung von Verwaltungsprozessen. In fünf Teams entstanden Prototypen wie ein KI-Onboarding-Assistent oder ein Bot zur Termin- und Formularhilfe. Eine Neuauflage ist für 2026 geplant. mehr...

Cover der drei Projektberichts-Teile.

Beschaffungsamt: Dienstleistungen nachhaltig beschaffen

[26.02.2025] Die nachhaltige Beschaffung von Dienstleistungen sollte der Regelfall sein – ist in der Praxis jedoch oft sehr komplex. Die Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung (KNB) beim Beschaffungsamt hat nun eine umfassende Hilfestellung für Beschaffende aller Ebenen veröffentlicht. mehr...

Digital für alle: Bundesweiter Digitaltag im Juni

[26.02.2025] Der Digitaltag findet in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal statt. Am 27. Juni sollen im Rahmen des bundesweiten Events digitale Themen verständlich aufbereitet und die Digitalisierung erlebbar gemacht werden. Kommunen, die mit eigenen Angeboten teilnehmen wollen, können sich nun anmelden. mehr...

AKDB: Neuer Rekord für die Briefwahl

[25.02.2025] Die AKDB bewertet den technischen Ablauf der Bundestagswahl 2025 in Bayern positiv: Die Zahl der Briefwahlanträge erreichte ein hohes Niveau, bei der Verarbeitung bewährte sich die Plattform FRED. Auch die im Vorfeld abgehaltene landesweite Generalprobe zur Ergebnisübermittlung war erfolgreich. mehr...

Grafik zur Organisation einer Bundestagswahl. Dargestellt sind vier Sektoren: Wahlorgane, politische Parteien/Vereinigungen, Logistik und die Stimmabgabe vor Ort.

DStGB/CAIS: Umfrage zu Wahlen unter Zeitdruck

[24.02.2025] Die kurze Vorbereitungszeit zur Bundestagswahl 2025 wirkt sich auch auf die Wahlorganisation aus. Das Institut für Digitalisierungsforschung CAIS möchte mögliche Folgen wissenschaftlich untersuchen und lädt kommunale Wahlämter zur Teilnahme an einer kurzen Onlinebefragung ein. mehr...

OSBA: Beschaffung von Open Source Software

[17.02.2025] Bei öffentlichen Ausschreibungen zählt meist der niedrigste Preis. Im Fall von Open Source Software ist dies oftmals zum Schaden des Auftraggebers: Sicherheits- und Wartungsprobleme drohen, wenn Anbieter zu knapp kalkulieren. Die OSBA hat ein Paper zur nachhaltig erfolgreichen Beschaffung veröffentlicht. mehr...

Bayern: Effektiver digitaler Grundstücksverkehr

[14.02.2025] In Bayern werden notarielle Urkunden und Vermessungsdokumente ab sofort digital übermittelt. Das Besondere elektronische Behördenpostfach trägt so dazu bei, den Grundstücksverkehr zu beschleunigen. Es soll künftig auch in weiteren Kommunen und Verfahren eingesetzt werden. mehr...

Balkendiagramm zeigt die Nutzung von E-Government-Diensten in den Jahren 2019-2024. 2018 klag der wert bei 48%, seitem pendeln die Zahlen um 50-55 %.

Cisco Digital Kompass 2025: Bei der Digitalisierung zu langsam

[11.02.2025] Cisco hat eine neue Untersuchung zur Digitalisierung in Deutschland vorgelegt. Demnach gibt es Fortschritte beim Glasfaserausbau und Online-Banking, doch KI und Cybersicherheit bleiben Problemfelder. Besonders die digitale Verwaltung stagniert seit dem Aufwind durch Corona. mehr...

Sachsen-Anhalt: Ideen für digitale Verwaltung gesucht

[11.02.2025] Das Land Sachsen-Anhalt sucht erneut innovative Ideen für die digitale Verwaltung. Gefragt sind digitale Konzepte und Modelle für die vielfältigen Aufgaben der öffentlichen Verwaltung. Bewerbungen sind bis 14. März möglich. mehr...

Detailansicht des Hinterrads eines Fahrrads von schräg hinten.

Lübeck: Fundsachen werden online versteigert

[07.02.2025] Fundsachen, die nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist nicht abgeholt wurden, wird die Hansestadt Lübeck ab sofort online versteigern. mehr...

Eine größere Personengruppe mit vornehmlich dunkel gekleideten, jungen Menschen steht in Fotopose auf einer modernen Treppe.

Ulm: Digitaler Portier im Rathaus

[06.02.2025] Ein digitaler Portier soll künftig im Ulmer Rathaus als erste Anlaufstelle für Anliegen bei der Stadtverwaltung dienen – etwa für Termine oder Auskünfte. Entwickelt wurde das Tool von Fachleuten der städtischen Abteilung Interne Dienste und Studierenden der Technischen Hochschule Ulm. mehr...

Ein Mann tippt über seiner Laptoptastatur schwebende E-Mail-Icons an.
bericht

Leipzig: Erfolgsfaktor Kommunikation

[31.01.2025] Die Leipziger Stadtverwaltung hat ihr E-Mail-System von Lotus Notes auf Microsoft Exchange umgestellt und eine zentrale E-Mail-Archivierung eingeführt. Eine transparente Kommunikation hat das Gelingen des umfassenden Projekts gesichert. mehr...

Materna Virtual Solution: So verändert sich das mobile Arbeiten

[31.01.2025] Mit zunehmender technischer Entwicklung verlagert sich die Arbeit verstärkt auf mobile Geräte. Materna Virtual Solution identifiziert fünf Trends, die im Jahr 2025 maßgeblich das Arbeiten prägen werden – von KI und Datensouveränität bis hin zu Sicherheitslösungen und Mixed Reality. mehr...

Innenminister Michael Ebling (l.) und der Präsident der Universität Koblenz, Prof. Dr. Stefan Wehner, bei der Übergabe einer Urkunde.

Rheinland-Pfalz: Digitalisierung von Kulturerbe

[29.01.2025] Rheinland-Pfalz fördert die Digitalisierung des kulturellen Erbes: Mit rund 284.000 Euro unterstützt das Land das Projekt KuLaDig RLP bis 2026. Ziel ist es, Kommunen – insbesondere im ländlichen Raum – zu helfen, kulturelle Besonderheiten digital zu erfassen und multimedial aufzubereiten. mehr...

Panoramablick über Berlins Innenstadt, in der Mitte der Fernsehturm, im Hintergrund dramatische Wolken

Berlin: Start-ups und Verwaltung zusammenbringen

[27.01.2025] GovTech-Start-ups können die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung wirksam unterstützen. Die Berliner Senatswirtschaftsverwaltung will dieses Potenzial noch besser nutzen und hat jetzt einen Bericht vorgelegt, der zeigt, wie die Zusammenarbeit gelingt. mehr...