InterviewAusbau auf Augenhöhe

Manfred Maschek, Geschäftsführer von BBV Deutschland
(Bildquelle: BBV Deutschland)
Herr Maschek, beim Glasfaserausbau werden bundesweit der oft schleppende Ausbau und Schäden kritisiert. Wie sehen Sie das Thema?
Jeder, der schon einmal gebaut hat, weiß, dass es dabei Herausforderungen geben kann. Ich vergleiche den flächendeckenden Breitbandausbau in einer Kommune gerne mit einer Operation am offenen Herzen. BBV Deutschland baut jede Straße aus und errichtet für alle eine völlig neue und komplett von uns bezahlte Infrastruktur. Ein Grund für den scheinbar schleppenden Ausbau sind der Umfang und die Dauer der Genehmigungsverfahren. Allein im Neckar-Odenwald-Kreis bauen wir über 40.000 Strecken. Wobei mit einer Strecke durchaus zehn oder mehr Genehmigungsbehörden befasst sein können. Das meiste davon findet dann noch analog statt, da wir die dringend benötigten Autobahnen für die Digitalisierung ja gerade erst bauen. Oft stimmen Dokumentationen über die verlegte Infrastruktur nicht oder es gibt aus unterschiedlichen Gründen an der ein oder anderen Stelle tatsächlich Probleme mit einem unserer Tiefbauer.
Wie gehen Sie diese Herausforderungen an?
Vieles lässt sich durch enge Abstimmungen mit den Kommunen und deren Bauamt, etwa durch wöchentliche Jours fixes, gemeinsam meistern. Ebenso wichtig ist die stetige Information der Bevölkerung über den Ausbau vor Ort. Angesichts von über 80 Kommunen, in denen wir ausbauen oder noch ausbauen wollen, optimieren wir die Kommunikationskanäle und investieren in Fachpersonal. Und entsprechen die beauftragten Tiefbaufirmen nicht unseren Ansprüchen hinsichtlich Qualität und Leistung, tauschen wir diese aus.
Welche Besonderheiten zeichnen das Unternehmen BBV darüber hinaus aus?
Wir sind sehr erfahren und entwickeln uns durch Partnerschaften auf Augenhöhe mit den Kommunen fortdauernd weiter. Wenn wir neu in einen Landkreis, in eine Stadt oder Gemeinde kommen, sind wir mit unseren toni Glasfaserprodukten am Anfang oft wie ein Alien, den man von allen Seiten neugierig und zugleich offen beäugt. Dann schaffen wir im nächsten Schritt durch Angebote und Leistungen Vertrauen. Wichtig ist die Botschaft, dass wir gekommen sind, um zu bleiben. Wir handeln als lokaler Partner, stellen Mitarbeitende aus der Region und arbeiten mit den Vereinen, Stadtwerken und der Wohnungswirtschaft eng zusammen. Hinzu kommt unser soziales Engagement. Erst kürzlich haben wir im Rahmen eines Nachhaltigkeitswettbewerbs überschreitend in sechs Landkreisen 35.000 Euro an 20 Vereine und Schulen vergeben.
„Förderung ist immer dort sinnvoll, wo der Markt versagt. Aber auch nur dort.“
Was raten Sie Kommunen, die das Thema Breitbandausbau angehen wollen?
Denkt langfristig. Ein zentrales Thema ist Nachverdichtung. Manche Netzbetreiber suchen sich Rosinen und Filetstücke für den Ausbau heraus und bauen manchmal sogar nur eine Straßenseite. Der Rest bleibt liegen. Und ob das ausbauende Unternehmen später noch einmal den weiteren Ausbau vornimmt, ist fraglich. Das ist nicht im Interesse einer Kommune. Die Alternative ist ein sanfter, zukunftsorientierter Ausbau, der langfristig niemanden im Stich lässt. Wir bauen flächendeckend und jede Straße so aus, dass wir später bei einer Nachvermarktung Haushalte ohne hohen Aufwand anschließen können. So müssen Bürgersteige oder Straßen bis auf minimale Ausnahmen nicht noch einmal geöffnet werden.
Viele Kommunen leiten derzeit Markterkundungsverfahren ein und möchten sich Fördergelder für den Ausbau sichern. Befürchten Sie einen Förder-Tsunami?
Förderung ist immer dort sinnvoll, wo der Markt versagt. Aber auch nur dort. Die Kommunen und ausbauwilligen privatwirtschaftlichen Netzbetreiber benötigen eine eng abgestimmte Verzahnung und einen geförderten Ausbau mit Augenmaß. Wenn es ab 2023 der beihilferechtliche Rahmen zulässt, ohne Aufgreifschwelle auch solche Haushalte zu fördern, die bereits mit 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) versorgt sind, befürchte ich in der Tat eine Riesenwelle an Markterkundungs- und Förderverfahren.
Hemmt dies den Ausbau?
Ja. Die Verfahren dauern Jahre, belasten die Haushalte der Kommunen und Fördergelder sorgen für zusätzliche Nachfrage nach ohnehin knappen Tiefbaukapazitäten und Ressourcen. Keiner weiß zudem, wie groß der Kuchen eigentlich ist, der verteilt wird. Und wenn dann vielleicht in einigen Jahren tatsächlich Geld kommt, droht geförderter Überbau von Glasfaserinfrastrukturen, die zwischenzeitlich bereits von privaten Investoren gebaut wurden. Wenn wir eine Kommune oder Region in Angriff nehmen, haben wir dort immer unsere Vermarktungsziele erreicht und bauen flächendeckend aus. Daher plädieren wir für eine enge Abstimmung und Konzentration der Mittel und Ressourcen auf das wirklich Benötigte.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Oktober 2022 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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