Donnerstag, 5. Dezember 2024

BreitbandAusbau im Wettbewerb

[26.06.2019] Die Bundesregierung will bis zum Jahr 2025 einen flächendeckenden Gigabitausbau realisieren. Dieses Vorhaben kann nur im Zusammenspiel mit den privaten Netzbetreibern und bei investitionsfreundlichen Rahmenbedingungen gelingen.
Private Netzbetreiber sind für Gigabitausbau entscheidend.

Private Netzbetreiber sind für Gigabitausbau entscheidend.

(Bildquelle: ThomBal/Fotolia.com)

Laut dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung soll bis zum Jahr 2025 jeder Haushalt Zugang zu Gigabit-Konnektivität haben. Das ist sowohl im Hinblick auf die Breitband-Geschwindigkeit als auch auf die Flächendeckung eine große Herausforderung. Die anstehende Reform des Regulierungsrahmens für die Telekommunikationsbranche soll Anreize für den weiteren Ausbau bieten. Gleichzeitig will die Politik durch neue Förderprogramme den Ausbau bislang unterversorgter Gebiete sicherstellen.
Die im ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber vertretenen Netzbetreiber können heute bereits 12,3 Millionen Haushalten Gigabit-Konnektivität anbieten – sei es über neu aufgerüstete Glasfaserkabelnetze (Hybrid Fibre Coax, HFC) oder Glasfaser bis ins Haus (Fibre to the Home, FTTH/Fibre to the Building, FTTB). In den kommenden Jahren wird die Zahl der Haushalte, die Gigabitanschlüsse nutzen können, weiter steigen. Das liegt vor allem an der Aufrüstung der HFC-Netze mit dem Gigabitstandard DOCSIS 3.1. Perspektivisch werden in den HFC-Netzen noch deutlich höhere Bandbreiten verfügbar werden. Im Rahmen einer Vision 10G werden im nächsten Schritt Geschwindigkeiten möglich sein, die mit zehn Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) zehnmal so hoch sind wie das heutige Maximum.

Umlagefähigkeit nicht streichen

Für den Ausbau von Gigabitnetzen setzt Europa im Wesentlichen auf den Einsatz der privaten Netzbetreiber, die 90 Prozent der hierfür notwendigen finanziellen Mittel aufbringen sollen. Die Investitionen für die Weiterentwicklung existierender Netze zu Gigabitnetzen oder der Aufbau neuer Glasfasernetze sind erheblich: Die Netzbetreiber des ANGA-Verbands investieren Jahr für Jahr circa 20 Prozent ihrer Umsätze in den Ausbau ihrer Netze, um für die künftige Nachfrage nach Hochgeschwindigkeitsverbindungen gerüstet zu sein. Die Refinanzierbarkeit dieser Investitionen setzt ein stabiles und vorhersehbares regulatorisches Umfeld voraus.
Große Bedenken ruft daher ein Vorschlag des Bundeswirtschaftsministeriums hervor, die mietrechtliche Umlagefähigkeit der Kosten des Betriebs von Inhouse-Infrastrukturen zu streichen. Das wäre breitbandpolitisch falsch; die Umlagefähigkeit hat dafür gesorgt, dass Verbraucher in den vergangenen zehn Jahren von mehr Leistung und Wahlmöglichkeiten durch einen echten Infrastrukturwettbewerb profitiert haben. Die Streichung wäre zudem rechtlich nicht erforderlich. Aus Sicht des ANGA-Verbands erfordern weder der von der EU im November 2018 beschlossene neue europäische Telekommunikationsrechtsrahmen (TK-Kodex) noch das Telekommunikationsgesetz (TKG) in seiner jetzigen Fassung eine Anpassung der Betriebskostenverordnung. Die in dem Vorschlag als Begründung herangezogenen Vorschriften über die maximale Laufzeit von Telekommunikationsverträgen finden auf den der Umlage zugrunde liegenden Sachverhalt keine Anwendung. Im Gegenteil: Eine Streichung der Umlagefähigkeit würde zu einer sachlich nicht gerechtfertigten Ungleichbehandlung von Inhouse-Netzen im Vergleich zu Gemeinschaftsantennenanlagen führen.

Zurückhaltung bei der Zugangsregulierung

Eine wichtige Rolle wird in diesem Jahr außerdem die Umsetzung neuer europäischer Vorgaben, also des TK-Kodex, spielen. Dieser macht eine Novellierung des Telekommunikationsgesetzes erforderlich. Zunächst ist zu begrüßen, dass die EU auch künftig auf den privatwirtschaftlichen Ausbau von Gigabitnetzen im Wettbewerb setzt. Denn der Infrastrukturwettbewerb ist seit Jahren wesentlicher Treiber für den Breitband-Ausbau. Den Infrastrukturwettbewerb fördern und bessere Konnektivität schaffen – das sind zwei gleichberechtigte Ziele, die sich nur gemeinsam verwirklichen lassen. Entscheidend für die künftige Ausgestaltung der Breitband-Politik und -Förderung ist die Definition von Netzen mit sehr hoher Kapazität. Das sind elektronische Kommunikationsnetze, die entweder komplett aus Glasfaserkomponenten bestehen oder eine ähnliche Netzleistung erbringen können. Der zweite Teil dieser Definition dürfte vor allem auf glasfaserbasierte Kabelnetze Anwendung finden, die mit dem Gigabit-Übertragungsstandard DOCSIS 3.1 aufgerüstet sind und damit Gigabit-Konnektivität bieten.
Grundsätzlich sollen laut TKG Unternehmen mit beträchtlicher Marktmacht auch künftig einer Zugangsregulierung unterworfen sein. Darüber hinaus soll die Bundesnetzagentur die Möglichkeit erhalten, auch nicht marktmächtigen Unternehmen Zugangsverpflichtungen aufzuerlegen. Diese vom EU-Gesetzgeber geschaffene Möglichkeit sollte in Deutschland aber möglichst zurückhaltend eingesetzt werden. Denn zum einen stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen der Regulierung aufgrund von beträchtlicher Marktmacht und einer generellen Zugangsregulierung. Zum anderen bleibt unklar, wie eine solche symmetrische Zugangsverpflichtung zum Ausbau schneller Netze beitragen und damit auf das Konnektivitätsziel einzahlen kann. Wahrscheinlicher ist, dass eine Verpflichtung aller Netzbetreiber unabhängig von ihrer Marktmacht investitionshemmend wirkt und damit den Ausbau schneller Netze eher behindert.

Förderung grauer Flecken

In ihrer Umsetzungsstrategie „Digitalisierung gestalten“ kündigt die Bundesregierung zudem ein Breitband-Förderprogramm für so genannte graue Flecken an. Demnach soll in Gebieten, in denen ein Betreiber bereits eine Breitband-Versorgung mit mindestens 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) anbietet, in absehbarer Zeit jedoch kein Netzbetreiber ein Gigabitnetz privatwirtschaftlich ausbauen wird, künftig staatliche Förderung möglich sein. Das soll den eigenwirtschaftlichen Ausbau schützen und sicherstellen, dass privatwirtschaftliche Investitionen nicht gefährdet werden. Der ANGA-Verband unterstützt dieses Ziel. Die Netze seiner Mitglieder können bereits heute oder zumindest in den kommenden Jahren Gigabitgeschwindigkeiten ermöglichen. Diese vorhandenen Gigabitnetze dürfen nicht mithilfe von Fördergeldern überbaut werden. Die privatwirtschaftlich ausbauenden Netzbetreiber müssen vielmehr sicher sein können, dass ihre Investitionen nicht entwertet werden. Die Vorschläge zur künftigen Förderung weisen in die richtige Richtung; bei der weiteren Ausarbeitung sind aber noch andere Aspekte zu berücksichtigen.
So ist bei der Abgrenzung der förderfähigen Gebiete die Gigabitfähigkeit bereits vorhandener Netze zu berücksichtigen und nicht die Existenz tatsächlicher Gigabit­angebote. Ausschlaggebend für die Frage, ob Förderung in einem Gebiet notwendig ist, kann nur die technische Möglichkeit zum Angebot von Gigabitbandbreiten sein. Die tatsächliche Einführung von Gigabitprodukten sollte hingegen dem Markt überlassen bleiben. Gebiete, in denen ein vorhandenes Gigabitnetz Lücken aufweist, sollten zunächst von einer Förderung ausgeschlossen sein. So behalten Netzbetreiber die Möglichkeit, ihre Netze eigenwirtschaftlich zu erweitern und bestehende Versorgungslücken zu schließen.

Passende Rahmenbedingungen

In den kommenden Monaten wird sich entscheiden, in welchem Rahmen eigenwirtschaftliche Investitionen in den Breitband-Ausbau zum Gigabitziel der Bundesregierung beitragen können. Eine investitionsfreundliche Regulierung und eine Förderung, die private Investitionen nicht gefährdet, sind wesentliche Voraussetzungen dafür.

Dr. Andrea Huber ist Geschäftsführerin des ANGA Verbands Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V.


Stichwörter: Breitband, ANGA


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Breitband
v.l.: Tiemo Papsdorf, Baufirma Kuhlmann; Thomas Barufke und Jessica Rotärmel, Stabsstelle Breitband, Landkreis Osnabrück; Mario Aquino, Netzbetreiber GVG Glasfaser; Dominik Schmidt, Baufirma Kuhlmann; Claudia Pelzl, Netzbetreiber GVG Glasfaser; Landrätin Anna Kebschull; Marco Kreyenhagen, Hof Kreyenhagen; Bürgermeister Erik Ballmeyer, Ostercappeln; Stephan Simon, Stabsstelle Breitband, Landkreis Osnabrück. Sie halten Schaufeln in der Hand und werfen damit Aushubmaterial, das zu einem Berg aufgehäuft zwischen ihnen liegt, in die Luft. Im Hintergrund ist ein kleiner Bagger zu sehen.

Kreis Osnabrück: Weiße Flecken bald getilgt

[05.12.2024] Der Breitbandausbau der weißen Flecken im Kreis Osnabrück hat die letzte Bauphase erreicht. Bis Ende 2025 soll sie abgeschlossen sein und keinen Haushalt oder Betrieb zurücklassen. Wenn die weißen Flecken getilgt sind, sollen die Grauen Flecken beseitigt werden. mehr...

ANGA COM: Auch 2025 auf Erfolgskurs

[04.12.2024] Die Kongressmesse für Breitband, Fernsehen & Online, ANGA COM, die vom 3. bis 5. Juni 2025 in Köln stattfindet, liegt auf Erfolgskurs: Bereits für über 90 Prozent der Ausstellungsfläche liegen Buchungen vor. 
 mehr...

Deutschlandkarte, die in Prozent die Glasfaserausbauquote der Bundesländer angibt.
bericht

Breitbandausbau: Ziel nicht erreichbar

[03.12.2024] Die Marktanalyse des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO) zeigt, dass sich der Glasfaserausbau in der Fläche verlangsamt und das Ziel einer flächendeckenden Homes-Passed-Versorgung bis 2030 ohne politische Kurskorrektur nicht mehr erreichbar ist. mehr...

Breitenbrunn: Mobilfunkmast in Betrieb gegangen

[14.11.2024] In Breitenbrunn wurde jetzt ein neuer Mobilfunkmast offiziell in Betrieb genommen, der durch das bayerische Mobilfunk-Förderprogramm mit 327.000 Euro unterstützt wurde. mehr...

Odenwaldkreis: PEB Breitband sichert sich Auftrag für Ausbau

[08.11.2024] Das Unternehmen PEB Breitband hat sich jetzt den Auftrag für den geförderten Glasfaserausbau im Odenwaldkreis gesichert. Bis Ende 2030 sollen knapp 15.000 Haushalte und Unternehmen in der Region an das Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen werden. mehr...

Die Projektbeteiligten drücken den symbolischen Inbetriebnahme-Buzzer

Owingen: Schnelles Netz für unterversorgte Gebiete

[28.10.2024] Mit der Ortschaft Owingen geht im Breitband-Förderprojekt des Zweckverbands Breitband Bodenseekreis (ZVBB) die erste von zehn Gemeinden online. Nach den weißen Flecken sollen jetzt im nächsten Schritt auch noch die grauen Flecken erschlossen werden. mehr...

Andreas Kühn, Vorsitzender im Gemeinderat Sülzetal, Marco Hagendorf, Ortsbürgermeister von Altenweddingen, Jörg Methner, Bürgermeister der Gemeinde Sülzetal; Ministerin Lydia Hüskens, und Heiko Hambückers drücken einen Button zur Freischaltung des Glasfasernetzes.

Glasfasernetz Sülzetal: Eigenwirtschaftlicher Ausbau abgeschlossen

[24.10.2024] Ein nahezu flächendeckendes Glasfasernetz wurde jetzt in der Gemeinde Sülzetal freigeschaltet. Errichtet wurde es komplett ohne Fördermittel. mehr...

Das Bild zeigt ein Gebäude mit Grafiti und dem Schriftzug Usere Grüne Glasfaser.

Unternehmen: UGG übernimmt Infrafibre Germany

[22.10.2024] Unsere Grüne Glasfaser (UGG) übernimmt die Infrafibre Germany (IFG) und deren Tochtergesellschaften. Damit entsteht einer der größten Glasfaseranbieter Deutschlands. mehr...

Glasfaserkabel schauen aus der Erde

Gigabitstrategie: Fortschrittsbericht zeigt Ausbaudynamik

[21.10.2024] Der Fortschrittsbericht zur Gigabitstrategie des BMDV zeigt, dass 87 Prozent der Ausbaumaßnahmen gestartet oder abgeschlossen sind. Neue Projekte sollen den Ausbau weiter fördern. Bayerns Finanzminister Füracker kritisiert jedoch unzureichende Förderungen für ländliche Regionen und fordert mehr Unterstützung. mehr...

Glasfaserkabel

Rhein-Hunsrück-Kreis: 19 Millionen Euro für den Gigabitausbau

[11.10.2024] Das Land Rheinland-Pfalz fördert den weiteren Gigabitausbau im Rhein-Hunsrück-Kreis mit 19 Millionen Euro. Nach Abschluss des Ausbauvorhabens soll nahezu überall im Landkreis schnelles Internet verfügbar sein. mehr...

Mobilfunkmast auf einem weißen Gebäude vor Himmel

Rheinland-Pfalz: Mobilfunk-Toolbox für Kommunen

[09.10.2024] Das Land Rheinland-Pfalz stellt für Kommunen und Unternehmen jetzt eine Mobilfunk-Toolbox zur Verfügung. Sie soll dazu beitragen, Ausbauprojekte zu beschleunigen. Als Pilotregion hat der Landkreis Bad Kreuznach die Entwicklung der Toolbox aktiv begleitet. mehr...

v.l:: Thilo Höllen, Leiter Breitbandkooperationen bei der Telekom; Patrick Helmes, BUGLAS-Vizepräsident und Geschäftsführer von Glasfaser Ruhr; Theo Weirich, BUGLAS Präsident; Wolfgang Metze, Geschäftsführer Privatkunden Telekom Deutschland.

Telekom: Beitritt zum BUGLAS

[04.10.2024] Die Telekom wird Mitglied im Bundesverband Glasfaseranschluss. Die angestrebte intensivere Zusammenarbeit mit regionalen Versorgern soll zu einem schnelleren Glasfaserausbau beitragen. mehr...

Kreis Mansfeld-Südharz: Freies WLAN verfügbar

[02.10.2024] Der Verein Freifunk Harz plant im Umfeld bestimmter touristischer Höhepunkte in Sachsen-Anhalt die Erschließung und Etablierung eines freien WLAN – wie es jetzt beispielsweise in der Stadt Mansfeld freigeschaltet wurde. Vom Land wurde das Projekt mit Fördermitteln in Höhe von 200.000 Euro unterstützt. mehr...

Dresden: Glasfaserausbau im Norden gestartet

[01.10.2024] Bis zum Jahr 2027 sollen in Dresden 50.000 Haushalte und Gewerbeeinheiten von einem neuen Glasfasernetz profitieren. Den Startschuss für die erste Bauphase im Dresdner Norden gaben jetzt Oberbürgermeister Dirk Hilbert und SachsenEnergie-Chef Frank Brinkmann. mehr...

Mönchengladbach: Kooperation für Glasfaserausbau

[27.09.2024] An das Glasfasernetz sollen in Mönchengladbach bis 2030 rund 97 Prozent aller Haushalte durch eine Kooperation mit dem Netzbetreiber metrofibre angeschlossen werden. Die ersten Bauarbeiten starten Mitte 2025 mit 33.000 zusätzlichen Haushalten in elf bisher unterversorgten Stadtteilen. mehr...