Donnerstag, 5. Dezember 2024

BreitbandAusbau ohne Bremsklotz

[28.06.2021] Mithilfe eines Gigabit-Kompetenzzentrums soll der Glasfaserausbau in der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken deutlich beschleunigt werden. Das Konzept sieht vor, dass auf Fördermittel weitgehend verzichtet werden kann.
Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken: Eigenwirtschaftlicher Breitband-Ausbau.

Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken: Eigenwirtschaftlicher Breitband-Ausbau.

(Bildquelle: Press’n’Relations GmbH)

Bislang lag die Region Heilbronn-Franken beim Breitband-Ausbau deutlich unter dem Landesdurchschnitt in Baden-Württemberg. Das soll sich nun schnell ändern. Dafür hat die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH (WHF) mit Unterstützung der Breitband-Spezialisten von tktVivax und PricewaterhouseCoopers Legal (PwC Legal) ein zentrales Gigabit-Kompetenzzentrum ins Leben gerufen, über das der Ausbau unterstützt und gesteuert werden soll.
Mit 4.765 Quadratkilometern ist die Region Heilbronn-Franken die flächenmäßig größte in Baden-Württemberg. Mehr als 900.000 Menschen leben in den 111 Kommunen, knapp 64.000 Unternehmen machen die Region zu einer der wirtschaftsstärksten in Deutschland. Nach den bislang gültigen Ausbauzielen sollten die Unternehmen bis 2027 flächendeckend an das Glasfasernetz angeschlossen sein, für 95 Prozent der Privathaushalte galt dieses Ziel bis 2032. Galt, denn der Breitband-Ausbau soll durch das neue Gigabit-Kompetenzzentrum deutlich an Fahrt aufnehmen.
Dazu beitragen soll der Plan, den Ausbau des Glasfasernetzes in der Wirtschaftsregion weitgehend eigenwirtschaftlich umzusetzen. „Ein Bremsklotz für den Breitband-Ausbau in Deutschland ist, dass er meist abhängig von Fördermitteln angegangen wird. Gefördert werden aber bisher nur die weißen und jetzt auch die grauen Flecken. Die über den Schwellenwerten liegenden Haushalte und Gewerbekunden darüber bleiben aber unberücksichtigt. Die Antragswege sind zudem lang und aufwendig, sodass von den zur Verfügung stehenden Milliarden bislang nur ein Bruchteil abgerufen wurde“, erklärt Dirk Fieml, Geschäftsführer von tktVivax, der die Wirtschafts­region Heilbronn-Franken zum Thema Breitband berät.

Steuerzahler spart Millionen

Statt punktueller Ansätze wurde für die Region deswegen eine flächendeckende Analyse, inklusive einer Cluster-Planung für alle Städte, Gemeinden und Landkreise aufgestellt. „Auf diese Weise wurde es möglich, Partner wie die Deutsche GigaNetz für einen eigenwirtschaftlichen Ausbau zu gewinnen. Denn stark bewertete Regionen gleichen diejenigen aus, die weniger Potenziale bieten, sodass die Durchschnittsbewertung über die gesamte Fläche hinweg positiv ausfällt“, sagt Fieml. „Ein weiterer Pluspunkt: Der Eigenanteil von zehn Prozent in Baden-Württemberg, der bei einer Bundes- und Landesförderung verpflichtend ist, fällt für die beteiligten Kommunen weg. Auf diese Weise sparen wir dem Steuerzahler Millionen und bauen das Glasfasernetz schneller und zudem lückenlos aus.“
Eines der zentralen Ziele des neuen Kompetenzzentrums ist es, die Aufwände für die beteiligten Kommunen zu minimieren. Diese greifen zentral auf die Breitband-Expertise von tktVivax zu. „Die Idee ist, wo immer möglich Synergieeffekte zu nutzen. Durch eine aktive Begleitung der Kommunen beim Ausbau vor Ort können sie Ressourcen einsparen. So sorgen wir für Transparenz und eine maximale Effektivität“, beschreibt Dirk Fieml den Ansatz.
Ein wesentliches Element bei der Unterstützung sind Musterverträge, auf die alle 111 Kommunen zugreifen können. Diese wurden durch PwC Legal erarbeitet und sind rechtlich abgesichert. Eine zusätzliche Prüfung wird überflüssig, für die Kommunen entstehen dadurch keine Kosten. Auch der Aufwand für Genehmigungs-, Abstimmungs- und Bauprozesse wird durch ein standardisiertes Vorgehen deutlich erleichtert. Wird Expertise vor Ort benötigt, kann diese einfach im Gigabit-Kompetenzzentrum abgerufen werden, die entsprechenden Mitarbeiter klären dann alle offenen Fragen. Gleichzeitig werden die bestehenden Kompetenzen der beteiligten Landkreise Main-Tauber, Hohenlohe, Schwäbisch Hall sowie die Stadt und der Kreis Heilbronn über ihre jeweiligen Breitband-Koordinatoren oder Zweckverbände aktiv in die Arbeit des Kompetenzzentrums eingebunden. Damit wird der Aufbau unnötiger Parallelstrukturen verhindert.

Breitband-Radar-Cockpit

Wie der Ausbau vorangeht, können alle beteiligten Gemeinden und Körperschaften quasi live verfolgen. Denn das Gigabit-Kompetenzzentrum stellt mit dem „Breitband-Radar-Cockpit“, das von der tktVivax-Tochter Vivax Solutions entwickelt wurde, ein Portal zur Verfügung, über das die einzelnen Gemeinden fast in Echtzeit sehen, welche Haushalte bereits angeschlossen sind und wie die Vermarktung vorankommt.
Das Gigabit-Kompetenzzentrum ist auch der zentrale Ansprechpartner für die am Ausbau beteiligten Unternehmen, etwa die Telekommunikationsanbieter. So kann es Qualitätsstandards sowohl in technischer als auch in rechtlicher Hinsicht sicherstellen. Das wurde mit Unterstützung von tktVivax und PwC schon im Vorfeld der Gründung durch das Markterkundungsverfahren beispielsweise mit der Firma Deutsche GigaNetz erreicht. Festgelegt wurden etwa eine feste Ausbaureihenfolge, eine Open-Access-Zusage zu angemessenen Preisen oder Regelungen für den Fall, dass die angepeilte Vorvermarktungsquote verfehlt wird.
Auch technische Details wie eine Mindestverlegungstiefe von 60 Zentimetern oder ein Point-to-Point-Netzkonzept bis in jede Wohnung mit zwei Fasern pro Wohneinheit und zwei Reservefasern pro Gebäude wurden im Vorfeld geregelt. „Wichtig ist hierbei, kompetente Partner zu haben, welche die Region ganzheitlich erschließen, um das so genannte Cherry Picking zu vermeiden“, sagt Andreas Schumm, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken.

Vorbildcharakter für andere Regionen

Um schnell arbeitsfähig zu werden, wurde das Gigabit-Kompetenzzentrum unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Heilbronn-Franken angesiedelt. Das Personal wird im ersten Jahr von tktVivax und PwC gestellt. Damit stehen die fachlichen Kompetenzen vom Start weg zur Verfügung und müssen nicht erst aufgebaut werden.
„Statt Einzelprojekten wird nun eine ganzheitliche Erschließung in der Region Heilbronn-Franken umgesetzt und eine schnelle Realisierung auf Basis zukunftsfähiger Techniken ermöglicht – und das alles zu attraktiven Verbraucherpreisen“, fasst Andreas Schumm zusammen. Dirk Fieml ergänzt: „Die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken bekommt mit einer solchen Institution auch Vorbildcharakter für andere Regionen, denn in dieser gemeinsamen und koordinierenden Form treiben nur wenige Regionen den Ausbau der Glasfasernetze voran.“
Harry Mergel, Heilbronner Oberbürgermeister und Vorsitzender der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken, ist überzeugt: „Mithilfe des Kompetenzzentrums lässt sich der Breitband-Ausbau in der Region Heilbronn-Franken deutlich beschleunigen, sodass wir das Glasfasernetz schon in sechs Jahren flächendeckend zur Verfügung stellen können.“

Uwe Pagel ist Geschäftsführer der Press’n’Relations GmbH, Ulm.




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