Samstag, 15. März 2025

BreitbandAusbau soll sich rechnen

[18.10.2019] Damit sich der Aufbau eines Breitband-Netzes schneller rechnet, sollten Netzbetreiber vorab eine Cluster-Analyse durchführen. Diese zeigt, welche Teilgebiete wirtschaftlich am attraktivsten sind und somit als erstes erschlossen werden sollten.
Breitband: Ausbauprojekte wollen gut geplant sein.

Breitband: Ausbauprojekte wollen gut geplant sein.

(Bildquelle: Jörg Lantelme/stock.adobe.com)

Der Glasfaserausbau kann für lokale Netzbetreiber zu einer großen Herausforderung werden. Denn es werden potenziell zweistellige Millioneninvestitionen getätigt, in der Hoffnung, dass sich diese am Ende auch wirtschaftlich rechnen. Da in der Realität in der Regel nicht alle Haushalte in einer Region zu Kunden werden, muss der Aufbau eines Breitband-Netzes sinnvoll gestaltet werden. Idealerweise erschließt man zunächst die Bereiche, die das höchste wirtschaftliche Potenzial bieten. Basis für die Auswahl ist die so genannte Cluster-Analyse.
In der Cluster-Analyse werden räumlich getrennte Flächen anhand verschiedener Bewertungskriterien verglichen. Dazu wird zunächst eine räumliche Aufteilung vorgenommen. Diese orientiert sich oft an einer bereits erstellten Grobplanung. Damit baut die Cluster-Analyse auf technisch realisierbaren Daten auf. Geografische Hindernisse wie Bahnlinien, Flüsse oder Brücken sind in einer solchen Planungskonzeption bereits berücksichtigt. So kommt es bei der späteren Realisierung zu weniger Überraschungen. Bei der groben Cluster-Analyse werden in der Regel die PoP-Versorgungsbereiche (Point of Presence) als Raster herangezogen. Im Rahmen einer granularen Betrachtung kann dies auf Basis der Verteilbereiche erfolgen. Die grobe Analyse ist sinnvoll, wenn ein Netzbetreiber zunächst einmal Grundsatzentscheidungen treffen und das Netzgebiet als Ganzes strukturieren möchte. Die feinere Analyse hat dann die Aufteilung der priorisierten Teilbereiche zum Ziel, um herauszufinden, welche Ortsteile für den Aufbau des neuen Netzes am rentabelsten sind.
Dabei werden die einzelnen Cluster hinsichtlich ihres Umsatzpotenzials und der für die Erschließung notwendigen Investitionen genauer unter die Lupe genommen. Beide Kriterien zählen in der Bewertung jeweils zur Hälfte. Auf Investitionsseite werden die Erschließungskosten pro Haushalt betrachtet. Für jedes Cluster wird dabei die Investitionssumme des passiven Netzes errechnet und der Anteil pro Haushalt ermittelt. Die Möglichkeit der Anbindung an überregionale Netze ist hier ebenfalls relevant, da ohne diese das gebaute Netz nicht funktionieren würde.

Potenziale verdeutlichen

Beim Umsatzpotenzial gibt es deutlich mehr Einflussfaktoren als bei der Ermittlung der Kosten. Die größte Bedeutung hat der bestehende Wettbewerb. Ist ein Teilbereich des künftigen Netzes bereits gut versorgt, ist anzunehmen, dass weniger Kunden zu einem neuen Netzbetreiber wechseln werden. Wachstumspotenziale bieten dagegen Neubaugebiete oder Nachverdichtungen, denn sie werden von noch ungebundenen Kunden bezogen, die einfacher als bereits vertraglich gebundene gewonnen werden können. Ein höherer Anteil von Gebäuden mit vielen Haushalten in einem Cluster ist ebenfalls attraktiv, da hier mit einem einzigen Gebäudeanschluss viele Kunden versorgt werden können.
Gewerbliche Kunden sind dagegen aufgrund ihrer höheren Zahlungsbereitschaft für hohe Übertragungsraten oder symmetrische Anschlüsse begehrt. Sind in einem Cluster viele Gewerbetreibende angesiedelt, verbessert dies die Attraktivität entsprechend. Demografische Aspekte haben ebenfalls einen – wenn auch geringeren – Einfluss auf die Cluster-Priorisierung. Denn das Internet ist ein Produkt, das quer durch die gesamte Bevölkerung nachgefragt wird. Aspekte wie Alter und Einkommen spielen daher eine deutlich geringere Rolle für die Cluster-Bildung.

Entscheidungen unterstützen

Die Gewichtung der einzelnen Kriterien kann sich je nach Projekt verändern. Ist beispielsweise der Anteil der gewerblichen Nachfrager in den verschiedenen Gebieten ähnlich hoch, verliert das Kriterium an Relevanz. So hilft ein an sich wichtiger Faktor in einer solchen Situation nicht bei der Differenzierung. Ähnlich können in der Praxis andere wichtige Kriterien durchaus weniger relevant werden und unwichtige Kriterien relevanter.
Die Ergebnisse der Cluster-Analyse lassen sich selten eins zu eins in die Realität übertragen. Sie liefern dem Kunden lediglich eine Entscheidungsunterstützung. Sind beispielsweise die attraktiven Cluster räumlich weit voneinander entfernt, muss dies bei der Reihenfolge des Ausbaus der einzelnen Cluster berücksichtigt werden, da das Netz in der Regel zusammenhängend und nicht separat in getrennten Gebieten gebaut werden soll. Solche Aspekte müssen nach der erfolgten Cluster-Analyse je nach Projekt zusammen mit dem Kunden ausgearbeitet werden, damit dieser am Ende die richtige Entscheidung treffen kann.

Henrik Wiese ist Planer bei der tktVivax GmbH.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Breitband
v.l.: Digitalisierungsdezernent Tobias Raab und OB Conradt mit Martin Stiebitz und Thomas Lauterbach von der Deutschen Telekom sitzen an einem großen ovalen Holztisch, vor sich Dokumente.

Saarbrücken: Glasfaser für alle Häuser

[14.03.2025] Saarbrücken will den flächendeckenden Glasfaserausbau bis in jedes Haus voranbringen. Dafür hat die Landeshauptstadt eine Absichtserklärung mit der Telekom unterzeichnet. Das Telekommunikationsunternehmen soll städtische Infrastruktur beim Ausbau mitnutzen dürfen. mehr...

BMDV: Neuer Förderaufruf des Lückenschluss-Programms

[10.03.2025] Das BMDV setzt das Lückenschluss-Pilotprogramm 2025 fort und stellt 40 Millionen Euro bereit, um verbliebene Versorgungslücken beim Gigabitausbau zu schließen. Die Förderung bleibt bürokratiearm und flexibel – neu ist, dass Großstädte nun zwei Anträge stellen können. mehr...

Beim Spatenstich in Falkensee

Falkensee: Glasfaserausbau gestartet

[10.03.2025] Mit einem symbolischen Spatenstich ist für die Stadt Falkensee der Startschuss zum Ausbau der Glasfaserinfrastruktur gefallen. mehr...

Screenshot der Startseite des OZG-Breitband-Portals.

Breitband-Portal: Flächendeckend in Hessen und Rheinland-Pfalz

[07.03.2025] Im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes haben Hessen und Rheinland-Pfalz das Breitband-Portal zur medienbruchfreien Beantragung und Genehmigung von Leitungsverlegungen entwickelt. 2023 startete in den beiden Ländern der Roll-out der Einer-für-Alle-Lösung, heute kommt sie dort flächendeckend zum Einsatz. mehr...

Blick von schräg oben auf die Stadt Ravensburg.

Ravensburg: Schnelles Internet für alle

[06.03.2025] Nicht nur im Kernstadtbereich, auch in den unterversorgten Gebieten rund um Ravensburg soll bis in fünf Jahren glasfaserschnelles Internet zur Verfügung stehen. Mit diesem Ziel hat sich die Stadt unter anderem dem Zweckverband Breitbandversorgung im Landkreis Ravensburg angeschlossen. mehr...

Hessen: Land fördert Breitbandberatungsstelle Mittelhessen

[05.03.2025] Breitbandberatungsstellen sind wichtiger Bestandteil der Beratungsstruktur für den Breitbandausbau in Hessen: Sie unterstützen Kommunen von der Erstberatung bis zur Umsetzung von Projekten. Das Land unterstützt die drei regionalen Beratungszentren auch in diesem Jahr finanziell. mehr...

Vertreter des Märkischen Kreises und der Deutschen Telekom bei der Vertragsunterzeichnung für den geförderten Breitbandausbau im Kreisgebiet.

Märkischer Kreis: Glasfaser für 15 Kommunen

[14.02.2025] Die Telekom hat die europaweite Ausschreibung für den Glasfaserausbau in 15 Kommunen des Märkischen Kreises gewonnen. Mit diesem und weiteren schon abgeschlossenen oder noch laufenden Förderverfahren sollen alle Adressen im Kreisgebiet gigabitfähig werden. mehr...

Zu sehen sind grünlich leuchtende Glasfasern, davor Kabel.

Stadtnetz 500+: Dresden wird glasfaserschnell

[05.02.2025] In Dresden steht der Glasfaserausbau für über 400 kommunale Gebäude kurz vor dem Abschluss. Zunächst werden die 150 Schulstandorte an das Stadtnetz 500+ angeschlossen, bis Mitte 2025 folgen dann unter anderem Museen, Bibliotheken, Feuerwachen und Bürgerämter. mehr...

Mobilfunkmast aus der Untersicht aufgenommen gegen wolkenlosen blauen Himmel.

Rheingau-Taunus-Kreis: Mobilfunkausbau kommt voran

[30.01.2025] Mit einem Förderbescheid über 1,16 Millionen Euro unterstützt das Land Hessen den Mobilfunkausbau im Rheingau-Taunus-Kreis. Zwei neue Masten in Heidenrod sollen die Versorgung in der topografisch anspruchsvollen Region verbessern. mehr...

Ortsschild mit der Richtungsaufschrift Glasfaser, das Wort Kupfer ist durchgestrichen.

Bayern: Gigabitausbau in ländlichen Kommunen

[24.01.2025] Der Gigabitausbau in Bayern kommt voran - auch auf dem Land. Die Kommunen Aufseß, Altenkunstadt, Pressig und Lauter erhalten insgesamt rund sieben Millionen Euro an Fördermitteln. Über 1.300 Adressen sollen künftig von Glasfaseranschlüssen profitieren. mehr...

Bamberg: Auszeichnung für vorbildlichen Glasfaserausbau

[20.01.2025] Bamberg wurde vom bayerischen Finanz- und Heimatminister Albert Füracker als Gigabitregion geehrt. Die Stadt und ihre Stadtwerke erhalten diese Auszeichnung für ihren eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau. mehr...

Steindorf: Glasfaserausbau beschlossen

[20.12.2024] Rund 440 Haushalte und Gewerbebetriebe sollen in Steindorf bis 2028 an ein leistungsstarkes FTTB/H-Glasfasernetz angebunden werden. Die Bauarbeiten beginnen Ende 2025, der Hausanschluss ist für förderfähige Gebäudeeigentümer kostenlos. mehr...

Symbolische Gebietsübergabe durch den ZBA an den Netzbetreiber DNS.Net

Zweckverband Breitband Altmark: Ausbaugebiete übergeben

[18.12.2024] Die Region Altmark ist in den ehemals unterversorgten Gebieten nun mit einem flächendeckenden Glasfasernetz ausgestattet. Die letzten Ausbaugebiete hat der Zweckverband Breitband Altmark Anfang Dezember an den Netzbetreiber DNS:NET übergeben. 
 mehr...

Borkens Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing.
interview

Echte Glasfaser-Kommune: Vorreiter Borken

[17.12.2024] Mit ihrer überdurchschnittlichen Glasfaserquote wurde die Stadt Borken vom Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) als Echte Glasfaser-Kommune ausgezeichnet. Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing legt im Interview die Erfolgsfaktoren dar. mehr...

Elf Westallgäuer Bürgermeister haben Verträge mit der Telekom unterzeichnet.

Telekom: Glasfaser für das Westallgäu

[10.12.2024] Elf Kommunen im Westallgäu und die Telekom bündeln ihre Kräfte für den Glasfaserausbau. Baustart für das ambitionierte Projekt ist im Frühjahr 2025. mehr...