SchwabmünchenBäume per Chip verwalten
Wie viele Kommunen steht die Stadt Schwabmünchen im Kreis Augsburg vor der Herausforderung, eine große Anzahl an Bäumen, die der Verkehrssicherungspflicht unterliegen, mit einer dünnen Personaldecke effizient und ordnungsgemäß zu kontrollieren. Oftmals wird die Dokumentation der Kontrolle noch mit Laufzetteln durchgeführt, was einen immensen Papier-, Schreib- und Archivierungsaufwand bedeutet. Ein weiteres Problem dieser analogen Arbeitsweise ist laut Thomas Bernert, Baumkontrolleur der Stadt Schwabmünchen, das Auffinden des richtigen Objekts im Außenbereich. Aktuell ist das in vielen Kommunen nur per Ortskenntnis, in vereinzelten Fällen bereits über eine digitale Karte möglich. Besonders oft werden Objekte, die in Gruppen oder Reihen stehen, miteinander verwechselt. Die Folge: mühseliges Rückfragen, Zeitverlust und manchmal sogar die Fällung des falschen Baums.
In Schwabmünchen wurde das analoge System den aktuellen EU-Vorgaben, welche nicht nur häufigere, sondern auch umfangreichere Kontrollen erfordern, nicht mehr gerecht. „Ein Baum muss heutzutage so sicher sein wie eine Brücke“, sagt Roland Schiller, Leiter des Grünamts der Stadt Schwabmünchen. Hinzu komme die steigende Klagefreudigkeit der Bürger. So hat man sich in Schwabmünchen auch mit Blick in die Zukunft gefragt, wie nachgewiesen werden kann, ob der Kontrolleur tatsächlich am Objekt war.
Software entlastet Kommunen und Kontrolleure
Die Stadt trat daher mit einem jungen Software-Unternehmen in Kontakt, mit dem Ziel, alle Probleme rund um die Baumkontrolle mit einer einzigen Anwendung zu lösen. Ergebnis ist das EineStadt-System, das folgendermaßen funktioniert: Jedes kontrollrelevante Objekt wird mit einem kleinen Chip (ohne Batterie) ausgestattet. Berührt der Kontrolleur oder Gutachter den Chip mit Tablet oder Smartphone, werden sofort übersichtlich die Sachdaten des betreffenden Objekts angezeigt und es können neue Eigenschaften und Befunde eingetragen werden. Der bisherige Laufzettel aus Papier wird als digitales Formular direkt auf dem Tablet ausgefüllt. Das ist auch per Spracheingabe möglich. Auf einer Übersichtskarte kann sich der Kontrolleur anzeigen lassen, welche Bäume er schon kontrolliert hat (grün) und welche noch kontrolliert werden müssen (rot). Nach einem gewissen Intervall färben sich die Bäume wieder um.
Die Anwendungen „Baum“ und „Spielplatz“ von EineStadt stehen aktuell bei vielen Kommunen ganz oben auf der Beschaffungsliste – häufig aus versicherungsrelevanten Gründen. Denn es ist für Kommunalverwaltungen essenziell, sich selbst und ihre Mitarbeiter umfassend abzusichern. Das geht mit EineStadt ohne großen administrativen Aufwand und ohne IT-Kenntnisse. Denn das System erstellt jedes Mal, wenn der Kontrolleur einen Chip berührt, im Hintergrund automatisch einen fälschungssicheren Nachweis. Damit lässt sich auf die Sekunde genau nachvollziehen, wann der Mitarbeiter am Objekt war. Im Schadensfall lassen sich am PC detaillierte Inspektionsprotokolle aller bisherigen Kontrollen ausgeben. Dadurch wird das Einhalten des vorgeschriebenen Kontrollintervalls nachweisbar gemacht und die Kommune inklusive Kontrolleur entlastet.
Auch für Kontrolle anderer Objekte nutzbar
Kommunen setzen neben der Baum- und Spielplatzkontrolle auch bei der Wartung von Straßenlaternen, der Säuberung von Straßen-Senkkästen (Gullys) und der Spülung von Hydranten verstärkt auf Dienstleister. Der Koordinationsaufwand steigt jedoch signifikant, wenn diese ortsfremd sind oder jährlich wechseln. Mit EineStadt kann jedes Objekt eindeutig durch seinen NFC-Chip identifiziert werden; städtische Mitarbeiter und externe Dienstleister können sich also sicher sein, dass sie den richtigen Baum pflegen. Gleichzeitig wird viel Zeit beim Auffinden der Objekte gespart, da über das System und eine digitale Karte eine direkte Navigation möglich ist. Ist es wieder Zeit für die fällige Routinekontrolle, kann am PC ein Auftrag für Kollegen oder externe Dienstleister angelegt werden. Diese sehen beim nächsten Log-in ins System direkt die für sie hinterlegte Aufgabe mit allen notwendigen Informationen samt Standort des Objekts in einer Übersichtskarte.
Der Chip kann auch von externen Dienstleistern und Bürgern genutzt werden, diese erhalten aber nur eine eingeschränkte Sicht auf die Daten. So kann der Dienstleister zum Beispiel einen neuen Befund eintragen, den Hersteller des Objekts aber nicht ändern. Der Bürger wiederum sieht nur die Baumart und kann Probleme wie einen morschen Baum oder ein defektes Spielgerät melden. Das Ganze funktioniert ohne Download einer App.
Einsatz in Schwabmünchen stetig erweitert
Im Frühjahr 2016 ging die Anwendung „Bäume“ des EineStadt-Systems in Schwabmünchen in den Produktivbetrieb. Bis dato wurden mehr als 3.000 Objekte mit einem Chip ausgestattet und in das System aufgenommen. Das Prinzip von EineStadt eignet sich für alle kontrollrelevanten Objekte. Daher wurde EineStadt in Schwabmünchen über die vergangenen Jahre auf folgende Objektklassen erweitert: Spielgeräte, Straßenlaternen, Hundetoiletten, Mülleimer und Brücken. Zusätzlich wurden zusammen mit dem Wasserwerk Schwabmünchen spezielle Anwendungen für die Kontrolle von Ober- und Unterflurhydranten sowie von Schiebern entwickelt. Seit Kurzem werden auch für das Klärwerk Anwendungen und spezielle NFC-Chips für die Kontrolle von Schächten und Gullys getestet. Aktuell wird zudem das Thema Gebäudeverwaltung im Hochbau in Angriff genommen. Hier werden Heizungen, Klimaanlagen, Lüftungen, Brandschutztüren, Feuermelder, Feuerlöscher und viele weitere Objekte in öffentlichen Gebäuden wie Rathäusern oder Veranstaltungshallen mit NFC-Chips ausgestattet.
http://www.einestadt.com
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe April 2019 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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