StudieBehörden holen auf
Die öffentliche Verwaltung in Deutschland macht bezüglich der Nutzung intelligenter Technologien erste Fortschritte. Häufig können Behörden das Potenzial technologischer Lösungen aber noch nicht voll ausschöpfen. Das ergab die Studie IT-Trends Public 2021 von Capgemini. Im Oktober vergangenen Jahres wurden hierfür insgesamt 94 Funktionsträger aus der öffentlichen Verwaltung in Deutschland, von deren IT-Dienstleistern sowie 72 Führungskräfte aus der Wirtschaft befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die öffentliche Hand intelligente Technologien in geringerem Umfang als die Wirtschaft nutzt. Gut elf Prozent der Behörden setzten sich intensiv oder sehr intensiv mit Technologien wie Machine Learning oder Predictive Analytics auseinander; in der Wirtschaft sind es knapp 16 Prozent. Die vergangenen zwölf Monate haben die Behörden aber genutzt, um sich stärker mit dem Thema zu beschäftigen, sodass die Nutzungsquote leicht stieg.
Kaum im Alltag eingesetzt
Ihren Erfolg mit intelligenten Technologien schätzen die IT-Verantwortlichen aus der Verwaltung ähnlich wie ihre Kollegen aus der Wirtschaft ein: im Mittelfeld. Präferiert werden einfache Anwendungsfälle wie die Automatisierung manueller Arbeiten. Mithilfe intelligenter Technologien Services zu personalisieren, Vorhersagen zu erstellen oder Empfehlungen zu generieren, schätzen die Fachanwender derzeit nicht als besonders hilfreich ein, allerdings werden solche Lösungen bislang auch kaum im Alltag eingesetzt. Wenn in einigen Jahren erste Erfahrungen damit gesammelt wurden, könnte die Bewertung bereits ganz anders ausfallen. „Insbesondere bei intelligenten Technologien ist es sinnvoll, kleine Pilotprojekte zu starten und dann zu entscheiden, ob sich die Skalierung lohnt. Man benötigt in diesem Bereich nicht zwingend schon zu Beginn eine Gesamtstrategie. Deshalb empfehle ich, sich möglichst früh mit der Technologie vertraut zu machen und Erfahrungen zu sammeln“, erklärt Marc Reinhardt, Head of Public Sector & Health bei Capgemini.
Fehlende Daten
Doch offenbar wünschen sich viele Behörden mehr Unterstützung, um die ersten Projekte anzugehen: 85 Prozent der Teilnehmenden befürworten den Ausbau nationaler Kompetenzzentren für künstliche Intelligenz (KI), rund 70 Prozent den Ausbau von Förderprogrammen. Verwaltungen, die intelligente Technologien nicht nutzen, nennen als wichtigsten Grund hierfür fehlende Daten. Darüber hinaus mangelt es einigen an Budget oder es existieren rechtliche Hürden.
Bei der Nutzung von Cloud-Lösungen bevorzugt die öffentliche Verwaltung Services europäischer Anbieter. Der Anteil außereuropäischer Provider wird in den kommenden Jahren wohl noch weiter sinken, denn fast drei von vier Antwortenden aus der öffentlichen Verwaltung möchten Kapazitäten nach Europa verlagern. Fast 91 Prozent von ihnen begründen das mit dem Wunsch nach höherer Datensouveränität, knapp 82 Prozent führen den Datenschutz an. 40 Prozent würden gerne Dienste nach Europa verlagern, um GAIA-X-Services zu nutzen, und bekunden damit ein im Vergleich zur Wirtschaft sehr hohes Interesse an diesem Konzept.
Wichtigste Anforderung
Wie im Vorjahr ist der Ausbau der Digitalisierung für die meisten Umfrageteilnehmer die wichtigste Anforderung an die IT. Die Folgen der Corona-Pandemie haben in den Augen von knapp 98 Prozent der Befragten dazu geführt, dass die Anstrengungen im Bereich Digitalisierung intensiviert wurden. Darüber hinaus forciert die öffentliche Hand die Ausrichtung an den Bedürfnissen der Bürger und Unternehmen, die Entwicklung neuer IT-Produkte und Services sowie die Erhöhung von Datensicherheit und Effizienz. „Die Corona-Pandemie hat erneut belegt, dass manche Behörden bei der Digitalisierung noch Nachholbedarf haben. Gleichzeitig hat der Handlungsdruck vieles möglich gemacht, dessen Umsetzung ohne diese Notsituation eventuell noch viele Jahre in Anspruch genommen hätte“, erklärt Marc Reinhardt.
Personal statt Technologie
Unterdessen steigt die Komplexität der IT-Landschaften weiter. Hauptverursacher sind gesetzliche Vorgaben und die steigende Zahl an Homeoffice-Arbeitsplätzen. Auch die zunehmenden Anforderungen der Bürger tragen dazu bei. Um trotzdem einen stabilen IT-Betrieb zu gewährleisten, setzen Behörden in erster Linie auf Standardisierung, stocken das Personal auf und ordnen Überstunden an. „Im Vergleich zur Wirtschaft versucht die öffentliche Hand, Probleme eher mit Personal als mit Technologie zu lösen“, kommentiert Reinhardt. „Aufgrund der Demografie müssen Beschäftigte aber fast schon zwingend mit technologischen Lösungen entlastet werden, beispielsweise durch intelligente Automatisierung oder lernende Systeme.“
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe April 2021 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Berlin: Start-ups und Verwaltung zusammenbringen
[27.01.2025] GovTech-Start-ups können die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung wirksam unterstützen. Die Berliner Senatswirtschaftsverwaltung will dieses Potenzial noch besser nutzen und hat jetzt einen Bericht vorgelegt, der zeigt, wie die Zusammenarbeit gelingt. mehr...
Landkreis Regensburg: Spitze bei Digitalisierung
[22.01.2025] Der Landkreis Regensburg zieht eine positive Bilanz zur bisherigen Verwaltungsdigitalisierung. In vielen Bereichen ist er ein Vorreiter in Bayern. Digitale Dienstleistungen werden stark genutzt, und KI sowie Prozessautomatisierung schaffen Ressourcen für besseren Bürgerservice. mehr...
Limburg an der Lahn: Digitale Parkscheibe
[16.01.2025] In einem Pilotprojekt testet Limburg an der Lahn die Digitale Parkscheibe des Unternehmens Park Best. Interessierte können die Parkscheibe mit wenigen Klicks in einer App aktivieren, die auch die aktuelle Parksituation vor Ort anzeigt und die Nutzer an die Parkzeit erinnern kann. mehr...
Porta Westfalica: Strategisch digital mit OWL-IT
[14.01.2025] Auf dem Weg zur digitalen Verwaltung ist die Stadt Porta Westfalica gemeinsam mit Dienstleister OWL-IT weitergekommen und hat eine gesamtstädtische Strategie für Digitalisierung und Wissensmanagement erarbeitet. mehr...
Ko-Pionier-Preis: Besser nachnutzen
[10.01.2025] Der Ko-Pionier-Preis will die Nachnutzung innovativer Verwaltungslösungen fördern. Verwaltungen, die Lösungen erfolgreich übernommen haben, können sich bis 14. Februar 2025 bewerben. Die Preisverleihung findet im März 2025 im Rahmen des Kongresses Digitaler Staat statt. mehr...
Kommune21 im Gespräch: Mammutprojekt RegMo
[08.01.2025] Im jüngsten Webinar aus der Reihe Kommune21 im Gespräch diskutierten Jasmin Deling, Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie NRW, sowie Hartje Bruns von Governikus die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Registermodernisierung. mehr...
Lübeck: Faxgeräte abgeschaltet
[08.01.2025] Die Hansestadt Lübeck hat zum Jahresende 2024 die analogen Faxgeräte abgeschaltet. Feuerwehr und der Bereich Wahlen bleiben weiterhin über Fax erreichbar. mehr...
Ko-Pionier-Preis: Verwaltungslösungen besser nachnutzen
[07.01.2025] Der neue Ko-Pionier-Preis würdigt Verwaltungen, die bewährte Lösungen erfolgreich übernehmen. Die Initiative Re:Form will damit Nachnutzung fördern und Verwaltungsabläufe effizienter gestalten. Die Preisvergabe erfolgt im März 2025 in Berlin. mehr...
In eigener Sache: Wir machen Winterpause
[23.12.2024] Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. Aktuelle Meldungen gibt es hier wieder ab dem 6. Januar 2025. mehr...
Berlin: Bezirksrathaus mit Indoor-Navi
[13.12.2024] Im Rathaus in Berlin-Reinickendorf erleichtert eine barrierefreie Indoor-Navigation die Orientierung. Die App everGuide vom Fraunhofer FOKUS ermöglicht Besucherinnen und Besuchern – ob blind oder sehend – eine präzise Navigation zu Räumen, Aufzügen und Ausgängen. mehr...
Regensburg: Bei der Digitalisierung weit vorne
[12.12.2024] Regensburg bietet inzwischen 327 digitale Verwaltungsleistungen an und erreicht Platz 2 im bayerischen Digitalranking. Bei den Bürgerinnen und Bürgern kommen die Services gut an, wie die Nutzerzahlen zeigen. mehr...
Magdeburg: Kitas präsentieren sich neu im Netz
[09.12.2024] Magdeburger Eltern, die ihre Kinder bei einer kommunalen Kita anmelden möchten, finden die benötigten Informationen nun gebündelt und übersichtlich auf einer neu eingerichteten Website. mehr...
Halle (Saale): Gesundheitsamt wird digital
[06.12.2024] Das Modellprojekt Digitales Gesundheitsamt in Halle (Saale) wurde erfolgreich abgeschlossen. Ziel war es, den Fachbereich Gesundheit der Stadt mit digitalen Lösungen nutzerfreundlicher und effizienter zu gestalten. Die Einführung neuer Systeme legt zudem ein Fundament für künftige Innovationen. mehr...
Potsdam: Onlinedienst für Fundsachen
[03.12.2024] Verlorene oder gefundene Gegenstände können in Potsdam jetzt auch online gemeldet werden. Der neue Service erleichtert das Verfahren sowohl für Finderinnen und Finder als auch für Suchende. mehr...
Augsburg: Digitaler Stadtplan zur Barrierefreiheit
[26.11.2024] Mit dem digitalen Stadtplan Augsburg barrierefrei hat die bayerische Kommune ein neues Projekt gestartet, das Menschen mit Behinderung detaillierte Informationen zur Barrierefreiheit von Orten und Gebäuden bietet. Alle Angaben wurden durch Begehungen vor Ort überprüft und digital erfasst. mehr...