Mittwoch, 27. November 2024

Schleswig-HolsteinBeirat bündelt Kräfte

[22.10.2018] Als Lenkungsgremium fungiert der neue E-Government-Beirat in Schleswig-Holstein, wie Tobias Goldschmidt, Staatssekretär im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung, im Interview mit Kommune21 erklärt.
Tobias Goldschmidt

Tobias Goldschmidt, Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung

(Bildquelle: Frank Peter)

Herr Goldschmidt, im Mai 2018 hat das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung Schleswig-Holstein einen E-Government-Beirat gegründet, der unter Ihrer Leitung steht. Wie setzt sich dieser neue Beirat zusammen?

Bund, Länder und Kommunen wollen bis zum Jahr 2022 alle staatlichen Leistungen auch digital anbieten. Das ist eine Mammutaufgabe, die nur in enger Kooperation der verschiedenen staatlichen Ebenen realisiert werden kann. Im E-Government-Beirat arbeiten wir mit den kommunalen Landesverbänden, der Industrie- und Handelskammer sowie den Handwerkskammern Schleswig-Holstein daran. Wir starten schlank und schlagkräftig, werden aber anlassbezogen sicher auch auf die Expertise weiterer Akteure aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft zurückgreifen. Das gilt natürlich insbesondere für unseren Landes-IT-Dienstleister Dataport.

Was gab den Anstoß, einen E-Government-Beirat zu gründen?

Die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) muss klappen. An ihr macht sich fest, ob die öffentliche Verwaltung die Digitalisierung für sich als Chance nutzen wird, und ob sie zur Erneuerung fähig ist. Gleichzeitig wissen wir, dass die meisten der 575 OZG-Verfahren mehr als eine staatliche Ebene berühren. Das klingt nicht nur kompliziert – das ist es auch. Deshalb habe ich die entscheidenden Akteure an einen Tisch geholt.

Gab es Hürden zu nehmen?

Es war nicht schwierig, die kommunalen Landesverbände, die Industrie- und Handelskammern sowie die Handwerkskammern in Schleswig-Holstein für den Beirat zu gewinnen. Denn auch dort bestand schon seit Längerem der Wunsch nach einer stärkeren Koordinierung durch die Landesregierung.

„Wir wollen den digitalen Wandel voranbringen und gestalten.“
Wie arbeitet der E-Government-Beirat?

Wir haben gerade erst angefangen. Aber alle Beteiligten sind bemüht, sich verbindlich auf möglichst konkrete Punkte zu verständigen. Zunächst stand eine Rollenklärung an. Ohnehin ist das für mich der wichtigste Punkt: Die Aufgabe ist so groß, dass wir keine Ressourcen für Doppelarbeiten, Reibungsverluste im Miteinander und mangelnde Zielergebnisorientierung vergeuden dürfen.

Welche Aufgaben übernimmt der E-Government-Beirat?

Wir verstehen uns als Lenkungsgremium für die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Wenn etwa das Land zentrale Infrastrukturen zur Verfügung stellt, die dann von den Bürgerinnen und Bürgern, der Wirtschaft und den kommunalen Verwaltungen genutzt werden können, dann bedeutet dies viel Abstimmungsaufwand. Der E-Government-Beirat soll als kürzeste Verbindung zu kommunalen Vorhaben und Anforderungen der Wirtschaft dienen: Wir wollen Hemmnisse möglichst direkt ansprechen und schnell gemeinsame Schritte zur Behebung einleiten.

Wie lauten derzeit die zentralen Themen?

Im Zentrum des E-Governments in Schleswig-Holstein steht das klare Bekenntnis zur Orientierung am Nutzen für die Bürger sowie die Unternehmen des Landes. Dafür braucht es kluge Ideen und eine moderne, nachvollziehbare Verwaltung, die sich auf eine fortschrittliche IT-Infrastruktur sowie auf schlanke und zielführende Abläufe stützt. Dominierendes Thema der kommenden Sitzungen wird natürlich die partnerschaftliche Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes sein.

Welche sind die drängendsten Herausforderungen?

Insbesondere die Umsetzung des OZG fordert alle Beteiligten heraus. Wir verpflichten uns, bis spätestens 2022 alle Verwaltungsleistungen elektronisch über Verwaltungsportale anzubieten. Der E-Government-Beirat muss hier die Implementierung der im IT-Planungsrat erarbeiteten Prozesse in die E-Government-Infrastruktur des Landes mitgestalten. Unser gemeinsames Ziel ist es, in Schleswig-Holstein alle OZG-Prozesse im Rahmen einer zentralen Referenzimplementierung für alle Verwaltungen bereitzustellen.

Welche Rahmenbedingungen sind dafür erforderlich?

E-Government und Digitalisierung werden nur funktionieren, wenn alle Beteiligten ihre Komfortzonen verlassen und aufeinander zugehen. Die Landesregierung hat hier die führende Rolle übernommen und ich bin sehr zuversichtlich, dass uns dies im E-Government-Beirat gelingen wird. Wir begegnen uns als Partner auf Augenhöhe und sind vom gleichen Ziel getrieben: Wir wollen den digitalen Wandel voranbringen und gestalten.

Interview: Verena Barth


Stichwörter: Politik, Schleswig-Holstein


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Porträtfoto von Dr. Denis Alt.
interview

Rheinland-Pfalz: Erfolg durch Kooperation

[18.11.2024] Der digitale Wandel dient den Menschen, sagt Staatssekretär Denis Alt. Im Interview mit Kommune21 spricht der neue rheinland-pfälzische CIO und CDO über die Umsetzung der Digitalstrategie des Landes. mehr...

Melitta Kühnlein

Potsdam: Fachbereichsleiterin für E-Government bestätigt

[12.11.2024] Potsdams Stadtverordnete haben Melitta Kühnlein als neue Leiterin des Fachbereichs E-Government bestätigt. Kühnlein ist seit Anfang 2021 in leitender Funktion im IT-Bereich der Stadtverwaltung tätig. mehr...

Baden-Württemberg: Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet

[11.11.2024] Der Landtag von Baden-Württemberg hat jetzt eine Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet, die Kommunen in administrativen Abläufen entlastet und die finanzielle Berichterstattung vereinfacht. mehr...

Blick vom See auf das neue Rathaus Hannover, HMTG

Hannover: Fonds für digitalen Fortschritt

[30.10.2024] Hannover setzt mit einem 48-Millionen-Euro-Digitalisierungsfonds auf die umfassende Modernisierung seiner Verwaltungsprozesse. Ziel ist ein digitales Rathaus, das Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen effiziente, benutzerfreundliche Services bietet. Die IT-Strategie umfasst dazu digitale Souveränität und Kosteneffizienz. mehr...

Digitalisierung: Dresdner Forderungen 2.0

[22.10.2024] Die Fachgruppe Verwaltungsinformatik der Gesellschaft für Informatik hat 20 Thesen zum digitalen Wandel formuliert. Die Forderungen zielen darauf ab, die Verwaltung effizienter, zukunftssicherer und bürgerfreundlicher zu machen. mehr...

bericht

Liechtenstein: Mit Pragmatismus und Agilität

[14.10.2024] Liechtenstein hat auf dem Weg zum Smart Country bereits eine beeindruckende Entwicklung zurückgelegt. Das ist nicht zuletzt vielen mutigen Entscheidungen und einer gehörigen Portion Pragmatismus geschuldet. mehr...

Holger Klötzner, Dezernent für Digitalisierung und Bildung der Stadt Darmstadt; Maral Koohestanian, Leiterin des Dezernats für Smart City, Europa und Ordnung der Stadt Wiesbaden; Eileen O’Sullivan, Dezernentin für Bürger:innen, Digitales und Internationales der Stadt Frankfurt am Main
interview

Smartes Rhein Main 2030: Gemeinsame Vision

[02.10.2024] Eine gemeinsame Vision für ein smartes Rhein-Main-Gebiet haben die Städte Frankfurt am Main, Wiesbaden und Darmstadt erarbeitet. Im Interview erklären die CIOs Eileen O’Sullivan, Maral Koohestanian und Holger Klötzner, was konkret geplant ist. mehr...

Landrat Achim Brötel ist neuer Präsident des Deutschen Landkreistages.

Deutscher Landkreistag: Achim Brötel ist neuer Präsident

[11.09.2024] Der Deutsche Landkreistag (DLT) hat einen neuen Präsidenten gewählt: Achim Brötel, Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, tritt die Nachfolge von Reinhard Sager an, der das Amt zuvor zehn Jahre lang innehatte. mehr...

Charta Digitale Ethik setzt die Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Technologien in der Essener Stadtverwaltung.

Essen: Charta Digitale Ethik verabschiedet

[04.09.2024] In ihrer Charta Digitale Ethik hat die Stadt Essen die Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Technologien in der Stadtverwaltung festgelegt. Das soll insbesondere für einen ethisch verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz sorgen. mehr...

Scheckübergabe an die Gewinner des Wettbewerbs um den Ulmer Lederhof.

Ulm: Innovationsmotor gestartet

[23.08.2024] Um ihre Digitale Agenda mit kreativen Köpfen aus der Region umzusetzen, hat die Stadt Ulm den Innovationsmotor gestartet – einen Ideenwettbewerb insbesondere für junge Unternehmen. Runde eins hat der digitale Begleiter für Angsträume gewonnen. mehr...

Markt Postbauer-Heng: Digitalisierung ist kein Privileg der Metropolen

[08.08.2024] Auch kleine Kommunen sind in der Lage, bürgernahe digitale Lösungen zu implementieren, wie das Beispiel des Marktes Postbauer-Heng zeigt. Um die Entstehung digitaler Insellösungen zu vermeiden, wurde die Zukunftskommission #Digitales Bayern 5.0 ins Leben gerufen. mehr...

Kick-off zur Digitalisierungsstrategie der Stadt Petershagen
.

Petershagen: Mit OWL-IT in die digitale Zukunft

[02.08.2024] Gemeinsam mit dem IT-Dienstleister OWL-IT hat die Stadt Petershagen nun den Startschuss für die Erarbeitung einer umfassenden Digitalstrategie gegeben. mehr...

In Bayern soll nach dem Willen von Digitalminister Fabian Mehring der „Digitalisierungsturbo“ gezündet werden.

Bayern: Land unterstützt Digitalisierung der Kommunen

[16.07.2024] Bayerns Digitalminister sieht die konsequente Digitalisierung der Verwaltung als wichtige Möglichkeit, um den künftigen Ruhestand der Babyboomer-Generation und den dadurch entstehenden Fachkräftemangel zu kompensieren. Es gelte, die Potenziale von Standardisierung, Zentralisierung und KI zu nutzen. mehr...

Essen-CDO Peter Adelskamp

Interview: Wir brauchen eine Dachmarke

[15.07.2024] Peter Adelskamp ist Chief Digital Officer (CDO) in Essen und dort zugleich Fachbereichsleiter Digitale Verwaltung. Im Gespräch mit Kommune21 berichtet er von seiner Arbeit in Essen und dem dortigen Stand der Digitalisierung. mehr...

Laut dem jüngsten eGovernment-Benchmark-Report haben die europäischen Staaten bei der Bereitstellung digitaler Behördendienste stetige Fortschritte gemacht.

eGovernment Benchmark 2024: Nutzerzentrierung ist der Schlüssel

[08.07.2024] Laut dem jüngsten eGovernment-Benchmark-Report der Europäischen Kommission haben die europäischen Staaten bei der Bereitstellung digitaler Behördendienste stetige Fortschritte gemacht. Raum für Optimierungen gibt es insbesondere bei grenzüberschreitenden Diensten und bei Dienstleistungen, die von regionalen und kommunalen Behörden erbracht werden. mehr...