Samstag, 23. November 2024

E-PaymentBezahlprozesse steuern

[23.02.2023] Mit der Einführung von E-Payment müssen Kommunen auch neue Organisationsstrukturen schaffen, um einen Wildwuchs von Online-Bezahlprozessen zu vermeiden. In Frankfurt am Main wurde der Serviceowner Zahlungsservice als Steuerungsinstrument implementiert.
Online-Bezahlprozesse richtig organisieren.

Online-Bezahlprozesse richtig organisieren.

(Bildquelle: blankstock/stock.adobe.com)

Nicht zuletzt durch die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) sind Verwaltungen immer mehr damit konfrontiert, elektronische Zahlungsmöglichkeiten anzubieten. Denn zum Abschluss eines ordnungsgemäßen Online-Prozesses gehört auch der Online-Bezahlprozess. Dabei kommt dem Einsatz von E-Payment-Lösungen eine besondere Bedeutung zu. Um den geänderten Buchungsanforderungen im Sinne einer Win-win-Situation gerecht zu werden, müssen Verwaltungen neue Organisationsstrukturen schaffen. Der Sicherstellung einheitlicher Standards, der Anbindung von (Vor-)Systemen und der ordnungsgemäßen Verbuchung kommt hierbei besondere Bedeutung zu.

Wildwuchs vermeiden

Die Stadt Frankfurt am Main hat bereits Anfang 2019 erste Online-Bezahlprozesse eingeführt. Bei der Vielzahl von Anbietern in diesem Bereich wurde sich im weiteren Roll-out darauf verständigt, lediglich die Bezahlverfahren Giropay, Paydirekt, Kreditkarte (VISA, Mastercard) und PayPal anzubieten. Internationale Zahlungsmedien mit Sitz außerhalb der europäischen Union wurden wegen Bedenken im Bereich des Datenschutzes von vornherein ausgeschlossen.
Die Anbindung von elektronischen Bezahlprozessen und insbesondere IT-gestützter Online-Bezahlprozesse sollte immer im Einvernehmen mit der Kasse der jeweiligen Kommune erfolgen. Nur so ist sichergestellt, dass alle sicherheitsrelevanten Merkmale eingehalten werden können. In Hessen ist die Sonderrolle des Kassenverwaltenden gemäß § 110 HGO zu berücksichtigen. Die Anbindung von Software, welche Zahlungen verarbeitet, ohne die Einbindung des Kassenverwaltenden ist demnach rechtswidrig. Gerade den jeweiligen Fachbereichen großer Kommunen ist dies oft nicht bekannt. Auch die komplexen Testungen und Einbindungen durch die jeweiligen Fachkräfte der IT werden zuweilen vergessen. Dies bedarf einer zentralen Koordination und Genehmigungsstruktur – auch, um die IT-Sicherheit zu gewährleisten und einen Wildwuchs von ungetesteten Zahlungsströmen in den Online-Bezahlprozessen zu vermeiden.

Transaktionskosten im Blick behalten

Der Nutzen von E-Payment liegt vor allem in den verschlankten Prozessen, welche durch die relativ geringen Kosten pro Transaktion aufgewogen werden. Bei der Betrachtung des klassischen Prozesses der Vereinnahmung von Forderungen der Kommune steht zunächst die Leistungserbringung im Fokus, gefolgt vom Versand einer Rechnung oder eines Bescheids auf Papier. Sollten die Kunden nicht zahlen, stehen im nächsten Schritt aufwendige Mahn- und Vollstreckungskosten an. Diese binden eine Vielzahl von Ressourcen, insbesondere in personeller Hinsicht. E-Payment ermöglicht es hingegen, die Erbringung einer Leistung an die sofortige Zahlung zu knüpfen und damit den Prozess erheblich zu verschlanken. Bei einer solchen Ausgestaltung entfällt in der Regel das gesamte Forderungsmanagement. Die Transaktionskosten schwanken von Anbieter zu Anbieter, liegen jedoch pro Transaktion regelmäßig im Cent-Bereich. Vorsicht ist insbesondere bei einzelnen Zahlungsarten hinsichtlich der Höhe der Zahlungen geboten. So kann beispielsweise eine Zahlung mit Kreditkarten erhebliche Kosten verursachen, da die Transaktionsgebühren an die Höhe der Zahlung und nicht an die Transaktion gekoppelt sind. Folglich sollten die eingesetzten Software-Lösungen den Ausschluss einzelner Zahlungsarten pro Prozess und Zahlungshöhe ermöglichen, um Kommunen die Steuerung der Gesamtsumme der Transaktionskosten zu ermöglichen.

Frankfurt am Main nutzt Serviceowner

Die Struktur der Stadt Frankfurt am Main sieht pro Organisationseinheit eine dezentrale IT vor, welche die jeweilige Fach-Software verantwortet. Die zentrale IT-Abteilung der Stadt verantwortet zentral die zur Verfügung zu stellende IT. Die Betreuung von SAP ist in ein fachliches und ein technisches Kompetenzzentrum aufgeteilt. Das fachliche Kompetenzzentrum ist in der Kämmerei verortet, das technische Kompetenzzentrum im Kassen- und Steueramt. In der Kasse liegt die Verantwortung für die Betreuung der E-Payment-Lösungen. Diese komplexe Struktur bedarf einer einheitlichen Steuerung. Aus dieser Notwendigkeit heraus hat sich die Stadt Frankfurt am Main dafür entschieden, einen so genannten Serviceowner Zahlungsservice zu implementieren. Aufgrund der großen Schnittmenge zur zentralen IT werden zwei weitere Service­owner im Bereich der zentralen IT eingeführt.
Die Serviceowner liegen in der Verantwortung des Kassen- und Steueramts (Serviceowner Zahlungsservice) und der zentralen IT (Serviceowner Onlineshop und Serviceowner Einlass- und Besuchermanagement). Der Serviceowner Zahlungsservice beinhaltet alle Vorgänge im Zusammenhang mit Kassensystemen, in denen Zahlungen abgewickelt werden, der Serviceowner Onlineshop alle Vorgänge, die mit der Bereitstellung eines Onlineshops in Verbindung stehen (exklusive Zahlung), und der Serviceowner Einlass- und Besuchermanagement alle Vorgänge im Zusammenhang mit der Bereitstellung von Kassensystemen, die nicht unter den Zahlungsservice fallen, so zum Beispiel Drehkreuze.

Zusammenarbeit durch standardisierte Prozesse

Die Zusammenarbeit der Services, auch unter Einbeziehung der jeweiligen Fachabteilungen und weiterer Beteiligter, erfolgt durch standardisierte Prozesse, welche aktuell finalisiert werden. Die Anbindung von E-Payment Lösungen unterliegt nach Weisungslage an die Fachabteilungen der Genehmigungspflicht durch den Serviceowner Zahlungsservice. So wird sichergestellt, dass die rechtlichen und technischen Erfordernisse, auch ohne Expertise innerhalb der Fachabteilungen, gewährleistet sind. Ein ungetesteter Wildwuchs von Online-Bezahlprozessen wird so vermieden.

David Reise ist stellv. Kassenleiter nach § 110 HGO und stellv. Leiter der ­Abteilung Kassenangelegenheiten im Kassen- und Steueramt der Stadt Frankfurt am Main.


Stichwörter: Payment, Frankfurt am Main


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Payment
Chipkarte (Kreditkarte), Portemonnaie und Kugelschreiber liegen auf einem Holztisch.

Hessen: Flächendeckender Start der Bezahlkarte

[13.11.2024] Die Bezahlkarte wird in Hessen im Dialog mit den Kommunen flächendeckend eingeführt. Das Land übernimmt die Kosten der Kommunen für deren Einführung, eine Koordinierungsstelle im Regierungspräsidium Gießen unterstützt organisatorisch. mehr...

Mann sitzt am Steuer seines Fahrzeugs und hält ein Mobiltelefon mit der Handypark-App mobilet in der Hand

Oldenburg: Parkscheine per App lösen

[01.11.2024] Die Stadt Oldenburg bietet ab sofort die Möglichkeit, Parktickets digital zu lösen. Dabei stehen den Autofahrenden verschiedene Handyparken-Anbieter zur Auswahl. mehr...

Mobil zahlen mit PayPal

Hamburg: Bewohnerparkausweis per Paypal zahlen

[24.10.2024] Für die Bezahlung von online beantragten Bewohner- und Besucherparkausweisen stellt die Stadt Hamburg jetzt auch die Option PayPal zur Verfügung. mehr...

Das neue europäische Bazahlsystem Wero könnte auch in der Verwaltung eingesetzt werden.

Wero: Bezahlsystem auch für die Verwaltung

[09.09.2024] Im Juli ist der digitale Bezahldienst Wero gestartet. Betrieben wird das Angebot von der European Payment Initiative, es erlaubt Überweisungen ohne IBAN und BIC. Es könnte auch in der Verwaltung eingesetzt werden. Wero ist DSGVO-konform und unkomplizierter als SEPA. mehr...

SocialCard bietet Zugang zum bargeldlosen Bezahlen.

Hannover: SocialCard ersetzt Bargeld

[27.08.2024] Schnellere Hilfe für Geflüchtete bei weniger Bürokratie: Mit der SocialCard können Auszahlungsprozesse digitalisiert und Kommunen entlastet werden. Das ist aber erst der Anfang: Die Bezahllösung hat das Potenzial, weitere Bargeldprozesse zu ersetzen. mehr...

Immer mehr Menschen zahlen via Smartwatch.

Payment: Neuerungen im Kassenrecht

[16.08.2024] Das Bezahlen via Smartphone und Smartwatch wird immer beliebter und stellt neue Anforderungen an kommunale Kassen. Zudem müssen diese im Zuge der kommenden Umsatzsteuerpflicht der Revisionssicherheit nach DSFinV-K gerecht werden. mehr...

AKDB: Schnittstelle für die Bezahlkarte

[14.08.2024] Viele bayerische Sozialhilfe- und Asylbewerberverwaltungen zahlen mittlerweile Leistungen an Asylbewerberinnen und -bewerber über eine Bezahlkarte aus. Die AKDB unterstützt die Kommunen jetzt mit einer bidirektionalen Schnittstelle, die in die Lösung OK.Sozius integriert ist. mehr...

Mobil zahlen mit PayPal

München: E-Payment im Trend

[25.07.2024] Das elektronische Bezahlen für Services der Stadtverwaltung wird in München immer beliebter. Seit dem Start im Jahr 2015 befindet sich das E-Payment ungebremst im Wachstumstrend.
 mehr...

Hamburg startet Pilotprojekt zur Online-Bezahlung der Fischereiabgabe.

Hamburg: Fischereiabgabe per PayPal zahlen

[17.01.2024] Die für das Angeln an Elbe, Alster und Bille jährlich anfallende Fischereiabgabe kann künftig auch online beglichen werden, zum Beispiel via PayPal. Mit dem Pilotprojekt möchte die Freie und Hansestadt Hamburg Erfahrungen in der Online-Bezahlung sammeln. mehr...

GovConnect: pmPayment in elf Bundesländern

[07.07.2023] Als erste Verwaltung in Sachsen setzt die Stadt Frohburg die Online-Bezahllösung pmPayment von GovConnect ein. Damit ist die Anwendung in elf Bundesländern verfügbar. mehr...

PayPal schneidet unter den E-Payment-Lösungen in Kommunen gut ab.

Umfrage: PayPal beliebte Payment-Lösung

[03.05.2023] Die KGSt hat 82 Kommunen zum Einsatz von E-Payment-Lösungen befragt. Ergebnis: PayPal wird mittlerweile von zahlreichen Kommunen angeboten und auch von den Bürgerinnen und Bürgern gern genutzt. mehr...

Harry Weisskirchen

Interview: Alles aus einer Hand

[27.02.2023] Immer mehr Kommunen setzen auf die Bezahllösungen von Hess Cash Systems. Über die Vorteile berichten Harry Weisskirchen, Team-Leiter Application Management beim Wetteraukreis, sowie Mario Exner, Sachgebietsleiter Kreiskasse im Landratsamt Kulmbach. mehr...

Parkraumbewirtschaftung mit der Möglichkeit des Handyparkens am Nürnberger Obstmarkt. Das Bezahlen per App setzt sich langsam durch.

Nürnberg: Handyparken wird immer beliebter

[09.02.2023] Bei rund 3.000 Parkplätzen in Nürnberg kann die Parkgebühr per Smartphone gezahlt werden. Das Angebot wird zunehmend beliebter: 2022 gab es im Vergleich zum Vorjahr eine Nutzungssteigerung von knapp 40 Prozent. Davon profitieren nicht nur die Nutzer, sondern auch die Stadt. mehr...

Handyparken startet in Essen.

Essen: Handyparken startet

[20.01.2023] In Essen können Parkgebühren dank Handyparken jetzt minutengenau abgerechnet werden. Autofahrende beginnen und beenden den Parkvorgang dazu per App, SMS oder Anruf und haben dabei die Wahl zwischen mehreren Serviceanbietern. mehr...