Sonntag, 10. November 2024

IT-SicherheitstrainingBit für Bit geschult

[29.01.2015] Informationssicherheit ist ein hohes Gut. Um die Beschäftigten für den richtigen Umgang mit Daten zu sensibilisieren, bietet die KommunalAgenturNRW das IT-Sicherheitstraining BITS zum Download an. Es ist vielfältig anpassbar und leicht verständlich.
Sicherheitslücken frühzeitig erkennen.

Sicherheitslücken frühzeitig erkennen.

(Bildquelle: PEAK Agentur für Kommunikation)

Die Informationssicherheit in Behörden hängt von technischen und organisatorischen Maßnahmen ab, die zum Schutz der Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit der Informationen getroffen werden. Im Fokus der organisatorischen Maßnahmen steht dabei regelmäßig die Berücksichtigung der Beschäftigten und wie diese auf Informationen zugreifen. Anders als zu den Anfangszeiten der Informationstechnik werden die IT-Systeme heute nicht von Spezialisten bedient. Stattdessen werden sie von Mitarbeitern genutzt, die hinsichtlich der Anforderungen an die Informationssicherheit und die computergestützte Datenverarbeitung oft nur über ein Alltagswissen verfügen. Es ist Aufgabe der Behördenleitung, die Beschäftigten für den sicheren Umgang mit Informationen und IT-Systemen zu sensibilisieren.

Mitarbeiterschulungen sind grundlegend

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sieht es als Pflicht des Managements, Mitarbeiter für Sicherheitsbelange zu motivieren; die Informationssicherheit muss als wichtiger Aspekt wahrgenommen werden. Der grundlegende BSI-Standard 100-1 „Management-Systeme für Informationssicherheit“ fordert, dass ausreichende Schulungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen für die Mitarbeiter sowie alle Führungskräfte angeboten werden. Das stelle eine Grundvoraussetzung für die Informationssicherheit dar. Die Bedeutung der Mitarbeiter für die IT-Sicherheit wird auch durch aktuelle Umfragen bestätigt. Nach wie vor zählt „Irrtum und Nachlässigkeit eigener Mitarbeiter“ zu den größten Risikosituationen, wie die Microsoft-Sicherheitsstudie 2014 der Zeitschrift für Informationssicherheit kes zeigt. Zwar ist dieses Risiko hinter Malware (Schadprogramme) knapp auf Platz zwei der Bewertung zurückgefallen. Jedoch entstanden bei 30 Prozent der Befragten durch Fehler der Mitarbeiter Schäden. Auch wenn die Berichte in den Medien zu IT-Risiken in den vergangenen Jahren zugenommen haben und eine gewisse Sensibilisierung der Behördenbediensteten erfolgte, besteht weiterhin Handlungsbedarf. Denn oft fehlt den Mitarbeitern die praktische Kenntnis, wie sie sich idealerweise verhalten sollten. Hier setzen Schulungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen zur IT-Sicherheit an. Herkömmliche Gruppen- oder Einzelschulungen erzielen oft einen besseren Zugang zu den Beschäftigten und erlauben Rückfragen. Jedoch sind die logistischen Anforderungen hinsichtlich der Zeit- und Raumplanung hierbei nicht zu unterschätzen. Auch werden durch Präsenzveranstaltungen nicht immer die in Teilzeit oder über Telearbeit Tätigen erreicht. Außerdem müssen kompetente Dozenten oft von außen geholt und erst mit der Behörde vertraut gemacht werden.

Lernen mit elektronischer Unterstützung

Eine Alternative und sinnvolle Ergänzung zu traditionellen Präsenzschulungen und Informationsschreiben stellen elektronisch unterstützte Schulungsmaßnahmen dar. Zu den Vorteilen des E-Learnings gehört vor allem die grundsätzlich zeitliche und örtliche Unabhängigkeit der Nutzungsmöglichkeiten. Die Mitarbeiter können von ihrem Arbeitsplatz aus, im Rahmen der Telearbeit oder in Schulungsumgebungen, die entsprechenden Angebote nutzen – unabhängig von Lehrpersonal oder Räumlichkeiten. Dies führt zu einer höheren Flexibilität der Nutzung, aber auch zu Kosten- und Zeiteinsparungen. Damit verbunden ist ein hoher Grad an Verteilbarkeit der Lerninhalte. Bei der Nutzung am eigenen Arbeitsplatz fällt vielen zudem der Transfer des Gelernten auf ihre eigene Arbeitsumgebung leichter. Wird der eigene Arbeitsplatz-Computer für die Schulung verwendet, sind die technischen Werkzeuge der Teilnehmer direkt eingebunden. Weiterhin ermöglichen digitale Medien Interaktionen der Nutzer zu den Inhalten und bieten so eine höhere Nutzungsattraktivität. Seit dem Jahr 2006 steht den Behörden das kostenfreie, unter der Open-Source-Lizenz GNU stehende Behörden-IT-Sicherheitstraining BITS zur Verfügung. Es wird von der KommunalAgenturNRW herausgegeben und steht unter der Schirmherrschaft des Städte- und Gemeindebunds Nordrhein-Westfalen (StGB NRW). Hauptvorteile der Lösung sind die leichte Anpassbarkeit und Benutzerfreundlichkeit. Sie wird laufend aktualisiert. BITS ist zwischenzeitlich zu einer umfassenden E-Learning-Anwendung zur IT-Sicherheit herangewachsen, die sich in der Praxis bewährt hat. Eine Vielzahl von Behörden setzt BITS erfolgreich ein, angefangen bei einzelnen Ämtern über kleine und mittlere Gemeinden, Kreisverwaltungen und Großstädte bis hin zu Landesbehörden und Wissenschaftseinrichtungen. Die Lösung kann ohne Registrierung und Kosten aus dem Internet he­runtergeladen werden.

Einfach IT-Sicherheit schulen

BITS besteht aus HTML-Seiten. Die Installation erfolgt daher innerhalb von Sekunden auf beliebigen Systemen. Die optische Darstellung, aber auch die behördenspezifischen inhaltlichen Besonderheiten können innerhalb von wenigen Stunden angepasst und den Beschäftigten zur Verfügung gestellt werden. Dieser schlanke technische Aufbau ermöglicht Individualisierungen, wie sie kein anderes kostenfreies Werkzeug bietet. In acht einzeln abrufbaren Lektionen, etwa zu den Themen E-Mail, Internet, Viren und Social Media, können sich die Nutzer durch leicht verständliche Einführungen, Gefährdungsbeschreibungen und die richtigen Verhaltensweisen klicken. Am Ende jeder Lektion stehen Quizfragen, um das Gelernte zu überprüfen. Dabei besteht die Möglichkeit, individuelle Lösungsbuchstaben zu hinterlegen, damit die BITS-Nutzer an einem behörden­internen Gewinnspiel teilnehmen können. Mit der Version 3.5 wurde BITS Ende 2014 sprachlich weitgehend überarbeitet. Es wurde noch größerer Wert auf Verständlichkeit und den Bezug zum eigenen Handeln der Mitarbeiter gelegt. Begrifflichkeiten werden klarer erläutert, die Ansprache der BITS-Nutzer ist direkter. Auch die technischen Bezüge wurden aktualisiert. Damit stellt die Lösung ein zeitgemäßes, leicht zugängliches und vor allem anpassbares kostengünstiges Werkzeug zur Sensibilisierung und Schulung von Behördenbeschäftigten dar. BITS ersetzt nicht die regelmäßige Einbindung der Beschäftigten in die Sicherheitsaspekte der fachlichen Arbeit. Die Behördenleitung ist weiterhin dazu verpflichtet, für einen angemessenen Umgang mit den Informationen der Verwaltung durch alle Beschäftigten Sorge zu tragen. Durch das Sicherheitstraining kann jedoch ein Grundniveau an Sensibilität und zum richtigen Umgang mit IT-Systemen und Daten geschaffen werden – vorausgesetzt, die Einführung und Nutzung von BITS wird entsprechend unterstützt und gefördert.

Dr. Lutz Gollan ist Behördlicher Datenschutz- und Informationssicherheits­beauftragter der Behörde für Inneres und Sport der Freien und Hansestadt Hamburg. Außerdem ist er Mitherausgeber des Behörden-IT-Sicherheitstrainings BITS.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Sicherheit

LivEye: Sicherheitsüberwachung auf Weihnachtsmärkten

[08.11.2024] Für die Sicherheitsüberwachung auf Weihnachtsmärkten hat das Unternehmen LivEye ein neues Konzept entwickelt, das Datenschutz und effektive Gefahrenabwehr kombiniert. mehr...

Innenminister Roman Poseck eröffnete den Cybersicherheitsgipfel im Regierungspräsidium Darmstadt vor mehr als 100 Vertreterinnen und Vertretern südhessischer Kommunen.

Hessen: Höhere Cybersicherheit

[05.11.2024] Mit dem Aktionsprogramm Kommunale Cybersicherheit sollen hessische Kommunen umfassender in der IT-Sicherheit unterstützt und auf künftige Cyberangriffe vorbereitet werden. mehr...

Illustration: Stilisierter aufgeklappter Laptop mit Piratenfahne über dem Display, einen Ransomware-Angriff symbolisierend.

SIT: Ein Jahr nach dem Ransomware-Angriff

[04.11.2024] Ein Jahr nach der Cyberattacke auf die Südwestfalen-IT haben die Mitarbeitenden gemeinsam mit den IT-Teams betroffener Kommunen die Systeme wiederhergestellt. Um künftig besser gegen Cyberbedrohungen geschützt zu sein, fordert Geschäftsführer Mirco Pinske klarere gesetzliche Regelungen – etwa die Berücksichtigung kommunaler IT-Dienstleister in der NIS2-Richtlinie. mehr...

Screenshot eines pixeligen Bildschirms. Zu sehen ist auf dunklem Grund die hellblaue Schrift "Security", eine Mauszeigerhand zeigt darauf.

Sachsen-Anhalt: Mehr IT-Sicherheit für Kommunen

[04.11.2024] Um die Cybersicherheit in Sachsen-Anhalts Kommunen zu stärken, startete das Land gemeinsam mit dem BSI das Pilotprojekt SicherKommunal. Durch das Projekt sollen Städte, Landkreise und Gemeinden gezielt bei der Verbesserung ihrer IT- und Informationssicherheit unterstützt werden. mehr...

bericht

Lösungen: Cybersicherheit stärken

[13.09.2024] Die NIS2-Richtlinie bietet die Chance, die IT-Sicherheit auf ein deutlich höheres Level zu heben, ist aber auch mit Herausforderungen verbunden. Kommunen benötigen zudem Lösungen, die speziellen IT-Sicherheitsanforderungen genügen. mehr...

Zwei Versionen der Videokonferenzlösung Zoom haben ein IT-Sicherheitskennzeichen vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik erhalten.

BSI: IT-Sicherheitskennzeichen für Zoom

[11.09.2024] Für zwei seiner Produkte hat der vielfach genutzte Videokonferenzdienst Zoom das IT-Sicherheitskennzeichen vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erhalten. Geprüft wurden unter anderem der Accountschutz, Rechenzentrumsbetrieb und das Update- und Schwachstellenmanagement. mehr...

Die Panelteilnehmenden des Vitako-Empfangs.
bericht

IT-Sicherheit: Feuerwehr und Firewall

[02.09.2024] Cyberattacken treffen immer öfter auch Verwaltungen. Um kommunale IT besser abzusichern, fordert Vitako eine Reihe von Maßnahmen: eine stärkere Vernetzung, mehr Mittel, den Ausbau des BSI zur Zentralstelle und die Schaffung eines regulativen Rahmens. mehr...

Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (2.v.r.) übergibt das LSI-Siegel „Kommunale IT-Sicherheit“ an die Stadt Schwandorf.

Schwandorf: Siegel für IT-Sicherheit

[29.08.2024] Die Stadt Schwandorf hat vom bayerischen Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) jetzt das Siegel „Kommunale IT-Sicherheit“ erhalten. mehr...

Mirco Pinske

Interview: Wertvolle Lehren gezogen

[14.08.2024] Nach dem umfassenden Cyberangriff arbeitet der IT-Dienstleister Südwestfalen-IT an einer strategischen Neuausrichtung. Im Kommune21-Interview berichtet Geschäftsführer Mirco Pinske, wie die Aufarbeitung vorangeht und welche Konsequenzen bereits gezogen wurden mehr...

In München kümmert sich jetzt eine eigene Hauptabteilung um die IT-Sicherheit.

München: Hauptabteilung für IT-Sicherheit

[02.08.2024] Die bayerische Landeshauptstadt München misst der IT-Sicherheit einen hohen Stellenwert bei. Um dies zu verdeutlichen, wurde im IT-Referat jetzt eine neue Hauptabteilung für Cybersecurity gegründet. Geleitet wird sie von Chief Information Security Officer Thomas Reeg. mehr...

ITEBO: OpenR@thaus-Vorfall aufgearbeitet

[23.07.2024] Mit seinem Verwaltungsportal OpenR@thaus liefert ITEBO zahlreichen Kommunen eine Basisinfrastruktur, um Leistungen, wie vom OZG vorgesehen, digital anbieten zu können. Im Juni war die Lösung aus Sicherheitsgründen offline gestellt worden. Nun berichtet ITEBO im Detail über den Vorfall und dessen Aufarbeitung. mehr...

Zentralisierte Daten zur Auswirkung der Crowdstrike-/Azure-Panne auf Kommunalverwaltungen liegen dem BSI nicht vor. Einzelne Kommunen melden Ausfälle in geringem Maß.

Crowdstrike-Panne: Geringe Störungen bei Kommunalverwaltungen

[22.07.2024] Das Update des Sicherheitsdienstleisters Crowdstrike, das am Freitag globale IT-Ausfälle auslöste, hat auch dazu geführt, dass der kommunale IT-Dienstleister SIT seine Systeme sicherheitshalber abgeschaltet hat. Die Auswirkungen auf Kommunen waren aber lediglich geringfügig. mehr...

Dr. Stefan Wolf

Interview: Angriffe wird es immer geben

[10.07.2024] Öffentliche Einrichtungen rücken zunehmend in den Fokus von Cyber-Kriminellen und staatlich gelenkten Hackern. Kommune21 sprach mit regio-iT-Geschäftsführer Stefan Wolf, wie Städte und Gemeinden den Gefahren begegnen können. mehr...

Braunschweig ist eine von rund 300 Kommunen

OpenR@thaus: Serviceportal nicht erreichbar

[02.07.2024] Wegen einer Sicherheitslücke wurde das Serviceportal OpenR@thaus zum zweiten Mal in kurzer Zeit vom Netz genommen. Davon betroffen sind rund 300 Kommunen. Die Wartungsarbeiten dauern derzeit an. Offenbar besteht ein Zusammenhang zu einer Schwachstelle der BundID, die es erlaubt, relativ einfach auf einer eigenen Website ein BundID-Log-in umzusetzen. mehr...

Der Märkische Kreis geht viele richtige Wege

Märkischer Kreis: Bedrohungslagen nehmen zu

[27.05.2024] Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht, der Märkische Kreis geht jedoch viele richtige Wege, um einem Hacker-Angriff vorzubeugen. Das zeigt ein Bericht, den der IT-Sicherheitsbeauftragte des Märkischen Kreises jetzt im Digitalausschuss im Kreishaus Lüdenscheid vorgestellt hat. 
 mehr...