Intergeo 2019Branche in Bewegung
Die Geo-Informationsbranche ist derzeit einer starken Dynamik unterworfen. Dichte, Qualität und Heterogenität der Geodaten nehmen zu und bilden die Basis für innovative Lösungen von der App bis zur Smart City. Doch riesige Datenmengen organisieren sich nicht selbst. Sie müssen koordiniert werden. Auf der Intergeo, Kongress- und Leitmesse für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement, die vom 17. bis 19. September unter dem Motto „Wissen und Handeln für die Erde“ in Stuttgart stattfindet, treffen sich Experten aus aller Welt, um sich über neueste Trends und Anwendungen rund um Geodaten zu informieren.
Bei INSPIRE noch einiges zu tun
Amtliche Geodaten werden in der Geodaten-Infrastruktur Deutschland (GDI-DE) gebündelt. Diese hat sich dem Aufbau einer länder- und ressortübergreifenden Vernetzung und Bereitstellung von Geodaten verschrieben, und soll der öffentlichen Verwaltung, aber auch Wirtschaft, Wissenschaft und Bürgern Zugang zu Geodaten gewähren. Auch schafft die GDI-DE die Voraussetzungen dafür, in Deutschland die EU-Richtlinie INSPIRE (INfrastructure for SPatial InfoRmation in Europe) umzusetzen, welche die grenzübergreifende Nutzung von Daten in Europa erleichtern soll.
Rolf-Werner Welzel, Geschäftsführer des Hamburger Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung (LGV), hat Anfang 2019 für zwei Jahre den Vorsitz des Lenkungsgremiums der GDI-DE übernommen und freut sich über die zusätzliche Möglichkeit, die deutsche und europäische Geodaten-Infrastruktur durch Kooperationen und verstärkte Öffentlichkeitsarbeit nach vorne zu bringen. Das Thema INSPIRE sieht er derzeit auf allen drei Ebenen – bei Bund, Ländern und Kommunen – sehr stark in Bewegung. Denn bis Ende 2020 müssen Daten zu 34 Themenfeldern, darunter geografische Namen, Adressen, Verkehrsnetze, Schutzgebiete, Bodenbedeckung und Geologie, INSPIRE-kompatibel aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. „Deutschland liegt im europäischen Vergleich bei der Umsetzung im oberen Drittel“, so Welzel. „Doch bezüglich der Flächendeckung und Harmonisierung der Daten muss noch Einiges getan werden.“
Schwerpunkt Smart City
Die spannenden Themen rund um die Geodaten-Infrastruktur sind nur ein Baustein der Geodatenwelt auf der Intergeo. Ein weiterer Schwerpunkt von EXPO und CONFERENCE wird die Smart City sein. Seit Jahren betreten immer mehr Akteure die Bühne, die Chancen der digitalen Vernetzung der Stadt werden zunehmend gesehen und aktives Mitmachen gilt als attraktiv. Dennoch sind die regionalen Unterschiede innerhalb Deutschlands bezüglich der Entwicklung zur Smart City groß. Natürlich hat die ungleiche Bereitschaft der Kommunen viel mit Ressourcen und Geld zu tun. Doch sind Zögern und Abwarten in einer schnelllebigen Zeit die schlechtere Strategie. Dieser Meinung ist Günter Siebers, Amtsleiter im Stadtmessungsamt Stuttgart. Er ist auf dem Intergeo-Kongress mit dem Vortrag „BIM – eine Chance auch für die Geodäsie“ vertreten. Stuttgart nutzt die Digitalisierung, um Dienstleistungen bürgerfreundlicher zu machen. Günter Siebers geht das noch nicht weit genug. Er hofft darauf, dass das Building Information Modeling (BIM) sich unter der Regie des Vermessungswesens so schnell wie möglich etabliert und in seiner Stadt mindestens für Infrastrukturprojekte zur Anwendung kommt. „Wir Geodäten nutzen seit Mitte der 1980er-Jahre Geo-Informationssysteme, wir können eine Menge Know-how einbringen und sind prädestiniert für den Umgang mit 3D-Daten.“ Siebers ist überzeugt, dass es in fünf bis zehn Jahren Standard sein wird, dreidimensionale Modelle mittels Laser-Scannern und Drohnen (Unmanned Aerial Vehicle, UAV) zu erstellen: „Durch diese Art der Visualisierung und digitale Zwillinge lassen sich die Bürger noch viel besser beteiligen. Jeder kann sich dann zum Beispiel selbst eine Meinung bilden, inwieweit ein geplantes Bauwerk in die Landschaft passt.“
Blick in die Zukunft
Auch Wolfgang Richter, bei Hexagon Geospatial Vice President der EMEA Region, beschäftigt sich mit der Smart City, genauer: mit innovativen Location-Intelligence-Lösungen. Den wesentlichen Trend des Geodaten-Managements und somit die größte bevorstehende Herausforderung fasst er zusammen in drei V: Volume, Variety und Velocity, also Datenmenge, -vielfalt sowie die zunehmende Geschwindigkeit, mit der Daten erzeugt und verarbeitet werden. „Man hat historische ebenso wie aktuelle Daten und will mittlerweile mit Geodaten sogar in die Zukunft sehen können“, so Richter, „aktuelle Lösungen kommen da schnell an ihre Grenzen.“ Ein Schlüssel liegt in neuen Technologien bei der Datenprozessierung. Ein weites Feld, auf dem Themen wie Edge Computing, also die dezentrale Datenverarbeitung am Rand des Netzwerks, oder die Nutzung des Grafikprozessors für rechenintensive Anwendungen nur zwei von vielen Ansätzen sind.
Ob Infrastruktur, Management oder Technologie, die digitale Transformation ist in vollem Gange und die dynamische Welt der Geodaten hat viele und immer neue Facetten. Auf der Intergeo bringen mehr als 680 Aussteller und zahlreiche internationale Experten ihr Wissen und ihre Ideen zusammen – ein hochinteressanter Blick in unsere digitale Zukunft.
Leser gelangen kostenlos auf die Intergeo
Leser von Kommune21 erhalten kostenlosen Eintritt zur Intergeo und Smart City Solutions. Dazu im EXPO Ticketshop unter www.intergeo.de/tickets den Gutscheincode K21-INTERGEO2019 einlösen.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe September 2019 von Kommune21 im Schwerpunkt Geodaten-Management erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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