Donnerstag, 26. Dezember 2024

REPORTCeBIT in guter Stimmung

[07.03.2011] Mit dem Verlauf der diesjährigen CeBIT zeigten sich sowohl Veranstalter als auch Aussteller zufrieden. Als Zugpferd der Messe erwies sich das Leitthema Cloud Computing. Im Public Sector Parc interessierten sich die Besucher vor allem für Anwendungen rund um den neuen Personalausweis.

Mehr als 4.200 Unternehmen aus rund 70 Ländern haben in der vergangenen Woche (1. bis 5. März 2011) auf der IT-Messe CeBIT ihre Lösungen rund um Computer, Telekommunikation und Internet-Dienstleistungen präsentiert. Nach Angaben der Deutschen Messe AG belegte die CeBIT in diesem Jahr 20 Hallen – zwei mehr als im Vorjahr. Insgesamt seien 339.000 Besucher aus 90 Nationen nach Hannover gekommen. Auch die Aussteller zeigten sich laut Veranstalter zufrieden. Die Unternehmen hätten schon nach den ersten beiden Tagen von einer extrem positiven Resonanz gesprochen. Ernst Raue, CeBIT-Vorstand bei der Deutschen Messe AG, konstatierte: „Das neue Vier-Plattformen-Konzept hat sich als voller Erfolg erwiesen.“ Insbesondere im Public Sector Parc in Halle 9 der Messe habe eine gute Stimmung bei Ausstellern und Besuchern geherrscht.
Der Fokus der CeBIT lag in diesem Jahr auf dem Thema Cloud Computing. Damit habe man ein starkes Zugpferd eingespannt, erklärte Dieter Kempf, Vorstandsvorsitzender der Firma DATEV: „Das Thema kommt am DATEV-Messestand hervorragend an.“ Neben IT-Lösungen aus der Wolke lagen Schwerpunkte in Halle 9 auf Anwendungen für den neuen Personalausweis (nPA), die sichere elektronische Kommunikation über De-Mail sowie die einheitliche Behördenrufnummer 115.

Mehrwert durch nPA

Inhaber eines neuen Personalausweises mit freigeschalteter Online-Ausweisfunktion erhielten freien Eintritt zur CeBIT. Diese Möglichkeit nutzte neben rund 1.000 Besuchern auch Thomas de Maizière, zu Messebeginn noch Bundesinnenminister. „Hier kann man sehen, welche Mehrwerte der neue Personalausweis für die Bürgerinnen und Bürger bietet. Die Aktion ist außerdem ein gutes Signal für die Nutzung des nPA durch Unternehmen“, so der Minister. In seiner Rede zur Eröffnung des Public Sector Parc sagte de Maizière, der Start des nPA hätte zwar besser verlaufen können, die Bürger gingen aber gelassen mit der Debatte über das neue Ausweisdokument um. Inzwischen habe man rund 2,5 Millionen Ausweise produziert, dies sei nach den anfänglichen Problemen nicht schlecht. „Nicht zufrieden bin ich allerdings damit, dass noch kaum elektronische Anwendungen für den nPA zur Verfügung stehen“, so de Maizière. „Ich kann daher nur an alle appellieren: Um des Erfolges und der Akzeptanz für den nPA willen sollten wir schnell solide und attraktive Anwendungen anbieten können.“
Einige Lösungen, welche die eID-Funktion des nPA nutzen, konnten die CeBIT-Besucher am Stand der Bundesbeauftragten für Informationstechnik testen, so etwa die elektronische Kfz-Zulassung mit dem neuen Personalausweis. Entsprechende Anwendungen aus dem Bereich Melde- und Kfz-Wesen präsentierte das Unternehmen HSH, die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) stellte den Prototyp ihres Bürgerservice-Portals vor, auf welchem verschiedene Online-Dienstleistungen gebündelt werden. In der Pilotkommune Ingolstadt können die Bürger die Lösungen nach Angaben der AKDB voraussichtlich ab Mai 2011 nutzen, im Laufe des Jahres soll das Portal in weiteren Städten und Gemeinden pilotiert werden.

Hessen unterschreibt mit dem nPA

Darüber hinaus zeigten das Land Hessen, die Bundesdruckerei und der SAP-Konzern am Beispiel der Online-Antragstellung beim Einheitlichen Ansprechpartner Hessen, wie eine qualifizierte elektronische Signatur innerhalb weniger Minuten auf den neuen Personalausweis übertragen und genutzt werden kann. Bislang dauert der Antragsprozess für eine digitale Signatur im Schnitt fünf bis zehn Arbeitstage. Die Daten des Anwenders müssen dabei zunächst digital und nach einem persönlichen Identifikationsvorgang per Post bei einem akkreditierten Trustcenter eingehen, bevor sie bearbeitet werden dürfen. Authentifiziert sich der Anwender hingegen online mit seinem neuen Personalausweis, werden die Daten verschlüsselt an ein Trustcenter übermittelt. Dort wird umgehend ein Zertifikat erstellt, das über eine angepasste Version der AusweisApp auf den Personalausweis zurückgespielt wird.
Mit dem Prototyp werde gezeigt, wie Gewerbetreibende ihre Online-Anträge mit einem Zertifikat auf ihrem neuen Personalausweis medienbruchfrei signieren und die Verfahren somit durchgängig elektronisch abwickeln können. Zum Einsatz kommen so genannte Ad-hoc-Zertifikate, welche nur für einen bestimmten Anwendungszweck heruntergeladen werden können. Neu ist nach Angaben von Matthias Merx, Bereichsleiter Trusted Solutions bei der Bundesdruckerei, dass die Diensteanbieter die Zertifikate sponsern können, sodass sie für die Nutzer kostenlos sind. „Diese Idee ist nicht nur gut, sondern auch pfiffig“, befand Günther Benz, Amtschef im Innenministerium Baden-Württemberg und derzeitiger Vorsitzender des IT-Planungsrates. Alle Initiativen, welche Bürgern und Unternehmen den Zugang zur elektronischen Verfahrensabwicklung erleichterten, seien uneingeschränkt zu begrüßen. Auch Ministerialdirigent Peter Batt, ständiger Vertreter des IT-Direktors im Bundesministerium des Innern (BMI), lobte: „Mit dieser Lösung wird demonstriert, wie vielseitig einsetzbar der neue Personalausweis ist.“ Hessen-CIO Horst Westerfeld erklärte, der entwickelte Prototyp sei ein wichtiger Schritt für das E-Government in Deutschland: „Unsere Vision und Zielsetzung ist es, dass alle Prozesse zwischen Verwaltung, Bürgern und Unternehmen in Zukunft online erledigt werden können – dies dürfen wir aber nicht erst in zehn Jahren erreichen, sondern in zwei bis drei.“ Der neue Personalausweis sei hierfür ein wichtiges Instrument und dessen Einführung insgesamt als großer Erfolg zu werten. „Andere Länder mit elektronischem Ausweis, wie Belgien oder Spanien, haben viel mehr Schwierigkeiten und sind noch nicht so weit wie wir“, meinte der Hessen-CIO. Es sei nicht zielführend für die E-Government-Entwicklung in Deutschland, wenn kleine Fehler oder Risiken immer in den Vordergrund gestellt würden: „Bei uns ist der Perfektionismus vielleicht manchmal etwas übertrieben.“

Sichere Cloud made in Germany

Neben dem neuen Personalausweis stand vor allem das Thema Cloud Computing im Fokus der diesjährigen CeBIT – so auch in Halle 9. Noch-Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagte anlässlich der Eröffnung des Public Sector Parc, er glaube zwar nicht, dass Schätzungen hinsichtlich des Einsparpotenzials von Cloud-Technologien zuträfen – laut dem Marktforschungsinstitut IDC können bis zu 50 Prozent der traditionellen IT-Budgets durch Cloud-Lösungen entfallen –, dennoch eröffne die Entwicklung der Informationstechnologie viele Chancen. Der Anwendung von Cloud Computing in der Verwaltung stünden derzeit aber noch komplexe rechtliche und technische Fragen zur Vertragsgestaltung, zum Urheberrecht, zu IT-Sicherheit und zum Datenschutz entgegen. Das BMI werde hierzu noch 2011 eine Tagung durchführen, mit dem Ziel, Lösungen für diese Fragen zu finden. An die Cloud-Anbieter appellierte de Maizière: „Lassen Sie Ihren Marketing-Ankündigungen nun auch Taten folgen.“ Dazu zähle insbesondere die Entwicklung einer sicheren Infrastruktur. „Die sichere Cloud made in Germany möchte ich gerne sehen, aber nicht nur als Blaupause“, so der Minister. BITKOM-Präsident August-Wilhelm Scheer erklärte: „Da Deutschland beim Thema Sicherheit ein gutes Image und große Kompetenz vorweisen kann, liegt es nahe, dass die IT-Wirtschaft beim Cloud Computing hier einen Schwerpunkt setzt.“
Die Entwicklung und Erprobung sicherer und rechtskonformer Cloud-Lösungen werden zudem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) in den kommenden drei Jahren mit rund 50 Millionen Euro unterstützt. Im Rahmen des Wettbewerbs Trusted Cloud wurden dafür zwölf Projekte aus den Bereichen Basistechnologien, Industrie, Gesundheit und Öffentlicher Sektor ausgewählt. Die Gewinner wurden auf der CeBIT bekannt gegeben. In der Kategorie öffentliche Verwaltung konnten sich das IT-Dienstleistungszentrum Berlin (ITDZ Berlin) und regio iT aachen durchsetzen.
In Berlin wird ein Konsortium unter Führung des ITDZ mit dem Zuschuss aus Bundesmitteln eine cloudbasierte Online-Plattform mit Applikationen für Bürger und Unternehmen entwickeln. Das Projekt goBerlin soll nach Angaben des ITDZ für jede Lebenslage Dienstleistungsangebote von Ämtern und Unternehmen über abgesicherte Service-Gateways bereitstellen. Im Rahmen der Pilotierung im Großraum Berlin würden zunächst Apps rund um das Szenario Umzug entwickelt und implementiert. Ziel sei es, Bürgern alle Dienste, die im Zusammenhang mit einem Umzug benötigt werden könnten, auf einer rechtssicheren Internet-Plattform zur Verfügung zu stellen. Bei Online-Prozessen, etwa aus dem Meldewesen, setzen die Partner auch auf die eID-Funktion des neuen Personalausweises.
Ausgewählt wurde vom BMWi zudem ein Konsortium aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen, kommunalen IT-Anbietern und Unternehmen unter Führung des IT-Dienstleisters regio iT aachen. Dieses plant im Rahmen des Projekts CloudCycle, eine Cloud-Umgebung aufzubauen, welche Bedenken im Hinblick auf Datensicherheit, rechtliche Rahmenbedingungen sowie der Interoperabilität zwischen Cloud-Anbietern Rechnung trägt. Ziel ist es, die Attraktivität der Technologie für die öffentliche Verwaltung und den Mittelstand in Deutschland zu erhöhen. Die im Projekt entwickelten Verfahren sollen exemplarisch in den Bereichen Schulverwaltung und Bürgerportale erprobt werden.

Ort des Austausches

Besonders hervorgehoben wurde auf der diesjährigen CeBIT das starke Vertrauensverhältnis zwischen Politik und IT-Wirtschaft. Thomas de Maizière: „Es gibt kaum einen Bereich, wo Politik und Wirtschaft so zielorientiert, konstruktiv und ohne Imponiergehabe zusammenarbeiten wie in der Informationstechnologie.“ Die gemeinsame Halle auf der CeBIT sei ein wichtiger Ort des Austausches zwischen Verwaltung, Lösungsanbietern und Anwendern. Als Beispiel für die Bedeutung der Messe führte der Minister das Projekt De-Mail an: „Ein entscheidendes Argument bei der Verabschiedung des De-Mail-Gesetzes war am Ende: Wir möchten gerne zur CeBIT fertig sein.“ Laut BITKOM-Präsident August-Wilhelm Scheer trägt der Nationale IT-Gipfel zur guten Atmosphäre und zum erfolgreichen Zusammenwirken von Staat und IT-Branche erheblich bei: „Um dieses Instrument werden wir von vielen anderen Ländern beneidet.“
Auch beim geplanten Cyber-Abwehrzentrum seien eine gute Zusammenarbeit und ein gegenseitiger Austausch wichtig, erklärte Noch-Bundesinnenminister Thomas de Maizière in seiner Eröffnungsrede. „Cyber Security lässt sich weder vom Staat noch von der Wirtschaft im Alleingang bewerkstelligen“, so der Minister. Das neue Zentrum solle daher als gemeinsame Stelle von Privatwirtschaft und Politik den gegenseitigen Austausch befördern, um eine vernünftige Strategie für die Abwehr von IT-Attacken für den Standort Deutschland zu organisieren. de Maizière: „Es liegt in der Natur des Internet, dass hier jeder – Wirtschaft, Staat und Private – Verantwortung tragen muss. Den Cyber-Raum müssen und wollen wir gemeinsam entwickeln und fördern. Auch für dieses gemeinsame Anliegen der Zukunft steht der Public Sector Parc.“





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