InterviewCo-CIO für Hessen
![Roland Jabkowski ist Co-CIO des Landes Hessen.](https://www.kommune21.de/wp-content/uploads/2024/08/29701_bild_gross1_0918_jabkowski_440.jpg)
Roland Jabkowski ist Co-CIO des Landes Hessen.
(Bildquelle: Hessisches Ministerium der Finanzen/Fredrik von Erichsen)
Herr Jabkowski, seit dem Jahr 2017 stehen Sie dem hessischen Chief Information Officer, Finanzminister Thomas Schäfer, als Co-CIO zur Seite. Was gab den Anstoß, das Amt eines Co-CIOs einzurichten?
Hessen hat im Jahr 2015 die ‚Digitale Verwaltung Hessen 2020‘ vorgestellt. Mit dieser digitalen Agenda treiben wir die Verwaltungsmodernisierung weiter voran. Hierbei gilt es, eigene Strukturen stetig zu verbessern und alle Kräfte zu bündeln. Hessen hat in diesem Kontext klugerweise erkannt, dass es sinnvoll ist, die ressortübergreifende Koordinierung zu stärken, um neben den strategischen Grundsatzfragen auch in den ganz alltäglichen Projekten noch besser voranzukommen.
Wie sind Sie zu dem neuen Amt gekommen?
Der gute Ruf, den Hessen bereits seit vielen Jahren im E-Government-Bereich genießt, war auch in Österreich klar zu vernehmen. Mich persönlich hat zudem ein beruflicher Perspektivwechsel gereizt. Nach den ersten, sehr angenehmen Gesprächen in Wiesbaden fühlte ich mich darin bestätigt, diese spannende Aufgabe, nämlich Hessen weiter als Spitzenbundesland im Bereich des E-Governments mitzuprägen, anzunehmen.
Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Amtszeit als Co-CIO gesetzt?
Mein wesentliches Ziel war und ist es, spürbare Ergebnisse zu produzieren. Auch wenn so manches Vorhaben in der Umsetzung natürlich seine Zeit braucht. Ich möchte Brücken bauen und die Entscheidungsträger an einen Tisch bringen. Denn auch im E-Government geht es nur gemeinsam voran.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen CIO und Co-CIO?
Die Zusammenarbeit zwischen dem Finanzminister und mir ist von einer sehr angenehmen, kollegialen und zielgerichteten Arbeitsweise gekennzeichnet. Das gilt im Übrigen auch für die Zusammenarbeit mit den vielen anderen Kollegen, etwa dem hessischen Innenminister. Gemeinsam haben wir beispielsweise den Aufbau des neuen Verwaltungsportals auf den Weg gebracht. Bis zum Jahr 2019 ist ein flächendeckendes Online-Angebot vorgesehen. Verwaltungsvorgänge können dann jederzeit, papierlos und bequem von zu Hause aus gestellt werden. Ferner schreibt das Onlinezugangsgesetz Politik und Verwaltung vor, bis zum Jahr 2022 alle Verwaltungsangebote zu digitalisieren. Wir arbeiten deshalb intensiv mit allen Akteuren zusammen und setzen im Rahmen des Projekts einer digitalen Modellbehörde die gesetzlichen Vorgaben um. Dies sind nur zwei von zahlreichen Projekten.
Vor Ihrem Amtsantritt in Hessen haben Sie in Österreich bereits über Jahrzehnte Erfahrungen im IT- und Verwaltungsbereich gesammelt. Wie profitieren Sie jetzt von diesen Erfahrungen?
Vieles, was ich in meiner vorherigen Funktion im Bundesrechenzentrum in Wien lernen durfte, hilft mir heute sicherlich weiter. Ich konnte ein gutes Verständnis für neue Prozesse und Verfahren in Verwaltungsstrukturen entwickeln. Als Geschäftsführer des Bundesrechenzentrums habe ich außerdem gelernt, wie wichtig eine nachhaltige Finanzierung von IT-Projekten ist. Der Einsatz moderner IT darf kein Selbstzweck sein, er muss den Bürgerinnen und Bürgern, der Wirtschaft und natürlich der Verwaltung dienen. Selbstverständlich lerne ich aber auch tagtäglich dazu. Es ist immer wichtig, offen für Neues zu sein, viele Meinungen zu hören und sich neuen Entwicklungen nicht zu verschließen, um am Ende das Mögliche erreichen zu können.
„Der gute Ruf Hessens im Bereich E-Government war auch in Österreich klar zu vernehmen.“
In welchen Bereichen ist Hessen hinsichtlich der Digitalisierung der Verwaltung gut aufgestellt und wo besteht Nachholbedarf?
In Hessen hat man schon sehr früh einen besonderen Fokus auf die Standardisierung von Querschnittsverfahren gelegt. Wir konnten so nicht nur unsere IT-Kosten erheblich senken, sondern in der Breite auch neue IT-Innovationen auf dieser Basis aufbauen. Beispielhaft sind hier der in der Verwaltung landesweit eingesetzte HessenPC und die einheitliche Landschaft für das Personal- und Rechnungswesen. Wie viele öffentliche Verwaltungen anderer Bundesländer auch, hat Hessen aber Nachholbedarf bei der Gewinnung neuer IT-Fachkräfte. Vor diesem Hintergrund haben wir uns beispielsweise dazu entschieden, gemeinsam mit der Hochschule RheinMain zum Start des Wintersemesters ein duales Studium der Wirtschaftsinformatik, mit dem Schwerpunkt Verwaltungsinformation, aufzusetzen. Dadurch werden wir neue kluge Köpfe für unsere Verwaltung gewinnen können. Das ist ein prima Ansatz.
Welche sind die derzeit drängendsten Herausforderungen mit Blick auf die Verwaltungsdigitalisierung in Hessen?
Wie allen anderen Ländern und dem Bund steht Hessen mit der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes eine große Aufgabe ins Haus. Zur flächendeckenden Digitalisierung der Behördenleistungen wurde deshalb im Jahr 2017 das bereits genannte Vorhaben einer digitalen Modellbehörde gestartet. Erste Umsetzungen sind in diesem Jahr erfolgt. Um diese Herkulesaufgabe zu bewältigen, müssen alle Akteure ebenenübergreifend noch viel mehr zusammenarbeiten. Hessen sucht deshalb noch stärker als bislang aktiv die Zusammenarbeit mit Bund, Ländern und Kommunen. Für notwendige Neuentwicklungen sollte meiner Meinung nach der Grundsatz gelten: Kooperation bei der Entwicklung geht vor alleinige Entwicklung.
Wie unterscheidet sich Deutschland bei der Verwaltungsdigitalisierung von Österreich?
Österreich ist im Bereich der Verwaltungsdigitalisierung grundsätzlich schon sehr gut aufgestellt. Besonders den dortigen, vergleichsweise pragmatischen Ansatz kann man sicherlich hervorheben. In Deutschland wird meist nach Perfektion gestrebt. Natürlich soll das Ergebnis am Ende sehr gut werden, zu viel Perfektionismus kann für den Fortschritt aber auch hinderlich sein. Andererseits sehe ich im IT-Föderalismus in Deutschland großes Potenzial für die konsequente Weiterentwicklung der digitalen Verwaltung. Grundvoraussetzung dafür ist die verstärkte Zusammenarbeit. Lasst uns voneinander lernen, lasst uns einander helfen. Nur so geht es. Das muss in unser aller Köpfe rein.
Welche Ziele möchte Hessen im Bereich der Verwaltungsdigitalisierung als nächstes erreichen und wie tragen CIO und Co-CIO dazu bei?
Wir wollen für die Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen einfach zu bedienende, sichere und medienbruchfreie Verwaltungsangebote schaffen, die flächendeckend und rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Bis zum Beginn der neuen Legislaturperiode möchten wir eine fortgeschriebene, schlagkräftige Programmorganisation aufbauen, welche die Digitalisierung der hessischen Verwaltung weiter vorantreibt. Für dieses Ziel arbeiten wir und dafür wollen wir auch die notwendige Akzeptanz in Politik, Öffentlichkeit und Verwaltung schaffen.
OZG: „Aufenthalt“ erreicht alle Milestones
[07.02.2025] Das maßgeblich vom Land Brandenburg vorangetriebene OZG-Projekt „Aufenthalt“ hat alle Vorgaben des OZG-Verwaltungsabkommens erfüllt. Inzwischen nutzen über 270 Ausländerbehörden die digitalen Dienste, weitere 170 befinden sich im Roll-out. Die Weiterentwicklung läuft kontinuierlich. mehr...
Sachsen: Neue CIO für den Freistaat
[07.02.2025] Daniela Dylakiewicz ist neue CIO des Freistaats Sachsen. Um die digitale Verwaltungstransformation voranzutreiben, strebt sie eine enge Zusammenarbeit mit den Kommunen des Landes an. mehr...
Deutscher Landkreistag: Aufgabenbündelung ja, Verfassungsänderung nein
[06.02.2025] Der vom Normenkontrollrat vorgebrachte Vorschlag einer stärkeren Bündelung staatlicher Aufgaben wird vom Deutschen Landkreistag unterstützt. Der kommunale Spitzenverband warnt aber auch vor zentralistischen Strukturen und lehnt vorgeschlagene Verfassungsänderungen ab. mehr...
Kreis Recklinghausen: Info-Plattform zum Smart-City-Ansatz
[03.02.2025] Eine Informationsplattform zur regionalen Digitalisierungsstrategie haben der Kreis Recklinghausen und die zehn kreisangehörigen Städte online geschaltet. Das Portal stellt die fünf Handlungsfelder und unterschiedlichen Projekte rund um den Smart-City-Ansatz vor und listet Neuigkeiten und Veranstaltungshinweise auf. mehr...
Bayern: Einheitlicher kommunaler IT-Dienstleister geplant
[28.01.2025] Im Frühjahr startet die neue Umsetzungsphase der Zukunftskommission #Digitales Bayern 5.0. Unter den Maßnahmen ist auch die Einführung eines einheitlichen kommunalen IT-Dienstleisters bis Ende 2025. mehr...
Vitako: 10-Punkte-Plan zur Digitalisierung
[24.01.2025] Vitako fordert in einem 10-Punkte-Plan klare Prioritäten, Investitionen und Kooperation aller Ebenen, um die Digitalisierung voranzutreiben und Krisen zu kontern. Dabei gehe es um die Sicherung kommunaler Handlungsfähigkeit ebenso wie um die nationale Koordination und die Berücksichtigung EU-weiter Strategien. mehr...
Hamburg: Neue Digitalstrategie vorgestellt
[22.01.2025] Hamburg hat seine neue Digitalstrategie präsentiert. In den kommenden Jahren soll das digitale Angebot konsequent ausgebaut werden, um den Kontakt mit den Behörden so einfach und effizient wie möglich zu gestalten. Wo es möglich ist, setzt die Freie und Hansestadt dabei auch auf Automatisierung und Künstliche Intelligenz. mehr...
Wolfsburg: Neuer smarter Geschäftsbereich
[20.01.2025] Mit organisatorischen Änderungen ist die Wolfsburger Stadtverwaltung in das neue Jahr gestartet. Unter anderem wurden die Bereiche Informationstechnologie und Smart City im Geschäftsbereich Smart City und IT-Services zusammengeführt. mehr...
Saarland: Digitalisierungsoffensive für Kommunen wird konkreter
[20.01.2025] Die 2021 auf den Weg gebrachte Digitalisierungsoffensive für Kommunen im Saarland nimmt Gestalt an: 17 Millionen Euro aus dem Sondervermögen Pandemie wurden an konkrete Projekte gebunden, darunter KI-gestützte Chatbots, Verkehrsdatenerfassung und Straßenmanagementsysteme. mehr...
Hessen: Kommunale Verwaltungsdigitalisierung wird gestärkt
[15.01.2025] Das Land Hessen und die kommunalen Spitzenverbände wollen die kommunale Verwaltungsdigitalisierung weiter unterstützen. Die bisherige Koordinierungsstelle OZG-Kommunal wird zur Kompetenzstelle erweitert, die Digitalisierungsplattform civento wird weiter finanziert. mehr...
IT-Planungsrat: Kommunen im Fokus
[13.01.2025] Im Jahr 2025 führt Mecklenburg-Vorpommern den IT-Planungsrat. Im Fokus sollen die Föderale Digitalstrategie und eine stärkere Einbindung der Kommunen stehen. Geplant ist auch eine Stärkung und Weiterentwicklung der FITKO. mehr...
Digitalisierung: Blick in die Glaskugel
[07.01.2025] Agil, bürokratiearm und Ende-zu-Ende digitalisiert – so sollen die Kommunalverwaltungen im Jahr 2030 aussehen. Im Moment sind sie davon aber oft noch weit entfernt. Sind die gesetzten Ziele realistisch? mehr...
Brandenburg: OZG-Umsetzung auf Kurs
[19.12.2024] In seiner OZG-Bilanz meldet Brandenburg für 2024 deutliche Fortschritte: 100 neue digitale Verwaltungsdienste wurden eingeführt, insgesamt sind nun 650 verfügbar. Fördermittel und Kampagnen unterstützen Kommunen bei der Digitalisierung. mehr...
Digitalisierung: IT-Budgets zusammenziehen
[18.12.2024] Dr. Martin Hagen, Staatsrat beim Senator für Finanzen in der Freien Hansestadt Bremen, spricht über seine Vorschläge zur Registermodernisierung und fordert mehr Zentralisierung bei der Steuerung und Budgetierung von IT-Großprojekten. mehr...
Digitale Bildung: Dem DigitalPakt 2.0 einen Schritt näher
[17.12.2024] Bundesbildungsminister Cem Özdemir und die Bildungsministerkonferenz der Länder (Bildungs-MK) haben eine Vereinbarung über den DigitalPakt Schule 2.0 getroffen. Dieser sieht eine Investition von insgesamt fünf Milliarden Euro vor, die gleichmäßig zwischen Bund und Ländern aufgeteilt werden. mehr...