Mittwoch, 9. Oktober 2024

FreiburgDen Wandel aktiv gestalten

[31.01.2024] Die Stadt Freiburg im Breisgau investiert in einem umfassenden Projekt rund 200 Millionen Euro in den Ausbau der digitalen Lernumgebung an ihren Schulen. Dabei wird auf einen einheitlichen technologischen Standard und umfassenden Support Wert gelegt.
Stadt Freiburg will einheitliche digitale Schulumgebung aufbauen.

Stadt Freiburg will einheitliche digitale Schulumgebung aufbauen.

(Bildquelle: FWTM/Spiegelhalter)

Im Rahmen ihrer Digitalisierungsoffensive für Schulen schafft die Stadt Freiburg im Breisgau eine digitale Lernumgebung, die darauf abzielt, ein ortsunabhängiges Lehren und Lernen zu ermöglichen und kontinuierlich zu verbessern. Unter dem Leitgedanken Schule.digital konzentrieren sich die Anstrengungen auf die Stärkung der technologischen Grundlagen mit adäquater Technik und Medienausstattung, eine zen­trale Schulplattform und einen professionellen Betrieb der notwendigen Infrastruktur. Dabei gilt es, die Herausforderung einer zehnfachen digitalen Ausstattung zu stemmen und die technologischen Aufgaben der Schulträgerin Stadt Freiburg an 66 städtischen Schulen mit etwa 40.000 Nutzenden umzusetzen.
Denn standen an einer weiterführenden Schule bislang 100 Tablets für 1.000 Schülerinnen und Schüler zur Verfügung, müssen Schulen zukünftig in der Lage sein, auf 1.000 Tablets gleichzeitig digitale Inhalte zu nutzen, zu streamen oder über Präsentationstechnik zu visualisieren. Die dafür notwendige bauliche und technische Infrastruktur ist aktuell in den meisten Schulgebäuden noch gar nicht für diese Qualität und Quantität ausgelegt und umfasst verschiedene Bereiche – etwa die Anbindung an das leistungsfähige Breitbandnetz, eine strukturierte Netzwerkverkabelung mit flächendeckendem WLAN, einfach zu bedienende Präsentationstechnik sowie leistungsfähige Elektroin­stallationen mit Lade-Infrastruktur für die Anbindung der Endgeräte aller Nutzergruppen einer Schule. Dies ist nur noch durch zentrale technische Konzepte mit einem hohen Anteil an Automatisierung und aktivem Monitoring der Administration zu gewährleisten, vor allem hinsichtlich der Anforderungen an Stabilität und IT-Sicherheit. Im Sinne der Gleichbehandlung aller Schülerinnen und Schüler wird in Freiburg zudem eine standardisierte Tablet-Ausstattung eingeführt. Trotz der aktuellen gesetzlichen Veränderungen auf Landesebene (§ 115b Schulgesetz) betont die Stadt damit ihren Teil der Verantwortung für zeitgemäße Pädagogik.

Wandel in der Denk- und Arbeitsweise

Ein umfassender Support, der über Produkte und Dienstleistungen hinausgeht, ist dabei von grundlegender Bedeutung. Bei der Vielzahl an Schulen mit ihren knapp 40.000 Endnutzenden ist eine effiziente Organisation mit Einbindung externer Partner unerlässlich. Es werden zentrale Prozesse umgesetzt, die einen Wandel in der Denk- und Arbeitsweise für Schulen und auch der Verwaltung bedeuten.
Die zukünftige Schulplattform umfasst eine Infrastruktur mit integriertem Lern-Management-System für die Speicherung und den Zugriff auf schulische Inhalte. Zusätzlich bietet sie Kollaborations- und Kommunikationstools für den Austausch von Lehrmaterialien, Verwaltungsaufgaben und Konferenzen. Jede Schule kann über die Plattform intern arbeiten und ist zugleich mit dem zentralen Hosting verbunden. Das entlastet die Verwaltung, da Software-Updates, Wartungsarbeiten und Bestellungen zentral koordiniert werden. Der Ausbau der Schulen stellt einen fortlaufenden Prozess dar, der jährlich etwa 200 Klassen- und Fachräume betrifft. Während weitere Gebäude aufgerüstet werden, sind vorübergehende Lösungen für den laufenden Betrieb im Einsatz, bis alle in das zentrale Betriebsmodell integriert sind. Intention ist es, Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Fachpersonal optimalen Support beim Lehren, Lernen und Arbeiten zu bieten. Darum zielen alle Kräfte darauf ab, interne Schulabläufe zu verbessern und die Schulen insbesondere in Zeiten von Lehrkräftemangel, steigenden Schülerzahlen und Cyber-Kriminalität zu entlasten.

Gemeinschaftliches Engagement

Die Vielschichtigkeit des Projekts erfordert eine außerordentliche Herangehensweise, da herkömmliche Verwaltungsstrukturen nicht ausreichen. Innerhalb einer umfassenden Digitalisierungsstrategie der Stadt Freiburg (digital.freiburg.de) wurde daher eigens eine Projektgruppe ins Leben gerufen. Diese koordiniert und gewährleistet die Planung, Steuerung und Umsetzung sowie den anschließenden Betrieb der Schuldigitalisierung.
Die Leitung obliegt dem Fachamt für Digitales und IT (DIGIT), während interdisziplinäre Teams aus Mitgliedern des DIGITs, des Amts für Schule und Bildung, des Gebäude-Managements sowie externen Partnern bestehen. In diesen Teams werden Strategien und Konzepte entwickelt, technologische Lösungen vorangetrieben und Verwaltungsaufgaben koordiniert. Die Schulen arbeiten eng mit der Projektgruppe zusammen, um Ergebnisse und Informationen zu liefern, die in die Entwicklung weiterer Lösungen einfließen. Die Beteiligung aller ist aufgrund der Dimension und wechselseitigen Abhängigkeiten herausfordernd und komplex. Daher sind eine hohe Fortbildungsbereitschaft, Kollaboration und gemeinschaftliches Engagement erforderlich, insbesondere seitens der Lehrkräfte, welche die Integration digitaler Bildung im Unterricht vorantreiben und sich auf neue Prozesse einlassen müssen.
Die Investition in Technologie, Schulungen, Planung und laufende Betriebskosten erfordert beträchtliche Ressourcen, sowohl finanziell als auch personell. Die Schulträgerin steht dabei nicht nur vor der Herausforderung, diese Belastungen zu bewältigen und eine nachhaltige Einführung sicherzustellen, sondern muss zudem auch eine unklare Beteiligung von Land und Bund überbrücken. Dabei bietet die Digitalisierung der Schulen die Möglichkeit, Werte wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, Chancengerechtigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu fördern. Der Umgang mit Technologie spiegelt diese Werte wider, indem auf langlebige Hardware, Reparaturmöglichkeit und offene Systeme gesetzt wird.

Entlastung durch zentrale Digitalisierung

Freiburgs Herausforderungen sind repräsentativ für viele deutsche Schulen und Verwaltungen, die finanziell klug handeln müssen. Die Qualifikation der Beteiligten prägt das zukünftige Lernumfeld. Stadtverwaltung, Schulen und das Land sind aufgefordert, gemeinsam an diesem Aufbau zu arbeiten. Eine einheitliche digitale Schulumgebung bietet zahlreiche Vorteile, beispielsweise bei der Integration von Flüchtlingen oder großen Schülerzahlen. Obwohl in Grundschulen noch immer mit traditionellen Materialien gearbeitet wird, bietet eine einheitliche IT-Architektur beim Schulwechsel innerhalb der Stadt Kontinuität im Lernprozess.
Die zentrale Digitalisierung entlastet Schulen durch besseres Monitoring, Automatisierung und verbesserte IT-Sicherheit. Das Land muss dabei eine tragende Rolle übernehmen, finanziell entlasten und landesweite Standards für digitale Bildung schaffen. Eine koordinierte Qualifizierungsoffensive für Lehrkräfte sowie die Anpassung von Prüfungen an digitale Rahmenbedingungen sollten ebenfalls in die Verantwortung des Landes fallen. Freiburg investiert rund 200 Millionen Euro in den Ausbau und die Anbindung der Bestandsschulen sowie weitere mehrere hundert Millionen Euro in Neubauten und zeigt damit, dass die Stadt nicht nur die Zukunft der Schülerinnen und Schüler im Blick hat, sondern den Wandel im Bildungssystem aktiv gestaltet.

Elisabeth Schroth ist Projektleiterin ­Digitalisierung Freiburger Schulen bei der Stadt Freiburg im Breisgau.


Stichwörter: Schul-IT, Freiburg


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Schul-IT
v.l.: Pforzheims Bürgermeister Frank Fillbrunn; Vera Wasserbäch, Projektleiterin des DigitalPakt Schule im ABS; Martin Hoffmann, Schulleiter der Fritz-Erler-Schule Pforzheim.

Pforzheim: DigitalPakt Schule abgeschlossen

[02.10.2024] Die 36 Bildungseinrichtungen der Stadt Pforzheim verfügen jetzt über alle Möglichkeiten für einen modernen und digitalen Unterricht. Zum erfolgreichen Abschluss des Großprojekts „DigitalPakt Schule 2019 – 2024“ leistete insbesondere die reibungslose Zusammenarbeit von Schulen und Stadtverwaltung einen großen Beitrag. mehr...

Nordrhein-Westfalen: Pilotprojekt zum Lernen mit KI

[02.10.2024] Im Rahmen eines Pilotprojekts wird in Nordrhein-Westfalen der Einsatz generativer KI in den Fächern Mathematik und Deutsch erprobt. Wissenschaftlich begleitet wird das Vorhaben namens KIMADU von der Universität Siegen. mehr...

Die Anbindung von Schulen an das Gigabitnetz ist eine wichtige Voraussetzung für digitales Lernen. Das Saarland ging diese Aufgabe zentralisiert an – mit Erfolg.

Saarland: Note Eins für Netzanbindung der Schulen

[10.09.2024] 98 Prozent aller saarländischen Schulen können jetzt auf Gigabitbandbreiten zugreifen. Damit nimmt das Land beim Gigabit-Internet an Schulen die Spitzenposition unter allen Bundesländern ein. Der Ausbau wurde nicht von einzelnen Kommunen, sondern zentral koordiniert. mehr...

Potsdam hat inzwischen 46 Schulen mit Breitbandanbindungen und digitaler Technik ausgestattet. Finanziert wurde dies aus Eigenmitteln sowie aus Mitteln des DigitalPakts.

Potsdam: Schuldigitalisierung kommt voran

[06.09.2024] In Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam wurden seit dem Jahr 2020 46 Schulen in öffentlicher Trägerschaft mit Breitbandanbindungen und digitaler Technik wie Smartboards und Beamern ausgestattet. Finanziert wurde dies aus Eigenmitteln der Stadt sowie aus Mitteln des Digitalpakts Schule. mehr...

Steven Pollok
interview

Digitalgestützte Bildung: Gesamtpaket für neues Lernen

[05.09.2024] Samsung will den digitalen Entwicklungsprozess der Schulen mit ganzheitlichen Konzepten begleiten. Dazu gehören nicht nur innovative und dennoch nutzerfreundliche Produkte, sondern auch Hilfestellungen rund um die Handhabung, wie Steven Pollok, Director Display Division bei Samsung Electronics, erklärt. mehr...

An nordrhein-westfälischen Schulen soll der Einsatz von VR-Technologie im Unterricht erprobt werden.

Nordrhein-Westfalen: Virtual Reality im Klassenzimmer

[03.09.2024] Das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen stellt rund 3.000 VR-Brillen zur Erprobung neuer innovativer Technologien im Unterricht bereit. Das Pilotprojekt nimmt gezielt auch die Lehrkräfteausbildung in den Blick. mehr...

Klassenräume mit digitalen Präsentationsflächen auszustatten gehört zum Digitalisierungskonzept für Schulen in Braunschweig.

Braunschweig: DigitalPakt-Mittel ausgeschöpft

[23.08.2024] Der DigitalPakt Schule erlaubte der Stadt Braunschweig Fortschritte bei der Ausstattung ihrer Schulen. Nahezu alle Schulen verfügen inzwischen über einen Glasfaseranschluss, viele ebenfalls über digitale Präsentationsflächen. Für die Betreuung und Instandhaltung fordert die Stadt weitere Mittel von Bund und Land. mehr...

Ki hält in den Schulen von zwölf Bundesländern Einzug. Eine Umfrage des eco zeigt indes große Skepsis in der Bevölkerung.

eco-Umfrage: Skepsis gegenüber KI an Schulen

[13.08.2024] Künstliche Intelligenz hält Einzug in deutschen Schulen: Zwölf Bundesländer bieten nach den Ferien KI-Lösungen an. Eine Umfrage des eco zeigt allerdings, dass gut 60 Prozent einen KI-Einsatz als Unterstützung für Schülerinnen und Schüler negativ bewerten. mehr...

ITK Rheinland: Digitalisierung von Schulen

[12.08.2024] Die ITK Rheinland hat jetzt alle Schulen in Neuss und Meerbusch mit iPads ausgestattet. Die neuen Lernmittel und stabilere Internetverbindungen haben einen positiven Effekt auf den Unterricht. mehr...

Von Schulen angeschaffte IT-Geräte müssen gewartet und mitunter ersetzt werden – auch dafür wird der Digitalpakt 2.0 dringend gebraucht.

Deutscher Städtetag: Schnell Klarheit für den Digitalpakt 2.0

[01.08.2024] Viele Schulen warten dringend auf eine Fortsetzung des Digitalpakts, der im Mai auslief. Ob dafür im nächsten Bundeshaushalt Geld eingeplant ist, bleibt unklar. Der Deutsche Städtetag fordert das Bundesbildungsministerium auf, schnellstmöglich Klarheit zu schaffen. Blieben die Mittel aus, drohe Schulen ein Rückfall in die digitale Steinzeit. mehr...

Karlsruhe: Zukunftsfähiger IT-Support an Schulen

[23.07.2024] Die Stadt Karlsruhe will eine zukunftsfähige Strategie für den IT-Support an ihren Schulen finden. Ein IT-Beratungsunternehmen wurde beauftragt, um festzustellen, ob sich langfristig das Outsourcing an eine externe Firma oder eher eine stadtinterne Lösung eignet. Der Schulbeirat entschied sich nun für letzteres. mehr...

Alle Lehrkräfte im Landesdienst Brandenburgs sollen mobile Endgeräte erhalten.

Brandenburg: Mobilgeräte für alle Lehrkräfte

[15.07.2024] Im Land Brandenburg wird Schule noch digitaler: Alle Lehrkräfte sollen mit mobilen Endgeräten ausgestattet werden. Dazu wendet das Land verbleibende Mittel aus dem DigitalPakt, aber auch Landesmittel auf. Finanziert wird nicht nur die Beschaffung, sondern im Bedarfsfall auch die datenschutzkonforme Administration der Geräte. mehr...

Die digitale Ausstattung der Schulen zu finanzieren bleibt für Länder und Kommunen ein Kraftakt

Bundesrat: Länder erhöhen Druck beim DigitalPakt 2.0

[10.07.2024] Mit dem DigitalPakt Schule hat der Bund Länder und Kommunen bei Investitionen in die digitale Bildungsinfrastruktur unterstützt – bis Mai dieses Jahres. Nun verhandeln Bund und Länder über die Anschlussfinanzierung. Im Bundesrat sprachen sich die Länder für eine verlässliche Fortführung bis 2030 aus. mehr...

Kreis Darmstadt-Dieburg: Bug-los glücklich

[05.07.2024] An seinen 81 Schulen will der Kreis Darmstadt-Dieburg einen zum jeweiligen Unterrichtsstil passenden IT-Einsatz ermöglichen. Er bietet deshalb Schulungen für die Lehrkräfte an, stellt IT-Fachkräfte für die Technik zur Verfügung und setzt eine cloudbasierte zuverlässige Software ein. mehr...

Das digitale Lernanalyse-Tool ILeA soll in Sachsen-Anhalt nach erfolgreicher Pilotierung an Grundschulen flächendeckend eingeführt werden.

Sachsen-Anhalt: ILeA plus an allen Grundschulen

[18.06.2024] In Sachsen-Anhalt soll die pädagogische Diagnostik digital werden. Ab dem Schuljahr 2024/25 soll das digitale Diagnosetool die seit 2005 in Heftform vorliegende Lernstandsanalyse flächendeckend ablösen – zunächst an Grundschulen. Entwickelt wurde ILeA plus gemeinsam mit dem Land Brandenburg. mehr...