Mittwoch, 8. Januar 2025

NetzwerkDer Nachwuchs organisiert sich

[25.01.2021] Sich als Neuling in der facettenreichen E-Government-Szene zurechtzufinden ist gar nicht so einfach. Das Netzwerk N3GZ bietet Nachwuchskräften deshalb die Möglichkeit, fachübergreifend Anschluss zu finden und sich auf Augenhöhe auszutauschen.
N3GZ-Workshop am Joint Innovation Lab in Lübeck.

N3GZ-Workshop am Joint Innovation Lab in Lübeck.

v.l.: (obere Reihe): Moritz Junginger, Kian Niroomand, Matti Große, Maik Brinkmann, Jan Klumb, Moritz Heuberger, Florian Lemke, Basanta Thapa, Florian König; v.l. (untere Reihe): Christine Prokop, Justine Marienfeldt, Daniel Wessel, Moreen Heine, Fanny Be

(Bildquelle: N3GZ)

Mit der Digitalisierung im öffentlichen Sektor befasst sich nicht nur die Verwaltung, sondern auch die Politik, Forschung und Wirtschaft. Das Anwendungsfeld E-Government bringt damit Beschäftigte aus den verschiedensten Bereichen zusammen, beispielsweise Wirtschaftsinformatik, öffentlicher Dienst, Jura, Sozialwissenschaften oder Design. „Gerade für Neulinge ist die deutsche E-Government-Szene daher oft unübersichtlich“, weiß Basanta Thapa, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) des Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme FOKUS in Berlin. „Da fragt man sich: Wo ist eigentlich meine Peer Group? Wo kann ich meine dummen Fragen stellen und Ideen vorschlagen? Damit traut man sich nicht gleich an die obersten Stellen, sondern eher an jemanden auf Augenhöhe, also in Junior-Position.“
Um Nachwuchskräften genau das zu ermöglichen, gründete sich im Juni 2019 das N3GZ, das Nachwuchsnetzwerk Digitale Verwaltung des Nationalen E-Government Kompetenzzentrums (NEGZ). Das junge Netzwerk umfasst mittlerweile über 160 Mitglieder aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung, die sich mit der Verwaltungsdigitalisierung befassen. Thapa war von Anfang an dabei.

Dumme Fragen erwünscht

„Das N3GZ ist ausdrücklich als Spielwiese oder Vorhof gedacht“, erklärt der studierte Verwaltungswissenschaftler. Die Mitglieder seien dazu aufgerufen, einander zu duzen und „dumme“ oder vielmehr grundlegende Fragen ausdrücklich erwünscht. Zu Diskussionsveranstaltungen würden bevorzugt Nachwuchs- statt Führungskräfte eingeladen. Denn diese sind ein nahbarer und gleichzeitig nützlicher Kontakt für die Zukunft.
Beim N3GZ handelt es sich um ein ehrenamtliches Netzwerk. Mitmachen kann jeder, der sich über die N3GZ-Website anmeldet. Zentrales Kommunikationsmedium ist die offene Mailing-Liste, die Interessierte über die N3GZ-Website abonnieren können. Eine Mitgliedschaft im Netzwerk ist dazu nicht erforderlich. So stehen den ungefähr 160 Mitgliedern über 360 Abonnenten der Mailing-Liste gegenüber. Über den Verteiler werden Veranstaltungshinweise oder Stellenausschreibungen geteilt. Auch Fragen werden darüber gerne gestellt – etwa ob andere Mitglieder schon Erfahrungen mit neuen Bürokonzepten gemacht haben oder Einsichten zum Thema Barrierefreiheit bei digitalen Verwaltungsangeboten liefern können. „Das, was man über Google zu solchen Themen findet, ist ja meist nur die Spitze des Eisbergs“, sagt Thapa. „Tatsächliche Erfahrungen, die dann über das Netzwerk geteilt werden, haben oft den größeren Mehrwert.“

Breites Programm

Darüber hinaus bietet das N3GZ Nachwuchskräften Publikationsprojekte, thematische Workshops, Kneipenabende am Rande von großen E-Gov-Konferenzen, regionale Stammtische und einen Blog mit Diskussionsbeiträgen. Hinzu kommen Tagungen, die sich durch den Dialog zwischen den Disziplinen und zwischen Wissenschaft und Praxis auszeichnen. Dabei diskutierte das junge Netzwerk bisher über Themen wie die Kooperationen in der Verwaltungsdigitalisierung beim Join Innovation Lab in Lübeck im Oktober 2019 oder über Künstliche Intelligenz und Automatisierung in der Verwaltung an der Uni Speyer im Februar 2020. Für 2021 ist in Kooperation mit dem SOCIUM Bremen eine Nachwuchskonferenz zum Thema „Künstliche Intelligenz in der Sozial­verwaltung“ geplant. Zudem soll ein Special Issue zu Digitaler Souveränität im studentischen Journal PolisReflects erscheinen, eine Zusammenarbeit von N3GZ, der studentischen Denkfabrik Polis180 und ÖFIT.
Den Twitteraccount des Netzwerks bespielen drei bis vier Mitglieder, die Zuständigen wechseln dabei. Auch gibt es regelmäßig ein Twitter-Takeover, bei dem ein Mitglied für eine Woche den N3GZ-Account übernimmt. Das soll die Vielfalt des Netzwerks zeigen und den Menschen dahinter ein Gesicht verleihen. Denn beim Takeover übernimmt das Mitglied nicht nur den Kanal, sondern macht sich mit Namen und Bild kenntlich, stellt sich kurz vor und berichtet beispielsweise aus dem eigenen beruflichen Alltag.

Bedarf nach Austausch

„Die Szene ist nicht so groß – allerdings schon größer als vor acht Jahren, als ich angefangen habe“, erinnert sich Thapa. „Durch das Onlinezugangsgesetz sind jetzt schon viel mehr Leute im Bereich digitale Verwaltung beschäftigt und es besteht ein noch größerer Bedarf, sich auszutauschen.“ 2013 hatte er an der Hertie School of Governance in Berlin im Bereich E-Governance und Innovation als wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet. Da­mals sei ihm aufgefallen, dass es keine richtige Möglichkeit zum Austausch unter Neueinsteigern in der E-Government-Szene gab, so Thapa. 2018 habe die Idee eines Nachwuchsnetzwerks auf einer Wissenschaftskonferenz des NEGZ schließlich konkrete Gestalt angenommen. Dort sollten die Anliegen des E-Government-Forschungsnachwuchses diskutiert werden – wobei sich der Nachwuchs kaum zu Wort zu kommen traute. Als Reaktion darauf sei die Gründung des N3GZ ins Rollen gekommen. Das NEGZ habe das Nachwuchsnetzwerk bereitwillig unterstützt, viele Mittel brauche es dazu nicht: „Ab und zu ein wenig Kaffeegeld und Reisekosten für Veranstaltungen vielleicht. Um Räumlichkeiten, Referenten und Gäste kümmern wir uns selbst“, erklärt der ÖFIT-Mitarbeiter.

Verwaltungskräfte gesucht

Woran es dem N3GZ mangelt, sind ausgerechnet die Nachwuchskräfte, die in der öffentlichen Verwaltung arbeiten. Thapa berichtet: „Beschäftigte in den Wissenschaften und aus dem Bereich Consulting können wir erfahrungsgemäß sehr gut über unsere Mailing-Liste und unsere Social-Media-Präsenz auf uns aufmerksam machen. Mitarbeiter der Verwaltung sind schwieriger zu erreichen. Sie werden eher über nicht öffentlich einsehbare Portale wie Xing, LinkedIn oder sogar über das verwaltungseigene Intranet auf uns aufmerksam, wenn N3GZ-Mitglieder über persönliche Accounts Veranstaltungshinweise teilen. Wir streben auf jeden Fall an, mehr Nachwuchskräfte aus der Verwaltung als Mitglieder zu gewinnen. Nur den richtigen Kanal dazu müssen wir noch ausfindig machen.“

Digitale Events

Aufgrund der andauernden Corona-Pandemie finden derzeit alle Veranstaltungen des jungen Netzwerks digital statt. Richtige Workshops und kleinere Tagungen vor Ort sind vorerst nicht möglich. Ein Vorteil der virtuellen Treffen ist, dass Nachwuchskräfte aus ganz Deutschland teilnehmen können. Eben auch diejenigen, die sich für das Thema des Treffens interessieren, aber aufgrund der räumlichen Distanz sonst vielleicht keine Chance gehabt hätten, mal unter Gleichgesinnten zu sein, sagt Thapa. Ein Nachteil sei der fehlende persönliche Austausch – bei digitalen Treffen komme man nicht zufällig ins Gespräch und lerne sich nicht unbedingt besser kennen. In naher Zukunft plane das Netzwerk deshalb, den spontanen Plausch und das gegenseitige Kennenlernen unter den Nachwuchskräften auch digital zu ermöglichen. Als Mittel soll eine Software dienen, mit der Teilnehmer in zufälligen Kleingruppen virtuell zusammenkommen. „Hoffentlich können wir damit einen ähnlichen Effekt erzielen, wie auf unseren Veranstaltungen vor Ort“, sagt Thapa. „Gerade um das Kennenlernen und Kontakte knüpfen geht es schließlich beim N3GZ.“

Corinna Heinicke




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Screenshot, der die drei Webinarteilnehmer zeigt.
bericht

Kommune21 im Gespräch: Mammutprojekt RegMo

[08.01.2025] Im jüngsten Webinar aus der Reihe Kommune21 im Gespräch diskutierten Jasmin Deling, Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie NRW, sowie Hartje Bruns von Governikus die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Registermodernisierung. mehr...

Lübeck: Faxgeräte abgeschaltet

[08.01.2025] Die Hansestadt Lübeck hat zum Jahresende 2024 die analogen Faxgeräte abgeschaltet. Feuerwehr und der Bereich Wahlen bleiben weiterhin über Fax erreichbar. mehr...

Logo des Ko-Pionier-Preises auf dunkelblauem Hintergrund

Ko-Pionier-Preis: Verwaltungslösungen besser nachnutzen

[07.01.2025] Der neue Ko-Pionier-Preis würdigt Verwaltungen, die bewährte Lösungen erfolgreich übernehmen. Die Initiative Re:Form will damit Nachnutzung fördern und Verwaltungsabläufe effizienter gestalten. Die Preisvergabe erfolgt im März 2025 in Berlin. mehr...

Winterlandschaft Nordschweden

In eigener Sache: Wir machen Winterpause

[23.12.2024] Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. Aktuelle Meldungen gibt es hier wieder ab dem 6. Januar 2025. mehr...

Marcus Witzke vom Fraunhofer FOKUS, Beauftragte Regina Vollbrecht und Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner beim Start der Indoor-Navigation everGuide im Bezirksamt Reinickendorf.

Berlin: Bezirksrathaus mit Indoor-Navi

[13.12.2024] Im Rathaus in Berlin-Reinickendorf erleichtert eine barrierefreie Indoor-Navigation die Orientierung. Die App everGuide vom Fraunhofer FOKUS ermöglicht Besucherinnen und Besuchern – ob blind oder sehend – eine präzise Navigation zu Räumen, Aufzügen und Ausgängen. mehr...

Screenshot aus dem Bayernportal

Regensburg: Bei der Digitalisierung weit vorne

[12.12.2024] Regensburg bietet inzwischen 327 digitale Verwaltungsleistungen an und erreicht Platz 2 im bayerischen Digitalranking. Bei den Bürgerinnen und Bürgern kommen die Services gut an, wie die Nutzerzahlen zeigen. mehr...

Illustration in hellen, freundlichen Farben: Blick in einen Kita-Raum aus Vogelperspektiv, auf dem Boden spielen Kinder und viel Spielzeug liegt herum.

Magdeburg: Kitas präsentieren sich neu im Netz

[09.12.2024] Magdeburger Eltern, die ihre Kinder bei einer kommunalen Kita anmelden möchten, finden die benötigten Informationen nun gebündelt und übersichtlich auf einer neu eingerichteten Website. mehr...

Das Bild zeigt den belebten Markplatz von Halle (Saale), im Hintergrund sind die fünf Türme der Händelstadt zu erkennen.

Halle (Saale): Gesundheitsamt wird digital

[06.12.2024] Das Modellprojekt Digitales Gesundheitsamt in Halle (Saale) wurde erfolgreich abgeschlossen. Ziel war es, den Fachbereich Gesundheit der Stadt mit digitalen Lösungen nutzerfreundlicher und effizienter zu gestalten. Die Einführung neuer Systeme legt zudem ein Fundament für künftige Innovationen. mehr...

Potsdam: Onlinedienst für Fundsachen

[03.12.2024] Verlorene oder gefundene Gegenstände können in Potsdam jetzt auch online gemeldet werden. Der neue Service erleichtert das Verfahren sowohl für Finderinnen und Finder als auch für Suchende. mehr...

Augsburger Altstadt aus der Vogelperspektive.

Augsburg: Digitaler Stadtplan zur Barrierefreiheit

[26.11.2024] Mit dem digitalen Stadtplan Augsburg barrierefrei hat die bayerische Kommune ein neues Projekt gestartet, das Menschen mit Behinderung detaillierte Informationen zur Barrierefreiheit von Orten und Gebäuden bietet. Alle Angaben wurden durch Begehungen vor Ort überprüft und digital erfasst. mehr...

Baustelle: Blick durch Zaundraht auf einen Pumpenkran zum Heben und Gießen von Beton, im Hintergrund ein Gebäude, das eine Schule sein könnte.

Leipzig: Baumaßnahmen-Dashboard ist online

[26.11.2024] Die Stadt Leipzig hat ein Online-Dashboard zur Schul- und Kitabaustrategie veröffentlicht. Es bietet aktuelle Einblicke in laufende und geplante Baumaßnahmen im Bildungsbereich, übersichtlich dargestellt auf einer Stadtkarte mit detaillierten Informationen zu jedem Projekt. mehr...

Oberbürgermeister Marcus König und Eugenia Strasser halten gemeinsam die Auszeichungsurkunde.

Nürnberg: E-Government-Beauftragte der Stadt ausgezeichnet

[19.11.2024] Nürnbergs E-Government-Beauftragte, Eugenia Strasser, ist mit dem WIN-Award der Vogel IT-Akademie ausgezeichnet worden. Sie belegt somit den zweiten Platz als Woman of the Year 2024. mehr...

Illustration: Klemmbrett mit einem Formular und einem Stift daneben vor hellblauem Hintergrund.

Köln: Bürgerfreundliche Bescheide ausgezeichnet

[18.11.2024] Das Public Service Lab hat die Stadt Köln für ihr Projekt Formularwerkstätten mit dem Preis für gute Verwaltung 2024 ausgezeichnet. Das Kölner Innovationsbüro hilft Fachämtern dabei, Formulare verständlicher zu gestalten und so den Zugang zu staatlichen Angeboten zu verbessern. mehr...

Illustration: Symbolbild für den Public Sector. Mehrere klein dargstellte Menschen arbeiten zwischen einem überdimensionalen Laptop, Tablet und anderen Gegenständen.

Bitkom: Neuer Geschäftsbereich „Public Sector“

[15.11.2024] Der Digitalverband Bitkom strukturiert sich neu: Die Geschäftsbereiche „Public Sector“ und „Digitale Gesellschaft“ werden eigenständige Kompetenzbereiche. Themen wie Künstliche Intelligenz und Digitale Souveränität rücken stärker in den Fokus. mehr...

Historishcer Marktbrunnen der Stadt Eisenach, im Hintergrund das moderne Gebäude der Stadtverwaltung.
bericht

Immobilienmanagement: Stadt Eisenach setzt Maßstäbe

[11.11.2024] Eine Vielzahl gesetzlicher Regelungen verpflichtet Kommunen zum sicheren Betrieb ihrer Immobilien. Die Stadt Eisenach hat durch Digitalisierung und Prozessoptimierung die Verwaltung ihrer Immobilien neu strukturiert. Dabei setzte die Kommune auf externe Unterstützung und internen Kompetenzaufbau. mehr...