Dokumenten-ManagementDer Wert des Scannens
Klar dokumentierte Scan-Prozesse sind für Kommunen und Unternehmen der Schlüssel, um sich der Papieroriginale ihrer Belege zu entledigen und so den Aufwand einer Ablage in Aktenordnern zu ersparen. Das bestätigt eine Simulationsstudie zum ersetzenden Scannen, welche die Universität Kassel und der IT-Dienstleister DATEV durchgeführt haben. Demnach könnte die digitale Kopie eines Papierbelegs in Zukunft grundsätzlich genügen, um in einem Streitfall zu seinem Recht zu kommen. Zwei Tage lang wurden dazu in der Stadt Nürnberg insgesamt 14 Gerichtsverhandlungen simuliert. Unter verschiedenen Gesichtspunkten wurden realitätsnahe Streitfälle verhandelt, bei denen sich eine Seite ausschließlich auf die elektronische Form eines ursprünglichen Papierbelegs berief. Diese in Fachkreisen so genannte Digitalisate waren unter Einsatz unterschiedlicher Technik und organisatorischer Vorgaben entstanden. Bei den insgesamt zehn Verfahrensbeteiligten handelte es sich um Richter, Staatsanwälte, Verteidiger sowie Sachverständige aus dem IT-Prüfungs- und Zertifizierungsbereich. In der Mehrzahl der Fälle entschieden die Richter, dass eine elektronische Kopie als Beweis ausreicht, wenn sie richtig eingescannt und je nach Dokumentenklasse eventuell noch digital signiert ist. Millionen von Unternehmen könnten davon profitieren. Aber auch für die kommunale Verwaltung und deren Eigenbetriebe würde der Verzicht auf die Papierablage eine enorme Entlastung bei der Einhaltung der gesetzlichen Aufbewahrungsfristen mit sich bringen.
Statt unnötiger Archivierung
Bislang galt in der Regel für das Papier der höhere Beweiswert. Die Originale werden daher aufbewahrt, auch wenn in den Arbeitsabläufen nur noch die digitalisierten Belege Verwendung finden. Im Resultat wird Papier in Massen archiviert, das nie wieder gebraucht und nach bestimmten Fristen unbesehen vernichtet wird. Die volkswirtschaftlichen Kosten dieser unnötigen Archivierung können allein für die Ablage von Papierrechungen auf 3,2 Milliarden Euro pro Jahr beziffert werden. Die Archiv- und Raumkosten in Betrieben und Behörden sind in dieser Summe noch nicht berücksichtigt.
Bei einem solchen Rationalisierungspotenzial wundert es nicht, dass die Simulationsstudie eine breite Diskussion ausgelöst hat: Mehrere mittelstandsnahe Organisationen und Verbände fordern mittlerweile von der Politik, die gesetzlichen Vorschriften und Anforderungen an die Praxis anzupassen und somit für Rechtssicherheit zu sorgen. Ein prominentes Beispiel dafür liefert der aktuelle Jahresmittelstandsbericht, der von den großen mittelständischen Verbänden gemeinsam mit den Sparkassen und Volks- und Raiffeisenverbänden herausgegeben wird. Darin wird das Potenzial des ersetzenden Scannens als Motor für den Abbau bürokratischen Aufwands betont. Auch ohne Anpassung der rechtlichen Vorgaben ist es bei einem sorgfältigen Umgang und entsprechender organisatorischer Gestaltung aber bereits heute möglich, zumindest unterschriftslose Belege nach einem sicheren Scan und sicherer elektronischer Archivierung zu vernichten, ohne dass der Beweiswert leidet. Zum Problem wird das gescannte Dokument nur, wenn Zweifel an seiner Echtheit aufkommen. Wenn beispielsweise Abweichungen im Schriftbild auf eine Manipulation der gescannten Belege hindeuten, prüft das Gericht, wer mit welchem Motiv und mit welchen Mitteln das Originaldokument hätte fälschen oder verfälschen können. Dabei spielt auch eine große Rolle, mit welchen Verfahren das Dokument gescannt wurde und welche Maßnahmen zur Qualitätssicherung berücksichtigt wurden.
Beweiswert sichern
Um die Echtheit eines Scans nachzuweisen, sind neben Systemschutzkomponenten, die Manipulationen im Scan-Ablauf ausschließen, auch Schutzmechanismen im Dokument selbst hilfreich, die ein nachträgliches Verändern der Datei unmöglich machen. Wurden beim Scan Maßnahmen zur Qualitätssicherung durchgeführt, wie Verfahrensvorgaben, Verantwortungszuweisungen oder stichprobenartige Sichtkontrollen, erhöht dies den Beweiswert. Zusätzliche elektronische Sicherungsmittel wie Zeitstempel oder Signaturen sind ebenfalls hilfreich. Um Unternehmen einen Leitfaden an die Hand zu geben, wie sie der Dokumentationsanforderung beim ersetzenden Scannen im Buchführungsumfeld nachkommen können, haben die Bundessteuerberaterkammer und der Deutsche Steuerberaterverband gemeinsam eine „Muster-Verfahrensdokumentation zur Digitalisierung und elektronischen Aufbewahrung von Belegen inklusive Vernichtung der Papierbelege“ vorgelegt. Sie beschreibt die einzelnen Verfahrensschritte der Bearbeitung der papiernen Originalbelege vom Posteingang über die Prüfung und Digitalisierung bis hin zur Archivierung. Wer die Vorgaben der Technischen Richtlinie (TR) RESISCAN des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) einhält, ist hinsichtlich der Beweiswürdigung des Scan-Verfahrens auf der sicheren Seite. Ist der Prozess entsprechend vom BSI zertifiziert, erleichtert das die Beweisführung vor Gericht zusätzlich. Ebenso ist es von Vorteil, wenn der Scan-Vorgang von einem Dienstleister durchgeführt wird. Da dieser aus einer Manipulation in der Regel keinen Nutzen ziehen kann, genießt er vor Gericht automatisch ein höheres Maß an Vertrauen. Damit ist das Auslagern des Scannens eine gute Alternative dazu, einen eigenen Prozess aufzusetzen und zertifizieren zu lassen.
Dieser Beitrag ist in der September-Ausgabe von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
d.velop: Beteiligung an optiGov
[17.10.2024] Mit der Beteiligung an der Firma optiGov kann das Unternehmen d.velop künftig eine ganzheitliche Digitalisierungslösung anbieten – von der Authentifizierung über die interne Abwicklung in den Fachbereichen bis hin zur rechtlich konformen Zustellung von Dokumenten. mehr...
Leichlingen: Umstieg auf die E-Akte
[09.10.2024] Die Einführung der elektronischen Aktenführung sowie die fortschreitende Digitalisierung von Dienstleistungen im Bereich Bürgerservice stehen im Fokus der aktuellen E-Government-Strategie der Blütenstadt Leichlingen. mehr...
Lecos: E-Mail-Archiv für die Stadt Leipzig
[09.10.2024] Mit der Einführung eines zentralen E-Mail-Archivs unterstützt IT-Dienstleister Lecos die Mitarbeitenden der Stadt Leipzig dabei, ihre Postfächer effizient zu organisieren. E-Mails, die älter als ein Jahr sind, werden automatisch archiviert, um das System zu entlasten. Die Lösung verspricht mehr Sicherheit, und die Mitarbeitenden sparen Zeit. mehr...
Bremerhaven: Ganz oder gar nicht
[26.09.2024] Das Projekt zur Umsetzung einer vollständig medienbruchfreien elektronischen Rechnungsbearbeitung hat sich in Bremerhaven als Erfolgsgeschichte erwiesen. Mittlerweile wurden alle 87 Organisationseinheiten der Stadt an die E-Rechnung angeschlossen. mehr...
Barsbüttel: Mit System zur E-Akte
[25.09.2024] Wie auch kleine Gemeinden in Rekordzeit die E-Akte einführen können, macht Barsbüttel vor. Eine leistungsstarke, vielseitige Lösung, regelmäßige Schulungen und der Austausch mit anderen Anwendern gehören zum Erfolgsrezept. mehr...
E-Akte: Mit Plattform vernetzt
[11.09.2024] Der IT-Dienstleister ekom21 hat die E-Akte und die Digitalisierungsplattform civento vernetzt. Ende 2023 wurden bei ersten Kunden civento-Prozesse über die komplette Antragsstrecke hinweg bis hin zur Ablage vollständig digitalisiert. mehr...
procilon: BSI-Zertifikat für den Archiv-Manager
[09.09.2024] Bei der elektronischen Speicherung von Dokumenten sind Unternehmen und Institutionen an verschiedene gesetzliche Vorgaben gebunden. Die BSI-Richtlinie TR-ESOR will zur Beweiswerterhaltung solcher Dokumente beitragen. Die Lösung proNEXT Archive Manager des Herstellers procilon erhält nun als erste Lösung das BSI-Zertifikat in der aktuellen Version 3.1. mehr...
Bremen: Posteingang wird digital erfasst
[03.09.2024] Mit der Einführung einer Software für das Falleingangsmanagement will das Bremer Amt für Soziale Dienste sicherstellen, dass eingehende Anträge künftig zentral erfasst werden. Bei einer Überprüfung waren zuvor mehrere hundert Schriftstücke im Datenmüll gefunden worden, die noch nicht hätten entsorgt werden dürfen. mehr...
Hamburg: Papierpost wird digital
[27.08.2024] Hamburg führt eine elektronische Posteingangsbearbeitung ein. Diese sorgt dafür, dass eingehende Papierpost vollständig digitalisiert und automatisch vorsortiert wird, rasch an die richtigen Stellen kommt und dort zügig bearbeitet werden kann. Das Verfahren ergänzt die bereits etablierte E-Akte. mehr...
Hessen: Interkommunale Zusammenarbeit im Odenwald
[25.07.2024] Die vier Kommunen Erbach, Michelstadt, Oberzent und Brombachtal gehen den Weg von einem papierbasierten Verwaltungsmodell hin zu einer digital agierenden Verwaltungsorganisation gemeinsam. Die Zusammenarbeit bewährt sich – und wird vom Land Hessen gefördert. mehr...
Stuttgart: Ausländerbehörde stellt auf E‐Akte um
[16.07.2024] Die Ausländerbehörde in Stuttgart will ihre Akten künftig elektronisch führen. Der Gemeinderat hat nun die Mittel zur Finanzierung des Projekts beschlossen. Rund 1,6 Millionen Euro werden für die Digitalisierung der Akten veranschlagt. mehr...
Lorenz Orga/ekom21: Wirksames Akten-Management
[20.06.2024] Die Unternehmen Lorenz Orga-Systeme und ekom21 haben ihr Produktportfolio vernetzt: Die elektronische Akte von Lorenz Orga-Systeme wurde Teil von civento, der Digitalisierungsplattform der hessischen Kommunen. Damit wird ein wirksames Akten-Management möglich. mehr...
regisafe: Umfassendes Update
[08.05.2024] Ein Update seiner Dokumenten-Management-Lösung hat der Software-Hersteller comundus regisafe herausgebracht. Wichtigste Neuerungen sind die Cloud-Lösung, die Möglichkeit zur steuerlichen Prüfung nach §2b UStG und erweiterte Funktionen für die digitale Signatur. mehr...
Generative KI: Wenn die E-Akte auf Fragen antwortet
[08.05.2024] Die öffentliche Verwaltung muss täglich große Mengen an Informationen verarbeiten, gleichzeitig erwarten die Bürger immer schnellere Services. Intelligente Such-Software hilft den Behörden dabei, diesen Spagat zu meistern. Noch mehr Möglichkeiten bietet die Integration generativer KI. mehr...
Ehringshausen: E-Akte optimiert Arbeitsgrundlage
[02.05.2024] Binnen drei Monaten konnte die Gemeinde Ehringshausen alle ihre Bauakten in die elektronische Akte transferieren. Da die bisherigen Daten der Papierakten um Metadaten aus dem Geo-Informationssystem ergänzt wurden, fand mit der Digitalisierung auch eine qualitative Aufwertung statt. mehr...