Digitale BildungDer Wille ist da, die Basis fehlt
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Jochen Bösl, Leiter des Vertriebsbereichs Digitale Bildung und Schule bei der Telekom
(Bildquelle: Deutsche Telekom AG)
Herr Bösl, als die Pandemie die Schulen zum Distanzunterricht zwang, traf das die Lehrkräfte unvorbereitet. Ist die digitale Bildung seitdem vorangekommen?
Insbesondere in den ersten Monaten der Corona-Pandemie standen Schulleitung und Lehrkräfte vor einer Menge zeitkritischer Fragen. Wie können wir unsere Klassen von zu Hause aus unterrichten? Welche technische Ausstattung benötigen wir? Die anfängliche Überforderung erzeugte einen erfrischenden Aktionismus. Unsere Studienergebnisse legen offen, dass Methoden zum Homeschooling und hybriden Unterricht heute weitgehend verbreitet sind. 75 Prozent der Schulen haben Videokonferenzen und digitale Lernplattformen etabliert. Schul-Apps nutzen 48 Prozent der befragten Einrichtungen. 40 Prozent verwenden Filesharing-Lösungen, um etwa per Cloud-Speicher Dokumente auszutauschen und abzulegen. Weil dazu auch leistungsstarke Hardware notwendig ist, stattete die Mehrheit der Schulen (55 Prozent) ihre Schulkinder und Lehrkräfte mit entsprechenden Endgeräten aus. Dennoch müssen sich im Schnitt zwei Lernende ein Gerät teilen.
Gilt dieser positive Effekt auch für die digitale Infrastruktur?
Leider nicht. Die Befragung zeigt, dass die Schulen vor allem kurzfristige Lösungen zum digitalen Unterrichten umgesetzt haben. Die digitale Ausstattung vor Ort hat keinen vergleichbaren Schub erfahren. 53 Prozent der Schulen richteten zwar Anzeige- und Interaktionsgeräte wie digitale Tafeln ein – durchschnittlich jedoch nur in jedem zweiten Raum. Die WLAN-Ausleuchtung reicht bei vier von zehn Schulen nicht in alle Räume. Und im Freien online surfen – etwa bei der Gruppenarbeit auf dem Schulhof –, ist nur bei 28 Prozent der Schulen möglich. Der Rest hat in den Außenbereichen keine WLAN-Verbindung. Auch Glasfaserkonnektivität ist immer noch nicht die Regel und nur bei knapp einem Viertel vorhanden. Doch das Problem ist viel grundlegender: 80 Prozent mangelt es an einer zuverlässigen Internet-Versorgung.
Was ist der Grund hierfür?
Ausschreibungen verteilen sich oft auf verschiedene Fördermittelgeber und Antragsberechtigte. Der mehrstufige Prozess führt dazu, dass Monate bis zum Zuschlag eines Angebots vergehen. Ausschreibungen erfolgen darüber hinaus häufig sehr kleinteilig, etwa für nur wenige Schulen eines Schulträgers. Wären Schulstandorte in Sammelvergaben auf Landkreis- oder Bundesländerebene gebündelt, würde das die Realisierungsdauer positiv beeinflussen.
Die wenigsten Lehrkräfte sind Digital Natives. Können sie die Geräte und digitalen Tools zielführend einsetzen?
Pädagogische Fachkräfte wurden während der Pandemie weitgehend allein gelassen – und werden es immer noch. Eine große Mehrheit der Schulen (72 Prozent) gibt an, dass verfügbare Lehrpläne und -materialien nicht ausreichend darauf ausgerichtet sind, digitale Medien einzusetzen. Doch dafür braucht es ohnehin IT-Know-how, das den Schulen fehlt. Gleichzeitig ist der Wille da: 85 Prozent finden es bereichernd, digitale Medien in den Unterricht einzubinden. Schulen wollen nachhaltig digitalisieren. In der Realität scheitert es noch vielerorts daran, Technik und Pädagogik sinnvoll zu verknüpfen.
„Fachkräfte benötigen die Sicherheit, dass sie ein erfahrener Partner unterstützt.“
Hat denn der DigitalPakt Schule nicht die Kraft, die aktuelle Situation zu verbessern?
Bis Ende Juni 2022 haben Schulen erst knapp 600 Millionen Euro aus dem Basis-Fördertopf abgerufen. Bewilligt und verplant sind rund drei Milliarden Euro. Das liegt vor allem daran, dass hinter Antrag und Ausschreibung ein komplexer Prozess steckt. Der Medienentwicklungsplan, den Schulen erstellen müssen, verlangt ein detailliertes Konzept, wie digitale Medien praktisch eingesetzt werden sollen. Wer die Papiere ausfüllt, kann jedoch nicht auf erprobte Komponenten oder Hilfestellungen zurückgreifen. Bislang deckt der DigitalPakt zudem nur die Inbetriebnahme der Technik ab, nicht jedoch die langfristige Unterstützung bei Wartung, Betrieb und Service. Dabei benötigen Fachkräfte die Sicherheit, dass sie ein erfahrener Partner unterstützt, wenn Fragen zu Laptop oder WLAN-Verbindung auftauchen. Dazu gehören auch pädagogisch-technische Fortbildungen.
Was müsste sich also bei einem DigitalPakt 2.0 ändern?
Schulen sollte ein Katalog an standardisierten Maßnahmen und unterstützenden Vorgaben vorliegen und zwar am besten bundesweit, um einen digitalen Flickenteppich zu verhindern. Damit würden die Gelder von Anfang an in ein erprobtes Konzept gesteckt, das alle Bereiche der digitalen Schule mitdenkt – mit deutlich weniger Aufwand. Fachkräfte benötigen außerdem zuverlässige IT-Partner, die ihre Transformation ganzheitlich begleiten. Der Magenta Classroom der Telekom ist ein Komplettpaket für die digitale Schule – vom Breitbandanschluss über Laptops und digitale Tafeln bis hin zum Cloud-Service. Aufgebaut wie ein modulares Baukastensystem können sich Schulen ihre Lösung individuell zusammenstellen. Ebenso wichtig ist unser übergreifendes Service- und Schulungskonzept. Denn damit Schulen auf eigenen Beinen stehen, benötigen sie förderfähigen IT-Support und die Möglichkeit, über Fortbildungen digitales Know-how auszubauen. Insgesamt sollte das Ziel des DigitalPakts sein, dass sich Pädagogen nicht mehr um ihre technische Ausstattung sorgen müssen. Mehr noch: Lehrkräfte sollten vom Staat nachhaltig befähigt werden, Schülerinnen und Schüler souverän für die digitale Zukunft auszubilden.
Dieses Interview ist in der Ausgabe Dezember 2022 von Kommune21 im Schwerpunkt Digitale Bildung erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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