Samstag, 1. März 2025

Digitale SouveränitätDie Lock-in-Falle umgehen

[19.01.2022] Um echte digitale Souveränität zu erlangen und nicht wieder in einer Lock-in-Falle zu landen, muss die öffentliche Hand bei der Bundescloud auf das passende Betreibermodell setzen. Alternativangebote zu den so genannten Hyperscalern sind daher nach Angaben von Peter Ganten, Vorstandsvorsitzender der Open Source Business Alliance (OSBA), dringend erforderlich.
Peter H. Ganten – CEO Univention und Vorstandsvorsitzender der Open Source Business Alliance

Peter H. Ganten – CEO Univention und Vorstandsvorsitzender der Open Source Business Alliance

(Bildquelle: Univention GmbH)

Die Ministerien erwägen eine von Microsoft oder Google getragene Bundescloud. Das beinhaltet nach Angaben von Peter Ganten, Geschäftsführer des Unternehmens Univention sowie Mitbegründer und seit dem Jahr 2011 Vorstandsvorsitzender der Open Source Business Alliance (OSBA), nicht nur Chancen, sondern birgt auch Gefahren. „Digitale Souveränität bedeutet, Kontrolle über Datenflüsse ausüben und digitale Systeme unabhängig nutzen und gestalten zu können“, so Ganten. „Dafür ist zwingend die Möglichkeit zur Einsicht und Veränderung des Quellcodes erforderlich.“
Soll eine Cloud digitale Souveränität ermöglichen, muss sie in einem Rechenzentrum der eigenen Wahl betrieben werden, ihre Funktionsweise anhand des Quellcodes von unabhängigen Institutionen geprüft und herstellerunabhängig auf Fehler und Sicherheitslücken untersucht werden können. Außerdem lassen sich vorhandene Schnittstellen und Funktionen individuell anpassen und weiterentwickeln.
US-Behörden können amerikanische Unternehmen zur Herausgabe von Daten verpflichten, auch wenn diese sich in Rechenzentren außerhalb der USA befinden. „Durch den Betrieb der Cloud-Software der Hyperscaler durch europäische Unternehmen soll dieses Problem gelöst werden. Allerdings können die Hersteller mit Updates jederzeit Hintertüren einbauen oder nachrüsten – um beispielsweise Sicherheitsbehörden anderer Länder gezielt mit Informationen zu versorgen“, erklärt Peter Ganten. Das sei in der Vergangenheit immer wieder geschehen und lasse sich ohne allgemein verfügbaren Quellcode praktisch nicht überprüfen. „Die Hoffnung auf höhere Datensicherheit kann sich bei solchen Betreibermodellen schnell als Trugschluss erweisen“, lautet deshalb das Fazit von Peter Ganten.
Die größte Gefahr bei der Einführung proprietärer Cloud-Systeme geht nach Ansicht des OSBA-Vorstandsvorsitzenden von der Festlegung auf Schnittstellen aus, die von Dritten kontrolliert werden (können). Ganten: „Wenn eine größere Zahl von Anwendungen und Fachverfahren diese Schnittstellen nutzt, ist ein Wechsel später praktisch ausgeschlossen. Das führt dazu, dass Organisationen wieder in einer Lock-in-Falle landen, die noch einmal deutlich stärker ist als die bisher schon sehr ausgeprägte Erpressbarkeit in Kombination mit zahlreichen Sicherheits- und Flexibilitätsaspekten. Die öffentliche Hand müsste für solche Lösungen später praktisch jeden Preis zahlen. Doch damit nicht genug: Sie müsste bei der Software-Entwicklung und -Anpassung sich ändernden Anforderungen der Hersteller folgen, statt selbst innovative Lösungen zu schaffen.“
Ganten fordert die öffentliche Hand daher auf, schnellstmöglich dafür zu sorgen, dass Alternativangebote zu Hyperscalern entstehen können. Behörden sollten zumindest Leistungen von zwei unterschiedlichen Anbietern beziehen können, also eine Dual-Sourcing-Möglichkeit haben. „Exakt dafür muss es alternative Anbieter auch in Deutschland und Europa geben, die über das nötige Know-how verfügen, um Digitale Souveränität liefern zu können“, erklärt OSBA-Vorstandsvorsitzender Peter Ganten weiter. „Die Voraussetzung hierfür sind Investitionen, durch die ein Ökosystem entsteht, in dem umfassendes Know-how aufgebaut wird, sodass bestehende Unternehmen wachsen und Neugründungen möglich werden. Wenn die Schaffung der notwendigen Alternativen nicht gelingt, wird die Abhängigkeit von den großen Hyperscalern weiter zementiert.“





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Infrastruktur

Emsdetten: Schritt in die Cloud

[28.02.2025] Sorgfältig vorbereitet hat die Stadt Emsdetten ihre Verwaltungsarbeitsplätze auf Microsoft 365 umgestellt. IT-Dienstleister regio iT hat die Kommune in jeder Phase des Projekts begleitet. mehr...

Eine Personengruppe steht in einem Rechenzentrum.
bericht

Nürnberg: Wegweisender IT-Neustart

[27.02.2025] Ihr Hauptrechenzentrum hat die Stadt Nürnberg an einen Dienstleister ausgelagert. Die IT-Infrastruktur wird nun energieeffizient und hochsicher extern betrieben, was der Stadt Aufwand und Kosten spart. mehr...

Digitale Linien verbinden Puzzleteile miteinander.
bericht

Automatisierung: Es geht auch ohne KI

[12.02.2025] Die Verwaltung könnte schneller und effizienter handeln, würden mehr Prozesse automatisiert ablaufen. Dafür braucht es keine KI, sondern eine durchdachte Prozessoptimierung ohne Medienbrüche sowie ein Vorankommen bei der Registermodernisierung. mehr...

Lexmark: Portfolio an Drucklösungen erweitert

[10.02.2025] Lexmark hat jetzt sein Angebot an Drucklösungen erweitert und stellt neue KI-gestützte Clouddienste vor. Mit zusätzlichen Modellen der 9er-Serie und einer optimierten Cloudplattform will das Unternehmen mehr Flexibilität und Effizienz bieten. mehr...

Heinlein Gruppe: Open-Source-Cloud für die Verwaltung

[05.02.2025] Die Heinlein Gruppe startet OpenCloud – eine Open-Source-Plattform für DSGVO-konformes File-Management und digitale Kollaboration. Die Lösung will sich als sichere, digital souveräne Alternative zu den großen außereuropäischen Cloud-Service-Anbietern etablieren. mehr...

Zwei männliche Personen, einer mit Mikro in der Hand, halten einen Vortrag am Vitako-Messestand, auf einem Bildschirm sind die Vortragsfolien eingeblendet.
bericht

OWL-IT: Gemeinsam zu Low Code

[03.02.2025] Der kommunale Zweckverband Ostwestfalen-Lippe-IT (OWL-IT) führt gemeinsam mit seinen Verbandskommunen eine Low-Code-Plattform ein und verspricht sich davon viele positive Effekte. Anfang 2025 soll das System für die Kunden zur Verfügung stehen. mehr...

Ein aufgeklappter Laptop steht auf einem Tisch und zeigt auf dem Display das Deckblatt der Digitalisierungsstrategie der Stadt Meßstetten. Im Hintergrund sitzen sich ein Mann und eine Frau am Tisch gegenüber und arbeiten selbst an Laptops.

Meßstetten: Notebooks statt Desktop-PCs

[23.01.2025] Die Stadtverwaltung Meßstetten verabschiedet sich von den bislang eingesetzten Desktop-PCs und rüstet fast alle Arbeitsplätze mit einer Dockingstation für Laptops sowie zwei 24-Zoll-Monitoren aus. Die Laptops können nicht nur vor Ort genutzt, sondern beispielsweise auch zu Besprechungen oder Außenterminen mitgenommen werden. mehr...

In Nordrhein-Westfalen soll der digitale Gang aufs Rathaus künftig zur Regel werden.

Hessen: Gemeinsam digitalisieren

[16.01.2025] Im Rahmen einer interkommunalen Kooperation haben vier hessische Gemeinden im Projekt „Digitalisierungsfortschritt Fachverfahren“ zentrale Verwaltungsleistungen digitalisiert. Mit 216.000 Euro Fördermitteln unterstützte das Land diesen Schritt in Richtung moderner Verwaltung. mehr...

Blick auf Bad Bentheim von schräg oben.
bericht

Bad Bentheim: Arbeitsplatz in der Cloud

[18.12.2024] Die Stadt Bad Bentheim führt die cloudbasierte Arbeitsplatzlösung Microsoft 365 ein und verspricht sich davon effizientere und flexiblere Abläufe. Unterstützung bei der Einführung erhielt die Kommune durch ihren langjährigen IT-Dienstleister ITEBO. mehr...

Ein Mann mit VR-Brille hantiert mit ihn umgebenden Lichtwellen.
bericht

Virtuelle Realität: Die Zukunft beginnt jetzt

[27.11.2024] Technologien wie Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) eröffnen auch für Verwaltungen völlig neue Möglichkeiten. Erste Denkanstöße für potenzielle Einsatzgebiete in Kommunen will nun eine Arbeitsgruppe der KGSt erstellen. mehr...

Porträtbild von Dr. Andreas Wierse.
interview

Sicos BW: Offen für neue Technologien

[22.11.2024] Der Einsatz von Virtual Reality und Augmented Reality in der Verwaltung kann die Qualität von Entscheidungen deutlich verbessern, sagt Andreas Wierse. Kommune21 sprach mit dem Geschäftsführer von Sicos BW über die Einsatzmöglichkeiten der Technologie in Kommunen. mehr...

Screenshot des Headers zum Axians Infoma Innovationspreis 2024, der eine zur Faust geformte Hand zeigt, nur der ausgestreckte Zeigefinger tippt auf das Wort Innovation.

Axians Infoma: Der Innovationspreis 2024 ist vergeben 

[19.11.2024] Die Gewinner des Axians Infoma Innovationspreises 2024 stehen fest. Den Hauptpreis gewann die Kreisbaugruppe Rems-Murr-Kreis-Immobilien-Management für ihr digitales Schadensmanagement. Auch wurden zwei Finalisten aus Österreich und Niedersachsen geehrt. mehr...

Vektorgrafik mit stilisiert dargestellten Persone, die mit Puzzleteilen an einem Laptop hantieren.

Ceyoniq: Update für nscale

[05.11.2024] Mit Version 9.3 hat Softwareanbieter Ceyoniq das nächste Update seiner Content-Management-Lösung nscale veröffentlicht. Neuerungen gibt es unter anderem in der automatisierten Rechnungsverarbeitung, bei digitalen Signaturen, in den Grundfunktionen oder dem nscale-Webclient. mehr...

Kempen: IT-Safe ersetzt Serverraum

[15.10.2024] Mit der Onsite-Colocation-Lösung des Anbieters Prior1 kann die Stadt Kempen ihre Systeme künftig in einem hochsicheren IT-Safe betreiben. mehr...

Philipp Stolz
interview

Schorndorf: Wir Spinner aus der Digitalisierung

[10.10.2024] Als Chief Digital Officer (CDO) der Stadt Schorndorf in Baden-Württemberg hat Philipp Stolz ChatGPT eingeführt und für den Umgang damit eine Dienstanweisung verfasst. Die Mitarbeiter durchlaufen eine Schulung und sind begeistert. mehr...