Donnerstag, 5. Dezember 2024

115Dienst am Kunden

[14.06.2012] Auch nach Überführung in den Regelbetrieb verfügt die einheitliche Behördenrufnummer über Potenzial zur Weiterentwicklung. Neben einem möglichen Einsatz bei Krisen und Katastrophen wird über den Ausbau zu einem Multikanalservice nachgedacht.
115: Eine Nummer für alle Fälle.

115: Eine Nummer für alle Fälle.

(Bildquelle: Geschäfts- und Koordinierungsstelle 115 im Bundesministerium des Innern)

Die Einführung der einheitlichen Behördenrufnummer ist eines der wichtigsten und erfolgreichsten E-Government-Projekte des Bundes. Mit der 115 haben Bürgerinnen und Bürger, aber auch Wirtschaft und Verwaltung einen direkten Draht zu den Behörden in Deutschland – unabhängig davon, welche Ebene betroffen ist. Der einheitliche Behördenruf ist der Kundenservice der öffentlichen Hand.

Vom Pilotprojekt zum Regelbetrieb

Die 115 zeigt, wie verwaltungsübergreifende Zusammenarbeit funktionieren kann. Was 2009 als Pilotprojekt begann, ist zu einem hervorragenden Beispiel für gemeinsam gelebte Verwaltungsmodernisierung geworden. Die freiwillige Zusammenarbeit von Kommunen, Ländern und Bund hat sich bewährt und wurde im April 2011 in einem Regelbetrieb verstetigt. Bund und Länder tragen die Kosten für die zentrale Infrastruktur einschließlich des Personals der im Bundesministerium des Innern ansässigen Geschäfts- und Koordinierungsstelle 115. Die Kommunen sind nach wie vor die tragenden Säulen des Services vor Ort und stellen die dezentrale Infrastruktur bereit. Aktuell haben rund 20 Millionen Bürger Anschluss unter der einheitlichen Behördenrufnummer. 205 Kommunen und elf Länder sind beteiligt, seit vergangenem Jahr ist zudem die gesamte Bundesverwaltung angeschlossen.

Bürgerservice als Kundenservice

Ein herausragender Service in Ämtern und Behörden zeichnet sich dadurch aus, dass er Bürger als Kunden begreift, die Anspruch auf einen leichten Zugang zur Verwaltung und auf eine hohe Qualität der Informationen und Leistungen haben. Zugleich muss dieser Service nach innen wirken, also Arbeitsprozesse vereinfachen, Bürokratie abbauen und die Verwaltung modernisieren. Um einen solchen Kundenservice in der öffentlichen Verwaltung zu etablieren, braucht es eine hohe Qualität sowie effiziente und effektive Strukturen, die sich an den Bedürfnissen der Bürger orientieren. Dies gelingt bei der 115: Die unter der einheitlichen Behördenrufnummer erteilten Auskünfte unterliegen hohen Qualitätsstandards, die für alle Teilnehmer auf kommunaler, Landes- und Bundesebene gelten. So hat man sich beispielsweise auf ein einheitliches Serviceversprechen geeinigt, wonach 75 Prozent der Anrufe innerhalb von 30 Sekunden angenommen und 65 Prozent der Fragen beim ersten Anruf fallabschließend beantwortet werden.
Bei der 115 handelt es sich darüber hinaus um ein lernendes System: Es gibt definierte Prozesse, wie mit Fehlern und Beschwerden sowohl inhaltlicher als auch technischer Art umgegangen werden soll. Es wurde ein standardisiertes Berichtswesen etabliert, mit dem die Teilnehmer jederzeit einen Überblick über Kennzahlen, Zielvorgaben, Maßnahmen, Fortschritte, Abweichungen und Ursachen für Abweichungen haben. Um die Qualitätsstandards zu sichern, finden regelmäßig Schulungen statt. Und nicht zuletzt werden Technologien eingesetzt, die einen reibungslosen Ablauf gewährleisten.
Durch Änderungen bei den Tarifen ist die einheitliche Behördenrufnummer jetzt noch kundenfreundlicher geworden: Aus dem Festnetz und aus mehreren Mobilfunknetzen ist die 115 zum Ortstarif und damit kostenlos über Flatrates erreichbar. Während die Tarifumstellung im Festnetz auf einer entsprechenden Verfügung der Bundesnetzagentur beruht, ist die Umstellung im Mobilfunk für die Unternehmen freiwillig. Die Anbieter Vodafone und Telefónica O2 haben die Tarife für die 115 bereits den Festnetztarifen angepasst und bieten die einheitliche Behördenrufnummer dadurch ebenfalls zum Ortstarif und über Flatrates an. E-Plus hat eine Umstellung für die zweite Jahreshälfte 2012 angekündigt, T-Mobile prüft eine Tarifanpassung.

Interkommunale Kooperationen

Diese Umstellung wird die Entwicklung der 115 maßgeblich beflügeln. Nun geht es darum, den einheitlichen Behördenruf bundesweit zu etablieren. Dazu gilt es, weitere Kommunen und Länder für eine Teilnahme zu gewinnen. Die Praxis zeigt, dass die 115 längst nicht mehr nur eine Nummer für große Städte ist. Gerade im ländlichen Raum haben sich verschiedene Konzepte für interkommunale Kooperationen, beispielsweise über Multi-Center, bewährt. Das belegt ganz aktuell die Aufschaltung der gesamten Metropolregion Rhein-Neckar. Diese multizentrischen Ansätze stärken den Verbundcharakter besonders und müssen ausgebaut werden. Ein so genanntes 115-Patenmodell soll den interkommunalen Austausch weiter vorantreiben: Dabei verpflichten sich größere, bereits teilnehmende Service-Center, die neu hinzukommenden Kommunen mittels Wissenstransfer zu unterstützen oder diesen als Multi-Center zur Verfügung zu stehen.

Ausbau zum Multikanalservice

Neben dem Ziel einer flächendeckenden Versorgung muss stets der Bedarf der Bürger nach einem modernen Zugang zur Verwaltung im Auge behalten werden. Die 115 soll daher in Zukunft in verschiedenen Bereichen ausgebaut werden. Geprüft wird die Erweiterung über die reine telefonische Auskunft hinaus hin zu einem Multikanalservice. Insbesondere Terminvereinbarungen mit den Behörden oder die Möglichkeit, Anträge im Voraus auszufüllen, könnten die Attraktivität des Dienstes steigern. Großes Potenzial besteht auch darin, die einheitliche Behördenrufnummer bei Krisen, Großschadenslagen oder beispielsweise bei Hochwasser unterstützend einzusetzen. Die länderübergreifende Krisen-Management-Übung/Exercise (Lükex) im vergangenen Jahr hat hier zahlreiche mögliche Handlungsfelder aufgezeigt. In den kommenden Monaten soll umfassend geprüft werden, wie die 115 bei besonderen Lagen eingebunden werden kann.
Mit den geschnürten Aufgabenpaketen strebt das Bundesinnenministerium an, gemeinsam mit seinen Partnern auf kommunaler, Landes- und Bundesebene das Ziel des gut informierten und zufriedenen Kunden der öffentlichen Verwaltung zu erreichen.

Cornelia Rogall-Grothe ist die IT-Beauftragte der Bundesregierung und Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: 115
Der THS ist das Aushängeschild der Hamburger Verwaltung. Seit 20 Jahren werden mit ihm die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger auf kurzem Weg gelöst.

Hamburg: 20 Jahre Telefonischer Hamburg Service

[10.09.2024] Der Telefonische Hamburg Service feiert 20-jähriges Bestehen. Inzwischen erteilen dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur für Hamburg, sondern auch für Schleswig-Holstein und die Hansestadt Lübeck unter der Rufnummer 115 Auskünfte zu Verwaltungsfragen aller Art. mehr...

Ein 115-Chatbot für Behördenauskünfte wird derzeit pilotiert.

115: Chatbot im Pilotbetrieb

[30.04.2024] Ein Chatbot soll künftig die zentrale Behördenrufnummer 115 ergänzen und so den Mitarbeitenden im Telefonservice mehr Zeit für komplexe Beratungsgespräche lassen. Derzeit wird der Service-Chatbot in zehn Pilotkommunen erprobt. Noch funktioniert er regelbasiert – also ohne KI. mehr...

Ein schneller Anruf bei der Behördenrufnummer 115: Bald auch in ganz Brandenburg möglich.

Berlin/Brandenburg: Gemeinsam für die 115

[08.04.2024] In Brandenburg ist die Behördenrufnummer 115 bisher nur in Potsdam verfügbar. Das soll sich nun ändern: Der zentrale IT-Dienstleister des Landes Berlin soll diesen Service künftig auch für das Nachbarland Brandenburg bereitstellen. Bis Ende 2024 soll der Basisservice stehen. mehr...

Vor zehn Jahren wurde die einheitliche Servicenummer 115 bei der Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Stuttgart eingeführt. Für das Team ein Anlass zu feiern.

Stuttgart: Zehn Jahre 115

[16.03.2023] Der kurze Draht in die Stuttgarter Stadtverwaltung feiert runden Geburtstag: Vor zehn Jahren wurde die Behördennummer 115 in der baden-württembergischen Landeshauptstadt freigeschaltet. mehr...

Essen: Ein Jahr Behördennummer 115

[17.01.2022] Auch in Essen erhalten Bürgerinnen und Bürger seit nun einem Jahr unter der Behördennummer 115 direkte telefonische Auskunft zu verwaltungsbezogenen Fragen. Eine erste Bilanz der Stadt fällt durchweg positiv aus. mehr...

115: Bürgerservice hat eine Nummer.

115: Telefonischer Lotse

[05.08.2021] Die Behördennummer 115 hat sich als erster Anlaufpunkt für Fragen rund um die Verwaltung etabliert. Nach zehn Jahren Regelbetrieb kann eine positive Bilanz gezogen werden. Künftig werden zusätzlich digitale Zugangswege angeboten. mehr...

Rund 70 Prozent aller Anrufe waren im Kasseler Service-Center im Jahr 2020 115-Anrufe.

Kassel: 115 gefragt wie nie

[30.06.2021] Telefonisch beantwortet das Kasseler Service-Center Fragen zum Angebot der Stadtverwaltung. Rund 70 Prozent aller Anrufe kamen dort im vergangenen Jahr über die Behördennummer 115 herein. Damit zählt die Stadt zu den Spitzenreitern im 115-Verbund. mehr...

115: Jetzt auch in Wetzlar

[02.03.2021] Die mittelhessische Stadt Wetzlar hat sich dem 115-Verbund angeschlossen und dazu ihr eigenes Service-Center eröffnet. mehr...

115: Sylt führt Behördennummer ein

[22.01.2021] Sylt ist nun Mitglied des 115-Verbunds. Somit haben die Bürger dort die Möglichkeit, sich über die Behördennummer direkt mit der Verwaltung in Verbindung zu setzen. mehr...

Oberbürgermeister Thomes Kufen unterzeichnet die Charta des 115-Verbunds.

Essen: 115-Charta unterzeichnet

[06.11.2020] Essen tritt dem 115-Verbund bei. Ab Januar 2021 sollen die Bürger der Stadt bei Fragen rund um Verwaltungsleistungen über die zentrale Behördennummer Auskunft erhalten. mehr...

Die 115 wird immer bekannter.

115: Bekanntheit nimmt weiter zu

[16.10.2020] Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach kommt die Behördennummer 115 weiterhin gut bei den Bürgern an und ist weithin bekannt. Knapp die Hälfte der Befragten gab an, dass ihnen die 115 ein Begriff ist. mehr...

Im Saale-Holzland-Kreis ist die 115 nach vier Jahren unentbehrlich geworden.

Saale-Holzland-Kreis: Vier Jahre im 115-Verbund

[18.08.2020] Vor vier Jahren ist der Saale-Holzland-Kreis als erste Thüringer Kommune dem 115-Verbund beigetreten. Zwischenzeitlich ist die Behördenrufnummer dort unentbehrlich geworden. mehr...

Jockgrim: Verbandsgemeinde wählt die 115

[17.06.2020] Mit der Verbandsgemeinde Jockgrim ist ein neuer Teilnehmer aus Rheinland-Pfalz dem 115-Verbund beigetreten. Die Beauskunftung übernimmt das Service-Center der Stadt Ludwigshafen. mehr...

Seit zehn Jahren nimmt das Service-Center Anrufe der Bürger in Kassel entgegen.

Kassel: Für alle erreichbar sein

[10.03.2020] Wenn sie Fragen zur Stadtverwaltung haben, können die Bürger in Kassel seit zehn Jahren das Service-Center der Kommune anrufen. Nicht nur Anrufe über die Behördennummer 115 gehen dort ein. Die Mitarbeiter kümmern sich unter anderem auch um das digitale Rathaus der Stadt. mehr...

Frankfurt am Main beantwortet seit zehn Jahren über die Behördennummer 115 Fragen der Bürger.

Frankfurt am Main: Zehn Jahre 115

[05.03.2020] Seit zehn Jahren können die Bürger die Stadt Frankfurt am Main bei Fragen zu Verwaltungsleistungen aller Art über die Behördennummer 115 erreichen. Von Anfang an wurden im Service-Center der hessischen Mainmetropole auch 115-Anrufe aus der Stadt Offenbach beantwortet. mehr...