Samstag, 11. Januar 2025

Landkreis LichtenfelsDigital gegen Tierseuchen

[12.01.2024] Wildtierseuchen gefährden auch Nutztierbestände. Die Ausbreitung sollte daher möglichst genau erfasst werden, damit geeignete Gegenmaßnahmen getroffen werden können. Der Landkreis Lichtenfels nutzt dazu ein webbasiertes Geo-Informationssystem und waldtaugliche Satellitenempfänger.
Wildtierseuchen gefährden auch Nutztierbestände. Deren Ausbreitung erfordert daher ein genaues Monitoring.

Wildtierseuchen gefährden auch Nutztierbestände. Deren Ausbreitung erfordert daher ein genaues Monitoring.

(Bildquelle: S. Mühlke)

Exakte Positionsdaten sind bei der Eindämmung von Tierseuchen wie der Afrikanischen Schweinepest (ASP) unerlässlich: Jeder Fundort eines verendeten Wildtiers muss an das Veterinäramt gemeldet werden, damit es einen Überblick über die aktuelle Ausbreitungssituation erhält. Das Landratsamt im oberfränkischen Lichtenfels setzt dabei auf Satellitentechnologie und Digitalisierung. Zum Einsatz kommt für die Lokalisierung des Fundortes ein Satellitenempfänger in Verbindung mit einem mobilen Endgerät, gespeichert werden die Daten in einem webbasierten Geo-Informationssystem (GIS). „Mit der Lösung haben wir eine einheitliche und durchgängige Plattform erhalten, auf der alle relevanten Informationen nahezu in Echtzeit zur Verfügung stehen“, sagt Otto Betz, GIS-Koordinator im Landratsamt Lichtenfels. „Die gesetzlichen Meldepflichten sind durchgängig digitalisiert und der Landkreis Lichtenfels ist in der Lage, Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung schnell und effektiv umzusetzen.“
Die Globalisierung und der internationale Tierhandel begünstigen die weltweite Ausbreitung von Tierseuchen. Im Jahr 2020 wurde die ASP erstmals bei Wildschweinen in Brandenburg und Sachsen nachgewiesen, inzwischen sind weitere Bundesländer betroffen. Zwar ist das Virus nach aktuellen Erkenntnissen für Menschen ungefährlich, die Ausbreitung bei Hausschweinbeständen könnte jedoch zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden führen.

Herausforderung Fundortbestimmung

Für die Planung geeigneter Schutzmaßnahmen, wie der Errichtung von Sperrzäunen oder Pufferzonen, braucht das Landratsamt einen möglichst lückenlosen Überblick über die aktuelle Ausbreitungssituation. Für diesen Zweck muss jedes tot aufgefundene Schwarzwild an das zuständige Veterinäramt gemeldet werden. Dieses veranlasst dann die Bergung und Beprobung des verendeten Tiers. Damit dieser Prozess reibungslos funktioniert, ist es wichtig, den Fundort so exakt wie möglich zu bestimmen. Das Landratsamt Lichtenfels nutzt dafür den 10xx GNSS-Sensor des bayerischen Herstellers ppm. Dieses Gerät empfängt und verarbeitet die Signale aller globalen Satellitensysteme (GNSS) mit annähernd allen Frequenzen.
Die Tatsache, dass das Wild meistens im Wald aufgefunden wird, macht die Bestimmung der genauen Positionsdaten mit einen Satellitenempfänger allerdings zur Herausforderung, denn dort kommt es oft zu einer so genannten Abschattung des Signals durch den Bewuchs und resultierenden Ungenauigkeiten. „Seitdem wir den ppm 10xx GNSS-Sensor im Einsatz haben, tritt dieses Problem praktisch nicht mehr auf“, sagt Otto Betz. Durch die Verwendung mehrerer GNSS steht fast überall ein ausreichendes Signal zur Verfügung. Darüber hinaus ist der ppm 10xx GNSS-Sensor mit seinen kompakten Abmessungen und einem geringen Gewicht gut für die Arbeit im Wald und im Gelände geeignet. Über einen USB-Anschluss lässt sich das Gerät zudem mit einem Tablet oder Smartphone verbinden.

GIS-basierte Plattform verschafft Überblick

Die Software ppm Commander ermöglicht die Integration der Positionsdaten in das RIWA-GIS-Zentrum (RGZ). Dabei handelt es sich um ein webbasiertes Geo-Informationssystem, das der Landkreis Lichtenfels und alle seine kreisangehörigen Städte, Märkte und Gemeinden nutzen. Damit lassen sich die unterschiedlichsten Daten mit einem geografischen Raumbezug speichern, abrufen und visualisieren.
Auch zur Bekämpfung der ASP leistet das GIS wertvolle Hilfe: Findet ein Jäger ein totes Tier, ermittelt er die Koordinaten des Fundorts mit seinem Smartphone und meldet sie an das Veterinäramt. Das Amt trägt die Daten dann ins RGZ ein und erstellt eine Geonotiz mit weiteren Informationen zum Tier, zum Fundort, dem Zeitpunkt der Meldung und zu den Personalien des Jägers. Diese Notiz wird dann vom Daten-Manager in die mobile Karten-App für den Außendienst übernommen. Da der Fundort per Smartphone nicht ganz genau bestimmt werden kann, ist der ppm 10xx GNSS-Sensor zur exakten Positionsbestimmung von erhöhter Bedeutung. Sobald die Mitarbeiter des Veterinäramts ihre Überprüfung vor Ort abgeschlossen haben, ergänzen sie die Geonotiz entsprechend. Anschließend übertragen sie diese ins RGZ und versenden sie an einen Mitarbeiter, der das Tieres zur eigens eingerichteten Sammelstelle transportiert. Mit der Übertragung in das RIWA-GIS stehen die Daten dann zentral zur Verfügung und können von allen Verantwortlichen eingesehen und ausgewertet werden.

Set-up funktioniert auch offline

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Veterinäramts sind bei ihren Einsätzen in Feld und Wald nicht zwingend von einer funktionierenden Internet-Verbindung abhängig: Wenn davon ausgegangen werden kann, dass im Bereich des Fundorts keine Internet-Verbindung besteht, kann der jeweilige Kartenbereich auch vorab auf das Tablet übertragen werden, um vor Ort offline zu arbeiten. Die dabei eingetragenen Daten werden anschließend ins GIS importiert, sobald wieder eine Internet-Verbindung verfügbar ist. Alternativ ist es auch möglich, dass die zuständigen Jäger die RIWA-KartenApp direkt auf ihrem Smartphone installieren und an dem Fundort selbst eine Geonotiz setzen. Dies setzt aber lizenztechnisch voraus, dass die Jäger im Auftrag des Landratsamts bei der Bekämpfung der ASP handeln.
Der stets aktuelle Datenbestand im GIS ist eine gute Grundlage, um Maßnahmen gegen die Ausbreitung der ASP schnell zu planen und umzusetzen. Auch für die Bekämpfung weiterer Tierseuchen, wie beispielsweise der Vogelgrippe, sieht sich das Landratsamt Lichtenfels mit seiner durchgängig digitalen Lösung bestens gerüstet.

Anja Noack ist Betriebswirtin und Kommunikationsexpertin.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Geodaten-Management
Screenshot der Startseite von baustellen.friedrichshafen.de, der die Online-Übersichtskarte und die darüber angesiedelten Nachrichtenüberschriften zeigt.

Friedrichshafen: Baustellenportal sorgt für Überblick

[19.12.2024] Nachrichten über Baustellen und deren Auswirkungen auf den Verkehr bietet die Stadt Friedrichshafen jetzt gebündelt auf einer Onlineplattform an. Eine digitale Karte verschafft außerdem einen schnellen Überblick. mehr...

Screenshot der Kartengalerie des Geoportals des Kreises Bernkastel-Wittlich, das die unterschiedlichen Themen anzeigt, die die Bürgerinnen und Bürger hier aufrufen können.

Bernkastel-Wittlich: Öffentliches Geoportal

[17.12.2024] Ein öffentliches Geoportal hat der Kreis Bernkastel-Wittlich eingerichtet. Interessierte finden hier eine Vielzahl von Karten und Daten, darunter Bebauungspläne, Katasterinformationen, Umwelt- und Naturschutzdaten oder Daten zu erneuerbaren Energien und Schulen sowie statistische Informationen. mehr...

Screenshot vom Geodatenportal es Kreis Kleeve, gezeigt werden Klima- und Starkregendaten für die Klever Innenstadt.

Geodaten: Klimakarte für den Kreis Kleve

[17.12.2024] Ein neues digitales Angebot verdeutlicht den möglichen Einfluss von Klimaereignissen wie Starkregen im Gebiet des Kreises Kleve. Die Klimakarte ist auch auf Mobilgeräten zugänglich. Sie liefert wichtige Daten etwa für die Bauplanung. mehr...

Virtuelles Abbild der Boschetsrieder Straße in München schräg von oben. Zu sehen sind auch mehrere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger, Pkw, Busse und Radfahrer.
bericht

Digitaler Zwilling: Die Zukunft visualisieren

[16.12.2024] Entgegen ihres Namens sind Urbane Digitale Zwillinge (UDZ) nicht nur etwas für Großstädte. Das zeigt das Projekt TwinBY: Es umfasst unter anderem einen Metadatenkatalog, der die Replikation erfolgreicher UDZ-Anwendungen durch andere Kommunen ermöglicht. mehr...

Momentaufnahme der Kick-Off-Veranstaltung, die auf der Bühne einen Referenten zeigt, hinter ihm an die Wand projiziert eine Vortragsfolie, vor der Bühne sitzen zahlreiche Zuhörer, die von hinten zu sehen sind.
bericht

Digitaler Zwilling: Mehr als eine Kopie

[13.12.2024] Mit dem Digitalen Zwilling Sachsen soll ein intelligentes, räumliches Abbild des Freistaats entstehen, das auch den kleineren Städten und Gemeinden eine fundierte Entscheidungsgrundlage liefert – sei es durch Visualisierungen, Echtzeitdaten oder Zukunftsszenarien. mehr...

Magdeburg: Stadtplanung mit HAL-Plan

[09.12.2024] Die von der Stadt Halle (Saale) entwickelte Smart City Software HAL-Plan ermöglicht unter anderem eine Stadtplanung im 3D-Modell. Künftig kommt das Flächenmanagement- und Planungstool auch in Magdeburg zum Einsatz. mehr...

Screenshot der Karte öffentlicher Straßenparkplätze im Stadtgebiet Berlins

Berlin: Alle Parkplätze im Blick

[06.12.2024] Die Berliner Senatsverwaltung hat erstmals einen digitalen Datensatz für das gesamte Stadtgebiet veröffentlicht, der über 1,2 Millionen öffentliche Parkplätze erfasst. Ziel ist eine bessere Verknüpfung von Verkehrs- und Luftreinhalteplanung. Entwicklungspartner ist Materna-Tochter TraffGo Road. mehr...

Völklingen: Stadtwerke stellen Geo-Informationssystem bereit

[02.12.2024] Die Stadtwerke Völklingen Netz haben der Freiwilligen Feuerwehr jetzt ein speziell aufgerüstetes Tablet überreicht, das den Zugriff auf das firmeneigene Geo-Informationssystem ermöglicht. Einsätze sollen so effizienter koordiniert werden. mehr...

Screenshot des 3D-Modells des Magdeburger Weihnachtsmarktes

Magdeburg: Virtueller Weihnachtsmarktbesuch in 3D

[29.11.2024] Die Landeshauptstadt Magdeburg startet mit digitalem 3D-Modell ihres Weihnachtsmarkts in die Adventszeit. Das Modell soll Besucherinnen und Besuchern einen Vorab-Eindruck liefern und so den Weihnachtsmarktbesuch noch komfortabler machen. mehr...

Digitale Zwillinge: Denkimpuls der Initiative D21

[27.11.2024] Einen neuen Denkimpuls hat die Initiative D21 vorgestellt. Dieser befasst sich mit der Nachhaltigkeit Digitaler Zwillinge, gibt Handlungsempfehlungen und stellt die Nutzungsmöglichkeiten in der Praxis vor. mehr...

Baupläne liegen auf einem Tisch verstreut, es werden Notizen darauf gemacht, ebenso wird etwas in einen Laptop eingetippt.

ITK Rheinland: Erfolgreiche ALKIS-Migration

[25.11.2024] Mit Erfolg hat die ITK Rheinland die ALKIS-Migration zu GeoInfoDok 7 abgeschlossen. Von den Neuerungen – medienbruchfreier Datenaustausch, erweiterte Datenverfügbarkeit – profitieren die Stadt Düsseldorf, der Rhein-Kreis-Neuss und die Stadt Mönchengladbach. mehr...

Kreis Bad Dürkheim: GIS erweitert

[22.11.2024] Der Landkreis Bad Dürkheim hat jetzt sein Geo-Informationssystem um planungsrelevante Daten speziell für Architekten und Bauherren erweitert. mehr...

Virtueles, in Blau- und Türkistönen gehaltenes Stadtmodell aus großer Entfernung.

Katastrophenschutz: KI generierte 3D-Stadtkarten

[08.11.2024] Ein neues KI-System der Universität der Bundeswehr München erstellt aus Radarbildern dreidimensionale Stadtkarten. Diese Technologie könnte bei Naturkatastrophen schnelle Lageeinschätzungen ermöglichen. mehr...

Das Bild zeigt einen Bildschirm mit einer Ansicht des Programms disy Cadenza.

Disy/Ionos: Datensouveräne Umgebung

[07.10.2024] Das Karlsruher Unternehmen Disy Informationssysteme und der Cloudanbieter Ionos haben eine Kooperation gestartet, um innovative und datenschutzkonforme Software-as-a-Service-Lösungen anzubieten. mehr...

Koblenz: Geoportal in dritter Dimension

[01.10.2024] Die Stadt Koblenz hat ihr Geoportal um dreidimensionale Darstellungen erweitert. Neben dem objektbasierten 3D-Stadtmodell gibt es die fotorealistische Ansicht. mehr...