Mittwoch, 9. Oktober 2024

Landkreis LichtenfelsDigital gegen Tierseuchen

[12.01.2024] Wildtierseuchen gefährden auch Nutztierbestände. Die Ausbreitung sollte daher möglichst genau erfasst werden, damit geeignete Gegenmaßnahmen getroffen werden können. Der Landkreis Lichtenfels nutzt dazu ein webbasiertes Geo-Informationssystem und waldtaugliche Satellitenempfänger.
Wildtierseuchen gefährden auch Nutztierbestände. Deren Ausbreitung erfordert daher ein genaues Monitoring.

Wildtierseuchen gefährden auch Nutztierbestände. Deren Ausbreitung erfordert daher ein genaues Monitoring.

(Bildquelle: S. Mühlke)

Exakte Positionsdaten sind bei der Eindämmung von Tierseuchen wie der Afrikanischen Schweinepest (ASP) unerlässlich: Jeder Fundort eines verendeten Wildtiers muss an das Veterinäramt gemeldet werden, damit es einen Überblick über die aktuelle Ausbreitungssituation erhält. Das Landratsamt im oberfränkischen Lichtenfels setzt dabei auf Satellitentechnologie und Digitalisierung. Zum Einsatz kommt für die Lokalisierung des Fundortes ein Satellitenempfänger in Verbindung mit einem mobilen Endgerät, gespeichert werden die Daten in einem webbasierten Geo-Informationssystem (GIS). „Mit der Lösung haben wir eine einheitliche und durchgängige Plattform erhalten, auf der alle relevanten Informationen nahezu in Echtzeit zur Verfügung stehen“, sagt Otto Betz, GIS-Koordinator im Landratsamt Lichtenfels. „Die gesetzlichen Meldepflichten sind durchgängig digitalisiert und der Landkreis Lichtenfels ist in der Lage, Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung schnell und effektiv umzusetzen.“
Die Globalisierung und der internationale Tierhandel begünstigen die weltweite Ausbreitung von Tierseuchen. Im Jahr 2020 wurde die ASP erstmals bei Wildschweinen in Brandenburg und Sachsen nachgewiesen, inzwischen sind weitere Bundesländer betroffen. Zwar ist das Virus nach aktuellen Erkenntnissen für Menschen ungefährlich, die Ausbreitung bei Hausschweinbeständen könnte jedoch zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden führen.

Herausforderung Fundortbestimmung

Für die Planung geeigneter Schutzmaßnahmen, wie der Errichtung von Sperrzäunen oder Pufferzonen, braucht das Landratsamt einen möglichst lückenlosen Überblick über die aktuelle Ausbreitungssituation. Für diesen Zweck muss jedes tot aufgefundene Schwarzwild an das zuständige Veterinäramt gemeldet werden. Dieses veranlasst dann die Bergung und Beprobung des verendeten Tiers. Damit dieser Prozess reibungslos funktioniert, ist es wichtig, den Fundort so exakt wie möglich zu bestimmen. Das Landratsamt Lichtenfels nutzt dafür den 10xx GNSS-Sensor des bayerischen Herstellers ppm. Dieses Gerät empfängt und verarbeitet die Signale aller globalen Satellitensysteme (GNSS) mit annähernd allen Frequenzen.
Die Tatsache, dass das Wild meistens im Wald aufgefunden wird, macht die Bestimmung der genauen Positionsdaten mit einen Satellitenempfänger allerdings zur Herausforderung, denn dort kommt es oft zu einer so genannten Abschattung des Signals durch den Bewuchs und resultierenden Ungenauigkeiten. „Seitdem wir den ppm 10xx GNSS-Sensor im Einsatz haben, tritt dieses Problem praktisch nicht mehr auf“, sagt Otto Betz. Durch die Verwendung mehrerer GNSS steht fast überall ein ausreichendes Signal zur Verfügung. Darüber hinaus ist der ppm 10xx GNSS-Sensor mit seinen kompakten Abmessungen und einem geringen Gewicht gut für die Arbeit im Wald und im Gelände geeignet. Über einen USB-Anschluss lässt sich das Gerät zudem mit einem Tablet oder Smartphone verbinden.

GIS-basierte Plattform verschafft Überblick

Die Software ppm Commander ermöglicht die Integration der Positionsdaten in das RIWA-GIS-Zentrum (RGZ). Dabei handelt es sich um ein webbasiertes Geo-Informationssystem, das der Landkreis Lichtenfels und alle seine kreisangehörigen Städte, Märkte und Gemeinden nutzen. Damit lassen sich die unterschiedlichsten Daten mit einem geografischen Raumbezug speichern, abrufen und visualisieren.
Auch zur Bekämpfung der ASP leistet das GIS wertvolle Hilfe: Findet ein Jäger ein totes Tier, ermittelt er die Koordinaten des Fundorts mit seinem Smartphone und meldet sie an das Veterinäramt. Das Amt trägt die Daten dann ins RGZ ein und erstellt eine Geonotiz mit weiteren Informationen zum Tier, zum Fundort, dem Zeitpunkt der Meldung und zu den Personalien des Jägers. Diese Notiz wird dann vom Daten-Manager in die mobile Karten-App für den Außendienst übernommen. Da der Fundort per Smartphone nicht ganz genau bestimmt werden kann, ist der ppm 10xx GNSS-Sensor zur exakten Positionsbestimmung von erhöhter Bedeutung. Sobald die Mitarbeiter des Veterinäramts ihre Überprüfung vor Ort abgeschlossen haben, ergänzen sie die Geonotiz entsprechend. Anschließend übertragen sie diese ins RGZ und versenden sie an einen Mitarbeiter, der das Tieres zur eigens eingerichteten Sammelstelle transportiert. Mit der Übertragung in das RIWA-GIS stehen die Daten dann zentral zur Verfügung und können von allen Verantwortlichen eingesehen und ausgewertet werden.

Set-up funktioniert auch offline

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Veterinäramts sind bei ihren Einsätzen in Feld und Wald nicht zwingend von einer funktionierenden Internet-Verbindung abhängig: Wenn davon ausgegangen werden kann, dass im Bereich des Fundorts keine Internet-Verbindung besteht, kann der jeweilige Kartenbereich auch vorab auf das Tablet übertragen werden, um vor Ort offline zu arbeiten. Die dabei eingetragenen Daten werden anschließend ins GIS importiert, sobald wieder eine Internet-Verbindung verfügbar ist. Alternativ ist es auch möglich, dass die zuständigen Jäger die RIWA-KartenApp direkt auf ihrem Smartphone installieren und an dem Fundort selbst eine Geonotiz setzen. Dies setzt aber lizenztechnisch voraus, dass die Jäger im Auftrag des Landratsamts bei der Bekämpfung der ASP handeln.
Der stets aktuelle Datenbestand im GIS ist eine gute Grundlage, um Maßnahmen gegen die Ausbreitung der ASP schnell zu planen und umzusetzen. Auch für die Bekämpfung weiterer Tierseuchen, wie beispielsweise der Vogelgrippe, sieht sich das Landratsamt Lichtenfels mit seiner durchgängig digitalen Lösung bestens gerüstet.

Anja Noack ist Betriebswirtin und Kommunikationsexpertin.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Geodaten-Management
Das Bild zeigt einen Bildschirm mit einer Ansicht des Programms disy Cadenza.

Disy/Ionos: Datensouveräne Umgebung

[07.10.2024] Das Karlsruher Unternehmen Disy Informationssysteme und der Cloudanbieter Ionos haben eine Kooperation gestartet, um innovative und datenschutzkonforme Software-as-a-Service-Lösungen anzubieten. mehr...

Koblenz: Geoportal in dritter Dimension

[01.10.2024] Die Stadt Koblenz hat ihr Geoportal um dreidimensionale Darstellungen erweitert. Neben dem objektbasierten 3D-Stadtmodell gibt es die fotorealistische Ansicht. mehr...

Die Investitionskarte bietet einen ortsbezogenen Überblick über kommunale Haushaltsdaten.

eOpinio/Softplan: GIS-gestützte Bürgerkommunikation

[23.08.2024] In die Online-Plattform für Haushaltsdaten des Anbieters eOpinio wurden nun Geodaten integriert. Damit können Informationen zum kommunalen Haushalt und zu Investitionen auch mit Raumbezug dargestellt werden. So werden Planungsprozesse für Bürgerinnen und Bürger transparenter und für die Verwaltung effizienter. mehr...

Geoservice zeigt kühle Orte im Kreis Unna.

Kreis Unna: Kühle Orte im Blick

[09.08.2024] Passend zu den steigenden Temperaturen bietet der Geoservice des Kreises Unna ab sofort eine interaktive Karte an, die kühlere Bereiche anzeigt, bei denen sich die hohen Sommertemperaturen etwas besser ertragen lassen. mehr...

Präsentieren das neue Geoportal (v.l.): Fachbereichsleiter Thorsten Schmidthuis

Gütersloh: Relaunch für das Geoportal

[25.07.2024] Das Geodatenportal der Stadt Gütersloh stellt Karten und raumbezogene Daten aus allen Bereichen der Verwaltung online zur Verfügung. Nun erhielt die Webanwendung ein modernes Design und bringt neue Funktionen mit, darunter ein 3D-Modell der gesamten Region. mehr...

In Düsseldorf

Düsseldorf/Freiburg/Stuttgart: Auf der Suche nach kühlen Plätzen

[19.07.2024] In Düsseldorf, Freiburg und Stuttgart können die Bürger jetzt auf einer interaktiven Karte der kühlen Orte diejenigen Plätze in ihrer Stadt suchen, wo es sich an heißen Sommertagen am besten aushalten lässt. mehr...

Bremens Digitaler Zwilling dient der südafrikanischen Stadt Durban als Vorbild.

Bremen/Durban: Gemeinsames Digital-Twin-Projekt

[16.07.2024] Die Hansestadt Bremen und die Großstadt Durban in Südafrika vertiefen ihre Partnerschaft. Gemeinsam wollen sie ein wegweisendes Urban-Digital-Twin-Projekt auf den Weg bringen. mehr...

Grundwasserstandsmessung in Hannover. Die Ergebnisse aktueller Messungen können auf einer Online-Karte eingesehen werden.

Hannover: Grundwasserstände online

[17.06.2024] Ob Land- und Forstwirtschaft, Bausektor oder Landschaftspflege – für all diese Bereiche sind aktuelle Informationen zu Grundwasserständen wichtig. Die Stadt Hannover stellt diese nun auf einer interaktiven Online-Karte bereit. mehr...

Digitaler Stadtplan zeigt kühle Orte in und um Oldenburg.

Oldenburg/Trier: Digital kühle Orte finden

[11.06.2024] Kühlere Orte bei langanhaltenden Hitzewellen können eine Wohltat sein. Immer mehr Städte bieten Stadtpläne, die Bewohnern und Besuchern geeignete Orte anzeigen, an denen sie sich vor zu hohen Temperaturen schützen können. Zuletzt haben Trier und Oldenburg entsprechende Angebote veröffentlicht. mehr...

In Homburg erleichtert eine GIS-basierte Online-Plattform künftig die Zusammenarbeit von Bürgern und Verwaltung.

Homburg: Kommunales Geoportal gestartet

[29.05.2024] In Homburg steht eine neue, GIS-basierte Plattform bereit, die verschiedene Informationen zu kommunalen Themen liefert. Integriert ist ein Mängelmelder inklusive Mobil-App. Diese Angebote sind nicht nur ein Informationsservice für Bürgerinnen und Bürger – sie sollen auch die Abläufe in der Verwaltung erleichtern. mehr...

Eine Starkregengefahrenkarte soll Hanburger Bürger und Behörden über Risikogebiete informieren.

Hamburg: Starkregengefahrenkarte ist komplett

[28.05.2024] In Hamburg wurde eine Starkregengefahrenkarte für das gesamte Stadtgebiet fertiggestellt und ist nun öffentlich zugänglich. Interessierte können sich mithilfe dieser Karte umfassend über potenzielle Starkregengefahren durch Überflutungen informieren und – sofern erforderlich – entsprechend vorbereiten. mehr...

Die automatisierte Verarbeitung von Geodaten ist ein entscheidender Schritt für die nachhaltige Stadtentwicklung. In Bremen läuft dazu eine neue Kooperation.

Bremen: Machine Learning in der Stadtentwicklung

[23.05.2024] Das Satellitentechnologie-Unternehmen OHB Digital Connect und das Landesamt für Geoinformation Bremen wollen in einem Kooperationsprojekt das maschinelle Lernen für nachhaltige Stadtentwicklung voranbringen. Ziel ist es, Massendaten KI-gestützt auszuwerten und in Beziehung zueinander zu setzen. mehr...

Das digitale Stadtmodell von Düsseldorf wird um weitere Funktionen ergänzt. Bemerkenswert ist dabei die enge Verzahnung des digitalen mit dem stofflichen Stadtmodell.

Düsseldorf: Digitaler Zwilling zum Anfassen

[21.05.2024] Die Stadt Düsseldorf geht neue Wege mit ihrem Digitalen Zwilling. Dieser wurde nicht nur um neue Funktionen erweitert, das Vermessungs- und Katasteramt stellt auch einen präzisen 3D-Druck des Modells bereit. Zum Einsatz kommt das Modell beispielsweise in Partizipationsverfahren. mehr...

Update der Software disy Cadenza mit neuen Filter- und Analyseoptionen.

Disy Informationssysteme: Fokus auf Location Intelligence

[06.05.2024] Die neueste Version der Software disy Cadenza von Disy Informationssysteme bietet verbesserte Funktionen für mehr Location Intelligence. Nutzer profitieren von verknüpften Kartenansichten, Autozoom und erweiterten Filtermöglichkeiten. mehr...

Die Stadt Dresden hat historische Karten aus dem Liegenschaftskataster digitalisiert.

Dresden: Digital auf historische Karten zugreifen

[29.04.2024] Dokumente aus dem Liegenschaftskataster der Stadt Dresden können von öffentlich bestellten Vermessungsingenieuren jetzt in elektronischer Form abgerufen werden. Auch historische Karten wurden für das neue Dokumenten-Management-System digitalisiert und exakt verortet. mehr...