Sonntag, 22. Dezember 2024

DigitalisierungsindexDigitale Reifeprüfung

[14.12.2016] Accenture hat die Methode der digitalen Reifegradmessung der Wirtschaft für die öffentliche Verwaltung angepasst. Ein Digitalisierungsindex soll zeigen, wie weit die Behörden tatsächlich sind. Im internationalen Vergleich mischt eine deutsche Behörde ganz vorne mit.
Digitalisierungsindex: Methodik bezieht verschiedene Aktionsfelder ein.

Digitalisierungsindex: Methodik bezieht verschiedene Aktionsfelder ein.

(Bildquelle: PEAK Agentur für Kommunikation)

Laut dem Zukunftspanel Staat & Verwaltung 2016 sieht die Mehrheit der Behördenleiter die Digitalisierung und Weiterentwicklung des E-Governments als größte Herausforderung der kommenden fünf Jahre. Einige Faktoren behindern allerdings die Umsetzung. Konkret danach gefragt, nennt die Mehrheit der Behördenleiter die Qualifizierung von Führungskräften und Mitarbeitern in digitalen Kompetenzen als eine der wichtigsten zu bewältigenden Aufgaben. Dazu zählt darüber hinaus die technische Umsetzung. Interessant ist, dass nicht einmal die Hälfte der Befragten die fehlende Koordination im föderalen System als Problem bei der fortschreitenden Digitalisierung sieht. Dabei kooperieren Bund, Länder und Kommunen nach wie vor zu wenig im Bereich der digitalen Verwaltung.
Vor-Ort-Termine, lange Wartezeiten, Medienbrüche, mangelnde mobile Nutzbarkeit und wenig integrierte Online-Angebote prägen vielfach das Bild öffentlicher Verwaltungsdienstleistungen. Dabei liegt hier kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem vor. Das gilt vor allem für Online-Services und das Nutzungserlebnis für Bürger und Unternehmen bei der Erledigung von Behördengängen. Die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Verwaltungsebenen oder Behörden ist aufgrund mangelnder Vernetzung ebenfalls unzureichend. Damit der Standort Deutschland zukunftsfähig ist, müssen Standardisierung und Digitalisierung schnell, flächendeckend und gezielt umgesetzt werden. Die Herausforderung heute ist, Digitalisierung in Front und Back Office zugleich voranzutreiben – und das bei einem hohen Datensicherheitsniveau. Es gilt, Bürger wie Verwaltungsmitarbeiter weiter zu entlasten. Behördenleistungen müssen mit Blick auf die individuelle Lebenslage online bereitstehen. Um die Effizienz und Qualität von Leistungen zu steigern, ist eine Bestandsaufnahme und Analyse des Status quo der Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung und der vielfältigen Chancen durch digitale Technologien hilfreich.

Bewertung in drei Aktionsfeldern

Mit dem Digitalisierungsindex wurde erstmals ein Instrument entwickelt, das bereits erzielte Fortschritte beim Einsatz digitaler Technologien in Behörden und Regierungsorganisationen misst. Nach seiner Anwendung können Aussagen über die Digitalisierung in den Bereichen Strategie, Organisation und Prozesse sowie Services getroffen werden. Der Digitalisierungsindex wird damit zu einem geeigneten Werkzeug für eine Bestandsaufnahme und Analyse des Status quo. Er lehnt sich an das Konzept der digitalen Reifegradmessung in der Wirtschaft an, mit dem das Unternehmen Accenture regelmäßig die Technologienutzung in den deutschen Top-500-Unternehmen misst und vergleicht. Accenture hat den Digitalisierungsindex für die öffentliche Verwaltung angepasst und weiterentwickelt.
Die Methodik sieht vor, dass in den drei genannten Aktionsfeldern digitale Strategie, digitale Organisation und Prozesse sowie digitale Services jeweils die Ausprägung von vier Faktoren auf einer Skala von 1 (minimal digitalisiert) bis 5 (größtenteils digitalisiert) bewertet wird. Am Ende sind beispielsweise Aussagen über die Wirkung der Strategie einer Organisation auf die Digitalisierung der internen Abläufe und der Arbeitsplätze oder auf den Kompetenzaufbau und die Organisationsentwicklung möglich.
In einer internationalen Studie untersuchte Accenture mithilfe des Digitalisierungsindex für die öffentliche Verwaltung zunächst Rentenversicherungen und Arbeitsmarktbehörden in Deutschland sowie elf weiteren Ländern, darunter Frankreich, Großbritannien, die USA, Japan und Australien. Die beiden deutschen Behörden liefern hohe Fallzahlen. Aufgrund ihrer hohen Kosten sowie des Reformdrucks, dem sie sich aufgrund des demografischen Wandels ausgesetzt sehen, werden sie von Bürgern und der Politik ganz besonders wahrgenommen.

Behörden auf dem Prüfstand

Die internationale Untersuchung von Accenture hat ergeben, dass die Arbeitsmarktbehörden große Fortschritte bei der Digitalisierung erreicht haben. Im internationalen Vergleich gehört etwa die Bundesagentur für Arbeit (BA) mit ihrer Digitalisierungsreife zu den Spitzenreitern. Ihre Stärke liegt dabei in einer gleichmäßigen Digitalisierung in allen drei Aktionsfeldern Strategie, Organisation und Prozesse sowie Services. Sie überzeugt auf den Feldern digitale Vision und bei der Umsetzungsplanung. Zudem weist sie einen hohen Vernetzungsgrad sowie eine systematische, zentrale Datennutzung auf. Die Bundesagentur für Arbeit hat verstanden, worauf es bei einer erfolgreichen Digitalisierung ankommt: Sie hat den Kunden im Blick und bietet kundenzentrierte, personalisierte sowie häufig selbstbedienbare digitale Services an. Die Deutsche Rentenversicherung (DRV Bund) liegt laut der Analyse international im Mittelfeld und steht damit hinsichtlich ihrer Digitalisierungsreife ebenfalls gut da. Es gelingt ihr, auf Personalisierung zu setzen, eine Fülle an Dienstleistungen bereitzustellen und die eigene Infrastruktur und Kompetenz im Bereich der Datenanalyse zu nutzen.
Insgesamt zeigt die Untersuchung vor allem eines: Neben einer digitalen Strategie müssen die Organisationsstrukturen, die Belegschaft sowie die internen Prozesse weiterentwickelt werden. Zu den Erfolgsfaktoren zählt zudem, dass einzelne Maßnahmen und Initiativen einem ganzheitlichen Ansatz folgen. Einer erfolgreichen Strategie müssen klare Ziele für die Weiterentwicklung der Organisa­tion und der Services zugrunde liegen. Zu dieser Weiterentwicklung gehört, dass Leistungen klar auf die Bedürfnisse von Bürgern und Unternehmen ausgerichtet werden. Zu den Erfolgsfaktoren zählen zudem ein hoher Vernetzungsgrad sowie die Zentralisierung und Standardisierung.

Catrin Hinkel ist bei Accenture Geschäftsführerin für den Bereich Gesundheitswesen und Öffentliche Verwaltung.


Stichwörter: Panorama, Studie


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Marcus Witzke vom Fraunhofer FOKUS, Beauftragte Regina Vollbrecht und Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner beim Start der Indoor-Navigation everGuide im Bezirksamt Reinickendorf.

Berlin: Bezirksrathaus mit Indoor-Navi

[13.12.2024] Im Rathaus in Berlin-Reinickendorf erleichtert eine barrierefreie Indoor-Navigation die Orientierung. Die App everGuide vom Fraunhofer FOKUS ermöglicht Besucherinnen und Besuchern – ob blind oder sehend – eine präzise Navigation zu Räumen, Aufzügen und Ausgängen. mehr...

Screenshot aus dem Bayernportal

Regensburg: Bei der Digitalisierung weit vorne

[12.12.2024] Regensburg bietet inzwischen 327 digitale Verwaltungsleistungen an und erreicht Platz 2 im bayerischen Digitalranking. Bei den Bürgerinnen und Bürgern kommen die Services gut an, wie die Nutzerzahlen zeigen. mehr...

Illustration in hellen, freundlichen Farben: Blick in einen Kita-Raum aus Vogelperspektiv, auf dem Boden spielen Kinder und viel Spielzeug liegt herum.

Magdeburg: Kitas präsentieren sich neu im Netz

[09.12.2024] Magdeburger Eltern, die ihre Kinder bei einer kommunalen Kita anmelden möchten, finden die benötigten Informationen nun gebündelt und übersichtlich auf einer neu eingerichteten Website. mehr...

Das Bild zeigt den belebten Markplatz von Halle (Saale), im Hintergrund sind die fünf Türme der Händelstadt zu erkennen.

Halle (Saale): Gesundheitsamt wird digital

[06.12.2024] Das Modellprojekt Digitales Gesundheitsamt in Halle (Saale) wurde erfolgreich abgeschlossen. Ziel war es, den Fachbereich Gesundheit der Stadt mit digitalen Lösungen nutzerfreundlicher und effizienter zu gestalten. Die Einführung neuer Systeme legt zudem ein Fundament für künftige Innovationen. mehr...

Potsdam: Onlinedienst für Fundsachen

[03.12.2024] Verlorene oder gefundene Gegenstände können in Potsdam jetzt auch online gemeldet werden. Der neue Service erleichtert das Verfahren sowohl für Finderinnen und Finder als auch für Suchende. mehr...

Augsburger Altstadt aus der Vogelperspektive.

Augsburg: Digitaler Stadtplan zur Barrierefreiheit

[26.11.2024] Mit dem digitalen Stadtplan Augsburg barrierefrei hat die bayerische Kommune ein neues Projekt gestartet, das Menschen mit Behinderung detaillierte Informationen zur Barrierefreiheit von Orten und Gebäuden bietet. Alle Angaben wurden durch Begehungen vor Ort überprüft und digital erfasst. mehr...

Baustelle: Blick durch Zaundraht auf einen Pumpenkran zum Heben und Gießen von Beton, im Hintergrund ein Gebäude, das eine Schule sein könnte.

Leipzig: Baumaßnahmen-Dashboard ist online

[26.11.2024] Die Stadt Leipzig hat ein Online-Dashboard zur Schul- und Kitabaustrategie veröffentlicht. Es bietet aktuelle Einblicke in laufende und geplante Baumaßnahmen im Bildungsbereich, übersichtlich dargestellt auf einer Stadtkarte mit detaillierten Informationen zu jedem Projekt. mehr...

Oberbürgermeister Marcus König und Eugenia Strasser halten gemeinsam die Auszeichungsurkunde.

Nürnberg: E-Government-Beauftragte der Stadt ausgezeichnet

[19.11.2024] Nürnbergs E-Government-Beauftragte, Eugenia Strasser, ist mit dem WIN-Award der Vogel IT-Akademie ausgezeichnet worden. Sie belegt somit den zweiten Platz als Woman of the Year 2024. mehr...

Illustration: Klemmbrett mit einem Formular und einem Stift daneben vor hellblauem Hintergrund.

Köln: Bürgerfreundliche Bescheide ausgezeichnet

[18.11.2024] Das Public Service Lab hat die Stadt Köln für ihr Projekt Formularwerkstätten mit dem Preis für gute Verwaltung 2024 ausgezeichnet. Das Kölner Innovationsbüro hilft Fachämtern dabei, Formulare verständlicher zu gestalten und so den Zugang zu staatlichen Angeboten zu verbessern. mehr...

Illustration: Symbolbild für den Public Sector. Mehrere klein dargstellte Menschen arbeiten zwischen einem überdimensionalen Laptop, Tablet und anderen Gegenständen.

Bitkom: Neuer Geschäftsbereich „Public Sector“

[15.11.2024] Der Digitalverband Bitkom strukturiert sich neu: Die Geschäftsbereiche „Public Sector“ und „Digitale Gesellschaft“ werden eigenständige Kompetenzbereiche. Themen wie Künstliche Intelligenz und Digitale Souveränität rücken stärker in den Fokus. mehr...

Historishcer Marktbrunnen der Stadt Eisenach, im Hintergrund das moderne Gebäude der Stadtverwaltung.
bericht

Immobilienmanagement: Stadt Eisenach setzt Maßstäbe

[11.11.2024] Eine Vielzahl gesetzlicher Regelungen verpflichtet Kommunen zum sicheren Betrieb ihrer Immobilien. Die Stadt Eisenach hat durch Digitalisierung und Prozessoptimierung die Verwaltung ihrer Immobilien neu strukturiert. Dabei setzte die Kommune auf externe Unterstützung und internen Kompetenzaufbau. mehr...

Frau in blauem Pulli mit Handy in der Hand vor orangenem, darüber die Aufschrift: "Mach's jetzt online". Hintergrund

Brandenburg: Werbekampagne für Onlinedienste

[08.11.2024] Eine Werbekampagne soll Brandenburgerinnen und Brandenburger auf die bereits verfügbaren digitalen Verwaltungsdienste aufmerksam machen. Das Land stellt für Kommunen Printmaterialien und Downloads bereit, mit denen Bürgerinnen und Bürger ohne großen Aufwand über verfügbare Online-Dienste informiert werden können. mehr...

Rathaus Stadt Wiesbaden

Wiesbaden: Vernetzt zur digitalen Transformation

[05.11.2024] Die Stadt Wiesbaden ist dem Netzwerk NExT beigetreten, um durch Austausch mit über 2.000 Fachleuten innovative Ansätze für eine bürgerorientierte Verwaltung zu entwickeln und Best Practices anderer Städte zu nutzen. mehr...

Zweistöckiges Gebäude aus rotem Backstein mit Dachgauben, davor ein Parkplatz mit wenigen Autos und spärlicher Bepflanzung.

Brake: Gewerbesteuerbescheid wird digital

[29.10.2024] Die Stadt Brake (Unterweser) ist die erste Kommune Niedersachsens, die Gewerbesteuerbescheide digital über ELSTER versendet. Das Pilotprojekt von Axians Infoma und KDO zeigt, wie medienbruchfreie Verwaltungsprozesse die Verwaltung, aber auch die Steuerpflichtigen selbst entlasten können. mehr...

Aktuelle Temperaturverteilung in Frankfurt (Tag und Nacht)

Frankfurt am Main: Erweiterung für die Urbane Datenplattform

[28.10.2024] Die Stadt Frankfurt am Main hat ihre Urbane Datenplattform weiterentwickelt, diese ermöglicht jetzt auch den Zugang zu Echtzeitdaten über die Lufttemperatur. Die Plattform setzt auf die Smart-City-Lösung von ekom21, um Umwelt- und Klimadaten öffentlich zugänglich zu machen und um sich besser für anstehende Klimaveränderungen zu rüsten. mehr...