BremenDigitaler Zwilling
Die Stadtgemeinde Bremen steht in den kommenden Jahren vor großen ökologischen, infrastrukturellen und sozialen Herausforderungen. Die schnelle und einfache Verfügbarkeit aktueller Informationen über die Stadt erweist sich dabei als Voraussetzung für die Gestaltung der modernen Kommune. Um dieser Herausforderung gewachsen zu sein, arbeitet das Landesamt GeoInformation derzeit an einer 3D-Modellierung und -Visualisierung der gesamten Stadt – an einem so genannten digitalen Zwilling (wir berichteten).
Durch die Verknüpfung des digitalen Zwillings mit weiteren Fachdaten kann Bremen stadtgestalterische, soziale, wirtschaftliche und ökologische Veränderungen besser analysieren und auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren. Der Auf- und Ausbau eines virtuellen Klons ist dabei als ein System von Systemen zu verstehen, in dem die Daten der Stadt zusammengeführt und über standardisierte Schnittstellen interoperabel für die verschiedensten Anwendungen bereitgestellt werden. Trotz der großen Menge der Daten und deren Komplexität beschleunigt die Zusammenführung die Entscheidungsprozesse, macht sie transparenter und bietet die Gewähr, alle notwendigen Aspekte erkannt und berücksichtigt zu haben.
Vorteilhafte Datennutzung
Daher hat sich das Landesamt GeoInformation Bremen für den Aufbau eines Kompetenzzentrums Digitaler Zwilling entschieden. Um diese vorteilhafte Art der Datennutzung erfolgreich zu etablieren, ist es wesentlich, dass das Vorgehen von weiteren Ressorts und Abteilungen, Ämtern und Betrieben aufgegriffen und die jeweils intern erforderlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Das Kompetenzzentrum soll sich zum zentralen Ansprechpartner für Fragen zur Bereitstellung und Nutzung städtischer Daten entwickeln. Dabei sollen unter anderem Informationen über standardisierte Schnittstellen des digitalen Zwillings bereitgestellt, weitere Daten aus den Systemen von Fachbehörden, Betrieben und Dritten integriert und Bedarfsworkshops mit diesen durchgeführt werden.
Den ersten Schritt, den das Landesamt beim Aufbau eines digitalen Zwillings erreicht hat, ist, die bisherige Zweidimensionalität in Form von klassischen Kartenwerken (Liegenschaftskarten, Stadtgrundkarten oder topografischen Karten) in eine Dreidimensionalität zu überführen: Auf einer eigenen Website stellt das Landesamt über eine Plug-in-freie Web-Kartenlösung sein neues 3D-Stadtmodell zur Verfügung. 260.000 digitale Gebäudemodelle können aus der Perspektive eines Vogels oder der eines Fußgängers erkundet werden. In Kombination mit den weiteren digitalen Kartenwerken, Luftbildern und Schrägaufnahmen ist ein hochauflösendes Abbild der Stadt Bremen entstanden, das auch von der breiten Öffentlichkeit genutzt werden kann. Mit dieser Web-Anwendung sollen auch die Bürgerinnen und Bürger von den digitalen Daten des Landesamts profitieren.
Verschiedenste Tools
Grundlage der Anwendung sind digitale Luftbilder und Punktwolken aus der Befliegung Bremens vom April 2019. Neben verschiedensten Tools wie Adresssuche über Straße/Hausnummer, Zeichnen, Messen und PDF-Export können Schattenwürfe von Gebäuden zu jeder Tages- und Jahreszeit simuliert und Sichtbarkeitsanalysen durchgeführt werden.
Innerhalb der Web-Karte können mithilfe des Planungsmoduls stadtplanerische Entwürfe und Architekturentwürfe direkt in das 3D-Stadtmodell integriert werden. Über eine Schnittstelle können Nutzer verschiedene Formate importieren, um ihre Planungen zu visualisieren. Neben der reinen Darstellung stehen zudem die Tools der Web-Karte wie Sichtbarkeitsanalysen, Schattenwurfsimulationen und Messfunktionen zur Verfügung. Dazu sind weder weitere Software noch besonderes Fachwissen erforderlich. Die Planungen können, zusammen mit Projektbeschreibungen, bei Bedarf veröffentlicht oder bestimmten Personengruppen zugänglich gemacht werden. Dadurch erhöhen sich die Flexibilität und Transparenz im Stadtplanungsprozess. Bedarfsorientiert können bauliche Veränderungen aufgezeigt und die Öffentlichkeit in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden.
Greifbare Gebäude
Das flächendeckende 3D-Stadtmodell ist nicht nur digital, sondern auch in Form eines 3D-Drucks verfügbar. Mit dem Fused-Deposition-Modeling-Verfahren, bei dem die Modelle schichtweise über einen Druckkopf mit geschmolzenem Material, vergleichbar mit einer Heißklebepistole, aufgetragen werden, entstehen aus den digitalen Modellen innerhalb weniger Stunden greifbare Gebäude. Mithilfe dieser können beispielsweise Solardachpotenziale anschaulich dargestellt werden. So werden die gedruckten Gebäude bereits als Anschauungsobjekte auf Messen genutzt.
Als einer der nächsten Schritte beim Ausbau des digitalen Zwillings der Stadtgemeinde Bremen sind mehrwertige übergreifende Anwendungen mit anderen Fachbehörden geplant. Es geht um Fragen zur Stadtentwicklung, zum Hochwasserschutz, zur Kampfmittelräumung und zur Grün- und Verkehrsplanung. Des Weiteren werden zu vorhandenen und neuen IT-Verfahren gemeinsam Schnittstellen definiert, um die Anbindung an den digitalen Zwilling sicherzustellen. Es wird zudem eine Data Governance entwickelt, darunter die Erarbeitung von Vorgaben über die ordnungsgemäße Verwaltung der digitalen Daten.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe September 2020 von Kommune21 im Schwerpunkt Geodaten-Management erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder abonnieren.
Friedrichshafen: Baustellenportal sorgt für Überblick
[19.12.2024] Nachrichten über Baustellen und deren Auswirkungen auf den Verkehr bietet die Stadt Friedrichshafen jetzt gebündelt auf einer Onlineplattform an. Eine digitale Karte verschafft außerdem einen schnellen Überblick. mehr...
Bernkastel-Wittlich: Öffentliches Geoportal
[17.12.2024] Ein öffentliches Geoportal hat der Kreis Bernkastel-Wittlich eingerichtet. Interessierte finden hier eine Vielzahl von Karten und Daten, darunter Bebauungspläne, Katasterinformationen, Umwelt- und Naturschutzdaten oder Daten zu erneuerbaren Energien und Schulen sowie statistische Informationen. mehr...
Geodaten: Klimakarte für den Kreis Kleve
[17.12.2024] Ein neues digitales Angebot verdeutlicht den möglichen Einfluss von Klimaereignissen wie Starkregen im Gebiet des Kreises Kleve. Die Klimakarte ist auch auf Mobilgeräten zugänglich. Sie liefert wichtige Daten etwa für die Bauplanung. mehr...
Digitaler Zwilling: Die Zukunft visualisieren
[16.12.2024] Entgegen ihres Namens sind Urbane Digitale Zwillinge (UDZ) nicht nur etwas für Großstädte. Das zeigt das Projekt TwinBY: Es umfasst unter anderem einen Metadatenkatalog, der die Replikation erfolgreicher UDZ-Anwendungen durch andere Kommunen ermöglicht. mehr...
Digitaler Zwilling: Mehr als eine Kopie
[13.12.2024] Mit dem Digitalen Zwilling Sachsen soll ein intelligentes, räumliches Abbild des Freistaats entstehen, das auch den kleineren Städten und Gemeinden eine fundierte Entscheidungsgrundlage liefert – sei es durch Visualisierungen, Echtzeitdaten oder Zukunftsszenarien. mehr...
Magdeburg: Stadtplanung mit HAL-Plan
[09.12.2024] Die von der Stadt Halle (Saale) entwickelte Smart City Software HAL-Plan ermöglicht unter anderem eine Stadtplanung im 3D-Modell. Künftig kommt das Flächenmanagement- und Planungstool auch in Magdeburg zum Einsatz. mehr...
Berlin: Alle Parkplätze im Blick
[06.12.2024] Die Berliner Senatsverwaltung hat erstmals einen digitalen Datensatz für das gesamte Stadtgebiet veröffentlicht, der über 1,2 Millionen öffentliche Parkplätze erfasst. Ziel ist eine bessere Verknüpfung von Verkehrs- und Luftreinhalteplanung. Entwicklungspartner ist Materna-Tochter TraffGo Road. mehr...
Völklingen: Stadtwerke stellen Geo-Informationssystem bereit
[02.12.2024] Die Stadtwerke Völklingen Netz haben der Freiwilligen Feuerwehr jetzt ein speziell aufgerüstetes Tablet überreicht, das den Zugriff auf das firmeneigene Geo-Informationssystem ermöglicht. Einsätze sollen so effizienter koordiniert werden. mehr...
Magdeburg: Virtueller Weihnachtsmarktbesuch in 3D
[29.11.2024] Die Landeshauptstadt Magdeburg startet mit digitalem 3D-Modell ihres Weihnachtsmarkts in die Adventszeit. Das Modell soll Besucherinnen und Besuchern einen Vorab-Eindruck liefern und so den Weihnachtsmarktbesuch noch komfortabler machen. mehr...
Digitale Zwillinge: Denkimpuls der Initiative D21
[27.11.2024] Einen neuen Denkimpuls hat die Initiative D21 vorgestellt. Dieser befasst sich mit der Nachhaltigkeit Digitaler Zwillinge, gibt Handlungsempfehlungen und stellt die Nutzungsmöglichkeiten in der Praxis vor. mehr...
ITK Rheinland: Erfolgreiche ALKIS-Migration
[25.11.2024] Mit Erfolg hat die ITK Rheinland die ALKIS-Migration zu GeoInfoDok 7 abgeschlossen. Von den Neuerungen – medienbruchfreier Datenaustausch, erweiterte Datenverfügbarkeit – profitieren die Stadt Düsseldorf, der Rhein-Kreis-Neuss und die Stadt Mönchengladbach. mehr...
Kreis Bad Dürkheim: GIS erweitert
[22.11.2024] Der Landkreis Bad Dürkheim hat jetzt sein Geo-Informationssystem um planungsrelevante Daten speziell für Architekten und Bauherren erweitert. mehr...
Katastrophenschutz: KI generierte 3D-Stadtkarten
[08.11.2024] Ein neues KI-System der Universität der Bundeswehr München erstellt aus Radarbildern dreidimensionale Stadtkarten. Diese Technologie könnte bei Naturkatastrophen schnelle Lageeinschätzungen ermöglichen. mehr...
Disy/Ionos: Datensouveräne Umgebung
[07.10.2024] Das Karlsruher Unternehmen Disy Informationssysteme und der Cloudanbieter Ionos haben eine Kooperation gestartet, um innovative und datenschutzkonforme Software-as-a-Service-Lösungen anzubieten. mehr...
Koblenz: Geoportal in dritter Dimension
[01.10.2024] Die Stadt Koblenz hat ihr Geoportal um dreidimensionale Darstellungen erweitert. Neben dem objektbasierten 3D-Stadtmodell gibt es die fotorealistische Ansicht. mehr...