Spiegelau-FrauenauDigitales Dorf
In dem Projekt „Digitales Dorf Spiegelau-Frauenau“ wird aktuell erprobt, wie Digitalisierung gerade in den ländlichen Räumen Bayerns helfen kann, die täglichen Herausforderungen besser zu bewältigen. Dabei steht der Mensch im Zentrum. Mithilfe von digitalen Instrumenten soll es gelingen, einen Mehrwert zu generieren, der unmittelbar an den jeweiligen Lebenssituationen der Menschen ansetzt und den Bürgern in Spiegelau und Frauenau direkt zugutekommt.
Digitale Instrumente an sich sind nichts Neues. Im Projekt wird deshalb ein vernetzter Ansatz verfolgt, der zahlreiche Lebensbereiche erfasst und verbindet. Das „Digitale Dorf“ bildet das gemeinsame Dach für vielfältige Teilprojekte, die jeweils gemeinsam mit dem Technologiecampus der Hochschule Deggendorf in Grafenau entwickelt werden und hier nur exemplarisch vorgestellt werden können.
Medizinische Versorgung
In dem vom Bayerischen Gesundheitsministerium geförderten Projekt „MeDiLand – Medizin Digital zur Verbesserung der Versorgung auf dem Land“ soll dem Haus- und Fachärztemangel in den ländlichen Räumen entgegengewirkt werden. Auf Basis des VERAH-Konzepts, welches ursprünglich von Ärzten erbrachte Leistungen an medizinisch qualifiziertes Fachpersonal delegiert, wird es künftig mithilfe von digitaler Ausstattung möglich sein, Vitaldaten an die Hausarztpraxis zu übertragen, ohne dass der Hausarzt vor Ort sein muss. Durch eine gleichzeitige Vernetzung mit den Kliniken der ersten und zweiten Stufe sowie dem Universitätsklinikum Regensburg werden zudem medizinische Leistungen mit hohem Qualitätsstandard auch in den digitalen Modelldörfern lokal verfügbar gemacht.
Digitale Klassenzimmer
Im Teilbereich Schule sollen schrittweise digitale Klassenzimmer in den Grundschulen der beiden Modelldörfer etabliert werden. Hierzu wurden im ersten Schritt sämtliche Klassenzimmer und Unterrichtsräume mit modernen Glasfaserleitungen verkabelt. In einem zweiten Schritt erfolgte die Ausstattung der Klassenzimmer mit zeitgemäßer IT und WLAN-Hotspots. Darüber hinaus befindet sich derzeit eine Schulplattform im Aufbau, die neben dem Dokumentenaustausch auch eine direkte Kommunikation zwischen Eltern und Lehrkräften ermöglicht. Die neue digitale Ausstattung geht mit dem an die neuen Angebote angepassten digitalen Medienkonzept der beiden Grundschulen einher. Hier wird ein Schwerpunkt auf das Thema Medienkompetenz gelegt.
Elektronische Bürgerservices
In den beiden Modelldörfern befinden sich bereits seit Längerem Bürgerserviceportale im Einsatz, die zahlreiche Behördengänge obsolet machen. So lassen sich beispielsweise Meldebescheinigungen, Wahlunterlagen oder verschiedene Urkunden online von zu Hause aus anfordern. Auch die Wasserzählerstände können der Kommune über das Portal mitgeteilt werden. Mithilfe des sicheren Dialogs können die Bürger in der Gemeinde Spiegelau künftig auch weitere Unterlagen und Anträge online einreichen. Die bestehenden Services sollen in einem zweiten Schritt um die Angebote der Landratsämter erweitert werden. Bei der Gemeinde Frauenau befindet sich darüber hinaus eine Bauhof-Applikation in der Erprobung. Mithilfe dieser App können Bürger Schadenssituationen, die sie in der Gemeinde beobachten, via Smartphone melden. Auch für den Bereich der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung werden aktuell digitale Lösungen entwickelt. So wird neben der flächendeckenden Erstellung digitaler Leitungskataster eine Möglichkeit für Bürger geschaffen, mittels eines zeitlich befristeten Zugangs direkt auf die sie betreffenden Ausschnitte der jeweiligen Kataster zuzugreifen. Notwendige Spartenauskünfte werden so deutlich beschleunigt und vereinfacht.
Rufbus für mehr Mobilität
Die besondere Struktur von Spiegelau mit insgesamt 33 Gemeindeteilen erfordert auch neue Formen der Mobilität, um dauerhaft allen Generationen Zugang zu Nah- und medizinischer Versorgung zu ermöglichen. Im September 2018 wurde vor diesem Hintergrund ein neues Rufbussystem etabliert, welches sämtliche Gemeindeteile mit dem Hauptort und der dortigen Infrastruktur verbindet. In den kommenden Monaten wird eine App programmiert, die neben der Online-Buchbarkeit auch die Routenführung des neuen Rufbusses angepasst an die jeweilige Buchungssituation optimieren soll.
Dahoam 4.0
Die Teilprojekte im „Digitalen Dorf Spiegelau-Frauenau“ werden auf der gemeinsamen Plattform Dahoam 4.0 zusammengefasst. Die Bürger der beiden Modelldörfer sollen alle verfügbaren digitalen Angebote auf einer zentralen Plattform abrufen können.
Um einen möglichst niedrigschwelligen Zugang zum Thema Digitalisierung für alle Generationen zu schaffen, werden im Rahmen des Teilprojekts BLADL (Besser leben im Alter durch digitale Lösungen) praxisnahe Schulungen im Bereich Medienkompetenz angeboten. Senioren können so mehr Sicherheit im Umgang mit digitalen Angeboten entwickeln.
Passgenaue Angebote
Die wichtigste Basis für den großen Erfolg des Projekts bildet eine intensive und ergebnisoffene Bürgerbeteiligung. Ziel ist es dabei nicht, eine 100-Prozent-Digitalisierung um jeden Preis durchzusetzen und den Bürgern schmackhaft zu machen. Vielmehr können diese im Rahmen des Beteiligungsprozesses das Tempo der Digitalisierung mitbestimmen und die jeweiligen neuen Angebote entsprechend ihrer Bedürfnisse frei gestalten und entwickeln. Mit dieser Methodik ist es den Modellkommunen in den vergangenen beiden Jahren wiederholt gelungen, passgenaue und zielgruppenorientierte Angebote zu schaffen, die bei den Bürgern auf hohe Akzeptanz stoßen.
Dank des vernetzten Ansatzes erhält das „Digitale Dorf Spiegelau-Frauenau“ Bekanntheit weit über die Gemeinde- und Landkreisgrenzen hinaus. Aufgrund des großen Erfolgs ist vorgesehen, das Projekt um weitere zwei Jahre zu verlängern.
http://www.dahoamvier.de
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Februar 2019 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Potsdam: Fachbereichsleiterin für E-Government bestätigt
[12.11.2024] Potsdams Stadtverordnete haben Melitta Kühnlein als neue Leiterin des Fachbereichs E-Government bestätigt. Kühnlein ist seit Anfang 2021 in leitender Funktion im IT-Bereich der Stadtverwaltung tätig. mehr...
Baden-Württemberg: Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet
[11.11.2024] Der Landtag von Baden-Württemberg hat jetzt eine Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet, die Kommunen in administrativen Abläufen entlastet und die finanzielle Berichterstattung vereinfacht. mehr...
Hannover: Fonds für digitalen Fortschritt
[30.10.2024] Hannover setzt mit einem 48-Millionen-Euro-Digitalisierungsfonds auf die umfassende Modernisierung seiner Verwaltungsprozesse. Ziel ist ein digitales Rathaus, das Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen effiziente, benutzerfreundliche Services bietet. Die IT-Strategie umfasst dazu digitale Souveränität und Kosteneffizienz. mehr...
Digitalisierung: Dresdner Forderungen 2.0
[22.10.2024] Die Fachgruppe Verwaltungsinformatik der Gesellschaft für Informatik hat 20 Thesen zum digitalen Wandel formuliert. Die Forderungen zielen darauf ab, die Verwaltung effizienter, zukunftssicherer und bürgerfreundlicher zu machen. mehr...
Liechtenstein: Mit Pragmatismus und Agilität
[14.10.2024] Liechtenstein hat auf dem Weg zum Smart Country bereits eine beeindruckende Entwicklung zurückgelegt. Das ist nicht zuletzt vielen mutigen Entscheidungen und einer gehörigen Portion Pragmatismus geschuldet. mehr...
Smartes Rhein Main 2030: Gemeinsame Vision
[02.10.2024] Eine gemeinsame Vision für ein smartes Rhein-Main-Gebiet haben die Städte Frankfurt am Main, Wiesbaden und Darmstadt erarbeitet. Im Interview erklären die CIOs Eileen O’Sullivan, Maral Koohestanian und Holger Klötzner, was konkret geplant ist. mehr...
Deutscher Landkreistag: Achim Brötel ist neuer Präsident
[11.09.2024] Der Deutsche Landkreistag (DLT) hat einen neuen Präsidenten gewählt: Achim Brötel, Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, tritt die Nachfolge von Reinhard Sager an, der das Amt zuvor zehn Jahre lang innehatte. mehr...
Essen: Charta Digitale Ethik verabschiedet
[04.09.2024] In ihrer Charta Digitale Ethik hat die Stadt Essen die Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Technologien in der Stadtverwaltung festgelegt. Das soll insbesondere für einen ethisch verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz sorgen. mehr...
Ulm: Innovationsmotor gestartet
[23.08.2024] Um ihre Digitale Agenda mit kreativen Köpfen aus der Region umzusetzen, hat die Stadt Ulm den Innovationsmotor gestartet – einen Ideenwettbewerb insbesondere für junge Unternehmen. Runde eins hat der digitale Begleiter für Angsträume gewonnen. mehr...
Markt Postbauer-Heng: Digitalisierung ist kein Privileg der Metropolen
[08.08.2024] Auch kleine Kommunen sind in der Lage, bürgernahe digitale Lösungen zu implementieren, wie das Beispiel des Marktes Postbauer-Heng zeigt. Um die Entstehung digitaler Insellösungen zu vermeiden, wurde die Zukunftskommission #Digitales Bayern 5.0 ins Leben gerufen. mehr...
Petershagen: Mit OWL-IT in die digitale Zukunft
[02.08.2024] Gemeinsam mit dem IT-Dienstleister OWL-IT hat die Stadt Petershagen nun den Startschuss für die Erarbeitung einer umfassenden Digitalstrategie gegeben. mehr...
Bayern: Land unterstützt Digitalisierung der Kommunen
[16.07.2024] Bayerns Digitalminister sieht die konsequente Digitalisierung der Verwaltung als wichtige Möglichkeit, um den künftigen Ruhestand der Babyboomer-Generation und den dadurch entstehenden Fachkräftemangel zu kompensieren. Es gelte, die Potenziale von Standardisierung, Zentralisierung und KI zu nutzen. mehr...
Interview: Wir brauchen eine Dachmarke
[15.07.2024] Peter Adelskamp ist Chief Digital Officer (CDO) in Essen und dort zugleich Fachbereichsleiter Digitale Verwaltung. Im Gespräch mit Kommune21 berichtet er von seiner Arbeit in Essen und dem dortigen Stand der Digitalisierung. mehr...
eGovernment Benchmark 2024: Nutzerzentrierung ist der Schlüssel
[08.07.2024] Laut dem jüngsten eGovernment-Benchmark-Report der Europäischen Kommission haben die europäischen Staaten bei der Bereitstellung digitaler Behördendienste stetige Fortschritte gemacht. Raum für Optimierungen gibt es insbesondere bei grenzüberschreitenden Diensten und bei Dienstleistungen, die von regionalen und kommunalen Behörden erbracht werden. mehr...
Schleswig-Holstein: Kommunale Open-Data-Projekte gefördert
[05.07.2024] Wirtschaft und Forschung profitieren von offenen Daten, können zu mehr Transparenz beitragen und dadurch Bürgernähe schaffen. Das Land Schleswig-Holstein fördert ab sofort bis 2027 kommunale Projekte zur Anbindung an das landesweite Portal für offene Daten. mehr...